Liebe Pflanzenfreunde,
zur großen Gattung Celtis zählen 70 häufig immergrüne Baumarten, die vor allem in den Tropen vorkommen. Die aus kühlen Klimaarten stammenden Arten aus Nordamerika, Europa und Asien werden jedoch am meisten kultiviert.
Sie sind mittelgroß bis groß mit glatter und leicht rauher Rinde und haben kleine, oval, spitze Blätter mit wenigen oder vielen Zähnen am Rand.
Die eingeschlechtlichen, unauffälligen Blüten haben keine Blütenblätter und erscheinen zeitgleich mit den neuen Blättern.
Die kleinen, harten Steinfrüchte wachsen einzeln in den Blattachseln. Sie werden von Vögeln gefressen und verbreitet; einige Arten können durch Selbstaussaat zur Plage werden.
Bild 01 Südlicher Zürgelbaum Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_14303791.jpg)
Quelle: Fraxinus
Systematik:
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Hanfgewächse (Cannabaceae)
Gattung: Zürgelbäume (Celtis)
Art: Südlicher Zürgelbaum, Europäischer Zürgelbaum
Wissenschaftlicher Name: Celtis australis
Trivialnamen: Bohnenbaum, Nesselbaum, Zirgelbaum, Zirkelbaum und Zürgelbaum
Englischer Name: Southern nettle tree, hackberry
Der lat. Name Celtis steht für ein in Afrika vorkommendes Gehölz, womit der Südliche Zürgelbaum (australis lat. = südlich) gemeint sein dürfte, denn das Areal dieser Art reicht im Mittelmeerraum südlich bis Libyen und NW – Afrika.
Beschreibung:
Der Südliche Zürgelbaum ist ein sommergrüner großer Laubbaum aus Südeuropa, Nordafrika und Kleinasien, er wird bis zu 25 Meter hoch. Der Stamm erinnert an eine Buche, der erst im Alter eine etwas schuppige Borke ausbildet.
Bild 02
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_49584532.jpg)
Urheber: Franz Xaver
Die mitte- bis dunkelgrünen Blätter sind zweizeilig angeordnet. 5 – 16 cm lang, eiförmig bis lanzettlich, mit langer, fein ausgezogener Spitze, am Rand gesägt, oberseits rauh und unterseits hellgrün und flaumig (weich behaart). An der Blattbasis entspringen drei kräftige Blattnerven.
Die Blüten entstehen mit dem Laubaustrieb, es sind einzelne, blattachselständige Zwitterblüten. Die Blüten sind langgestielt und klein mit zwei großen fedrigen Narben, die männlichen Blüten stehen daneben in wenig blütigen Büscheln.
Die kleinen (9 – 12 mm), im Herbst purpurschwarzen Früchte besitzen ein fleischiges Mesokarp (meist süßes u. saftiges Gewebe der Steinfrüchte) und sind essbar.
In Südtirol bereitet man aus den süßlichen Früchten, den ,,Zürgel", Süßspeise.
Bild 03 Illustration, Südlicher Zürgelbaum Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_19699911.jpg)
Quelle: www.biolib.de
Buchquelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany
Urheber: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé
Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.
Das Holz (,,Triester – Holz") vom Südlichen Zürgelbaum ist sehr hart und elastisch und vielseitig verwendbar, wie z.B. für Angeln, Peitschen, Haushaltsgeräte und Musikinstrumente.
Bild 04 Junger Südlicher Zürgelbaum Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_2389992.jpg)
Foto: H.-J_Koch
Dieser junge Baum steht im Arboretum Schloss Erbhof Thedinghausen (Niedersachsen).
Die Proben von diesem Baum liegen seit dem 31. Mai 2016 in AFE II.
Bild 05 Kosmos Tischmikrotom
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_30880833.jpg)
Mit diesem kleinen Mikrotom habe ich die Schnitte erstellt. Das Holz des Zürgelbaumes ist sehr hart, deshalb wurden die Proben während des Schneidens mit Glyzerin angefeuchtet. Es sind mir brauchbare Schnitte mit einer Dicke von 30 Mikrometer gelungen.
Teil 1 Einjähriger Spross, Querschnitt, 30 µm
Zunächst einmal zwei Bilder vom ungefärbten Schnitt.
Bild 06 Übersicht, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_58154627.jpg)
Bild 07 Vergrößerung, Xylem, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_35529478.jpg)
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
1. Schnitte liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1
verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000.
