Mikro-Forum
Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Fahrenheit am Januar 04, 2015, 09:23:40 Vormittag
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Liebe Pflanzenfreunde
Hinweis: der unten genannte kleine Fund bezog sich auf einen vermuteten Pilzbefall. In der Diskussion des Beitrags hat sich dank der Unterstützung der Kommentatoren herausgestellt, dass es sich um schuppenförmige Trichome handelt. Dafür allen Beteiligten herzlichen Dank!
Ich habe den Ursprungstext hier entsprechend angepasst und kommentiert. (05.01.2015)
Fortschreibung des Beitrags:
- Wedelstiel: siehe unten :)
- Fiederblatt: siehe hier (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=21858.msg163878#msg163878)
- Wurzel: siehe hier (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=21858.msg164683#msg164683)
- Spross: siehe hier (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=21858.msg168975#msg168975)
In unserem Haus fristen einige Goldfruchtpalmen (Dypsis lutescens) ein bescheidenes Dasein in einem gemeinsamen Topf. Den Stiel eines Wedels habe ich mir zum Auftakt des neuen Jahres vorgenommen - nicht ohne wieder einen kleinen Fund zu machen.
Bild 1: Die Goldfruchtpalme als Topfpflanze
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_1350146.jpg)
Aufnahme aus Wikipedia, User "Mokkie" unter CC BY-SA 3.0 (Februar 2014). Unsere eigene Pflanze ist gerade in einem nicht sehr fotogenen Zustand: sie hatte zu wenig Wasser ... ;)
Die Goldfruchtpalme ist eine in Madagaskar beheimatete Palmenart aus der Familie der Palmengewächse (Arecaceae) in der Ordnung der Palmenartigen (Arecales). Die Art wurde 1878 vom deutschen Botaniker Hermann Wendland als Chrysalidocarpus lutescens erstmalig beschrieben. Wie einige andere madagassische Gattungen wurde die monotypische Gattung Chrysalidocarpus 1995 von Henk Jaap Beentje und John Dransfield in ihrem Werk Palms of Madagascar als D. lutescens in die Gattung Dypsis gestellt.
Das Art-Epipethon "lutescens" (lat.) bedeutet "gelbwüchsig".
Bild 2: Ausgewachsene Pflanzen auf Hawaii
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_49955408.jpg)
Aufnahme aus Wikipedia, User Forest & Kim Starr, unter CC BY-SA 3.0 (24.01.2007)
Während die Goldfruchtpalme an ihrem natürlichen Standort zumindest stark gefährdet ist, sie ist die am häufigsten verkauften Zimmerpalme und wird in großem Stil gezogen. Im Gartenfachhandel findet man sie oft als Areca lutescens, der Name ist jedoch kein gültiges Synonym.
Dypsis lutescens ist ein Endemit Ost-Madagaskars, sie wächst auf sandigen Flussbänken und in Lichtungen feuchter Wälder und ist somit "nasse Füße gewohnt". Ihr natürliches Habitat ist klein und besteht nur noch aus mehreren isolierten Standorten, die durch die Ausweitung der Landwirtschaft gefährdet sind.
Die Goldfruchtpalme ist mehrstämmig, ihre schlanken Stämme erreichen bei einem Durchmesser von nur 5 bis 12 cm eine Höhe von bis zu 10 m. Die jüngeren Stammabschnitte sind dunkelgrün bis gelb oder orange. Die Farbe ist dabei abhängig von der Lichtintensität am Standort: ist diese hoch, wird färbt sich der Stamm gelb und schließlich orange. Die Blattnarben der abgestorbenen Blätter bilden im unteren Bereich des Stammes ein dichtes, ringförmiges Muster. Die Krone ist bis vier Meter breit und 3,3 Meter hoch. Eine ausgewachsene Stammgruppe kann so eine Höhe von 12 m und eine Breite von 6,5 m erreichen. Der Kronenschaft ist rund einen Meter lang, gräulich grün bis fast silbergrau und an der Basis leicht erweitert.
Junge Pflanzen zeigen nach einer Weile an Spross und Blattstiel (Petiolus) charakteristische braune, lappige Trichome von etwa 200 bis 400 µm Durchmesser. Diese verschwinden mit dem Altern der Pflanze wieder
Bild 3: Makro von einem jungen Wedel
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_36410781.jpg)
Die Wedel sind 1,8 bis 2,4 m lang, schmal eiförmig und gebogen. Die Krone eines Stammes trägt sechs bis 8, manchmal auch 10 Wedel, deren Blattstiele gut 60 cm lang sind. Dies gilt auch für die dünnen und schmal-lanzettlichen, gelbgrünen bis dunkelgrünen Fiederblättchen. Jeder Wedel trägt 80 bis 100 Fiederblättchen, die in einem 40°-Winkel von der Rhachis ab stehen und so die deutliche V-Form der Wedelspreite bilden. Blattstiel und Rhachis sind hell grün bis fast orange, ebenfalls abhängig von der Lichtintensität.
Bild 4: Blütenstand der Goldfruchtpalme
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_5021649.jpg)
Aufnahme von Ian Edwards, www.pacsoa.org.au
Die Blütenstandsstiele sind hängend, verzweigt und entspringen unterhalb des Kronenschafts. Sie tragen gelbe Blüten, aus denen sich eiförmige Früchte entwickeln. Diese sind ca. 2,5 cm lang und in reifem Zustand gelb-orange bis bis purpur gefärbt.
Bild 5: Früchte der Goldfruchtpalme
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_51583320.jpg)
Aufnahme von Ian Edwards, www.pacsoa.org.au
Kurz zur Präparation:
Geschnitten habe ich den frischen Wedelstiel freistehend auf dem Zylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK-Klingenhalter. Die Schnittdicke der hier gezeigten Querschnitte beträgt ca. 50 µm.
Anschließend wurden die Schnitte für ca. 40 Minuten in AFE fixiert. Zwischenzeitlich habe ich einige Aufnahmen von den frischen, ungefärbten Schnitten gemacht.
Nach der Fixierung habe ich stufenweise in Aqua dest. überführt.
Gefärbt habe ich mit W3Asim II nach einem Rezept von Rolf-Dieter Müller. Entsprechende Arbeitsblätter können im Downloadbereich der MKB-Webseite (http://www.mikroskopie-bonn.de/downloads/index.html#a15) herunter geladen werden. Eine ausführliche Beschreibung der Färbung findet sich hier (http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/index.html#a754).
Eingedeckt sind die Schnitte - nach gründlichem Entwässern in reinem Isopropanol - in Euparal.
Und noch ein wenig zur Technik:
Alle Aufnahmen auf dem Leica DME mit den 5x und 40x NPlanen sowie den 10x und 20x PlanApos. Die Kamera ist eine Canon Powershot A520 mit Herrmannscher Okularadaption. Zur Zeit nutze ich ein Zeiss KPL 10x, das mit den Leica-Objektiven sehr gut harmoniert. Die Steuerung der Kamera erfolgt am PC mit PSRemote und der Vorschub manuell anhand der Skala am Feintrieb des DME.
Alle Mikroaufnahmen sind mit Zerene Stacker V1.04 (64bit) gestackt. Die anschließende Nachbereitung beschränkt sich auf die Normalisierung und ein leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinern auf die 1024er Auflösung (alles mit XNView in der aktuellen Version). Bei stärker verrauschten Aufnahmen lasse ich aber auch mal Neat Image ran.
Nun aber zu den Schnitten!
