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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Miner in Juli 05, 2009, 09:29:18 VORMITTAG

Titel: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 05, 2009, 09:29:18 VORMITTAG
Guten Tag.
Ich hatte die folgende Frage schon einmal am Rande einer anderen Diskussion gestellt, aber jetzt ist es mir doch recht wichtig: Hat jemand Erfahrung mit Depolarisationsfolie, z.B. von Itos? Es geht mir darum, linear polarisiertes Licht, das aus dem Analysator (Zeiss, drehbarer Analysatorschieber) tritt, zu depolarisieren. Eine lambda/4-Folie SOLLTE den Zweck erfüllen, wenn sie orientiert auf den Analysator aufgeklebt wird. Kann das wer bestätigen?
Schönen Sonntag
Ole
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: TPL in Juli 05, 2009, 11:16:52 VORMITTAG
Zitat von: Miner in Juli 05, 2009, 09:29:18 VORMITTAGHat jemand Erfahrung mit Depolarisationsfolie, z.B. von Itos? Es geht mir darum, linear polarisiertes Licht, das aus dem Analysator (Zeiss, drehbarer Analysatorschieber) tritt, zu depolarisieren. Eine lambda/4-Folie SOLLTE den Zweck erfüllen, wenn sie orientiert auf den Analysator aufgeklebt wird. Kann das wer bestätigen?

Hallo Ole,
auch ich kenne die genannte Folie nicht (Danke für den Hinweis). Ich nehme an, es geht darum, die Wechselwirkung der Linear-Polfilter im Strahlengang mit den Prismen des Beobachtungstubus zu unterdrücken? Im Prinzip sollte jedes Objekt, das dem Licht einen Gangunterschied von lambda/4 erteilt, die Aufgabe erfüllen.
Streng genommen wird dabei das Licht dabei nicht depolarisiert, sondern vom linear polarisierten in zirkular polarisiertes Licht umgewandelt.

Ich würde so eine Folie allerdings nicht im Traum auf den Analysator des drehbaren Analysatorschiebers aufkleben :o

Was, wenn die Orientierung beim ersten Mal nicht gleich stimmt? Dann hast Du den ganzen Schmier auf diesem Wunderwerk der Feinmechanik/-optik sitzen :'(. Die Linear-Polfilter sind zwar randlich abgedichtet, aber ich vermeide es, diesen Teilen mit Lösungsmitteln auf den Leib zu rücken. Wenn meine Vermutung stimmt und Du die ungewollte Wechselwirkung mit den Tubusprismen unterdrücken willst, würde ich es machen wie der Hersteller: auf der Unterseite der Tuben ist ein M24 Gewinde (Achtung: die Steigung ist nicht die Gleiche wie bei den M24-Objektivgewinden). Da kommt bei Zeiss die "depolarisierende" Platte rein (ein plan geschliffener Quarz).

Ob Du an dieser Stelle ein Stück Folie plan einbringen kannst (Beobachtungsstrahlengang!) ist natürlich offen...

Ebenfalls einen schönen Sonntag in die Runde, Thomas
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Ernst Hippe in Juli 05, 2009, 11:29:30 VORMITTAG
Hallo,

