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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Lupus in Februar 11, 2017, 21:08:08 NACHMITTAGS

Titel: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 11, 2017, 21:08:08 NACHMITTAGS
Hallo,
kann jemand diesen Kondensortyp identifizieren (z.B. aus einer alten Katalogbeschreibung)? Er ist Zubehör eines seltenen Leitz Mikroskopes etwa aus dem Jahr 1905-1910. Er sieht auf den ersten Blick aus wie ein Dunkelfeldkondensor (Zentrum abgedeckt durch schwarze Blende), erzeugt jedoch einen nach außen gerichteten Lichtkegel. Meine Vermutung ist, dass er zur Beleuchtung eines Lieberkühn-Spiegels dienen könnte.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210265_42659827.jpg)

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Tausendblatt in Februar 11, 2017, 22:06:36 NACHMITTAGS
Moin Hubert,

hast Du ihn mal mit Immergieren behelfsmäßig in normaler Durchlicht-Kondensorposition ausprobiert?
Die Frage erinnert mich an meinen (ungelösten) Fall von neulich, wenn auch mit einem Zeiss-Teil:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=27746.0 (http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=27746.0)
Ansonsten sollten die Leitz-Experten mehr wissen...

Viele Grüße
Jens
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 12, 2017, 22:06:44 NACHMITTAGS
Hallo Jens,

immergieren würde keinen relevanten Effekt zeigen, bei dem nach außen gehenden Lichtkegel tritt noch keine Totalreflexion am Objektträger auf. Bei der früheren Kreativität von Leitz könnte es sich natürlich auch um eine Art Prototypen handeln, der nicht größer bekannt geworden ist.

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 13, 2017, 09:51:55 VORMITTAG
Hallo Hubert,

von was für einem "seltenen" Leitz-Mikroskop stammt den der Kondensor?

Grüße
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Jürgen Boschert in Februar 13, 2017, 11:53:40 VORMITTAG
Hallo Hubert,

Zitat... immergieren würde keinen relevanten Effekt zeigen, bei dem nach außen gehenden Lichtkegel tritt noch keine Totalreflexion am Objektträger auf. ...

Den Satz verstehe ich überhaupt nicht.
Für mich sieht das aus wie ein Ölimmersions-Dunkelfeldkondensor für hochaperturige Objektive. Die Trockenkondensoren haben ein konkaves Frontelement.

Gruß !

JB
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 13, 2017, 12:09:35 NACHMITTAGS
Hallo Thomas,

Zitatvon was für einem "seltenen" Leitz-Mikroskop stammt den der Kondensor?
Ich kenne die genaue Modellbezeichnung nicht, es ist ein ähnlich dem Stativ DE mit englischem Dreibein, aber dickem Tubus. Ein Vorserienmodell.

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 13, 2017, 12:23:34 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,

klingt ja spannend. Aber was soll ein Modell "DE" sein? Die Doppelbuchstabenbezeichnung wurde doch erst viel später (20er) eingeführt. Oder meinst Du ein Stativ D mit E-nglischem Fuß? Magst Du es nicht mal kurz zeigen? Es würde mich sehr interessieren.

Grüße
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 13, 2017, 13:41:56 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatFür mich sieht das aus wie ein Ölimmersions-Dunkelfeldkondensor für hochaperturige Objektive.
ich habe ihn mit einem ähnlich aussehenden alten Leitz DF-Kondensor mit NA 1.2 verglichen, der interne Strahlengang ist nicht wie bei einem DF-Kondensor.

ZitatAber was soll ein Modell "DE" sein?
Stativ D in englischer Ausführung, wie z.B. bei Dr. Mappes sehr schön beschrieben. http://www.musoptin.com/wp-content/uploads/2016/11/Museum-optischer-Instrumente-Labormikroskop-Leitz-150563-1912-leitz_DE_1912_1-1559.jpg (http://www.musoptin.com/wp-content/uploads/2016/11/Museum-optischer-Instrumente-Labormikroskop-Leitz-150563-1912-leitz_DE_1912_1-1559.jpg)
Aber wie gesagt abweichend davon mit großem Tubus und noch nicht so schön schwarz lackiert.