Bild 6: Makro vom Wedelstiel mit der Schnittführung
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_29534679.jpg)
Auffällig sind die schwärzlichen Flecken auf dem Wedelstiel, da werden wir nachher noch einmal genauer hin sehen. Zunächst aber werfen wir einen Blick auf die Anatomie der Probe.
Bild 7: Makro von einem mit W3Asim II gefärbten Schnitt
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_19041329.jpg)
Die Übersichtsaufnahme lässt schon einige grundlegende Dinge erkennen: die Goldfruchtpalme gehört wie alle Arecales zu den Monokotyledonen und zeigt auch im Wedelstiel deren typische Struktur: eingebettet im Parenchym liegen viele einzelne Leitbündel unterschiedlicher Größer und unterschiedlichen Alters. Wächst die Pflanze, werden einfach neue Leitbündel zu den bestehenden alten gebildet. Ein sekundäres Dickenwachstum wie bei den Dikotyledonen ist somit nicht zu beobachten.
Der Querschnitt des Wedelstiels ist leicht herzförmig, wobei die abgeflachte Seite (hier oben) zum Spross zeigt. Auffällig ist die V-förmige Anordnung der Leitbündel, diese entsteht durch die Art, wie der Wedel mit dem Spross verwachsen ist: der dünne Blattgrund umfasst den gesamten Spross und aus ihm bildet sich der dann vom Spross abstehende Wedelstiel (Blattstiel, Petiolus).
Wer genau hin schaut, erkennt auf etwa 4 und 8 Uhr eine dunkle Stelle auf der Epidermis. Jeweils eines der Trichome aus Bild 6 im Querschnitt.
So, nun wird es mikroskopisch! Schauen wir uns den Aufbau des Wedelstiels etwas genauer an.
Bild 8a-c: V-förmige Anordnung der Leitbündel, Bild 8a ungefärbt, Bild 8c mit Beschriftung; Vergrößerung 50x, Stapel aus 26 bzw. 24 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_33440535.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_29340276.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_11848408.jpg)
Schön sind die unterschiedlich großen Leitbündel zu sehen, die in recht regelmäßiger Anordnung im Markparenchym liegen. Alle tragen mehr oder weniger massive Sklerenchymkappen, die um so stärker ausgeprägt sind, je näher die Leitbündel am Außenrand liegen.
Informationen zu den Abkürzungen im Bild 8c sowie den folgenden beschrifteten Bildern findet Ihr wie immer auf der Webseite des MKB: Tabelle mit den Kürzeln und den zugehörigen allgemeinen Erläuterungen (http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/index.html#a2409).
Bild 9a-c: Leitbündel am Außenrand des Wedelstiels, Bild 9a ungefärbt, Bild 9c mit Beschriftung; Vergrößerung 100x, Stapel aus 19 bzw. 23 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_35737921.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_47234670.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_2852357.jpg)
Während der frische, ungefärbte Schnitt in 9a die Chloroplasten in den Zellen des Rindenparenchyms gut erkennen lässt, ist es anhand der gefärbten Schnitte einfacher, die Struktur der Leitbündel zu sehen. Die Stabilität und Flexibilität des Wedelstiels ist ein Ergebnis der massiven festen Sklerenchymkappen, die im weichen Markparenchym eingebettet sind. Markparenchym und Rindenparenchym? Die Unterscheidung ist hier recht willkürlich. Ich hätte auch Markparenchym und Assimilationsparenchym sagen können, denn nur die Parenchymzellen vor dem äußersten Leitbündeln (und einige Ausnahmen an den Flanken der großen Leitbündel ...) verfügen über Chloroplasten und leisten so einen Beitrag zur Photosynthese. Die paar grünen Pünktchen sorgen übrigens auch für den für uns sichtbaren satt grünen Farbeindruck, wie er sich in Bild 6 darstellt.
Bild 10a-c: Das Rindenparenchym, Bild 10a ungefärbt, Bild 10c mit Beschriftung; Vergrößerung 400x, Stapel aus 15 bzw. 6 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_38428353.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_12562942.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_62175686.jpg)
Auch hier die erste Aufnahme vom frischen Schnitt mit den kräftig grünen Chloroplasten, die im fertigen Präparat nur noch als blasse Reste in den Parenchymzellen zwischen der Epidermis und der Sklerenchymkappe des darunter liegenden Leitbündels erkennbar sind. Hier ist auch die Cuticula gut zu sehen, die dieses Mal nur ganz schwach angefärbt ist.
Bild 11a,b: Ein Stoma in der Epidermis des Wedelstiels, Bild 11b mit Beschriftung, Vergrößerung 400x, Stapel aus je 8 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_18799034.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_24475652.jpg)
Man kann erahnen, dass sowohl die Innenwände des Spalts als auch die zum substomatären Interzellularraum (früher Atemhöhle) liegende Seite der Schließzellen von der Cuticula überzogen sind. Am inneren Ende des Spaltes sind kleine Cuticularhörnchen (CuH) zu erkennen und vor dem Spalt liegt ein kleiner Vorhof (VH).
Kehren wir noch einmal zu den Leitbündel zurück:
Bild 12a-e: Leitbündel aus dem Querschnitt des Wedelstiels, Bild 12a ungefärbt, Bilder 12d und e mit Thyllen und Bilder 12c und e mit Beschriftung, Vergrößerung 200x, Stapel aus 10, 8 und wieder 10 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_33183896.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_19844623.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_63162437.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_55308815.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_33160255.jpg)
Wie oben schon beschrieben, tragen die Leitbündel an beiden Seiten stark ausgeprägte Sklerenchymkappen. Auch sind sie von einer Leitbündelscheide aus hier ebenfalls rötlich angefärbten Zellen umgeben. Auffällig ist das aufgeteilte Phloem, das in mehreren "Kammern" - im Längsschnitt währen es Röhren - aus sklerenchymatischen Zellen liegt.
In den Bilder 12a und b erkennen wir am unteren rechten Rand des unteren Phloemstranges eine Abzweigung - sprich die Bildung eines weiteren Stranges. In den Bildern 12b und c zählen wir 5 Stränge, in den Bildern 12d und e 4.
Das Xylem wird aus einer großen Haupttracheiden gebildet, an die sich mehrere kleinere Tracheiden anschließen, die von einigen Zellen Xylemparenchyms umgeben sind. In den Bildern 12d und e können wir in die Tracheen (T) eingewachsene Thyllen (Thy) erkennen. Mit diesen verschließen Pflanzen verletzte Tracheen oder auch Tracheiden, um den Unterdruck und damit auch den Wassertransport von den Wurzeln zu den Stomata aufrecht zu erhalten.
Warum passiert das hier mitten im Wedelstiel? Eine größere äußere Verletzung war nicht erkennbar ... es könnte es sich um die "Stilllegung" alter, nicht mehr benötigter Bündel handeln. Ein Hinweis darauf bildet die Lage der Leitbündel mit Thylosen: sie liegen alle im Inneren des Wedelstiels und sind somit die Ältesten. Die Verteilung ist allerdings nicht regelmäßig, wie das folgende Bild erahnen lässt:
Bild 13: Thylosen im Wedelstiel, Aufnahme 8b mit entsprechender Beschriftung; Vergrößerung 50x, Stapel aus 24 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_18969913.jpg)
Nun also zu den Trichomen (hier vermutete ich zunächst einen Pilzbefall):
Bild 14: Vorweg noch einmal die Makroaufnahme vom Wedelstiel
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_30798165.jpg)
Bilder 15 a,b: Auflichtaufnahmen von den Flecken, Vergrößerung 50x (Stapel aus 38 Bilder) und 100x (Stapel aus 160 Bilder)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_65790292.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_18321700.jpg)
Wir erkennen lappige Strukturen, die auf der Cuticula zu sitzen scheinen. Es handelt sich um Pflanzenhaare (Trichome), die bei den Arten der Ordnung der Palmenartigen häufig und in vielen verschiedenen Formen vor kommen. Ungewöhnlich ist die Pigmentierung der Haare, die sie im Auflicht braunschwarz erscheinen lassen.
