Mikro-Forum

Bibliothek => Mikro-Know-How => Technik => Thema gestartet von: Johann_M in März 15, 2017, 17:56:14 NACHMITTAGS

Titel: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Johann_M in März 15, 2017, 17:56:14 NACHMITTAGS
Liebe Schnippler,

bitte, welchen Freiwinkel soll die Rasierklinge beim Schneiden etwa haben?
Darnach richtet sich die Abfräsung bei meinem zukünftigen Klingenhalter.

Danke und viele Grüße,
Johann
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Bob in März 15, 2017, 18:21:55 NACHMITTAGS
Hallo Johann,

ich vermute, dass Dein technischer Begriff "Freiwinkel" nicht vielen Schnipplern geläufig ist. Mit einer Skizze kannst Du vermutlich mehr Rückmeldungen bekommen.
Rasierklingen haben in der Regel beidseitig Fasen - ist das bei Deinen auch so? Dann würde ich den Freiwinkel zwischen Fase und "Werkstück" eben über Null vorsehen. Der Körper der Klinge ist dann um den einseitigen Fasenwinkel zusätzlich geneigt.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Lupus in März 15, 2017, 18:47:07 NACHMITTAGS
Hallo,
ich würde den üblichen Freiwinkel von max. 5° verwenden. Mehr ist m.E. für die sehr dünnen Rasierklingen zu viel. Der Fasenwinkel ist etwa 8° je Seite, also eine Neigung von etwa 13°. Ich habe aber festgestellt, dass einzelne Rasierklingen oft eine unsymmetrische Fase aufweisen, also je nach Seite bis zu +/-2° Unterschied bei gleichem Gesamtwinkel von 15°-17° (Wilkinson und Gillette). Daher sollte der Freiwinkel auch nicht zu klein sein.

Hubert
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Johann_M in März 15, 2017, 19:00:45 NACHMITTAGS
Hallo Bob, hallo Hubert,

die Fasenlänge der Klinge ist 0,35mm, die Klingendicke ist 0,09 mm, ergibt arctan 0.25 und der einseitige Fasenwinkel wäre somit 0,125°. Das kann man meiner Meinung nach vernachlässigen. Es geht also praktisch nur darum, unter welchem Winkel die Klinge eingespannt wird und somit dürften die 5° wahrscheinlich passen.

Viele Grüße,
Johann
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Lupus in März 15, 2017, 19:13:38 NACHMITTAGS
Hallo Johann,
da dürfte ein Rechenfehler vorliegen. arctan 0.25 = 14°. Außerdem haben Rasierklingen normalerweise neben dem Klingenwinkel, den man wie Du einfach geometrisch messen kann, auch einen 2. Anschliff mit einem etwas größeren Keilwinkel, von mir als Fase bezeichnet. Und beide Winkel sind mit ziemlicher Sicherheit in der von mir angegebenen Größenordnung.

Hubert
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Johann_M in März 15, 2017, 19:26:59 NACHMITTAGS
Lieber Hubert,
bitte entschuldige meinen Rechenfehler, am Rechner war Radiant statt Grad eingestellt >:(
Du hast natürlich Recht.

Viele Grüße,
Johann
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Johann_M in März 24, 2017, 15:12:21 NACHMITTAGS
Zitat von: Lupus in März 15, 2017, 18:47:07 NACHMITTAGS
...ich würde den üblichen Freiwinkel von max. 5° verwenden. Mehr ist m.E. für die sehr dünnen Rasierklingen zu viel. Der Fasenwinkel ist etwa 8° je Seite, also eine Neigung von etwa 13°.

Hallo Hubert,

nach einigen Versuchen mit dickeren Klingen für Ceranfeldschaber (ca. 18 - 20°) war das beste Ergebnis für den Keil 15 - 16°.
Deine Größenangabe für den Keilwinkel war also sehr gut passend.

Nochmals vielen Dank für Deine exakte Auskunft,
Johann
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Lupus in März 24, 2017, 16:14:20 NACHMITTAGS
Hallo Johann,

danke für die Rückmeldung. Ich hatte auch einmal Klingen für Cutter gemessen, die hatten glaube ich ca. 24° Winkel. Da ist der Vorteil dass man härteres Material besser schneiden kann als mit den doch etwas dünnen Rasierklingen. Ich vermute dass der optimale Winkel auch von der Härte und Elastizität des Materials etwas abhängt, wahrscheinlich wären zwei um wenige Grad verschiedene, auswechselbare Keile optimal.

Hubert
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Detlef Kramer in März 24, 2017, 16:24:28 NACHMITTAGS
Hallo,

klare Antwort: 14 °. So hat es Streble für die Entwicklung seines Klingenhalters vorgegeben und so wird der SHK auch gefertigt.

Gruß und viel Erfolg,
Detlef
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Johann_M in März 24, 2017, 19:09:50 NACHMITTAGS
Hallo Hubert, hallo Detlef,

die Klinge von Fackelmann hat einen halben Fasenwinkel von rund 10°.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/213000_41050810.jpg)

Wenn ich den Keil also mit 15° ausführe, dürfte das ein guter Kompromiß sein.