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 13, 2017, 13:49:46 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,

alle Achtung, da hast Du aber wirklich ein seltenes Stück. Ich gratuliere!!!
Wie es scheint, magst Du es aber lieber geheim halten?  ;)

Grüße
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 13, 2017, 14:44:02 NACHMITTAGS
Hallo Thomas,

Gegenfrage: Was interessiert Dich so an dem eher schlichten englischem Stativ?

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 13, 2017, 14:52:25 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,

Gegenfrage zur Gegenfrage: Was ist denn das für eine Frage???
Ich bin neugierig. Da ich Leitz zwischen 1880 und 1925 (ca.) sammle, interessiert mich so ein Mikroskop wie das Deine halt besonders.
Aber lass gut sein. Ich muss ja nicht alles sehn.

Grüße
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 13, 2017, 16:25:20 NACHMITTAGS
Hallo Thomas,

jetzt weiß ich wenigstens dass es hier sogar einen Sammler gibt, der nicht nur auf Schwarz steht.
;D
Wenn ich in nächster Zeit mal wieder ein paar Fotos mache und mein Photobucketzugang nervenaufreibend endlich hochgefahren ist kann ich Dir ja ein Bild schicken.

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: olaf.med in Februar 13, 2017, 17:25:42 NACHMITTAGS
Lieber Hubert,

hier gibt es, außer Thomas, tatsächlich noch andere Sammler "nicht-schwarzer" Stative, die sich auch über ein Bild freuen würden. Es lohnt also die Mühe...

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 15, 2017, 13:40:33 NACHMITTAGS
Hallo Olaf,

ZitatEs lohnt also die Mühe...
wenn man einen langsamen Netzzugang per Smartphone hat kann das Einloggen und Hochladen in Photobucket eine ziemliche Mühe sein, bis alle Werbeeinblendungen endlich abgeklungen sind .....    Werde jetzt doch bald auf einen anderen Anbieter umstellen.

Nachdem nach dem Aussehen des erwähnten Mikroskopes gefragt wurde, hier ein paar Bilder davon. Zur besseren Vorstellung habe ich es im Größenvergleich mit einem etwas früheren Modell Leitz Ia mit ebenfalls englischem Fuß (letzteres gab es ab etwa 1900 bis WKII) abgebildet.

Leitz versuchte anscheinend durch Modellanpassung an den englischen Geschmack den dortigen Markt zu erreichen. Das sehr große Modell dürfte ein Vorserienstativ oder eine "Designstudie" sein, das nach meiner bruchstückhaften Kenntnis dann mit etwas geändertem Dreibein als schwarz lackiertes Stativ und schwarzem Tubus in vermutlich sehr kleiner Stückzahl gefertigt wurde. Das in der Diskussion anfangs erwähnte Stativ DE http://www.musoptin.com/item/labormikroskop-ernst-leitz-150563-1912/ (http://www.musoptin.com/item/labormikroskop-ernst-leitz-150563-1912/) ist nach meinem Eindruck nach genauerer Betrachtung in allen Proportionen etwas kleiner, nur der Kreuztisch scheint gleich zu sein.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210504_28574894.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/210504_31840267.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/210504_30382545.jpg)

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Peter V. in Februar 15, 2017, 13:55:18 NACHMITTAGS
Hallo,

kurzer Einwurf zum Thema "Hochladen". Ich benutze seit geraumer Zeit pic-upload. Einfacher und schneller geht's kaum! Man muss sich nicht einmal anmelden. Photobucket (eine echte Katastrophe!) benutze ich schon bestimmt ein Jahr nicht mehr.
Und noch ein kleiner Hinweis: Seit unserem SW-Update werden die Bilder nach geraumer Zeit automatisch auf unseren Forenwebspace übernommen. Es wird also künftig kein Problem mehr sein, wenn ein Bilderhoster "abschmiert".