Der Nutzen dieser Trichome, die bei D. lutescens nur während einer kurzen Zeit an der jungen Pflanze zu finden sind, ist nicht entgültig erforscht. Man vermutet, dass sie die Reibung zwischen unterschiedlich schnell wachsenden Pflanzenteilen vermindern und an den Blättern ein leichteres Entfalten ermöglichen.
Nun wieder Schnittbilder:
Bild 16a,b: Ein beim Präparieren abgerissenes Thrichom in der Aufsicht, Bild 16b mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Stapel aus 29 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_6814260.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_50801049.jpg)
Auch hier wieder die lappige Struktur, die wir schon aus den Auflichtaufnahmen kennen. Im Bild noch die alte Beschriftung "FK" als Fruchtkörper.
Bild 17a,b: Ein Trichom im Querschnitt lässt den leicht eingesenkten Ansatz in der Epidermis erkennen; Vergrößerung 400x, Stapel aus 20 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_590657.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/162969_21854325.jpg)
Auch hier ist das Trichom noch fälschlich als FK für Fruchtkörper bezeichnet.
Zur Vermutung Pilzbefall schrieb ich anfänglich:
Aufklärung kann hier nur eine Färbung bringen, die die Chitinstrukturen des Pilzes spezifisch anfärbt. Eventuell hilft Baumwollblau (Lactophenol) weiter, leider habe ich den Farbstoff jedoch nicht. Vielleicht kennt aber einer von Euch den Pilz anhand seiner Fruchtkörper oder kann meine Theorie widerlegen? Über entsprechende Infos würde ich mich sehr freuen.
Die Vermutung eines Pilzbefalls wurde in der folgenden Diskussion erfolgreich widerlegt.
Schnitte vom Fiederblättchen und den anderen Pflanzenteilen bin ich ebenfalls schuldig geblieben, hier werde ich versuchen, nach zu liefern, zumal sich das Material sehr leicht schneiden lässt.
Vielen Dank fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.
Herzliche Grüße
Jörg
Edit: Korrektur Tracheen / Tracheiden auf Hinweis von Detlef - bedankt! :)
Edit: Tausch der Bilder von Blüte und Frucht der Goldfruchtpalme - vermutlich falsche Benennung der Art bei den zunächst gezeigten Aufnahmen aus der Wikipedia
Edit: Textänderung nach Widerlegung der Pilz-Hypothese
Edit: Wechsel Bilderhost
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Lieber Jörg,
schöner kann man das wirklich nicht machen – bin tief beeindruckt.
Alternativ zu Deiner Pilz-Theorie möchte ich auf diesen Beitrag verweisen:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=17587.0
Diese Dinger gibt es auch spießförmig, also Sternhaare mit nur zwei Zacken …
Viele Grüße,
Heiko
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Lieber Jörg,
das ist ja ein super Einstieg ins neue Jahr. Deine Dokumentation ist dir wieder Mal hervorragend gelungen.
Danke fürs zeigen und die viele Arbeit die so was macht.
Ich wünsche dir ein erfolgreiches, frohes neues Jahr 2015.
Liebe Grüße
Jochen
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Lieber Jörg,
Ich schliesse mich Jochen an wunderschoene Arbeit.
Danke fuers zeigen
Ich wünsche dir ein erfolgreiches, frohes neues Jahr 2015.
Liebe Grüße
Jan
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Lieber Jörg!
Da sind ja "epische" Fotos von Schnitten dabei! Sensationell!
Liebe Grüße
Franz
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Liebe Freunde,
vielen Dank für Euer Lob und die guten Wünsche zum neuen Jahr! Da hat sich die Arbeit ja gelohnt.
Zugegeben, ohne den Spaß, den mir das Ganze macht, würde es mir nicht so leicht fallen .... ;D
Lieber Heiko,
an Trichome (speziell Schuppenhaare) hatte ich auch kurz gedacht. Aber die sollten alle mehr oder weniger gleichförmig sein und auch gleichmäßig am Stiel verteilt sitzen.
Das ist aber nicht der Fall.
Bild 6 und 14 zeigen den Wedelstiel am unteren Ende, wo ich des größeren Durchmessers wegen (ca. 5 mm) geschnitten habe. Dort gibt es recht viele der schwarzen Flecken. Weiter oben, beim Übergang in die Wedelspreite (Bild 3) gibt es jedoch kaum bis keine Flecken.
Was die unregelmäßige Form angeht, sind die Bilder 15a & b der beste Beweis. 15b zeigt bei genauem Hinsehen aber noch mehr:
Bild 18: 15b mit Beschriftung
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163019_55126723.jpg)
Ich denke, die hellen Spuren rund um die Fruchtkörper weisen auf Pilzhypen hin, die im Gewebe verlaufen. Wenn man ganz genau hin sieht, erkennt man aber entlang dieser Spuren auch kleine bis kleinste braune Flecken. Für mich handelt es sich dabei um neu Fruchtkörper, die gerade "durchgebrochen" sind. Siehe dazu auch der nicht verkleinerte Ausschnitt im folgenden Bild:
Bild 19: Ein Ausschnitt links unterhalb des großen Fruchtkörpers im Original
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163019_26422855.jpg)
Pflanzenhaare schließe ich also aus.
@Alle
Heute Nachmittag waren wir in der Flora Köln, wo im Gewächshaus auch eine Goldfruchtpalme steht. Die Aufnahmen dazu möchte ich Euch nicht vorenthalten, auch wenn die Linse immer wieder etwas beschlagen ist: wir waren zu lange draußen unterwegs und leider haben die Kölner keinen Kamera/Brillenfön am Eingang ...
Bild 20: Der Kronenschaft eines etwa 5 cm durchmessenden Sprosses, der bereits eine Höhe (mit Krone) von ca. 4 Metern erreicht hat.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163019_38121571.jpg)
Hier ist gut zu sehen, wie der Blattgrund eines Wedels den Spross zunächst komplett umschließt (siehe Text zu Bild 7).
Bild 21: Der selbe Spross etwas tiefer
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163019_1211997.jpg)
Schön grün und mit den eingangs beschriebenen Ringen - den Ansatzpunkten der alten Blätter.
Bild 22: Noch weiter unten wachsen einige neue Sprosse nach
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163019_44843906.jpg)
Bild 23: Hoch hinaus
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163019_48611799.jpg)
Der höchste Stamm der Pflanze in der Flora erreicht etwa 6 Meter Höhe und ist im großen und ganzen genau so dick wie sein etwas kleinerer Nachfolger aus den Bildern 20 und 21.
Euch allen ein gutes neues Jahr und herzliche Grüße
Jörg
Edit: Wechsel des Bilderhosts
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Lieber Jörg,
ist ja schon alles gesagt und ich teile die Begeisterung! Nur eine Frage: wieso Tracheiden? Das sind doch typische Tracheen? OK, den Beweis müsste man mit Längsschnitten erbringen. Ich bin mir aber dennoch sicher.
Herzliche Grüße und Alles Gute für das Neue Jahr,
Detlef
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Lieber Detlef,
auch Dir vielen Dank, aber jetzt verunsicherst Du mich. :)
Ich dachte, Tracheen gibt es nur bei den hochentwickelten Dikotyledonen?