"mehrere Lagen Frischhaltefolie" ergeben allerhand Farben durch ihren Gangunterschied, aber keine Depolarisation! Man könnte höchstens eine Folie mit extrem hohen Gangunterschied, über 3000 nm, nehmen, die das "Weiß höherer Ordnung" ergibt. Vor Jahren hatte ich Hostaphan RN250, weiß aber nicht mehr, woher.
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 05, 2009, 21:56:03 NACHMITTAGS
Nun, zunächst mal zu Thomas' Vermutung: Treffer, es geht darum, einen normalen Binotubus am Polmikroskop zu verwenden, und dazu sollte dann wohl in der Tat das aus dem Analysator austretende Licht von linear polarsiertem in zirkular polarisiertes umgewandelt werden.
Auf der Webseite von Itos steht es auch beschrieben: Erst wird Licht linear polarisiert (ist es in meinem Fall ja schon), dann durch eine lambda/4-Folie geschickt, deren zwei Hauptachsen 45° mit der Schwingungsrichtung des Lichtes bilden. So wie ich es sehe, macht die lambda/4-Folie natürlich nie für alle sichtbaren Wellenlängen eine Verzögerung von genau 0,25 lambda, das austretende Licht wird also zumindest für einige Wellenlängen eher elliptisch polarisiert sein. Ich glaube nicht, dass das ein Problem ist, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
Natürlich würde ich die Folie auch nur im äussersten Notfall auf den Analysator aufkleben, was ich meinte war natürlich "orientiert auflegen und fixieren". In der Höhe ist über dem Analysator noch ein mm Platz, das sollte reichen. Und dann mit Spucke ankleben. Das Ausrichten dürfte nicht so schwierig sein: Entweder die Hauptachsen der Folie sind schon auf diese aufgedruckt, oder man findet sie unter dem Mikroskop selbst heraus. Zum anderen erwarte ich nicht, dass eine perfekte Ausrichtung kriegsentscheidend ist, denn es sollte nichts ausmachen, ob das aus der Folie austretende Licht nun zirkular oder fast zirkular polarisiert ist.
Soweit meine Herleitung. Wenn jemand einen Fehler darin entdeckt, dann höhre ich das gerne!
Thomas, zu deinen Alternativvorschlägen: Eine solche besagte Quarzplatte habe ich nicht, und ich erwarte auch nicht, dass ich sie irgendwo auftreiben kann (wenn jemand eine hat, bitte sagen). Und wenn ich an die gleiche Stelle die lambda/4-Folie setze, so sollte es wohl vier Analysatorstellungen geben, bei denen sie völlig wirkungslos ist, nämlich immer dann, wenn das analysierte Licht in Richtung einer der Hauptachsen der Folie schwingt. Da scheint mir die Montage auf dem Analysator besser. Wiederum: Ich freue mich über jedes gute Gegenargument.
Schönen Abend
Ole
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 05, 2009, 22:13:16 NACHMITTAGS
Kein Problem, war meine Schuld, ich hätte sofort mit offenen Karten spielen sollen.
Ole
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 05, 2009, 22:31:43 NACHMITTAGS
Fürwahr, kein großes Risiko, und wenn mir niemand einen Denkfehler aufzeigt, werde ich wohl tatsächlich ein Stück Folie bestellen. Wobei ich keine Ahnung habe, wie einfach das als Privatkunde bei Itos ist.
Ole
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Frank D. in Juli 05, 2009, 23:11:06 NACHMITTAGS
Zitat von: Miner in Juli 05, 2009, 22:31:43 NACHMITTAGS
Fürwahr, kein großes Risiko, und wenn mir niemand einen Denkfehler aufzeigt, werde ich wohl tatsächlich ein Stück Folie bestellen. Wobei ich keine Ahnung habe, wie einfach das als Privatkunde bei Itos ist.
Ole

Hallo Ole,

nun könnte ich für erste Versuchsreihen zirkular polarisierende Folie von Käsemann anbieten.
Eine 0,7mm dicke Folie, die aus einer linear-pol. Schicht und einem λ/4-Verzögerer ( 45°.Versatz ) besteht.
Nicht unbedingt für höchste Anforderungen im abbildenden Strahlengang geeignet, reicht sie aber bestimmt für erste Experimente.

Sie hat die Bezeichnung P-ZIRK N und ist von 420 - 750nm nutzbar.