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 15, 2017, 14:36:48 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,

vielen Dank für die Bilder. Sehr interessant.
Der Hals und Tubus sind mit Sicherheit von einem A-Stativ (eher nach 1910). Das gab es auch mit englischem Fuß. Mit Deiner Altersschätzung liegst Du ganz gut. Ich würde sie nur eher 1910 oder später ansetzen. Der Hals des A-Stativs war 1905 noch gestreckter bzw. schlanker

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/210506_37724823.jpg)
Stativ A mit normalem Fuß

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/210506_3213902.jpg)
Stativ A mit englischem Fuß

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/210506_64661134.jpg)
Stativ A mit englischem Fuß

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/210506_33860825.jpg)
(Größenvergleich zu einem zeitgleichen Stativ D)


Der Fuß bei Deinem kommt mir recht merkwürdig vor. Oder zumindest seeeehr Vorserienmäßig. Der Kreuztisch ist einfach nur an eine serienmäßig Ringhalterung für den runden Tisch (das sieht bei Timos Tisch doch deutlich anders aus) gebastelt. Auch die Gravur ist merkwürdig. Erstens stimmt die Schrifttype so gar nicht mit der "leitzschen" überein und dass Leitz mit "Leitz London" graviert hätte habe ich bisher auch noch nirgends gesehen. Es wurde eigentlich immer mit Leitz Wetzlar und dann einer Filialbezeichnung oder einer Landesniederlassung signiert.

Nach dem Kondensor such ich mal in meinen Katalogen, doch habe ich nicht viel Hoffnung. Könntest Du vielleicht noch den Durchmesser angeben?

Beste Grüße
Thomas


Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 15, 2017, 15:55:23 NACHMITTAGS
Hubert,

ich denke Du hast da einen aus der Fassung geratenen Leitz-Dunkelfeldkondensor.
Vielleicht ist die Fassung an Deinem Stativ auch etwas "überarbeitet"?

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210509_10801856.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210509_16321512.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210509_63379435.jpg)

Grüße
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 15, 2017, 20:53:47 NACHMITTAGS
Hallo Thomas,

ZitatDer Fuß bei Deinem kommt mir recht merkwürdig vor.
ich hatte ja schon den Begriff "Designstudie" verwendet um anzudeuten dass das Stativ meiner Meinung nach experimentell war. Und ich habe ein Bild (das ich momentan nicht mehr finde) des späteren Serienstatives angeblich aus dem Jahr 1912 - wie das Stativ DE - gesehen, das dann von der Form der drei Beine fast identisch wie das Stativ DE aussah. Da stand übrigens auch E.Leitz London drauf.
ZitatDer Kreuztisch ist einfach nur an eine serienmäßig Ringhalterung für den runden Tisch (das sieht bei Timos Tisch doch deutlich anders aus) gebastelt.
Der Tisch ist drehbar und mechanisch solide mit dem typischen englischen Kreuztisch verbunden, jeweils mit Nonius. Ich kann mir vorstellen dass man das Mikroskop nach speziellen Anforderungen in England für eine Kleinserie zusammen gebaut hat, vielleicht war der Kreuztisch aus englischer Fertigung weil man selbst so etwas in Deutschland nicht hatte.

Zitatich denke Du hast da einen aus der Fassung geratenen Leitz-Dunkelfeldkondensor.
Vielleicht ist die Fassung an Deinem Stativ auch etwas "überarbeitet"?
Warum aus der Fassung geraten? Das Stativ hat wie man auf den ersten beiden Bildern sehen kann einen zentrierbaren und höhenverstellbaren Kondensorhalter mit 39 mm Innendurchmesser, in dem die zugehörigen Kondensoren von unten wie auf den Fotos (Hellfeld) oder oben (Dunkelfeld und der fragliche Kondensor) eingeschoben werden. Das obere einschraubbare Teil sieht wie Dein Kondensor aus, aber ich vermisse bei meinem die innen vorhandene äußere Spiegelfläche, die jeder Kardioidkondensor hat und die auch mein anderer alter Leitz Immersions-Dunkelfeldkondensor erkennbar hat.

