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Foren => Bestimmungshilfe => Thema gestartet von: ludo in August 05, 2009, 17:08:13 NACHMITTAGS

Titel: Rüsseltier ?
Beitrag von: ludo in August 05, 2009, 17:08:13 NACHMITTAGS
Beim Versuch ein vermeintliches oder echtes Rädertier zu identifizieren, ist mir aufgefallen, dass links und rechts von seinem Kopf etwas wackelt. bei einer zufälligen Seitenlage konnte ich beiliegendes Foto machen. Nun frage ich, was dieser Rüsselanhang kurz unterhalb und links des Kopfes sein soll. Ist das ein Parasit oder was körpereigenes ? Nach dem 10. Wassertropfen S.292 tippe ich ansonsten auf ein Proales Wernecki.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16245_11290865.jpg)

Über eine Hilfe wäre ich als Anfänger sehr froh.

viele Grüße

ludwig
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: rekuwi in August 05, 2009, 22:02:23 NACHMITTAGS
Hallo Ludwig,

Deiner Beschreibung und dem Foto nach würde ich es eher für ein Lindia torulosa - Rädertier halten. Das hat an beiden Kopfseiten dünne gestielte Wimperohren.
Ein gelungenes Foto!

Liebe Grüße
Regi
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: ludo in August 06, 2009, 09:02:32 VORMITTAG
Liebe Regi,

Herzlichen Dank für Deine Hilfe ! Zwar habe ich immer nur ein einziges Anhängsel gesehen, aber Du hast recht, es sind sicher solche "Wimpernohren", die da so exotisch an dem Kerlchen hängen. Bei meinem hängen sie allerdings nicht am Kopf, wie bei Lindia torulosa, aber im Wassertropfen steht, dass andere Lindia-Arten auch Wimpernohren haben, leider ohne detailierte Abbildung. Vielleicht ist es lindia pallida (wegen der Längsrillen am Bauch, die ich auch gesehen habe). Jetzt suche ich speziellere Literatur über diese Rädertiere. Hat jemand einen Tipp ?

viele Grüße

ludwig daas     
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: Bernhard Lebeda in August 06, 2009, 09:26:53 VORMITTAG
Zitat von: ludo in August 06, 2009, 09:02:32 VORMITTAG
Liebe Regi,

Herzlichen Dank für Deine Hilfe ! Zwar habe ich immer nur ein einziges Anhängsel gesehen, .... Jetzt suche ich speziellere Literatur über diese Rädertiere. Hat jemand einen Tipp ?

viele Grüße

ludwig daas     


Hallo Ludwig

dann halte ich das eher für den Dorsaltaster! Findest Du auch im Wassertropfen in der Zeichnung vorne im allgemeinen Teil.

Such mal nach folgnden Büchern:

Rädertiere von Josef Donner

Rädertiere  von Kurt Wulfert




Nach dem Foto trau ich mir keine Zuordnung zu. Ist nicht böse gemeint, aber ist halt so. Man müsste genauer den gesamten Habitus, den Fuss und das Räderorgan erkennen. Ich finde es auch etwas dunkel, hast Du Nachbearbeitungssoftware?



Viele Grüsse

Bernhard
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: ludo in August 06, 2009, 14:38:31 NACHMITTAGS
lieber Bernhard,

das ist ja äußerst interessant, erst von Regi die "Wimpernohren" und jetzt von Dir der "Dorsaltaster", alles mir bisher unbekannt ! Und wenn ich jetzt im Wassertropfen nachlese, scheint mir auch, dass es ein Dorsaltaster sein muß und damit die Gattung Rotaria vorliegt.

Nach dem Foto trau ich mir keine Zuordnung zu. Ist nicht böse gemeint, aber ist halt so. Man müsste genauer den gesamten Habitus, den Fuss und das Räderorgan erkennen. Ich finde es auch etwas dunkel, hast Du Nachbearbeitungssoftware?

Mir ist klar dass zur genaueren Bestimmung die optischen Details fehlen und auch das Verhalten, Lebensart etc. Mit der von Canon mitgelieferten Software Arcsoft photostudio 5.5 kann ich zwar Helligkeit, Kontrast, Schärfe ändern, aber ich traue dem nicht so ganz, weil ich nicht weiß ob damit möglicherweise wichtige Details wegretuschiert werden. Gibt es empfehlenswerte Nachbearbeitungssoftware ?