Freundliche Grüße .... auch an Herrn Bollmann
Frank Donat
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 06, 2009, 09:28:30 VORMITTAG
Ich habe eine Offerte bei Itos angefragt. Auch Linos (www.linos.com) hat lambda/4-Folie (für 480-640 nm). Ein rundes Stück von 12,7 cm Durchmesser kostet 15 €, eines mit 31,5 cm Durchmesser 22 €. Also durchaus zu bezahlen. Ich warte noch eben auch Itos' Antwort, dann bestelle ich beim einen oder anderen.
Frank, wenn  ein kleines Stück deiner Folie übrig hast, würde ich mich trotzdem freuen. Ein Kreis von 2 cm Durchmesser sollte reichen. Dann könnte ich immerhin zwei Folien miteinander vergleichen.
Ole
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 06, 2009, 10:03:17 VORMITTAG
Soviel sollte allemal übrig bleiben, keine Frage (es sei denn ich hätte große Probleme beim Umgang mit Schere oder Messer). Was ist der Leerschieber für Hilfsobjekte?
Ole
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 06, 2009, 10:53:29 VORMITTAG
Hatte ich mir fast gedacht. Sowas hätte ich auch gerne, wie komme ich an solche Leerschieber? Ich hätte gerne einen lambda/4-Kompensator für Messung des Gangunterschiedes nach Senarmont. Ein Leerschieber und ein Stück Verzögerungsfolie wären schon mal ein Anfang, später kann man die Folie dann immer noch durch ein echtes lambda/4-Plättchen ersetzen.
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 06, 2009, 11:57:29 VORMITTAG
Danke für den Hinweis auf Zeiss. Wenn Sie den Schieber 424706-0000-000 meinten, der ist mir mit 342 € etwas zu teuer. Es gibt immerhin noch hier und da gebrauchte Schieber mit lambda/4-Plättchen für 100 € zu kaufen, wenngleich dann das Plättchen falsch orientiert ist. Aber selbst wenn ich das Plättchen wegschmisse, wäre das ja noch immer billiger als den teuren Leerschieber von Zeiss zu kaufen.
Aber wenn Sie die Folie erstmal haben, können Sie diese ja auch in den Filterhalter (D 32mm) legen.
Nach der Methode funktioniert ja auch die kleine Polarisationseinrichtung mit der Lambda-Platte.
Das verstehe ich nicht, was ist die "kleine Polarisationseinrichtung"?
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 06, 2009, 13:52:45 NACHMITTAGS
Zitat von: Bollmann in Juli 06, 2009, 13:06:30 NACHMITTAGS
Ich habe eben nachgeschaut unter der Nummer, das kann bestimmt nicht der simple Leerschieber sein!
Leider ist dort keine Abbildung.
Ok, vielleicht nicht, da ist auch die Rede von einer Blende. Dann wird dieser Artikel wohl nicht der Leerschieber sein. Aber alle billigeren Artikel (ich habe nach Preis sortiert) sehen noch viel weniger nach Leerschieber aus.
Zitat von: Bollmann in Juli 06, 2009, 13:06:30 NACHMITTAGS
Die einfache Pol-Einrichtung besteht aus einem Polarisator, der in den Filterhalter unter den Kondensor oder auf die Leuchtfeldblende zu legen ist. Orientierung Ost-West.
In den Filterhalter wird die Lambda-Platte eingelegt, Orientierung unter 45°. Diese ist in einer Fassung von Dm32mm und einem Fähnchen dran, damit man es besser ausrichten kann.
Der Analysator wird von unten in den Okulartubus eingeschraubt, Orientierung Nord-Süd. Deswegen auch das Gewinde unter der Ringschwalbe.
Ich kann Ihnen gerne eine Abbildung davon zumailen.
Gerne, wenn ein Fotos das alles zeigen kann, ansonsten auch mehrere Fotos.
Zitat von: Bollmann in Juli 06, 2009, 13:06:30 NACHMITTAGS
Sie haben schon gemerkt, daß die Original-Teile nicht ganz billig sind und auch nicht ad-hoc beschaffbar,
deswegen sind wir ja hier, um kostengünstige Ausweichlösungen zu finden... ;)
Eben, drum habe ich Fragen hier ja auch hier gestellt. Und zumindest was die Depolarisationsfolie als günstige Alternative zur Quarzplatte betrifft, scheint es ja geholfen zu haben...
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juli 06, 2009, 13:56:16 NACHMITTAGS
Hallo Ole,

Herr Bollman meint den rechten der beiden Leerschieber, der ist ein Plastikteil und sollte noch überschaubar in den Anschaffungskosten sein.