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 15, 2017, 21:07:53 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,

ich bin mir ziemlich sicher, dass das mit diesem Fuß niemals in Serie gegangen ist. Wie der englische Fuß des A-Stativs in der Serie ausgesehen hat, siehst Du ja auf dem Bild von mir.

Das Oberteil eines Stativs an einen fremden Fuß zu adaptieren ist mechanisch ja keine große Herausforderung. Was spricht gegen die Möglichkeit, dass das jemand gemacht hat?

Und der Tisch bzw. seine Halterung extrem vorserienmäßig aussieht, dabei würde ich bleiben. Er mag solide angebracht sein, nur dass die Halterung für einen Runden Tisch ist, sieht man doch mehr als eindeutig. Der Kreuztisch ist einfach nur aufgeschraubt. (vielleicht aus dem Grund den Du nennst)

Der Kondensor hat einen Durchmesser von 39 mm? Hätte ich nach dem Foto echt nicht gedacht. Ich meinte er wäre meinem vom Durchmesser her (aus der Fassung genommen) recht ähnlich.
So kann man sich täuschen.

Grüße
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 15, 2017, 22:12:15 NACHMITTAGS
Hallo Thomas,

Zitatich bin mir ziemlich sicher, dass das mit diesem Fuß niemals in Serie gegangen ist.
mit diesem Fuß sicher nicht, aber mit einem leicht modifizierten Fuß der hinten (wo das hintere Bein montiert ist) einen halbkreisförmigen Bogen macht wie das Stativ DE von Dr. Mappes. Und dieser Fuß ist ja eindeutig von Leitz speziell für den englischen Markt gemacht. Wenn ich das Foto wieder finde zeige ich es.
ZitatUnd der Tisch bzw. seine Halterung extrem vorserienmäßig aussieht, dabei würde ich bleiben.
Wenn ich mir das Stativ DE ansehe kann man auch fragen, warum man nicht einen originalen Leitz-Kreuztisch verwendet hat. Übrigens ist das keine Halterung für einen runden Tisch, sondern ein funktionsfähiger runder Drehtisch mit Winkelskala, auf den der Kreuztisch aufgesetzt wurde. Wie sah denn zu dieser Zeit ein solcher kombinierter Leitz-Tisch aus?

Das mit dem Kondensordurchmesser war vielleicht ein Missverständnis, 39 mm ist der untere (rötlichbraun oxidierte) Durchmesser, mit dem er in die Fassung geschoben wird.

Hubert


Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 15, 2017, 22:34:24 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,

das was Du da hast ist ein A-Stativ. Kein D. Sieht man an den Dimensionen und
nur die A-Stative (vielleicht auch B, das weiß ich nicht genau) gab es mit dem weiten Tubus für die Mikrofotografie.

Die A-Stative in der Zeit hatten alle einen runden Tisch. Entweder wurde ein Präparateführer angesetzt oder man hatte einen Runden Tisch mit integriertem Kreuztisch.
(Fotos morgen). Die kleineren Stativ gab es auch mit rechteckigem Tisch, doch hier gab es nur die ansetzbaren Präparateführer.

Grüße
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 15, 2017, 23:23:11 NACHMITTAGS
Hallo Thomas,

ich glaube Du hast mich falsch verstanden:
Wenn ich vom DE Stativ gesprochen haben, habe ich immer das kleinere englische Stativ von Dr. Mappes gemeint, nicht mein großes! Und mir ist auch klar, dass der klassische englische Fuß von Leitz aussieht wie bei Deinem Mikroskop oder meinem abgebildeten Ia Stativ. Das ändert aber nichts daran, dass Leitz offensichtlich auch für eine kurze Zeit (nach dem Beitrag von Dr. Mappes von 1912-Kriegsanfang) das typische englische Dreibein gebaut hat, aber eben wohl mit wenig Erfolg.