Ich meine aber auch, in einem Präparat ein Leitbündel mit Trennwänden (Leitertracheiden ?) gesehen zu haben.
Ich schaue noch mal durch und liefer ein Bild, wenn ich fündig geworden bin.
Herzliche Grüße
Jörg
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Hallo Jörg,
eine Wahnsinns-Arbeit! Aber an Pilze glaube ich nicht (kann mich durchaus irren). Schon gar nicht an Fruchtkörper (keine Sporen/Konidien).
Grüße
Martin
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Lieber Detlef,
ich muss passen: ich habe die Stelle wieder gefunden, aber es handelt sich um irgend einen Schnodder, der etwas unglücklich über den Tracheen / Tracheiden liegt.
Häufig findet man jedoch statt des einen großen Leitgefäßes mehrere kleinere nebeneinander:
Bild 24: Auf die Schnelle: Leitbündel mit Phloem und Xylem, Vergrößerung 400x, Stapel aus 4 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163024_53806110.jpg)
Zwischen den Gefäßen scheint es eine Art "Lücke" zu geben ? Tüpfel wohl nur nach außen zu den Zellen des Xylemparenchyms hin.
Was meinst Du?
Zwischenzeitlich habe ich auch einmal nachgelesen: Tracheen gibt es bei den Bedecktsamern, zu denen die Palmen mit Sicherheit gehören (Datteln sind halt Früchte ... :) )
Ich lag damit also falsch und danke Dir für Deinen Hinweis.
Die großen Gefäße wären also Tracheen und die kleineren Tracheiden? Das kann man wohl nur mit einem Längsschnitt prüfen.
Lieber Martin,
auch Dir vielen Dank!
Um was könnte es sich denn handeln, wenn es keine Pilze sind? Vielleicht sind die Fruchtköprer noch nicht ausgereift?
Hättest Du ggf. etwas Farbstoff, den Du mir für eine entsprechende Färbung überlassen könntest? Die eigentlichen Hyphen sollten ja im Inneren des Wedels zu finden sein.
Bei der Suche nach den Tracheen bin ich übrigens über einen Hinweis aus einem Skript der TU Dresden gestoßen: dort heißt es, dass das Ulmensterben durch von Pilzen angeregte Thylosen verursacht wird, mit denen sich die Ulme quasi selbst in einer überschießenden Abwehrreaktion das Wasser abdreht.
Das würde hier ja auch passen - siehe meine Vermutungen zu den Bildern 12a - e.
Euch beiden herzliche Grüße
Jörg
Edit: Wechsel des Bilderhosts
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Hallo Jörg,
ich schicke dir einen Artikel über die Morphologie/Anatomie von Palmsprossen. Da ist von epidermal hairs die Rede. Vielleicht schaust du mal, ob du da fündig wirst.
Baumwollblau habe ich leider nur nuch wenig, aber alle pilzlich interessanten Reagenzien bekommt man günstig bei http://www.myko-shop.de/epages/62834980.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/62834980/Products/ZChem/SubProducts/zchem-0100
Herzlich
Martin
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Lieber Martin,
herzlichen Dank! Ich habe auf die Schnelle mal die Bilder am Ende des Artikels geschaut und werde mich morgen mal einlesen.
Dann hätte Heiko mit seiner Vermutung ja doch Recht behalten.
Anbei noch zwei Bilder von meiner Pflanze:
Bild 25a,b: Makroaufnahmen vom Spross der Goldfruchtpalme
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/163035_15539494.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/163035_33139479.jpg)
Herzliche Grüße
Jörg
Edit: Wechsel des Bilderhosts
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Lieber Jörg,
ich hoffe, du kannst mehr damit anfangen als ich :-(
Grüße
Martin
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Lieber Jörg -
auch ich kann nur glauben und nicht wissen, gehöre aber der Pilzfraktion an. Ein wichtiges Indiz wären für mich die Veränderungen in den benachbarten Zellen der Epidermis. Auch sind die Pigment-Einlagerungen in den "Fruchtkörpern" (vielleicht sind es un- oder überreife Konidien-/Sporangienträger?) für Pflanzenhaare eher ungewöhnlich.
Hast du von diesem Schnitt auch ein ungefärbtes Präparat - evt. Fluoreszenzaufnahme?
Viele Grüße
Rolf
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Lieber Martin,
ich habe das pdf nun durch. Viel ist es ja nicht, da es darin hauptsächlich um das Wachstum verschiedener Palmsprösslinge geht. Es bleibt nicht viel mehr als der kurze Satz bezogen auf D. lutescens:
Hairs present; multicellular base.
Also: es gibt Haare und sie sind mit mehreren Zellen in der Epidermis verankert. Schaut man sich die entsprechenden Querschnitte an, würde das sogar passen.
Problematisch: ganz junge Sprösslinge zeigen diese braunen Flecken nicht. Die adulten Pflanzen auch nicht. Eine klare Aussage habe ich in der für mich erreichbaren Literatur und im Web nicht gefunden.
Lieber Rolf,
die Braunfärbung der Strukturen hat mich - neben der sehr unregelmäßigen Form der Exemplare in den Bilder 15a und b - auch auf den Gedanken Richtung Pilze gebracht.
Ein ungefärbtes Präparat habe ich leider nicht und mein DME verfügt nicht über eine Fluoreszenz-Einrichtung.
Allerdings findet sich bei www.palmeninfo.de:
Sie erreicht eine Höhe von bis zu 10 m und besitzt einen geringelten Stamm, der bei Jungpflanzen mit braunen Sprenkeln übersät ist.
Damit wird die Erklärung in Richtung Trichome schon wahrscheinlicher ...
@Alle:
Im Rahmen meiner Suche bin ich auch über die Webseite der Palm and Cycad Societies of Australia gestolpert (http://www.pacsoa.org.au/wiki/Main_Page). Es gibt dort zwar keine genauere Beschreibung zum Haar/Pilz - Problem, aber die dort gezeigten Bilder von den Blüten und Früchten der Goldfruchtpalme zeigen im Zusammenspiel mit den anderen hier gezeigten Aufnahmen von der Art, dass meine ersten Bilder zu Blüten und Früchten aus der Wikipedia wohl falsch benannt und zugeordnet waren. Ich habe sie nun ersetzt.
Außerdem habe ich dort einmal angefragt, wie es bei D. lutescens denn so mit den Haaren steht. Ich bin auf die Antwort gespannt und werde berichten.
Allen herzliche Grüße
Jörg
Edit: uups, da hat mich doch wieder meine Namensschwäche genarrt. Sorry Rolf. ist korrigiert.
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Lieber Jörg,
noch ganz schnell, bevor sich der Rentner zu Bett begibt: Die "Lücke" ist sicherlich ein zweiseitig behöfter Tüpfel, typisch zwischen Tracheen oder Tracheiden. Die kleinen Zellen mit den grünlichen Zellwänden sind Xylemparenchymzellen.
Du hast das richtig gelesen: Tracheen sind typisch für alle Angiospermen (evolutionärer Schritt bei der Evolution aus den Gymnospermen zu den Angiospermen). Und da die Monokotylen die "modernsten" Pflanzen dieser Unterabteilung der Spermatophyten repräsentieren, sind die Tracheen dort auch besonders ausgeprägt.
Herzliche Grüße
Detlef
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Lieber Detlef,
nochmals Danke und schlaf' gut! :)
Herzliche Grüße
Jörg
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Lieber Jörg,
hier gibt es in einer Galerie zwei Bilder von keimender/sprossender Dypsis: https://www.flickr.com/photos/chdeff_photos/7962629938/in/photostream/
eventuell muß man sich da durcklicken. Die jungen Sprosse haben ähnliche braune Sprenkel wie deine, zumindest aus der Ferne.