Du hast doch für Deinen edlen Drehanalysator den Pol-Zwischentubus? Da passt der linke Leerschieber - hier Metallausführung - den habe ich sogar doppelt und könnte ihn abgeben!  ;)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/13932_21464065.jpg)
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: TPL in Juli 06, 2009, 14:07:00 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Herrmann in Juli 06, 2009, 13:56:16 NACHMITTAGSDu hast doch für Deinen edlen Drehanalysator den Pol-Zwischentubus? Da passt der linke Leerschieber - hier Metallausführung - den habe ich sogar doppelt und könnte ihn abgeben!  ;)

Momendemal, Klaus!
wie geht den bei dem Ansatz dann der Drehanalysator in den Pol-Zwischentubus?
Schönen Gruß, Thomas
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juli 06, 2009, 14:10:28 NACHMITTAGS
ZitatUnd eine weitere Anregung: Man könnte aus einer "Folientreppe" sich einen Quarzkeil herstellen,
falls der Herr Herrman nicht günstig einen abzugeben hat. 


Hat er aber in der Version 4x12 in Metall gefasst und zudem nicht zum Preis den ich für den Leerschieber haben möchte! ;)
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juli 06, 2009, 14:14:18 NACHMITTAGS
ZitatMomendemal, Klaus!
wie geht den bei dem Ansatz dann der Drehanalysator in den Pol-Zwischentubus?
Schönen Gruß, Thomas

Lieber Thomas,
ich habe nicht alles gelesen, ich dachte es soll mal gebastelt werden und dafür sind die Leerschieber prächtig geeignet.

In den sälben Schlitz passt nadirlich nich noch eener! :D
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 06, 2009, 14:20:13 NACHMITTAGS
Fällt mit doch gerade auf dass mein Zwischentubusschlitz das Format 4x12 hat, sorry, ich war nicht ganz konzentriert. Und genau mit solch einem Format suche ich einen Leerschieber, denn ich will ja nach Senarmont kompensieren, und da brauch ich meinen drehbaren Analysator. Die große Aufnahme ist also schon vergeben, bleibt nur noch die kleine (4x12) im Zwischentubus. Ich habe einen billigen Kondensorträger mit Plastikhaltern unterm Kondensor, und eine Aufnahme für ein weiteres Präparat ist da leider nicht bei. Bleibt nur der Zwischentubus. Wenn also jemand einen Leerschieber 4x12 hat...
Ole
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juli 06, 2009, 14:46:43 NACHMITTAGS
Werter Herr Bollmann,

der sehr geehrte "Herr Ole" wurde von mir im letzten Jahr ausführlich und umfassend beraten. Er hat sich als gelehrig erwiesen und hat auch einige meiner Ratschläge erfolgreich umgesetzt!

Ich mache mal jetzt Stabübergabe an Sie, weil Sie ja auch Kleinigkeiten sofort bemerken: z. B. den Unterschied zwischen einem Plastikleerschieber 6x20 und einem Metall-Leerschieber 4x12. "Herr Ole" hätte es spätestens gemerkt, wenn er versucht hätte den 6x20 in den Schlitz 4x12 einzuschieben! ;D

Einen Leerschieber 4x12 gibt es nach meiner Kenntnis von CZ und CZJ nicht ich habe nur diesen hier:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/13943_7611450.jpg)
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 06, 2009, 16:45:43 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Herrmann in Juli 06, 2009, 14:46:43 NACHMITTAGS
der sehr geehrte "Herr Ole" wurde von mir im letzten Jahr ausführlich und umfassend beraten. Er hat sich als gelehrig erwiesen und hat auch einige meiner Ratschläge erfolgreich umgesetzt!
Da kann ich mich nun ganz und gar nicht dran erinnern. Das einzige, was ich unterschreiben würde, ist, dass ich gelehrig bin.