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: ortholux in Februar 15, 2017, 23:38:56 NACHMITTAGS
Kollegen,

das Mikroskop ist 20 Jahre zu alt für mein Wissen. Somit möchte ich gerne ein paar Fragen fragend aber auch hinterfragend stellen.

Zunächst hat Thomas recht. Es wurde der Kreuztisch, der auf dem Prospekt von Timo zu sehen ist, (nicht der von Timos Mikroskop, welcher 2 Stellschrauben hat) auf einen Drehtisch geschraubt.

Hubert, Du brauchst nur die Zentrierschrauben soweit zu lösen, daß sich der Tisch nach vorn gegen die (verchromte) Gegenfeder drücken lässt. Dann springt er aus der Halterung. Ein Blick von unten auf die eigentliche Tischplatte offenbart evtl., die "Schrauberei" - wer auch immer sie durchgeführt hat.

Nun meine Fragen:
- Gab es Leitz'sche Messingmikroskope aus dieser Zeit ohne schwarz lackierten Fuß und Hals?
- Ist das Messing des Fußes wirklich grüner als das Messing des restlichen Geräts?
- Wo stand die Seriennummer der großen Stative? (Huberts hat offensichtlich keine)
- Timos und Thomas' Geräte haben mehr Chromteile als Huberts. Gehört das so?

Aber um nochmal zur Ausgangsfrage zurückzukommen.
Es ist sehr sicher ein Dunkelfeldkondensor (bin derzeit auf Reisen und kann erst Freitag nachsehen). Die Dimensionen sind doch mit Thomas' Kondensor identisch. Nur eben mit anderer Fassung.


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210538_62258301.jpg)

Die 1.2er Dunkelfeldkondensoren waren immer nur recht kleine "Schraubkapseln", welche auf irgendeine Halterung geschraubt wurden.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210538_50160154.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210538_42614420.jpg)

Gute Nacht
Wolfgang
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 16, 2017, 00:16:45 VORMITTAG
Hallo Wolfgang,

ein paar Fragen kann man beantworten:

Zitat von: ortholux in Februar 15, 2017, 23:38:56 NACHMITTAGS

Nun meine Fragen:
- Gab es Leitz'sche Messingmikroskope aus dieser Zeit ohne schwarz lackierten Fuß und Hals?

ja und nein. Die mit Buchstaben bezeichneten, also die etwas moderneren gab es nur mit schwarzem Fuß und Hals
Die die weiterhin mit der römischen Ziffer bezeichnet waren, also die "klassische" Form mit horizontalem Feintriebrad, waren offensichtlch ziemlich bunt lieferbar. Schwarze Füße und Messinghals, beides schwarz und (in der Zeit wohl seltener) alles in Messing

Zitat von: ortholux in Februar 15, 2017, 23:38:56 NACHMITTAGS- Ist das Messing des Fußes wirklich grüner als das Messing des restlichen Geräts?

Das schien mir auch so, muss aber nichts heißen. Huberts Stativ war wohl nie lackiert oder wurde entlackt (was ich ehrlich gesagt für wahrscheinlicher halte). Dass für den Fuß eine etwas andere Legierung verwendet wurde kann schon sein, das fällt häufiger auf wenn man entlackte Stative sieht.

Zitat von: ortholux in Februar 15, 2017, 23:38:56 NACHMITTAGS- Wo stand die Seriennummer der großen Stative? (Huberts hat offensichtlich keine)

Mal hier mal da. Mal am Nacken, mal am Tubus mal auf dem Fuß. Am Fuß auf einem der beiden Hufeisenschenkel oder bei den kleinen englischen Füßen auch hinten am "Hinterbein"

Zitat von: ortholux in Februar 15, 2017, 23:38:56 NACHMITTAGS- Timos und Thomas' Geräte haben mehr Chromteile als Huberts. Gehört das so?

s. o.