Grüße
Martin
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Lieber Martin, liebe Pflanzenfreunde,
danke für den Link! Ich hatte die beiden Bilder mit den Sprenkeln gestern schon in der Google-Bildersuche gefunden, als ich nach der Goldfruchtpalme und dem Phönix-Brandpilz gesucht habe. Das freigestellte Bild könnte ein mißgebildetes Pflanzenteil oder einen Keimling zeigen, das Zweite weiter hinten ist sicher eine Mißbildung. Leider gibt der Autor keine nähere Beschreibung.
Ich war zwischenzeitlich noch etwas weiter im Netz unterwegs und in vielen Pflanzenforen findet man Anfragen zur Goldfruchtpalmen, die plötzlich die bekannten schwarzen oder braunen "Flecken" entwickeln. Oft mit Bezug auf die Beschreibung bei Palmeninfo.de:
Die Dypsis lutescens (vormals Chrysalidocarpus lutestencs oder noch früher Areca lutescens genannt), die auch unter dem Namen Goldfruchtpalme bzw. Goldblattpalme bekannt ist, ist eine Fiederpalme, deren Heimat Madagaskar und die Komoren sind. Sie erreicht eine Höhe von bis zu 10 m und besitzt einen geringelten Stamm, der bei Jungpflanzen mit braunen Sprenkeln übersät ist. Sie bildet oft mehrere Stämme aus, was den Anschein einer kleinen Palmengruppe erweckt. Da sie zusätzlich auch oft in Gruppen steht, ist es nicht einfach zu sagen, um wieviele Pflanzen es sich handelt. Die Palmwedel mit den zahlreichen Fiedern hängen in eleganter Weise leicht über. Sie ist bei uns eine bekannte Zimmerpalme.
wird dann geantwortet, dass dies ein sicheres Merkmal für eine Dypsis lutescens und somit völlig normal sei.
Leider habe ich keinen Zugriff auf eine verlässliche, zitierfähige Quelle. Vielleicht hat aber einer der Mitleser Zugriff auf das folgende Buch:
The Palms of Madagascar
J. Dransfield & H. Beentje
Publisher: Royal Botanic Gardens (1995)
Language: English
ISBN-10: 0947643826
ISBN-13: 978-0947643829
Darin wurde die Goldfruchtpalme neu beschrieben und hat auch ihren heutigen Namen erhalten. Ich habe die Hoffnung, dass es in der Beschreibung auch einen Hinweis auf eventuelle Trichome gibt.
Allen vielen Dank und herzliche Grüße
Jörg
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Hallo Jörg,
das Buch habe ich nicht, aber die Beschreibung ist offen bar hier wiedergegeben:
http://www.palmweb.org/cdm_dataportal/taxon/dc763043-1b28-406e-b1b3-771c3616f674
Mir hilft es nicht, aber vielleicht dir?
Grüße
Martin
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Lieber Jörg,
die gewünschten Informationen habe ich Dir soeben als email zugesandt.
Herzliche Grüße
Detlef
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Liebe Freunde,
vielen Dank für die Links und Unterlagen! Nach Durchsicht der Texte und Bilder und unter Berücksichtigung meiner eigenen Funde im Netz deutet Alles darauf hin, dass es sich bei den Objekten um pigmentierte, mehrzellige Trichome handelt.
Heiko hatte mit seinem Hinweis im ersten Antwort-Posting also Recht!
Im Einzelnen liegen mir nun Hinweise aus der folgenden Literatur vor:
Dransfiled et al. "Genera Palmarum" zweite Auflage (2008) zu D. lutescens:
(leaf) sheath surface variously scaly and/or waxy or glabrous
Tomlinson et al. (2011) - "Anatomy of Palms" zu Trichomen an Palmen allgemein (S. 22 - 24):
Kurz zusammen gefasst: es gibt bei sehr vielen Palmenarten Trichome an Blattteilen und Spross. Dabei existiert eine große Formenvielfalt. Der Nutzen ist nicht klar belegt, ggf. dienen sie als "Gleitmittel" beim aneinander Entlanggleiten unterschiedlich schnell wachsender Pflanzenteile und/oder als "Trennmittel" für die eng gefalteten Blätter. Das Gebiet ist bei weitem nicht erschöpfend erforscht.
Vom Aufbau her sitzen meist einige Stielzellen leicht eingesenkt in der Epidermis, an denen sich eine schuppenförmiges, vielgestaltiges Konstrukt aus dünnwandigen Zellen entfaltet. Diese distalen Zellen überdauern oft nicht lange und fallen ab. Der Stiel bleibt länger erhalten.
Das passt natürlich sehr gut zu den von mir beschriebenen Strukturen an der D. lutescens.
Hier noch einmal herzlichen Dank an Herrn Prof. Schneckenburger, den Leiter des Botanischen Gartens der TU Darmstadt, der mit den oben genannten Literaturstellen ausgeholfen hat.
Die Beschreibung zu D. lutescens auf der von Martin genannten Seite geht auch nur kurz auf die Trichome ein, beruht aber wohl auf dem Text des von mir gesuchten Buches "The Palms of Madagascar":
... sheath yellowish with white waxy bloom, (28-) 39-60 cm, 11-15 cm diam., abaxially with dense scattered scales distally, adaxially orange and glabrous, with slight ligules (to 3 mm) or with rounded shoulders ...
Ich werde meinen Eingangsbeitrag heute Abend also entsprechend überarbeiten.
Wenn doch noch jemand Zugriff auf The Palms of Madagascar hat: ich würde mich sehr freuen.
Herzliche Grüße
Jörg
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Liebe Pflanzenfreunde,
nach einer kleinen Pause, die einem (für mich) neuen Verfahren geschuldet ist, geht es weiter mit einem Fiederblättchen der Goldfruchtpalme.
Fangen wir an mit Aufnahmen von den frischen und nach W3Asim II gefärbten Querschnitten eines Fiederblattes. Die Präparation entspricht dem im Eingangsposting des Threads beschriebenen Verfahren. Die Schnitte waren etwas problematisch, da die Möhre nicht hart genug war, um das derbe, aber sehr dünne Blatt zu halten. Styrodur wäre vermutlich besser gewesen.
Bild 26a,c: Mittelrippe, Bild 26a und b ungefärbt, Bild 26b mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Stapel aus 36 bzw. 12 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_58689256.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_24018847.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_16282112.jpg)
Wie immer bei Aufnahmen vom Frischmaterial sind in den ersten beiden Bildern die Chloroplasten sehr schön zu erkennen. Am unten Rand des Blättchens sehen wir einige Raphiden, die beim Schnitt aus ihrem Idioblasten geschoben wurden. Auffällig: auch im Xylemparenchym sind Chloroplasten zu erkennen.
Bild 27a,d: Die Blattränder, Bild 27a und b ungefärbt, Bild 27b mit Beschriftung. Bild 27d zeigt den Blattrand an der gegenüberliegenden Seite. Vergrößerung 200x, Stapel aus 14, 16 bzw. 25 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_65567240.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_10068780.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_37000542.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_26842786.jpg)
Trotz der recht großen Unterschiede in der Form der Blattränder der beiden Seiten zu erkennen: nahe des Randes verläuft an jeder Seiten neben den kleinen ein weiteres großes Leitbündel. In Bild 27c fällt zum einen das Stoma auf ca. 11 Uhr und zum anderen der große leere Ideoblast etwas links von der Bildmitte auf: die Raphiden, die dort hinein gehören, sind beim Schnitt ausgebüchst.