Bild 08 Übersicht, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_47422476.jpg)
Bild 09 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_65273341.jpg)
MP = Markparenchym, T= Trachee, JG = Jahresringgrenze, XY = Xylem, HS = Holzstrahl, K = Kambium, PHS = tangential erweiterter Phloem - Strahl, PH = Phloem, SK = Sklerenchym - Inseln, PE = Periderm, RP = Rindenparenchym
Das Rindenparenchym ist ein Speicher.
Pflanzen bestehen, wie die meisten Lebewesen, zu einem Großteil aus Wasser. Schwankungen des Wasservorrats werden von Organismen allgemein schlecht vertragen. Um Folgen abzuwenden, wird Wasser daher vorrätig gehalten, was zum Beispiel im Rindenparenchym geschieht.
Das Sklerenchym ist ein Festigungsgewebe.
Das Sklerenchym ist totes Gewebe, das durch seine extrem dicken Zellwände zur Stabilität der Pflanze beiträgt (Festigungsgewebe). Hier kommt es in Form von kleinen Zellgruppen vor, in anderen Pflanzen bildet es ausgedehnte Bereiche.
Das Phloem ist für Transport und Transformation verantwortlich. Das Phloem besteht aus relativ kleinen Zellen, und dient dem Transport von Stoffwechselprodukten. Wirft z.B. ein Baum im Herbst seine Blätter ab, so tut er dies nicht ohne zuvor Wertstoffe aus den Blättern zurückzuziehen und einzulagern. Die Zellen des Phloems, die im Gegensatz zu Sklerenchym und Xylem sehr wohl am Leben sind, sind untereinander durch feine Kanäle intensiv vernetzt. So können Stoffwechselsignale ausgetauscht und in der Folge evt. "bestellte" Produkte geliefert werden.
Kambium ist die horizontale Wachstumszone.
Das Kambium besteht aus einer Zellreihe. Es ist die Zellreihe, die im Bild blau angefärbt ist. Aus diesem wird durch Zellteilung nach innen hin Xylem gebildet, nach außen hin Phloem.
Das Kambium ist also die Quelle dieser beiden Gewebe.
Das Xylem zum Transport und Stabilisierung.
Der Ausdruck rührt von Xylos, was Griechisch für "Holz" steht her. Der Definition nach ist alles, was vom Kambium nach innen hin gebildet wird, Holz. Was nach außen wandert, nennt sich "Bast. Das Xylem dient hauptsächlich der Leitung von Wasser, das aus den Wurzeln durch das Xylem angeliefert wird. Wurzeln haben meistens, wenn nicht sogar immer einen zentralen Xylemkern. Da hier aber auch Strahlen vom Mark aus durch das Xylem verlaufen, und auch mit diesem in Verbindung stehen, würde ich auch eine weitergehende Transportfunktion unterstellen. Darüber hinaus wirkt die Verholzung des Xylems sicher auch stabilisierend.
Bild 10 Markparenchym im Zentrum, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_58961324.jpg)
Dem Markparenchym kommt hier eine Speicherfunktion zu. In den weitlumigen, leicht blau gefärbten Zellen finden sich nur sehr vereinzelt Calciumoxalat – Kristalle. Ein deutlicher Nachweis der Speicherfunktion des Markgewebes lässt sich erbringen, wenn man im Markgewebe nach rundlichen Gebilden Ausschau hält. Lassen sich diese mit Jodlösung blau anfärben, handelt es sich um Stärke.
Bild 11 Vergrößerung, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_1495183.jpg)
Bild 12 Vergrößerung mit Beschriftung, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_61302538.jpg)
HS = Holzstrahl, K = Kambium, PH = Phloem
Bild 13 Sklereide, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_30376100.jpg)
Bild 14 Xylem, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_37460558.jpg)
Bild 15 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_59487907.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.
Bild 16 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_23085090.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.
Teil 2 Einjähriger Spross, Längsschnitt, 30 µm
Bild 17 Ungefärbter Schnitt, Übersicht, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_6964596.jpg)
Bild 18 Übersicht, W-3A-Färbung nach Wacker, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_17113003.jpg)
Bild 19 Vergrößerung, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_30544512.jpg)
Bild 20 Vergrößerung, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_44365459.jpg)
Bild 21 Vergrößerung, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_7044526.jpg)
Bild 22 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Celtis australis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/220199_20390146.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.
Quellen und weiterführende Informationen:
Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Gregor Aas ,,Bäume", ISBN: 3-7748-4058-2
Gregor Aas ,,Laubbäume"
Spohn ,,Kosmos Baumführer Europa", ISBN: 978-3-440-11741-5
Peter A. Schmidt ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
P. Schütt ,,Lexikon der Baum- und Straucharten", ISBN: 978-3-86820-123-9
,,Botanica", ISBN: 3-8290-0868-6
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.
Hans-Jürgen