So, jetzt geh ich auch ins Bett.

Gute Nacht alle miteinander
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 16, 2017, 10:43:37 VORMITTAG
Hallo,

dass der Kreuztisch auf einen runden Drehtisch aufgeschraubt ist, ist eigentlich unstrittig. Das normalerweise kleine Loch der dünnen Tischplatte ist bei diesem Drehtisch bis zu dem zentralen Innengewinde der Drehführung aufgebohrt damit auch dicke Kondensoren weit genug bis zum Kreuztisch hochgefahren werden können (der zugehörige Trocken-Dunkelfeldkondensor hat immerhin einen Lichtaustrittsdurchmesser von 32 mm). Der Tisch hat außen eine umlaufende Skala, die Kreuztischskala ist darauf angepasst. Wäre interessant ob die Drehtischskala Original Leitz ist.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210557_59311937.jpg)

Über den Hintergrund der Lackierung kann man streiten. Das Mikroskop ist meiner Meinung nach einfachheitshalber klar lackiert da es offensichtlich kein Serienmodell ist. Lacke gab es damals in zahlreichen Tönungen, das abgebildete Stativ Ia z.B. hat einen ausgeprägten "Honig"goldton. Der Lack ist ziemlich alt und hat charakteristische Oxidations- und Gebrauchsspuren. Ich kann mir nur schwer vorstellen, warum man damals einen schwarzen Lack hätte entfernen sollen.

Ich habe den Link zu einem baugleichen (Klein-)Serienstativ gefunden, da ist lediglich der Fuß wie schon von mir erwähnt geändert und die Höhenstellschraube für den Kondensor nur einseitig. Die Fußform ist fast identisch mit dem englischen Modell DE wenn man von der Größe absieht, auch anscheinend Baujahr 1912. Und hier ist die Beschriftung wieder E.Leitz London. Kräftig aufpoliert und alles in Schwarz-Gold sieht sogar der Kreuztisch nicht mehr aufgesetzt aus.  ;)
http://www.antiquemicroscopesandslides.com/leitz-antique-microscope-english-foot (http://www.antiquemicroscopesandslides.com/leitz-antique-microscope-english-foot)

Die Frage zum Dunkelfeldkondensor hat sich erledigt, nachdem ich eine kleine eher provisorisch angebrachte Linse, die mir nicht aufgefallen ist, vor der winzigen Eintrittskalotte entfernt habe. Da hat anscheinend jemand an eine spezielle Beleuchtung angepasst. Jetzt lässt sich der Lichtkegel einfach auf einer immergierten Mattscheibe darstellen. Schade, doch kein spezieller Kondensor.

Hubert

Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: ortholux in Februar 16, 2017, 20:08:02 NACHMITTAGS
Deins, lieber Hubert, ist ja schon impossant.
Aber das teilweise schwarze von "Deinem" Händler ist unglaublich.

Vielleicht sollte ich doch in Messing...?
Wolfgang
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 16, 2017, 21:01:56 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,
den Messing-Bereich von Leitz hat ja Thomas schon ziemlich abgegrast. Bleiben noch die Jahrgänge 1925-1934. Da ist aber meist nur ein bescheidener Messinganteil zu bewundern.   ;D

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: ortholux in Februar 16, 2017, 23:21:56 NACHMITTAGS
Zitat von: Lupus in Februar 16, 2017, 21:01:56 NACHMITTAGS
Bleiben noch die Jahrgänge 1925-1934. Da ist aber meist nur ein bescheidener Messinganteil zu bewundern.