Bild 28a,c: Blattspreit mit Stoma, Bilder 28a und b ungefärbt, Bild 28b mit Beschriftung. Vergrößerung 400x, Stapel aus 10 bzw 12 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_53658991.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_39225640.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_42062554.jpg)
In der Bildmitte am unteren Blattrand je ein Stoma, rechts daneben ein kleineres Leitbündel.
In der letzten Woche vor Weihnachten hatten wir beim letzten MKB-Treffen Fr. Dr. Steiner vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz - Phytomedizin der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zu Gast, die zum Thema Phytophatogene Pilze aus mikroskopischer Sicht vorgetragen hat. Dabei hat Sie auch von den Arbeitsmethoden im Institut berichtet.
Pilzhyphen sind, wenn sie im Pflanzekörper wachsen, durch Längs- oder Querschnitte oft nur schwer und in kleinen Stückchen zu finden. Daher ist die bevorzugte Methode zur Untersuchung befallener Pflanzen das mit Chloralhydrat gebleichte Totalpräparat mit einer für pilzliches Material geeigneten Färbung (z.B. Baumwollblau). Wer neugierig geworden ist, kann auf der Webseite des MKB einen kleinen Artikel zum Vortrag von Fr. Dr. Steiner (http://www.mikroskopie-bonn.de/berichte_von_treffen_und_aktionen/phytophatogene_pilze_aus_mikroskopischer_sicht/index.html) nachlesen.
Ich habe die für mich neue Methode probiert, um die Lage der Raphiden-Idioblasten im Fiederblättchen sichtbar zu machen. In einem ersten Versuch haben dazu Stücke eines Fiederblättchens gemeinsam mit einigen Thymianblättern für ein anderes Experiment für 3 Tage in konzentrierter Chloralhydrat-Lösung gelegen:
Bild 29: Das Röhrchen mit den Probestücken in konzentrierter Chloralhydrat-Lösung.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_12810645.jpg)
Unter leichter Erwärmung (auf der Heizung ...) werden die Probestücke mehr oder wenige schnell gebleicht, je nach dem, um welches Material es sich handelt und ob ganze Blättchen oder geschnittene Stückchen eingelegt wurden. Die Fiederblättchen der Goldfruchtpalme sind hier am hartnäckigsten ... . Die Methode wird übrigens auch in der Apotheke verwendet, um getrocknete Drogen (z.B. Schwarzer Tee) zu untersuchen und zu bestimmen.
Die bisher erzielten Ergebnisse reichen zumindest aus, um die Fragestellung nach den Raphiden-Idioblasten zu klären und einen Blick auf die kleinen Stomata zu werfen:
Bild 30a-d: Blick auf die Unterseite eines mit Chloralhydrat gebleichten Fiederblättchens, Bilder 30a und b im Hellfeld, Bild 30c Pol und 30d Pol in Graustufen. Vergrößerung 50 bzw. 100x, Stapel aus 32 bzw. 35 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_4231820.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_22359629.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_21999939.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_8691401.jpg)
Die Aufnahmen zeigen schön den Verlauf der in Längsrichtung orientierten Leitbündel, die häufig durch kleine, stufenweise verlaufende Querbündel verbunden sind. Und auch die Raphidenbündel sind gut zu erkennen (RapB): sie liegen, ebenfalls in Längsrichtung orientiert, in großer Zahl zwischen den Leitbündeln.
Bild 31a,b: Stomata und Epidermis auf der Blattunterseite eines Fiederblättchens der Goldpalme, Bild 31b mit Beschriftung; Stapel aus je 10 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_53146382.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/163878_20259084.jpg)
Neben Form und Anordnung der Epidermiszellen mit den Stomata sind auch Zellkerne gut zu erkennen.
Die Probe ist mittlerweile wieder in - frischer - Chloralhydrat-Lösung. Da geht noch was. ;) Und färben möchte ich natürlich auch noch, wenn ich die nötige Chemie habe.
Von der Goldfruchtpalme möchte ich mir auf jeden Fall noch eine Wurzel ansehen. vom Spross erwarte ich keinen großen Unterschied im Vergleich zum Blattstiel.
Wiederum vielen Dank fürs Lesen! Und auch diesmal gilt: Anregung und Kritik sind sehr willkommen.
Herzliche Grüße
Jörg
Edit: Wechsel des Bilderhosts
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Lieber Jörg,
interessante Bilder und ein neuer Denkansatz, um feine Strukturen besser zu erkennen.
Auf die Färbung bin ich schon gespannt.
Gruß
Hans-Jürgen
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Lieber Hans-Jürgen,
ich danke Dir!
Wie oben geschrieben, habe ich neben Stücken vom Fiederblatt der Goldfruchtpalme auch Thymianblättchen im Chloralhydrat. Die Thymianblättchen haben schon eine sehr vornehme Blässe erreicht, die Palmstückchen zieren sich noch: sie sind noch deutlich grün. Mal sehen, ob sich da noch was tut, ansonsten werde ich es bei der Färbung einmal mit Brillantkresylblau versuchen.
Herzliche Grüße
Jörg
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Liebe Pflanzenfreunde,
so, hier nun die Wurzel der Goldfruchtpalme im Querschnitt. Die Präparation erfolgte wieder nach dem im Eingangsthread beschriebenen Verfahren und natürlich sind auch Aufnahmen der frischen, ungefärbten Schnitte dabei.
Bild 32: Makroaufnahme eines Wurzelstücks mit Schnittführung
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_31609076.jpg)
Wir sehen eine ca. 3 bis 4 mm dicke Wurzel mit einigen Seitenwurzeln.
Bild 33: Querschnitt der Wurzel in der Übersicht, Vergrößerung 50x, Stapel aus 32 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_20903718.jpg)
Die Aufnahme zeigt den polyarchen Zentralzylinder und die umgebende Wurzelrinde, zwischen beiden liegt eine tertiäre Endodermis. Rund um den Zentralzylinder liegen sternförmig einige große, vermutlich lysigene Lakunen. In der umgebenden Wurzelrinde sind Sklerenchymzellennester und einzelne Sklerenchymidioblasten eingelagert. Auf die äußeren Gewebe mit der Exodermis müssen wir hier noch verzichten.
Nun wird es Zeit, einmal etwas genauer hin zu sehen:
Bild 34a-d: Übersicht über die inneren Gewebe der Wurzel, Bild 33a ungefärbt im Hellfeld, Bild 33b im Polarisationskontrast, Bild 33d mit Beschriftung. Vergrößerung 100x, Stapel aus 20 bzw. 15 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_51746094.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_41215084.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_12096874.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_26209817.jpg)
Der ungefärbte Schnitt (33a) zeigt zunächst im Umfeld der Lakunen jede Menge Zellen mit Amyloplasten, was deren typisches Brechungsmuster in der Pol-Aufnahme (33b) belegt. Dort sind die sklerifizierten Zellen, allen voran die der tertiären Endodermis mit ihrer nach außen geöffneten "U"-Form, gut zu erkennen. 33d schließlich ist komplett beschriftet, wer nachlesen möchte, wird wie immer auf der Webseite des MKB fündig: Tabelle der zur Beschriftung verwendeten Kürzel (http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/index.html#a2409)
Wie für eine polyarche Wurzel üblich, sehen wir im Zentralzylinder abwechselnd viele Gruppen von Phloem und Xylem. Insgesamt sind es je 30. Das Wurzelgewebe ist leicht schleimig, was sich besonders durch die blauen Artefakten (Art) in den Tracheen zeigt. Die Wurzelrinde ist immer auch Speichergewebe, die Amyloplasten dort sind also keine Überraschung. Allerdings haben sich diese im Laufe der Präparation komplett gelöst, was mir bei der üblichen kurzen Fixierung mit anschließender Überführung in Aqua dest. (insgesamt maximal 2 Stunden) noch nicht passiert ist. Diesmal habe ich am ersten Abend geschnitten und erst 24 Stunden später gefärbt - das hat wohl gereicht, um die Stärke aus zu spülen.