So, es läuft also darauf hinaus, dass ich mir einen passenden Schieber selber schnitzen muss.
Titel: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Juli 14, 2009, 22:49:00 NACHMITTAGS
So, ich habe neulich ein kleines Stück Verzögerungsfolie WP140HE-25 von der Firma Itos als Muster erhalten. Laut Lieferschein handelt es sich hierbei um Folie mit breitbandiger Verzögerung von 142 nm (für welche Wellenlänge genau wird nicht gesagt, vermutlich für alle sichtbaren).
Folgendes habe ich ausprobiert: Ich habe den Polarisator meines Standard aus dem Strahlengang geschwenkt, ein Stück Polarisationsfolie auf den Poltisch (!) gelegt und bei eingeschobenem Drehanalysator die Polfolie in Auslöschungsstellung gedreht. Wissend wie die Schwingungsrichtung in der Folie lag, habe ich vorsichtig die Verzögerungsfolie auf die Polfolie gelegt, und zwar so dass die Schwingungsrichtungen der Verzögerungsfolie 45°-Winkel mit der Schwingungsrichtung der Polfolie bildeten. Wenig überraschend hellte das Bild dann auf. Wenn ich den Poltisch nun drehte, so blieb das Bild immer hell, ebenso, klaro, wenn ich stattdessen den Analysator drehte. Folglich ist das aus der Folie austretende Licht nicht mehr linear polarisiert, was ja genau Sinn und Zweck der Übung war. Vielmehr ist das weiße Licht nun annähernd zirkular polarisiert, bei einigen Wellenlängen wohl eher elliptisch. Man sieht nämlich beim Drehen des Tisches oder des Analysators deutlich, dass das Licht mal rötlicher, mal bläulicher wird. Dass Licht verschiedener Wellenlängen elliptisch polarisiert aus der Verzögerungsfolie austritt, ist auch nicht überraschend, entsprechen doch 142 nm Gangunterschied nur bei genau 568 nm 1/4 lambda=0,25 lambda. Bei lambda=450 nm beträgt der Gangunterschied 0,317 lambda, bei lambda=533nm 0,266 lambda, bei lambda=589 nm 0,241 lambda, und bei lambda=650 nm 0,218 lambda (für letztere vier Wellenlängen habe ich zufällig Interferenzfilter). Dies alles immer unter der Annahme, dass für alle Wellenlängen der Gangunterschied 142 nm betrage.