Und, lieber Detlef, es ist nicht so, daß ich mir das Geld für den Kauf Deines SHK sparen will, aber da ich ja nicht professionell 'mikrotomiere' und daher nur dicke Rasierklingen verwenden möchte, will ich mir einen Halter speziell für diese kurzen Klingen bauen.
Jedenfalls danke ich euch vielmals für die nützlichen Hinweise,
Johann
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Klaus Herrmann in März 24, 2017, 19:35:52 NACHMITTAGS
Keine Sorge Johann,

Zitatund, lieber Detlef, es ist nicht so, daß ich mir das Geld für den Kauf Deines SHK sparen will,

Es gibt genügend Interessenten, die das Rad nicht nochmal erfinden wollen... ;)
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Detlef Kramer in März 24, 2017, 20:56:33 NACHMITTAGS
Hallo Johann,

Klaus Herrmann hat es treffend geschrieben:
ZitatEs gibt genügend Interessenten, die das Rad nicht nochmal erfinden wollen... ;)
Mach ruhig weiter, ich bin nicht eingeschnappt o. ä. Berichte uns von Deinen Fortschritten!

Herzliche Grüße
Detlef

Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Bob in März 24, 2017, 22:31:48 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Herrmann in März 24, 2017, 19:35:52 NACHMITTAGS
Keine Sorge Johann,
Es gibt genügend Interessenten, die das Rad nicht nochmal erfinden wollen... ;)

Hallo Klaus,

ich bin gerade mit dem Fahrrad nach Hause gekommen, und habe es sehr genossen, dass Herr Dunlop sich damals das Rad nochmal vorgeknöpft und dabei die Luftbereifung erfunden hat. Wer weiß, was bei Johanns Klingenhalter-Bau heraus kommt?. Oder ist das hier im Forum ein Tabu-Thema, und ich habe es noch nicht mitbekommen?

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Klaus Herrmann in März 24, 2017, 23:15:53 NACHMITTAGS
Hallo Bob,

ich glaube du hast was falsch verstanden. Dieser Klingenhalter, den Heinz Streble vor sicher 30 Jahren konzipiert hat wurde inzwischen x Mal verbessert. Aber das Grundprinzip ist immer noch gleich geblieben.
Auch die Bertha Benz fuhr auf einem 4-rädrigem Automobil mit Lenkrad. Die heutigen Nachfolger basieren immer noch auf dem selben Prinzip. Und es gibt andere Firmen auf der ganzen Welt, die auch schöne Autos bauen und das dürfen die auch.
Und genauso ist es jedem unbenommen sich seine eigene Version eines Klingenhalters zu konstruieren und zu bauen. Man kann sich sogar selbst Einmalklingen schmieden, aber es wird wahrscheinlich ein längliches linealförmiges dünnes Blech rauskommen, das auf einer Seite möglichst scharf ist.

Und um das mal ganz deutlich zu sagen: es gibt keinerlei Tabu und keiner wird verlacht, wenn er selber was basteln will, was es im Prinzip von der Stange gibt. Der eine bastelt gerne, der andere mikroskopiert lieber!

Für mich nachvollziehbare Gründe ein bewährtes Produkt nochmal neu zu konzipieren sind: es gibt Mängel in Qualität oder Bedienfreundlichkeit oder es ist zu teuer. Dann muss man dran!

Edit: Dunlop hat das Rad nicht erfunden (das war ca 5-6000 Jahre früher), er hat eine Verbesserung eingebracht; inzwischen haben wir schlauchlose Räder! ;)
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: RainerTeubner in März 25, 2017, 08:13:11 VORMITTAG
Hallo Klaus,

das Auto, mit dem Bertha Benz ihre Ausfahrt unternahm, war aber ein Dreirad, siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Bertha_Benz

Viele Grüße!

Rainer
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Lupus in März 25, 2017, 08:46:07 VORMITTAG
Hallo,

Zitatinzwischen haben wir schlauchlose Räder!
na Toll, die gabs aber auch schon vor Erfindung schlauchloser Reifen, die ersten Autos hatten schlauchlose Gummireifen.  ;)

Hubert
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Klaus Herrmann in März 25, 2017, 17:17:11 NACHMITTAGS
Hallo Rainer,

wieder ein Beweis, dass die Frauen oft mal ein Rad abhaben! ;D
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Peter V. in März 26, 2017, 14:54:13 NACHMITTAGS
Lieber Klaus,

Zitat von: Klaus Herrmann in März 25, 2017, 17:17:11 NACHMITTAGS
Hallo Rainer,

wieder ein Beweis, dass die Frauen oft mal ein Rad abhaben! ;D

dann pass auf, das Deine Frau nicht mal ins Forum schaut, sonst wirst Du für solche Aussagen noch gerädert!

Hezrliche sonnige Sonntagsgrüße
Peter
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: RainerTeubner in März 26, 2017, 15:01:17 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,

Du zahlst 5 € in die Macho-Kasse!

Viele Grüße!