Die Lakunen erlauben den Gasaustausch der Wurzelgewebe, auch wenn die Palme "nasse Füße" hat. Die gleiche Wurzelform finden wir nach meiner Literatur z.B. auch bei einigen Bambusarten.
Weiter im Detail werfen wir nun einen Blick auf die Leitgewebe und die Endodermis:
Bild 34a-c: Leitgewebe und tertiäre Endodermis, Bild 34a ungefärbt, Bild 34c mit Beschriftung; Vegrößerung 200x, Stapel aus 16 bzw. 12 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_860689.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_35288276.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_37533195.jpg)
Auffällig sind hier die großen Siebröhren. Schade, Siebplatten habe ich keine erwischt.
Bild 35a,b: Noch näher heran! Bild 35b mit Beschriftung. Vergrößerung 400x, Stapel aus je 8 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_62465990.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_10968766.jpg)
Wiederum schade: in der sehr schön ausgeprägten Endodermis ist keine Durchlasszelle zu sehen. Dafür kommt die im Querschnitt U-Förmige, dreidimensional aber eigentlich napfförmige Sklerifizierung der Zellen gut heraus (Tertiäre Endodermis). Auch die Caspary-Streifen zwischen den Zellen der Endodermis sind als feine dunkelrote Linien zu erkennen. Die Konstruktion sorgt dafür, dass das aufgenommene Wasser mit seiner Mineralienfracht nicht unkontrolliert durch den Apoplast in die Leitbündel strömen kann. Zugang wird nur aktiv über die Durchlasszellen gewährt, die die Phalanx der Endodermiszellen hier und da unterbrechen. Ein Beispiel findet sich in den Bildern 34 b und c (DlZ).
Direkt unterhalb der Endodermis finden wir das einlagige Perizykel (PerZ) und dahinter folgen - eingebettet in das auch sklerifizierte Markparenchym - abwechselnd Phloem und Xylem.
Nun aber doch noch zur Exodermis!
Bild 36a-c: Die äußeren Wurzelgewebe im Detail, Bild 36a ungefärbt, Bild 36c mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Stapel aus 33 bzw. 18 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_47066262.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_50668565.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_64145261.jpg)
Auch an der alten Wurzel finden sich noch feine Wurzelhaare. Diese treten aus der einlagigen Rhizodermis der Wurzel aus, darunter folgt die mehrlagige Exodermis und dann die Wurzelrinde mit den eingelagerten Sklerenchymidioblasten.
Bild 37a,b: Pilze! Bild 37b mit Beschriftung; Vergrößerung 400x, Stapel aus je 16 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_12710006.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/164683_51348210.jpg)
Diesmal aber wirklich! ;D
In den Zellen der Rhizodermis finden sich immer wieder Pilzhyphen. Da diese aber nicht weiter in die Gewebe eindringen (zumindest finde ich in den Querschnitten keinerlei Beleg dafür), vermute ich, dass es sich um einen Befall und nicht um eine Symbiose (Mykorrhiza) handelt. Diese würde ich auch eher an den feinen Seitenwurzel und mit deutlich stärker ausgeprägtem Myzel um die Wurzel erwarten.
Wer sich ein wenig einlesen möchte: Pflanzenanatomisches Praktikum I von Braune, Leman & Taubert, Spektrum 2007, Seite 221 ff. . Eine kleine Rezension findet Ihr hier (http://www.mikroskopie-bonn.de/literatur/index.html#a878).
Abermals vielen Dank fürs Lesen und auch diesmal gilt: Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.
Herzliche Grüße
Jörg
Edit: Wechsel des Bilderhosts
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Liebe Pflanzenfreunde,
nach etwas längerer Pause kann ich nun Schnitte vom Spross der Goldfruchtpalme zeigen.
Auch wenn die Wedel der jungen Pflanze schon 80 Zentimeter in die Höhe ragen, ist dieser sehr klein und unscheinbar, da er - in diesem Beispiel bei einer Gesamtlänge von ca. 3 cm - zum großen Teil von den Blattgründen der Wedel verdeckt ist. In diesem zarten Alter kann man seine Form als annähernd birnenförmig beschreiben: aus dem unteren, ca. 1,5 cm durchmessenden Teil entspringen die wurzeln und der obere, stark verdünnte Teil liegt innerhalb der umhüllenden Blattgründe und endet im Wachstumskegel, aus dem ständig neue Wedel gebildet werden.
Im Rahmen des weiteren Wachstums welken die alten Wedel und fallen dann ab. Nach und nach bildet sich so der "typische" Stamm einer Palme heraus.
Dazu hier noch einmal Bild 2 mit einigen ausgewachsenen Palmen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_8857363.jpg)
Keine Frage, die Sprosse sind klar auszumachen. :)
Im Bild 1 wird das mit den Sprossen schon schwieriger:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_63037041.jpg)
So kennen wir die Goldfruchtpalme aus dem Pflanzenhandel - zumindest, wenn wir uns für einen Topf mit größeren Exemplaren interessieren. Der Spross ist hier, wenn überhaupt, nur als kurzes Stückchen zwischen dem Wurzelansatz und dem Blattgrund des ersten Blattes zu erkennen.
Eine Bemerkung am Rande: so ein kleines Pälmchen ist alles andere als eindrucksvoll und so setzt der Handel auf "Massenpalmenhaltung" im Topf. 20 bis 30 Pflänzchen werden dicht an dicht eingesetzt, um den Eindruck von Fülle zu erzeugen, was natürlich besser ausschaut, als ein bis 3 kleine Pflänzchen auf gleicher Fläche. Was viele nicht wissen: 70 bis 80% der viel zu dicht sitzenden Pflänzchen gehen meist nach gar nicht all zu langer Zeit ein.
Das schaut unschön aus und dann ist ein neuer Topf fällig ...
Wie ist das denn aber nun mit dem Spross der jungen Pflanze? Da die kleinen Dinger eh zu dicht sitzen, habe ich eine heraus genommen:
Bild 38a,b: Makroaufnahme von der Sprossregion der jungen Pflanze, Bild 38b mit Beschriftung
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_18094558.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_8948761.jpg)
Es handelt sich um die Pflanze, die bereits ihre älteren Wedel meiner Neugier opfern musste. Das arme Ding hat sich aber nicht unter kriegen lassen und ein neues Blatt getrieben, dessen Spitze hier an der Schnittstelle hervorlugt.
Schön zu erkennen der noch grüne Blattgrund eines der älteren Blätter und darunter der alte, vertrocknete Blattgrund des ersten Blattes. Dann kommen auch schon gleich die Wurzeln. Der eigentliche Spross liegt unter dem Blattgrund des ersten Blattes und seine Oberfläche ist auch hier nur schlecht zu sehen.
An der in Bild 38b gekennzeichnete Stelle habe ich den Spross quer geschnitten, da mir der Ansatzpunkt der Wurzeln zunächst interessanter schien, als das undifferenzierte Meristem des Palmherzens. Schnitt und Präparation erfolgten wieder nach den im Eingangsthread beschriebenen Methoden.