Wenn ich nun denselben Test mit monochromatischem Licht von 533 nm (grün) wiederhole, so bleibt die Intensität beim Drehen des Tisches konstant (für meine Augen), ebenso bei 589 nm (orange), bei 450 nm (blau-violett) und bei 650 nm (rot). Also gibt es zwei Möglichkeiten: entweder die Helligkeit des monochromatischen Lichtes schwankt wohl beim Drehen des Tisches, nur zu wenig als dass ich das sehen könnte. Aber doch genug, dass man im weißen Licht Schwankungen des Farbtons wahrnimmt. Oder die für die Folie angegebene Verzögerung beträgt nur für lambda=560 nm 142 nm, bei anderen Wellenlängen ist sie ebenfalls mehr oder weniger 0,25 lambda. Wichtig ist die Antwort eigentlich nicht mehr, aber wenn jemand zufällig ein oder mehrere lambda/4-Plättchen für eine der vier Wellenlängen 533; 589; 450; 650 nm hat, so könnte man nach Senarmont die tatsächliche Verzögerung der Folie für diese Wellenlänge(n) messen.
Fazit: Diese Folie ist hinreichend geeignet, aus dem Analysator austretendes Licht zu depolarisieren (indem man sie auf den Analysator aufklebt/auflegt), so dass man einen normalen Schrägtubus statt eines Pol-Schrägtubus für Polmikroskopie verwenden kann.
Ole
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: moräne in Januar 09, 2010, 19:56:40 NACHMITTAGS
hallo miner
entschuldige die späte frage:
warum kann man mit einem normalen schrägtubus keine polmikroskopie betreiben?
es wird sicher mit der schärfe oder ähnlichem zu tun haben, ich benutze zur zeit auch nur einen normalem schrägtubus, wobei ich halt wahrscheinlich nicht die beste bildschärfe kriege.
ich könnte also mit dieser folie mein mikroskop nachrüsten?
eigentlich bin ich auf dem umweg über "quarzkeil" auf diesen thread gestoßen.
so wie ich das verstanden habe wäre es möglich sich aus streifen dieser folie einen angenäherten quarzkeil herzustellen?
grüße
gerd
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Januar 09, 2010, 22:36:59 NACHMITTAGS
Hallo Gerd,
kein Problem dass die Fragen spät kommen. Mit einem Schrägtubus kann man hervorragend Polmikroskopie machen. Das Haar in der Suppe ist folgendes: Das Licht, welches aus dem Analysator austritt, ist möglicherweise linear polarisiert. Zumindest ist es das bei den üblichen alten Analysatoren von Zeiss (soweit ich weiß). Dieses Licht kann nun beim Umlenken an Prismen mit den Grenzflächen wechselwirken (hab gerade vergessen auf welche Weise). Es kann so zu schwachen Farbeffekten kommen, die eine Auswertung des Bildes stören können. Aber ehrlich gesagt habe ich noch nie dergleichen bemerkt. Wichtig ist, dass dieser Effekt nur die Teile des Bildes betrifft, die nicht schwarz sind. Das Einstellen auf Auslöschung (durch Drehen am Tisch oder einem Kompensator) ist davon nicht betroffen.
Um dieses Problem zu lösen, gab es von Zeiss spezielle Poltuben, die an der Unterseite einen Depolarisator hatten. Ich habe keinen solchen. Wenn dein Schrägtubus unscharfe Bilder iefert, so wird das wohl eher einen anderen Grund haben. Wann ist das Bild denn unscharf? Immer, oder nur wenn du Polarisator und Analysator im Strahlengang hast?
Ich selbst habe meinen Analysator immer noch nicht mit der lambda/4-Folie nachgerüstet, einfach weil es für mich noch nicht notwendig war. Aber Bernd Nomarsky hat es getan, wenn ich mich nicht täusche.
Einen Kompensator, der wie ein Quarzkeil funktioniert, kann man sich aus jeder doppelbrechenden Folie bauen, da braucht es keine lambda/4-Folie. Ich habe mir einen aus Cellophanfolie aus dem Bastelladen gebaut. Die Folie hat einen Gangunterschied von ca. 242 nm, ich habe bis zu fünf Lagen aufeinandergestapelt. Funktioniert prima, und ich benutze diesen gestuften Keil lieber als den Quarzkeil von Leitz, weil nämlich die Stufen viel viel breiter sind, und man viel genauer weiß, welchen Gangunterschied man man gerade zu dem der Probe hinzufügt.
Schönen Gruß
Ole
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: moräne in Januar 10, 2010, 17:42:23 NACHMITTAGS
Hallo Miner

Das ich nicht so scharfe Biler kriege, liegt wohl an meinen nicht - Pol - Objektiven, von denen man wahrscheinlich auch wenig über ihren Zustand sagen kann.
Diese Sache mit der Folientreppe hört sich sehr vielversprechend an, da ich einen Quarzkeil schon benötigen würde,
um mal ein bißchen mehr in diese Sache mit dem optischen Charakter einzusteigen, und ein wenig mehr Informationen über diesen Kristallurwald in den Dünnschliffen zu erhalten.
Ich werde das mal ausprobieren, wobei ich mich noch frage, welche Chellophanfolie geeignet ist, und wie man die einzelnen Schichten klebt.
Ich hätte Kanadabalsam, falls kleben nötig ist.
Ich würde mir auch irgendwann ein Quarzrot 1, oder so einen Quarzkeil kaufen -
ich glaube das Ding gesehen zu haben, steht da nicht lambda 1-3 drauf?
Mein Problem wäre in diesem Fall das die Schieber die ich mir hergestellt habe, 4.5 mm dick sind,wahrscheinlich auch in der Breite inkompatibel, und ich das Quarzrot  usw ausbauen und in meine Schieber einbauen müßte.
Aber zuerst werde ich mal ein bißchen rumbasteln.
Grüße
Gerd
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Jürgen Boschert in Januar 10, 2010, 18:06:35 NACHMITTAGS
Hallo Gerd,