Rainer
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: xf00741 in März 26, 2017, 18:49:06 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Herrmann in März 25, 2017, 17:17:11 NACHMITTAGS
Hallo Rainer,

wieder ein Beweis, dass die Frauen oft mal ein Rad abhaben! ;D


Hoi Klaus


Vielleicht gar nicht so verkehrt mal ein Rad abzuhaben, immerhin hat Bertha mit nur drei Rädern ein erfolgreiche Reise angetreten, wovon letztendlich Göttergatte Carl gut profitiert hat (Bertha indirekt auch).


Herzliche Grüsse
Jörg
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Johann_M in April 01, 2017, 20:08:57 NACHMITTAGS
Zitat von: Detlef Kramer in März 24, 2017, 20:56:33 NACHMITTAGS
Hallo Johann,

Klaus Herrmann hat es treffend geschrieben:
ZitatEs gibt genügend Interessenten, die das Rad nicht nochmal erfinden wollen... ;)
Mach ruhig weiter, ich bin nicht eingeschnappt o. ä. Berichte uns von Deinen Fortschritten!

Herzliche Grüße
Detlef

Danke für Dein Verständnis, lieber Detlef.

Nach den im Beitrag ähnlichen, aber nicht gleichen Angaben zum Keilwinkel, habe ich eine Bauweise mit verstellbarem Keilwinkel angewandt, um unterschiedliche Klingen verwenden zu können.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/213371_56554706.jpg)

Der Keil besteht aus einem relativ harten, gut gleitfähigem Kunststoff, vermutlich ein Polyamid, der zufällig vorhanden war; dadurch erspare ich mir eine eigene Gleitfläche unter dem Keil.
Die Unterlagsplatte, welche unter der Klinge liegt, erhielt eine Abfräsung (wie beim SHK), um eine definierte Lagerung der Klinge zu erreichen.
Darauf kommt die Klemmbacke, die mit zwei Rändelmuttern dieses Paket festklemmt.
Bei Bedarf, um einen größeren Keilwinkel zu erzielen, legt man einfach vor dem Klemmen einen kleinen Blechstreifen, Karton, Münze oder ähnliches darunter, wie im Bild ersichtlich.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/213371_12149359.jpg)

Die Unterlagsplatte reicht etwa 2 mm über den Keil hinaus, dadurch wird eine etwas größere Schnittiefe erreicht, ohne mit dem Keil am Präparat anzustoßen.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/213371_46873135.jpg)

Auf die zusätzliche Aussparung im Keil habe ich natürlich nicht verzichtet.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/213371_56584411.jpg)

Viele Grüße,
Johann
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Bob in April 01, 2017, 22:01:27 NACHMITTAGS
Hallo Johann,

vielen Dank fürs Zeigen! Diese Abbrech-Klingen gibt es ja in recht guten Ausführungen und sie sind relativ dick und somit steif. Deine winkelverstellbare Ausführung ist auch mal was Neues. Ich mache mir auch Gedanken über das Schnibbeln. Was ich mir für so einen Halter wünschen würde wäre ein Griff. Da ist mir aber auch noch keine optimale Befestigung eingefallen.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Johann_M in April 02, 2017, 10:55:36 VORMITTAG
Zitat von: Bob in April 01, 2017, 22:01:27 NACHMITTAGS
Hallo Johann,

vielen Dank fürs Zeigen! Diese Abbrech-Klingen gibt es ja in recht guten Ausführungen und sie sind relativ dick und somit steif. Deine winkelverstellbare Ausführung ist auch mal was Neues. Ich mache mir auch Gedanken über das Schnibbeln. Was ich mir für so einen Halter wünschen würde wäre ein Griff. Da ist mir aber auch noch keine optimale Befestigung eingefallen.

Viele Grüße,

Bob

Hallo Bob,

einen Griff vermisse ich nicht, aber man könnte für Daumen und Mittelfinger beidseitig Mulden ausfräsen.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/213403_28260402.jpg)

Liebe Grüße,
Johann
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Wutsdorff Peter in Mai 05, 2017, 13:51:06 NACHMITTAGS
Hallo liebe Schnibbler,
ich habe mir unter den Schnittkeil "DC-fix-Samt" geklebt. Dann gibt es keine Schrammen auf der Glasplatte.
Die Idee zur Konstruktion eines variablen "Freiwinkels" finde ich genial!!

Gruß Peter
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Lupus in Mai 05, 2017, 14:16:31 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
der Samtbelag ist aber nicht förderlich um dünne, gleichmäßige Schnitte zu erhalten.

Hubert
Titel: Re: Rasierklinge für Handmikrotom
Beitrag von: Klaus Herrmann in Mai 05, 2017, 19:47:40 NACHMITTAGS
Zitatder Samtbelag ist aber nicht förderlich um dünne, gleichmäßige Schnitte zu erhalten.
Natürlich, aber die Glasplatte wird jedes Mal sauber gewischt. ;D
Also im Ernst: nicht umsonst ist die Gleitfläche beim weltberühmten SHK-Klingenhalter aus Teflon: verkratzt garantiert nicht, gleitet hervorragend und ist formstabil, so dass man gleichmäßige planparallele Schnitte erhält.
Es geht einfach nix über gutes Werkzeug! ;)