Mit rund 15 mm lag der Durchmesser des Sprossstücks an der Schnittstelle hart an der Grenze dessen, was mit dem Handzylindermikrotom zu verarbeiten ist. Aufgrund der Einkerbung in der Gleitfläche des verwendeten SHK Klingenhalters musste ich das Probenstück sogar noch ein wenig tournieren, da es sonst nicht zu schneiden gewesen wäre. Der große Durchmesser und die unterschiedliche Härte der zu schneidenden Gewebe fordern beim freistehenden Schnitt jedoch ihren Tribut: die Schnittdicke ist etwas ungleichmäßig und Teile der Schnitte sind leider zu dick geraten.
Aber genug der Vorrede, verschaffen wir uns zunächst einen Überblick anhand einer Makroaufnahme eines der Präparate:
Bild 39a,b: Makroaufnahme eines Schnittes, Färbung W3Asim II; Bild 39b mit Beschriftung
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_41061.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_1847745.jpg)
In der Übersicht ist der Aufbau des Sprosses an seinem unteren Ende gut zu erkennen: da hier die Wurzeln abzweigen, zeigt sich im zentralen Teil ein wildes Durcheinander von längs und quer verlaufenden Leitbündeln, die in allen möglichen und unmöglichen Lagen angeschnitten sind. Um diesen Teil des Sprosses herum erkennen wir einen dünnen Ring sklerenchymatischer Zellen, den ich hier als Durchlassgewebe (DLG) gekennzeichnet habe. Diesen schauen wir uns später noch einmal genauer an. Weiter nach außen folgt ein Rindenparenchym, in dem viele Sklerenschymzellennester eingelagert sind. Den Abschluss bildet eine Art Phelem mit Resten der abgestorbenen Epidermis.
Links und rechts oben sehen wir die Enden zweier Wurzeln, die auch den typischen Aufbau erkennen lassen (siehe weiter oben im Thread). Auch in der Mitte des oberen Randes ist ein solcher Ansatz zu sehen, allerdings in einer anderen Ebene getroffen.
Spannend finde ich die in Bild 39b mit To? gekennzeichnete Stelle. Wir sehen wieder Leitbündel, aber nicht in der Form der oben ansitzenden Wurzeln sondern eher in Form und Aufbau eines Sprosses. Wie im Eingangsthread beschrieben, bildet eine Pflanze 8 bis 12 Sprosse aus - ob sich hier schon ein solcher "Tochtertrieb" bildet?
Schauen wir uns nun die einzelnen Gewebearten des Sprosses etwas genauer an!
Bild 40a,b: Leitbündel im Zentrum des Sprosses, Bild 40b mit Beschriftung; Vergrößerung 50x, Stapel aus je 36 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_16039693.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_50697561.jpg)
Im Zentrum des Sprosses liegen die Leitbündel eher senkrecht zur Schnittrichtung, wie wir es gewohnt sind. Ihr Aufbau unterscheidet sich nicht von dem der Bündel in der Rachis oder im Blattstiel. An einigen Stellen sind aber beginnende Verzweigungen zu erkennen. Interessant sind die großen Zellen im Markparenchym, die ich für Reste von Raphiden-Idioblasten halte.
Informationen zu den Abkürzungen im Bild 40b sowie den folgenden beschrifteten Bildern findet Ihr wie immer auf der Webseite des MKB: Tabelle mit den Kürzeln und den zugehörigen allgemeinen Erläuterungen (http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/index.html#a2409).
Bild 41: Leitbündel am Übergang zum Rindenparenchym, Vergrößerung 50x, Stapel aus 30 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_66797741.jpg)
Hier sieht die Situation schon anders aus. Links oben, außerhalb des Bildausschnittes, liegt einer der Wurzelansätze und hier finden wir deutlich verdrehte Leitbündel und im Zentrum auch eines, das längs angeschnitten ist und zur Wurzel führt.
Bild 42a,b: Leitbündel längs und quer im Detail, Bild 42b mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Stapel aus je 16 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_53108349.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_41065483.jpg)
Noch einmal zwei quer angeschnittene Leitbündel, zwischen denen ein längs angeschnittenes Bündel verläuft, an dessen unterem "Ende" auch einige quer geschnittene Phloemzellen zu sehen sind.
Bild 43a,b: Ein Leitbündel mit "Abzweigung", Bild 43b mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Stapel aus je 20 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_36007420.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_9721180.jpg)
An diesem Leitbündel lässt sich schön eine Abzweigung in ein dann längs nach rechts aus dem Bild laufendes neues Bündel erkennen. Sowohl aus dem Xylem (Tracheen) als auch aus dem Phloem sind längs verlaufende Zellen getroffen.
Bild 44a,b: Leitbündel, sklerenchymatischer Ring und Rindenparenchym, Bild 44b mit Beschriftung; Vergrößerung 50x, Stapel aus je 34 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_34799956.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_22494152.jpg)
Wie schon in der Makroaufnahme in Bild 39 sind hier die unterschiedlichen Gewebetypen gut zu erkennen. Den sklerenchymatischen Ring (DLG) schauen wir uns im folgenden Bild noch einmal genauer an.
Bild 45a,b: Das "Duchlassgewebe" im Detail, Bild 45b mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Stapel aus je 22 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_5603890.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_50848483.jpg)
Hier noch einmal die sklerifizierten Zellen aus dem Ring um die zentralen Leitbündel im Detail. Für ein Stützgewebe sind mir die Zellwände, anders als bei den Sklerenchymkappen der Leitbündel unten am Bildrand, hier zu dünn. Daher vermute ich, dass der Ring mit den vielen stark getüpfelten Zellen zur Verteilung des Wassers aus den Wurzeln dient, weswegen ich ihn als "Durchlassgewebe" bezeichnet habe. Sicher bin ich mir da aber nicht.
Bild 46a,b: Sklerenchymzellennest und Raphidenbündel, Bild 46b mit Beschriftung; Vergrößerung 200x, Stapel aus je 16 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_6480373.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/168975_23181364.jpg)
Hier sehen wir links oben ein Raphidenbündel, das beim Schnitt aus seinem Idioblasten gerissen wurde. Ich vermute, dass der blaugrüne "Schmodder" oberhalb der Calciumoxalat-Nadeln aus Resten des Schleims besteht, in dem das Bündel normalerweise eingelagert ist.
Etwas unterhalb auf der rechten Seite eines der vielen Sklerenchymzellennester, die das Rindenparenchym durchziehen.
Vielen Dank fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen!
Herzliche Grüße
Jörg
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Hallo Jörg,
ich sag´ ja selten etwas, ... aber Deine Schnitte, Färbungen und Fotos haben eine unglaubliche Qualität erreicht. Ich glaube, hier ist kaum mehr eine Steigerung möglich. Danke für´s Zeigen!
Herzliche Grüße !
JB
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Hallo Jörg
Ach von mir - ich bin begeistert ... ==> Danke für die Konsequenz mit der Du eine Pflanze bearbeitest ...
Liebe Grüße
Gerhard
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Lieber Jürgen, lieber Gerhard,
vielen Dank für Euer Lob! Es freut mich sehr, dass Euch der Beitrag - auch in seiner Länge - gefällt.
Naja, besser kann man immer werden und nicht jeder Schnitt gelingt, zumal es ganz eindeutig leichter und schwerer zu schneidende Gewebe gibt.
Der völlig "verwachsene" Spross der Goldfruchtpalme hier hatte schon so seine Herausforderungen und den kann man sicher besser schneiden.
Hier wären aus meiner Sicht auch Paraffinschnitte die bessere Lösung gewesen, da diese dünner werden können und so ein klareres Bild des Querschnitts entstünde.
Herzliche Grüße
Jörg