ZitatDas ich nicht so scharfe Biler kriege, liegt wohl an meinen nicht - Pol - Objektiven, ...

Eindeutig NEIN. Ob Pol-Objektiv oder nicht hat nichts mit der Schärfeleistung im Pol zu tun. Pol-Objektive sind lediglich besonders ausgesuchte spannungsarme Objektive, um bei kritischen Messungen keine Verfälschung durch Spannungs-Doppelbrechnung der Optik zu bekommen. Solche Objektive sind in aller Regal "sau"teuer - und unsereiner braucht sie nicht unbedingt.

Gruß !

JB
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Miner in Januar 10, 2010, 18:16:06 NACHMITTAGS
Tag Gerd,
Wenn du meinst, dass deine Objektive generell keine scharfen Bilder liefern, dann ist ja alles geklärt. Wenn sie nur bei gekreuzten Polfiltern ein unscharfes Bild geben, dann wird es wohl eher an den Polfiltern liegen als an den Objektiven. Wie Jürgen gerade schon schrieb: Das ärgste, was ein normales Objektiv dem Bild antun kann ist, dass die Farben (einschliesslich Schwarz) nicht mehr stimmen, weil das Objektiv selbst auch die Rolle eines doppelbrechenden Hilfspräparates annimmt.
Ein Quarzkeil oder ein Cellophan-Keil ist sicherlich unverzichtbar, wenn man in diese Sache mit dem optischen Charakter einsteigen will, keine Frage.
Welche Cellophan-Folie ist geeignet? Ich wollte es erst mit der von Zigarettenschachteln probieren, die hatte einen Gangunterschied von ca. 180 nm, wenn ich mich recht erinner. Aber die Folienstücke selbst sind so klein, und die Gebiete, in denen die Folie ganz glatt ist, sind noch kleiner, dass es schwierig ist, die genaue Lage der Schwingungsachsen auf der Folie zu markieren und dann noch ein hinreichend großes Gebiet über zu behalten für den Keil. Ich habe darum eine ganze Rolle Folie auf gut Glück gekauft und festgestellt, dass sie recht glatt war. Ein wenig Relief wäre für Zeiss oder Leitz sicherlich unakzeptabel, für mich war es das nicht. Ich würde sagen: vom Gangunterschied her wäre mir die Folie von den Zigarettenschachteln lieber, aber wegen der besseren Handhabung bevorzugte ich am Ende die dickere Folie aus dem Bastelladen. Und billiger ist sie auch (für den Nichtraucher).
Vielleicht solltest du dir erst einen Leerschieber für deinen Kompensatorschacht besorgen, dann ein geeignetes Stück Glas, das in den Schieber passt, und dann die Folie aufkleben. Ich habe irgendeinen dünnflüssigen Zweikomponentenkleber genommen, und nun habe ich an den Rändern ein wenig Delamination. Kanadabalsam wäre sicherlich eine bessere Wahl.
Titel: Re: Depolarisationsfolie
Beitrag von: Detlef Kramer in Januar 10, 2010, 18:40:18 NACHMITTAGS
Hallo,

schaut Euch doch mal die Beschreibungen von Ernst Hippe an (vorwiegend im alten Forum). Da bekommt Ihr Tipps in Kilos.

Herzliche Grüße

D.K.