Auch für Deine Büchertipps danke ich Dir sehr, ich werde versuchen, sie zu beschaffen

viele Grüße
ludwig 
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: rekuwi in August 06, 2009, 18:59:43 NACHMITTAGS
Hallo Ludwig,

ich kam auf die Wimperohren weil Du schreibst das LINKS UND RECHTS ETWAS WACKELT. Wenn nur eines dieser Anhängsel vorhanden ist kann es natürlich kein Lindia sein.

Liebe Grüße
Regi
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: Bernhard Lebeda in August 06, 2009, 19:30:29 NACHMITTAGS
Zitat von: ludo in August 06, 2009, 14:38:31 NACHMITTAGS


Mir ist klar dass zur genaueren Bestimmung die optischen Details fehlen und auch das Verhalten, Lebensart etc. Mit der von Canon mitgelieferten Software Arcsoft photostudio 5.5 kann ich zwar Helligkeit, Kontrast, Schärfe ändern, aber ich traue dem nicht so ganz, weil ich nicht weiß ob damit möglicherweise wichtige Details wegretuschiert werden. Gibt es empfehlenswerte Nachbearbeitungssoftware ?



Na ja, Deine Bedenken in Ehren, aber wenn ich die wichtigen Details nicht sehe, weil es zu dunkel ist, bringt das auch nichts. Zunächst mal mit Helligkeit und Kontrast arbeiten, kann sicher nicht schaden. Kommt auch ein bisschen auf die Ausgangsqualität des Bildes an, wieviel ich noch mit Gewinn machen kann. Da würde ich zunächst mal ansetzen: versuch herauszufinden warum das Bild so dunkel ist, warum es ein wenig verschwommen wirkt, warum da so ein starker Helligkeitsgradient drin ist usw. Auch Farbfehler sind sichtbar, wäre auch zu klären.

Zur SW: die Canon SW kenne ich nicht, aber soo schlecht wird sie wohl nicht sein um grundsätzliche Dinge zu machen. Ansonsten reichen zu Beginn sicher freeware Sachen wie der Bildbetrachter irfanview. Der hat schon sehr viele Möglichkeiten. Auch mit picolay kann man vieles sehr gut machen. Für solche Helligkeitsgadienten gibt es IMO nichts einfacheres und effektiveres als fitswork.

Hier mal schnell was versucht. Helligkeit und Kontrast mit irfanview und gleichmässige Ausleuchtung mit fitswork

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16304_45367897.jpg)



Ein bissl mehr erkennt man schon, gell?


Viele Grüsse

Bernhard
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: ludo in August 07, 2009, 10:02:58 VORMITTAG
Liebe Regi

Du hast recht, ich hätte präziser formulieren müssen: "mal links mal rechts". Mit dem "und" hätten es eigentlich nur Wimpernohren sein können (es sei denn es gäbe doppelte Dorsaltaster). Dein Beitrag war trotzdem sehr wertvoll für mich, weiß ich doch nun von den Wimpernohren, den Lindia und dass in den Bildern im Wassertropfen S.292 bei 3b und 3c eigentlich auch Wimpernohren zu ergänzen sind.

vielen Dank nochmal und liebe Grüße

ludwig

Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: ludo in August 07, 2009, 10:16:19 VORMITTAG
Lieber Bernhard,

phänomenal, das überzeugt wirklich ! Der Helligkeitsgradient bei meinem Bildern ist wohl deshalb so stark und das Bild so dunkel, weil ich im Schräglicht beobachte und dieses auch noch den Trinotubus bedienen muß. Mache ich das Schräglicht mehr auf, geht Plastizität verloren. Da ist es wohl das Fingerspitzengefühl, das man haben muß. Immerhin zeigt ja Deine Nachbearbeitung, was trotzdem noch alles im Bild drin ist. Dein Lehrbeispiel werde ich jetzt versuchen mit den Programmen, die Du angegeben hast, nachzuvollziehen.

Ganz herzlichen Dank für Deine großen Hilfen !

und viele Grüße

ludwig

Was heißt denn IMO?  = im Moment ?
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: Bernhard Lebeda in August 07, 2009, 19:10:21 NACHMITTAGS
 Hallo Ludwig

dürfte man fragen WARUM Du im Schräglicht beobachtest?