Eigentlich war 1930 und mit Seriennummer 300 000 Schluss mit Messing. In den Katalogen sieht man bis zur Mitte der 30er Jahre noch Messingstative. Das ist aber den Druckstöcken geschuldet. Mir kam bisher kein Stativ unter, das eine Seriennummer deutlich über 300 000 hat.

Ich konnte es nie direkt vergleichen. Aber die letzte Gernartion mit Messing-Anteilen ist augenscheinlich identisch mit den ab 1930 hergestellten Stativen in schwarz/chrom. Somt bleib ich mal bei meinen "Leisten".

'nacht
Wolfgang

Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 17, 2017, 00:00:36 VORMITTAG
Hallo Hubert,

ich muss zugeben, dass ich doch ein gutes Stück zurückrudern muss. Das lackierte Stativ sieht wirklich beeindruckend aus. Und es belegt überzeugend, dass Deines nicht selbstgebastelt ist.  Ich war mir ziemlich sicher, dass es sich bei Deinem Stativ um einen Wolpertinger handelt, von einem ambitionierten englischem Mechanikus ins Leben gerufen.
Doch ob es sich wirklich um eine Leitzgeburt handelt? Auffällig ist, dass es einen eigenen Serienummernstart geben soll. Das hat Leitz eigentlich nie gemacht (wobei man schon fragen muss, was hat Leitz nicht gemacht?). Aber gut, wenn es Leitz London war und nicht Leitz Wetzlar, dann ist wohl alles möglich.

Auf jeden Fall nochmal Glückwunsch zu Deinem Stativ!! Und danke für´s Zeigen!

Grüße
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 17, 2017, 00:16:59 VORMITTAG
Hallo Thomas,
danke für Deine Glückwünsche. Eigentlich wäre es noch interessant da weiter nachzuforschen. Es wäre ja denkbar dass damals der Ruf Deutschlands im Sinken war und nur eine britische Firmenvertretung Importe versprach, und auch eine entsprechende Inschrift London vorteilhaft war. Kennst Du einen Ansprechpartner bei Leitz, der da aus Archiven Bescheid wissen könnte?

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Piper in Februar 18, 2017, 23:38:27 NACHMITTAGS
Hallo,

gerade eine Idee zu einem Namen, der vielleicht noch mehr Licht ins Dunkel bringen könnte:
Herr Rolf Beck, alter Leitzianer,  hat eine mehrfach neu aufgelegte historische Übersicht über die Leitz-Werke geschrieben.
Aktuelle Ausgabe 2016: "Die Leitz Werke in Wetzlar." Sutton Verlag.
ISBN: 978-3-89702-124-2

Falls man den Autor kontaktieren könnte, würde er vielleicht etwas an weiterführender Information beisteuern oder beschaffen können.

Viele Grüße
Jörg Piper

Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Februar 19, 2017, 10:25:43 VORMITTAG
Vielen Dank für den Hinweis. Ich mache mir allerdings wenig Hoffnung, nachdem diese "englischen" Mikroskope anscheinend nicht in den normalen Leitz Katalogen enthalten sind. Aber einen Versuch ist es sicher wert.

Hubert
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Peter V. in Februar 19, 2017, 11:10:52 VORMITTAG
Hallo,

was Sie sich schon immer gefragt, aber nicht zu fragen getarut haben....:

Meines Wissens wurden die Seriennumer von Leitz doch fortlaufend vergeben, und zwar unabhängig vom Modell. Wie geht so etwas? Es gibt ja nicht "eine" Stelle, an der alle Mikroskope - unabhjängiog vom Modell - nacheinander vorbeilaufen und dann nacheinander nummeriert werden. Es wird ja an an verschiedenen Modellen - vermutlich auch an unterschiedlichen Standorten? - gleichzeitg gearbeitet.

Mich würde einmal interessieren, wie man eine solche Seriennummervergabe rein praktisch durchgeführt hat.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Dypsis in Februar 19, 2017, 11:26:10 VORMITTAG
Hallo Peter,

ich meine mich duster zu erinnern, gehört zu haben, dass mit Nummernkontingenten gearbeitet wurde. Die wurden vergeben und aufgebraucht. Das schien mir sehr plausibel. Es würde auch erklären warum manchmal entwicklungstechnisch etwas ältere Stative eine spätere Nummer haben als jüngere. Ist zwar selten, doch kam es vor.

Grüße
Thomas
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: ortholux in Februar 19, 2017, 11:28:18 VORMITTAG
Hallo Peter,

nach meiner Information (R. Beck) wurden Seriennummernpakete an die einzelnen Abteilungen vergeben. Wie groß diese Pakete waren, entzieht sich meiner Kenntnis.

Es bestätigt sich aber darin, daß sich wiederholt sehr nah beieinander liegende Nummern auf dem gleichen Stativtyp befinden.

Z.B. "Langknopf-Orthoplan". Bekannte Seriennummern: 666469, 666493, 666499
Oder Kriegsortholux: 360765, 360784
Oder Stativ UH:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210700_4322080.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210700_60275915.jpg)

Diese beiden Stative habe ich übrigens im Abstand von einem halben Jahr erstanden.
Das eine (mit Opak) kam aus Kanada das mit Ultropak vom Neiderrhein.

Viele Grüße
Wolfgang

Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: ortholux in Februar 19, 2017, 11:33:17 VORMITTAG
Zitat von: Dypsis in Februar 19, 2017, 11:26:10 VORMITTAG
... warum manchmal entwicklungstechnisch etwas ältere Stative eine spätere Nummer haben als jüngere.

Das hier ist solch eine Kuriosität:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/210702_28061642.jpg)

Die Nummer des Schwarzren ist höher.

Eine ähnlich Paarung habe ich bei meinen Orthoplanen. Mein schwarzes hat die 666359 mein ältestes Graues die 666334.
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: beamish in Februar 19, 2017, 22:50:15 NACHMITTAGS
Geht mal in Google und dort in "mehr" zu Bücher bzw. Books. Gebt dort Leitz London ein.
Der erste Treffer ist ein Buch über Deutsche Investitionen im UK. Ihr solltet auf S. 178 gelandet sein. Auch die Fußnoten sind interessant.
Grüße
Martin
Titel: Re: Bestimmung antiker Leitz Kondensor
Beitrag von: Lupus in Juli 21, 2018, 21:00:21 NACHMITTAGS
Hallo,

noch ein später Nachtrag zu dem Londoner Leitz-Stativ:
Leider haben Recherchen u.a. bei Herrn Beck keine weiteren konkreten Informationen über das Stativ ergeben. Aber immerhin etwas zur Entwicklung über die Londoner Leitz-Vertretung. 1906/1907 wurde erstmalig eine Leitz-Vertriebsgesellschaft "Ernst Leitz London Branch" gegründet, kurz danach mit "Ernst Leitz Optical Wetzlar" bezeichnet. Ende 1911 bezog man größere Geschäftsräume mit Werkstatt unter dem Namen "E. Leitz, London". Der Engländer J.W. Ogilvy war Geschäftsführer, ab Mitte 1912 bis Juni 1920 gab es keine Leitz-Vertretung, der Geschäftsführer gründet eine eigene Firma Ogilvy & Co. und nahm die Interessen von Leitz wahr.

Das würde auch erklären, warum das beschriebene Stativ DE von Dr. Mappes 1912 von dieser Firma vertrieben wurde. Andererseits ist auch plausibel, warum wenige Monate vorher das große Stativ A unter dem kurzzeitigen Namen E.Leitz, London mit nur wenigen Exemplaren vertrieben wurde. Das Klarlack-Modell könnte ein Ausstellungsstück zur Werbung für die neue Leitz-Vertretung gewesen sein - es gibt gleichartige Stative die zeigen, dass so etwas damals nicht unüblich war.

Hubert