IMO= in my opinion

Ich hab diesen Netztjargon nicht erfunden und mag ihn auch nicht besonders. Aber für "meiner Meinung nach" ist mir noch keine bessere Abkürzung eingefallen.


Viele Grüsse

Bernhard



P.S. Nachtrag: ich stand wohl auf der Leitung. Du meinst wohl schiefe Beleuchtung?
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: ludo in August 08, 2009, 09:32:17 VORMITTAG
Hallo Bernhard,

Danke !  IMO macht schiefe Beleuchtung das Schräglicht, aber gerade Beleuchtung macht auch Schräglich, so hätte ich wohl besser schiefe Beleuchtung geschrieben, (obwohl das Objekt bei gerader Beleuchtung  ja eigentlich auch schief beleuchtet wird). Vielleicht sagt man besser gleich Kreutzblende oder nennt es nach einem seiner Vorgänger.

viele Grüße und schönen Tag noch
ludwig
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: Michael Plewka in August 16, 2009, 09:23:41 VORMITTAG
hallo zusammen,
ich erlaube mir an dieser Stelle mal, Bernhard zu widersprechen: zu dunkel, zu hell ist zunächst mal reine Geschmacksache und hängt sehr stark von dem Monitor ab, mit dem die Bilder betrachtet (und bearbeitet!) werden. Ich halte es für sinnvoll, dass jeder seine Bilder mit dem Histogramm-Werkzeug überprüft und damit gegebenenfalls den Tonwertbereich optimiert. (Genau dieses hatten die Leute des amerikanischen Forums seinerzeit mit Regi´s Bild gemacht). Im vorliegenden Fall ist das Rädertier kontrastreich abgebildet, unwesentliche Bereiche (die Algen) sind zu dunkel. Aber darauf kommt es hier ja nicht an. Wird jetzt der Helligkeitsgradient des Hintergrunds eingebnet, werden zwar die Algen besser kontrastiert, der Kontrast des eigentlich zu Diskussion stehenden Rädertiers wird aber verringert, d.h. verschlechtert. Ich kann keine neuen Details durch die Bearbeitung erkennen, im Gegenteil: die Strukturen ders Dorsaltasters sind nicht mehr so knackig wie vorher. Sollen beide Bilddetails optimiert wedren, so muss man eben mit Masken arbeiten.

Zur Bestimmung:

Ich möchte nochmals auf die (meine) Seite:
http://www.plingfactory.de/Science/GruKlaOeko/Teichleben/Rotatoria/TL5Rotatoria1.html

hinweisen, auf der u.a. eine alphabetische Liste einer mittlerweile doch recht großen Anzahl fotografisch dokumentierter Rädertiere aus vorwiegend NRW zu finden ist. Diese Liste wird ständig erweitert. Da kann man dann auch Lindia torulosa finden. Ein Blick dort zeigt, wie die Wimpernohren aussehen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16942_60796374.jpg)

ebenfalls ist dort der Kauer abgebildet, der gänzlich anders aussieht als im vorliegenden Fall:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16942_9623405.jpg)

Wesentlich ist im vorliegenden Beispiel das "Auge" (=Pigmentfleck) im Rüssel vor dem Dorsaltaster. Es gibt zwei Gattungen, die dieses Merkmal aufweisen: Rotaria und Habrotrocha. In letzterer jedoch nur in einer Art (H.roeperi), jedoch kann Habrotrocha ausgeschlossen werden , wegen des anders aufgebauten Darmsystems. Zur weiteren Bestimmung innerhalb der Gattung Rotaria müsse man mehr Einzelheiten sehen (Fuß/ Zehen/ Cuticula)
beste Grüße Michael
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: Bernhard Lebeda in August 16, 2009, 11:17:53 VORMITTAG
Zitat von: Michael Plewka in August 16, 2009, 09:23:41 VORMITTAG
hallo zusammen,
ich erlaube mir an dieser Stelle mal, Bernhard zu widersprechen: zu dunkel, zu hell ist zunächst mal reine Geschmacksache und hängt sehr stark von dem Monitor ab, mit dem die Bilder betrachtet (und bearbeitet!) werden. Ich halte es für sinnvoll, dass jeder seine Bilder mit dem Histogramm-Werkzeug überprüft und damit gegebenenfalls den Tonwertbereich optimiert. (Genau dieses hatten die Leute des amerikanischen Forums seinerzeit mit Regi´s Bild gemacht). Im vorliegenden Fall ist das Rädertier kontrastreich abgebildet, unwesentliche Bereiche (die Algen) sind zu dunkel. Aber darauf kommt es hier ja nicht an. Wird jetzt der Helligkeitsgradient des Hintergrunds eingebnet, werden zwar die Algen besser kontrastiert, der Kontrast des eigentlich zu Diskussion stehenden Rädertiers wird aber verringert, d.h. verschlechtert. Ich kann keine neuen Details durch die Bearbeitung erkennen, im Gegenteil: die Strukturen ders Dorsaltasters sind nicht mehr so knackig wie vorher. Sollen beide Bilddetails optimiert wedren, so muss man eben mit Masken arbeiten.



Hallo Michael

Deinen Ausführungen möchte ich im wesentlichen zustimmen-allerdings nur unter uns etwas fortgeschritteneren Bildbearbeitern. Ob der Ludwig was mit Tonwertoptimierung oder arbeiten mit Masken anfangen kann, wage ich mal unverschämterweise zu bezweifeln! Ich weise immer Einsteiger gerne darauf hin, dass man auch mit freeware Programmen einiges noch machen kann. HIER ging es mehr um den Hinweis auf fototechnische Mängel. Es ist auch richtig, dass man am Originalbild das wesentliche an Rotaria schon erkennen kann, was ich aber aus fotopädagogischen Gründen nicht an die grosse Glocke hängen wollte  ;)
Dass meine Bearbeitung der Weisheit letzter Schluss ist, behaupte ich ja nicht. Ob es nun soviel wesentliche Details weniger sind, na ja..ist wohl Ansichtssache. Hier ging es doch um den "Rüssel" als solchen und nicht um dessen anatomische Details.


Viele unbearbeitete Mikrogrüsse


Bernhard
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: Heribert Cypionka in August 16, 2009, 18:53:43 NACHMITTAGS
Lieber Herr Plewka,

Zitatim vorliegenden Beispiel das "Auge" (=Pigmentfleck)
sind Sie sicher, dass es sich nicht um zwei Augen handelt?

Mit Hilfe von PICOLAY ist es mir gelungen, einige Strukturfeinheiten Ihres zweiten Bildes ein wenig zu betonen  ;)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/17001_56151142.jpg)

Beste Mikrogrüße

Heribert Cypionka
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: Bernhard Lebeda in August 16, 2009, 19:46:00 NACHMITTAGS
Lieber Herr Cypionka


für diesen diskussionsfördernden Beitrag haben Sie sich zweifelsohne einen Bonus Grinsi verdient!!

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/17005_20495486.jpg)



Schönen Sonntag noch  ;D


Bernhard
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: Michael Plewka in August 17, 2009, 07:38:30 VORMITTAG
lieber Herr Cypionka,
dass Sie mein als Wasserzeichen eingeschmuggeltes Selbstportrait erkannt haben zeigt, das Sie ein Kenner der Materie sind. Gratulation !   ;-)    ; Gleichzeitig ist das natürlich auch ein Beweis für die Leistungsfähigkeit der Software. Jetzt warte ich gespannt auf die 3D- Rekonstruktion des "Gesichts".....
Rädertiere scheinen übrigens prädestiniert zu sein für solche "Gesichter". Hier noch einmal ein Beispiel, das ich schon im alten Forum gezeigt hatte (Squatinelle und der Indianer auf dem Motorrad"):


Squatinella:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/17029_13842929.jpg)

...und der Indianer auf dem Motorrad:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/17029_30689205.jpg)


eine schöne Woche noch wünscht Michael Plewka


P.S.: auch im Mikrokosmos gab es (2008 glaube ich) einen Beitrag über "Gesichter" in Abbildungen von Mikroorganismen...
Titel: Re: Rüsseltier ?
Beitrag von: Bernhard Kaiser in August 17, 2009, 14:39:05 NACHMITTAGS
Hallo Herr Plewka,

es war 2005. Wie schnell doch die Zeit vergeht.

Klemm Andreas: Witzig-Nettes aus dem "Wassertropfen"
Mikrokosmos. Heft 2. März 2005. 94. Jahrgang. S. 86.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser