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Foren => Bestimmungshilfe => Thema gestartet von: Heiko in Dezember 29, 2017, 18:20:27 NACHMITTAGS

Titel: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Dezember 29, 2017, 18:20:27 NACHMITTAGS

Liebe Kenner von Kandis & Co.,

Quarz ist das Paradebeispiel optisch aktiver einachsiger Kristalle. Olaf lässt hier die Muster tanzen, unerreicht: ftp://ftp.min.rub.de/pub/Medenbach/Kristalloptik/spezielles.ppt

Und die Zweiachsigen? Sind die Effekte zu gering, um in's Auge zu fallen? Saccharose hat ja auch ,,asymmetrischen Kohlenstoff". Wie ist hier die Aufhellung der Isogyre im Austritt zu deuten?

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/225849_31038138.jpg) (http://abload.de/image.php?img=5zusammen6auvx.jpg)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Dezember 30, 2017, 10:21:50 VORMITTAG
Lieber Heiko,

Du reibst mit Deinem Finger in einer tiefen mit Salz gefüllten Wunde. Das Thema ist so heikel, dass es in den meisten Kristalloptik-Lehrbüchern einfach unter den Teppich gekehrt wird. Normalerweise sieht man bei den optisch aktiven, zweiachsigen Kristallen ....... nichts davon!

Das liegt daran, dass die Richtung der optischen Achsen in zweiachsigen Kristallen nicht wirklich isotrop sind, sondern aus unendlich vielen einzelnen linear polarisierten Einzelstrahlen bestehen - bitte frage mich nicht nach Details, da braucht man wohl Kenntnisse der theoretische Physik und ich bin nur einfacher kleiner Anwender und vor allem Phänemenologe mit ausreichenden Kenntnissen der Grundrechenarten  ;D.

Im Groth, P. (1905): Physikalische Krystallographie, Leipzig, p. 156 und 157 sowie 161 habe ich die einzige halbwegs ausführliche Beschreibung gefunden, die das Prinzip anspricht:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/225882_64923656.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/225882_44624228.jpg)

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Dezember 30, 2017, 13:26:51 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

wie bin ich froh, einen ,,Kenner der Grundrechenarten" an meiner Seite zu wissen, der die Deutungshoheit bezüglich der Spielsachen des Vorschülers auszuüben bereit ist.

Demnach steht die beobachtete Aufhellung wohl eher in verwandtschaftlicher Beziehung mit einer solchen Überlagerung:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/225899_51393439.jpg) (http://abload.de/image.php?img=62rsmd.jpg)

Vielen Dank und herzliche Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Dezember 30, 2017, 14:18:17 NACHMITTAGS
Lieber Heiko,

ja, dies ist eindeutig ein gestörtes Interferenzbild.

Herzliche Grüße,

Olaf

... ach ja, was wäre es so schön gewesen, wenn während meiner aktiven Laufbahn einige mehr der mit "Hochschulreife" bedachten das Interesse und die Lernbereitschaft dieses "Vorschülers" gezeigt hätten... :(
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Dezember 30, 2017, 23:30:52 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

nicht, dass der Verdacht aufkeimt, mein Altersstarrsinn manifestiere sich gerade wieder einmal, darf ich die Dünnschicht- und Dickschicht-Muster gleich noch einmal gegenüberstellen, da hier der Hund begraben zu liegen scheint.
Zentimeterdicke Zuckerplatten – etwa amorph – aber warum dann nicht gleich die Lösung?
Schon bei größeren Kristallen (1mm) aus der Zuckertüte erhalte ich keine Interferenzen mehr. Bleibt etwa doch nur die klebrige, zeitverzögerte Zucht aus der Lösung?
(Vermeintliche) Einkristalle, immergiert, 50er Objektiv: kleine Kristalle mit unauffälligen, dickere mit aufgehellten Isogyren:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/225976_41149443.jpg) (http://abload.de/image.php?img=unbenannt-3mhshq.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/225976_39785641.jpg) (http://abload.de/image.php?img=unbenannt-328mscp.jpg)


Viele Grüße,
Heiko

... und ja, Zuwendung generiert Interesse  ;)
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Dezember 31, 2017, 10:57:32 VORMITTAG
Lieber Heiko,

dass Du an immergierten Zucker-Präparaten keine guten Ergebnisse bekommst, wundert mich wirklich sehr. Eigentlich sind dies sehr einfach herzustellende und sehr befriedigende Präparate, da die Kristalle wegen Ihrer Morphologie überstatistisch häufig perfekt orientiert liegen. Zuckerlösungen gehen garnicht, denn sie drehen ja nur die Ebene des polarisierten Lichts und zeigen kein Interferenzbild, diese Erscheinung bleibt kristallinen Strukturen vorbehalten.

Zur Herstellung dickerer Schliffe deutest Du ja schon die Lösung am Anfang dieses Beitrags an: Kandis gibt es in ausreichender Größe und die Kristalle sind z.T so perfekt ausgebildet, dass die Orientierung sehr leicht fällt. Der Zucker hat ja die angenehme Eigenschaft, dass eine der optischen Achsen fast genau senkrecht zur größten Fläche, dem Pinakoid (100), steht. Zudem gibt es eine gute Spaltbarkeit parallel zu dieser Fläche. So kann man leicht Platten in der gewünschten Dicke erzeugen, indem man ein Messer mit der Schneide an der entsprechenden Stelle und der Klinge parallel zur Fläche ansetzt und mit einem kleinen Hammer beherzt zuschläcgt. Es entstehen planparallele Platten und der Ausschuß wandert in die Teetasse. Die Platten müssen nun noch geschliffen und poliert werden, was bei Zucker sehr einfach ist. Das Schleifen geschieht mit Naßschleifpapier wie es die Autolackierer benutzen, wobei man auf einer harten planen Unterlage (z.B. Glasplatte) arbeitet und statt mit Wasser mit Petroleum anfeuchtet. Die Körnungen 400, 800 und 1000 nacheinander sollten dazu ausreichen. Poliert wird auf einfachem Schreibpapier, das man mit einer homöopatischen Menge Wassers anfeuchten kann, dann geht's schneller und besser.

Bei dickeren Platten findet man evtl. den Achsenaustichpunkt nicht sofort, da schon wenigen Winkelminuten neben dem Achsenausstichpunkt wegen der Dicke das Weiß höherere Ordnung erreicht wird. Hier hilft ein Objektiv niedriger Apertur.

Herzliche Grüße,

Olaf

... ach ja, die Zuwendung ließe sich noch erheblich intensivieren, wenn Du einmal ins Ruhrgebiet kämst, das so viel besser ist als sein Ruf. Wir könnten tagelang in Interferenzen schwelgen...
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Dezember 31, 2017, 12:39:25 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

für die ,,zuckersüße Anleitung" vielen Dank, ist in die Reihe ,,Gute Vorsätze" aufgenommen, denn z.B. eine solches ,,Husemann-Muster" tät ich gerne einmal selbst fabrizieren: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12900.msg96771#msg96771

Die Liste des ,,zweiachsig-aktiven Ungemachs" ist laut Literatur ja etwas länger, sodass ich mich noch bei wenigstens zwei der dort aufgezählten Kandidaten vergeblich bemühen werde. Schließlich ist die eigene Erfahrung die letzte Autorität.

Mandelsäure jedenfalls – übrigens kein Listengänger – verhält sich unauffällig-fotogen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/225992_42708074.jpg) (http://abload.de/image.php?img=mandelsure4zusammenknkn2.jpg)

Komme Du gut über's magische Datum,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Dezember 31, 2017, 15:08:29 NACHMITTAGS
Lieber Heiko,

hier ist einmal ein Zucker-Präparat, ca. 6 mm dick und die dazugehörigen Interferenzfiguren bei verschiedenen Aperturen - quick und dirty im wahrsten Sinne des Wortes, der Dreck in der hinteren Brennebene ist mir peinlich :(. Im ersten Interferenzbild sieht man die Erscheinung mit dem 40x/0.65. Bei der Schliffdicke kann man die Apertur beleuchtungsseitig nicht ausleuchten, und der Fokussierbereich meiner Bertrand-Linse reicht nicht ganz aus. Hier hätte ich die gesamte Fotoeinrichtung noch etwas aus dem Tubus ziehen müssen, um eine befriedigende Schärfe zu erhalten. Ich wollte aber die Erscheinung so zeigen, wie man sie normalerweise sieht.

Das zweite Interferenzbild ist mit dem 10x/0.25 Objektiv aufgenommen. Hier ist die Apertur voll ausgeleuchtet, aber das Interferenzbild ist so groß, dass es den Ausschnitt meiner Kamera sprengt. Fotografiert man dies monochromatisch, erhält man etwa das Husemannsche Bild.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226003_47633461.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226003_63130991.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226003_22322349.jpg)

Auch von mir einen guten Rutsch und der Wunsch nach vielen schöne Interferenzbildern aus Deiner "Feder" im nächsten Jahr,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 01, 2018, 11:56:07 VORMITTAG
Lieber Olaf,

eine eindrucksvolle ,,Zielscheibe" gibst Du zu bestaunen.
Die Aufhellung im ,,Epizentrum" ist ausschließlich Folge der laut GROTH ,,sehr schwachen" Dispersion?
Hätte die optische Aktivität einen Anteil, sollte durch Anpassung der Polarisatorstellung die Isogyre wieder deutlicher erscheinen ... ist das zumindest theoretisch zutreffend?

Viele Grüße,
Heiko

Nachtrag

das sehenswerte ,,Auge des Orkans" – Ausschnitt aus Olafs Aufnahme:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226038_11404313.jpg) (http://abload.de/image.php?img=saccharose8bildvonola7xsgd.jpg)
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 01, 2018, 15:10:40 NACHMITTAGS
Lieber Heiko,

ich konnte ja wirklich nicht ahnen, dass Du mein schnelles Bild gleich für weiterreichende Interpretationen nutzen würdest, sonst hätte ich es gleich in der richtigen Orientierung und nicht in willkürlicher Lage aufgenommen. Nur dann kann man wirklich etwas diagnostisches erkennen. Hier nun die richtigen Bilder, gleichfalls hochgezogen wie Dein "Orkanauge":

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226060_30880833.jpg)

Man erkennt in Diagonalstellung deutlich die Dispersion der optischen Achse an der farblich gesäumten Isogyre. In Normalstellung würde man die geneigte Dispersion erkennen, wenn man den zweiten Achsenausstichpunkt zum Vergleich sehen könnte. Geneigt muss die Dispersion sein, da die Achsenebene mit der monoklinen (010)-Ebene übereinstimmt.

Die Drehung des optisch aktiven Kristalls kann man nur monochromatisch messen. In den Bildern bei 546 nm sieht man in Normalstellung eine Aufhellung der Isogyre im Zentrum, nach Drehung des Analysators wird sie tatsächlich tiefschwarz.

Dank Deiner Fragen habe ich dies nun nach 50 Jahren Kristalloptik zum ersten Mal wirklich gesehen - Danke  :) :) :)!

Mit herzlichen Grüßen,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 01, 2018, 20:01:28 NACHMITTAGS
Sehr eindrucksvoll, lieber Olaf,

und bei dieser Abbildungsqualität dem Quarz zumindest insofern ebenbürtig, als Du für die zweiachsig-aktiven Kristalle ein Referenzbeispiel vorweisen kannst.

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 02, 2018, 20:09:19 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

vorhersagegemäß gibt es Schwierigkeiten, das Phänomen mit meinen Bordmitteln nachzustellen. Kann es schon als Indiz gelten, dass der zentrale Isogyren-Steg bei ca. 20° Analysator-Drehung noch in ursprünglicher Deckung vorhanden ist?

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226163_30880833.jpg) (http://abload.de/image.php?img=unbenannt-12zusammen56u1t.jpg)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 03, 2018, 10:11:01 VORMITTAG
Lieber Heiko,

ich befürchte das ist nicht das gewünschte Phänomen. Es ist ganz sicher nur mit einem sehr strengen Monochromatfilter zu sehen, da es eine Dispersion des spezifischen Drehungsvermögens gibt, und Dein Filter sieht nicht sehr monochromatisch aus. Außerdem ist das spezifische Drehungsvermögen in Richtung dieser Achse laut Literaturangabe nur ca. 2°/1mm, man benötigt also wirklich dicke Präparate, um den Effekt zu sehen.

Mit herzlichen Grüßen,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 03, 2018, 17:17:55 NACHMITTAGS
Danke, lieber Olaf,

nicht alle Blütenträume reifen bzw. kristallisieren eben störungsfrei ...

Apropos Störungen: liegt es an der Kandissorte (dies hoffe ich so lange, bis ich mit einer weiteren scheitere) oder an meiner Schleiferei, von HUSEMANN und MEDENBACH bin ich noch ,,isogyrenweit" entfernt:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226235_54636159.jpg) (http://abload.de/image.php?img=saccharoseachse16oeoer.jpg)

Hierzu bitte gleich noch eine Frage: HUSEMANN zeigt schwarzen, MEDENBACH und HEIKO dagegen aufgehellten zentralen Isogyren-Steg. Verzweiflungs-Stirnrunzeln Deinerseits lasse ich nicht gelten, denn Du lehrtest mich, auf Nuancen zu achten ...

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 04, 2018, 10:22:51 VORMITTAG
Lieber Heiko,

nun forderst Du mich aber wirklich, jedoch vermute ich, dass Du in die falsche Richtung ermittelst. Die Husemannsche Interferenzfigur im monochromatischen roten Licht wird von der Kamera wegen der (Un)Empfindlichkeit des Sensors heillos überbelichtet. Man muss also mit Photoshop/Photopaint/anderem Bildbearbeitungsprogramm nacharbeiten. Nun liegt das Ergebnis an der Geschicklichkeit (und der Wunschvorstellung) des Bearbeiters. Darin bin ich leider nicht sehr versiert, aber hier doch einige Ergebnisse:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226271_64923656.jpg)

Fazit: Traue nur einem Foto, das Du selbst bearbeitet hast!

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 04, 2018, 16:53:17 NACHMITTAGS
Leider gleiche ich, lieber Olaf, viel mehr dem Rindviech vor'm neuen Tor, als Du Dir vorzustellen vermagst:
Darf die Aufhellung (bzw. Breite bei Monochromie, je nach gewähltem Kontrast) des zentralen Stegs mit der ,,Aktivitätsdispersion" in Zusammenhang gebracht werden?


Solltest Du noch etwas mehr Quengelei verkraften, erbitte ich Deine Meinung zu diesen Weinsäure-Mustern. Vermeintlich geeignete Kristalle liefern da für meine Verhältnisse recht klare Muster:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226288_52727599.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinsureauslsung3zusa0gqip.jpg)

2V = 100° ist zu groß für das 50er Objektiv, aber die Orientierung ist möglich. Jetzt wundere ich mich bei beiden Duos über die ,,Griesgnaddeligkeit" in Normalstellung. Da keine Referenzen zu finden sind, bleibt mir nur der Fluchtpunkt ,,Störung". Nicht, dass aber doch ... ?

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226288_14347911.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinsureauslsung6zusasbohy.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226288_51393439.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinsureauslsung8zusa12opu.jpg)

Vielen Dank für Deine Mühe und herzliche Grüße,
Heiko


Nachtrag

Über Nacht gab's noch einmal Aktivität im Lösungsfilm unter'm Deckglas und jetzt sieht's doch eher systemisch aus, meine ich:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226288_26756241.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinsureauslsung9otqkr.jpg)



weiterer Nachtrag

Die Muster erscheinen eindrucksvoll. Gleichwohl ist hier etwas Photoshop-Aufhübschung zur Anwendung gebracht – Sättigung, Kontrast, Entstaubung:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226288_11404313.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinsureauslsung10ivsyh.jpg)


Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 06, 2018, 11:27:14 VORMITTAG
Lieber Heiko,

Du hast die Abnormität gut erkannt - auch mir bleibt hier nur der Rückzugsort "Störung", sonst müsste die waagrechte Isogyre in Normalstellung befriedigend geschwärzt sein!

Übrigens entspricht ein 2V von 100° natürlich einem 2V von 80° als Ergänzungswinkel, aber auch dies kann natürlich nicht mit dem 50er Objektiv erfasst werden ;D.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 06, 2018, 23:12:30 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

so ist das eben, wenn Wunsch, Vater und Gedanken zueinander finden ...

Neuerlich weinsaures Mikroskopieren zeitigt, kaum gestört, dieses Muster, mit dem ich mich bescheiden will:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226502_26756241.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinsureauslsung11ssu3w.jpg)

Vielen Dank und herzliche Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 07, 2018, 22:00:44 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

gehe ich recht in der Annahme, dass der Nachweis der zirkularen Doppelbrechung (z.B. beim Natriumchlorat) für den Amateur ebenfalls Kirschen in Nachbars Garten bleiben werden?

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 08, 2018, 20:22:39 NACHMITTAGS
Lieber Heiko,

ganz und garnicht, aber natürlich hat man nicht die Interferenzfigur als Kriterium, da kubische Kristalle solche natürlich nicht erzeugen. Zur orthoskopischen Beobachtung bei gekreuzten Polarisatoren benötigt man lediglich dickere Kristalle, da die spezifische Drehung nur bei 2-6°/mm (wellenlängenabhängig) ist. Statt einem völligen Schwarz, wie es einem normalen kubischen Kristall anstehen würde, bemerkt man dann eine Aufhellung im Mikroskop bzw. Polarimeter. Die völlige Dunkelheit durch Verdrehen des Analysators stellt sich wiederum nur monochromatisch ein, da die Drehung der Polarisationsebene stark dispergiert ist. Für 656 nm beträgt sie 2,51°/mm und für 431 nm 5,95°/mm (Landolt, H. (1898): Das optische Drehungsvermögen..., Vieweg und Sohn, Braunschgweig).

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 08, 2018, 22:40:53 NACHMITTAGS
Tatsächlich hätte ich eine Achsenfigur erwartet, lieber Olaf, da schon PE-Flaschen willfährige Objekte darstellen uns selbst der luftgefüllte Spalt zwischen OT und DG ein Muster liefern kann:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226618_6964596.jpg) (http://abload.de/image.php?img=achsenbilddesluftgeflbwu3t.jpg)

Das von Dir beschriebene Prozedere leuchtet ein, sogar mir. Wie aber schließt der Laie aus, dass die zu beobachtende Aufhellung auf Spannungsdoppelberchung zurückzuführen ist?

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 09, 2018, 10:08:31 VORMITTAG
Lieber Heiko,

das musst Du mir aber schon noch besser erklären! Dein Achsenbild mit ca. 3 Ordnungen hast Du an einem Luftspalt erhlten???? Das kommt mir sehr merkwürdig vor.

Konoskopisch zeigen aus physikalischen Gründen hochvergrößernde und damit hochaperturige Objektive durch Effekte an den stark gekrümmten Linsen immer eine Aufhellung in den vier Quadranten und die sieht man im leeren Strahlengang, aber da sollte es höchstens bis zum Grau erster Ordnung gehen. Orthoskopisch im Mikroskop oder im Polarimeter ist das aber kein Thema und eine Aufhellung, die monochromatisch durch Verdrehen des Analysators zu kompensieren ist, weist tatsächlich auf optische Aktivität hin.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 09, 2018, 21:08:59 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

Spalt oder Keil – vielleicht macht dies hier den Unterschied? Das Muster stammt von einem Präparat, das ich für ,,trockengefallen" hielt. Makroskopisch waren jedenfalls Newton-Ringe zu sehen. Zum Vergleich habe ich mir eben ,,zusammengebackene" Deckgläser angeschaut und erhalte ebenfalls dieses einachsige Muster.

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 11, 2018, 09:27:04 VORMITTAG
Lieber Heiko,

ich bin der Lösung dieses Problems noch keinen Schritt näher gekommen. Das liegt auch daran, dass mir kurzfristig die Hardware fehlt. Es gibt zwar wirklich keinen Mangel an Polarisationsmikroskopen in diesem Haus, aber mein "Arbeitstier", mit dem ich solche Dinge ohne weiteren Aufwand ansehen kann, ist z.Zt. nicht verfügbar.

Ich vermute, dass es sich tatsächlich um Interferenzerscheinungen an dünnen Plättchen (wie bei den Newton-Ringen) handelt und man in Abhängigkeit von Einstrahlwinkel unterschiedliche Farben erhält. Dafür spricht auch die Blässe der Erscheinung. Dann sollten die Ringe konoskopisch aber auch im unpolarisierten Licht zu sehen sein, was Du sicher leicht überprüfen kannst.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 11, 2018, 18:53:44 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

Deine Weissagung kann ich bestätigen, auch ohne Polarisation gibt es konoskopisch schwache Interferenzen.

Bezüglich des Chlorats sind bei dünnen Einkristallen keine Anisotropie-Effekte festzustellen, hier eine X-Pol-Aufnahme:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226798_47422476.jpg) (http://abload.de/image.php?img=natriumchloratxpolkub7ujf9.jpg)

Interessant fand ich, dass auch die trigonale Modifikation kristallisiert. Die beobachtete Phasenumwandlung eines Kristallpflasters erinnerte an das sukzessive Ausknipsen der Lichter beim nächtlichen Blick auf eine Stadt ...

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226798_65273341.jpg) (http://abload.de/image.php?img=natriumchloratxpoltridkjv7.jpg)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 11, 2018, 21:57:42 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

diese Muster sind mir wiederum suspekt – soll heißen, die gewohnte Ratlosigkeit macht sich breit, wenn bei ,,nicht großen Brocken" eines Präzipitats eine derartige ,,zentrale Isogyrenverbläung" in's Auge sticht.
Wenn Du erlaubst, verkneife ich mir zunächst noch das Drumherum (wobei ich eigentlich bezweifle, darob evidente Anhaltspunkte zu ergänzen), um dem ,,Geschworenen" mit keinerlei Beeinflussung zuzusetzen.
Lässt Du Dich darauf ein, ich hoffe es:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226808_1495183.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kupferacetatmalonat6z1hkca.jpg)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 12, 2018, 10:06:14 VORMITTAG
Lieber Heiko,

ich könnte jetzt einfach "weiß nicht" sagen, oder ersatzweise aus der lebensarbeitszeitlangen Routine eines Pädagogen " mach' erst einmal anständige scharfe Bilder" ins Felde führen, aber das wäre unfair, hast Du doch eine eine intensivere Einlassung verlangt.

Tatsächlich finde ich aber, dass die Qualität diese Achsenbildes im Vergleich zu der Deiner sonstigen Bilder erheblich abfällt. Hast Du übrigens eine achromatische, fokussierbare Bertrand-Linse? Diese Abbildung weist auf mangelhafte Fokussierung hin, die man aber eigentlich auch durch Änderung der Tubuslänge (Herausziehen des Okulars bzw. der Fotoeinrichtung) kompensieren kann. Dies passiert aber eigentlich immer nur bei dicken Kristallen unter Verwendung von Objektiven mit geringerer Apertur, und hier schreibst Du ja explizit, dass es sich um "nicht große Brocken" handelt. In jedem Fall sollte aber - gute Kristallqualität vorausgesetzt - das Achsenbild besser abbildbar sein, dann könnte man die Farberscheinungen auch deutlicher sehen.

Die "Verbläuung" könnte auch auf schlechte Pol-Folien zurückzuführen sein, die dann Bereiche aus dem kurzwelligen Anteil des Spektrums durchlassen. Insgesamt scheint mir ja das gesamte Bild blaustichig zu sein. Das sollte dann aber auch auf Deine früheren Achsenbilder zutreffen, denn Du hast ja wohl kaum über Nacht die Filter gewechselt oder mit einer zu intensiven Lichtquelle durchgeschossen - oder? Vielleicht ist aber auch ein zusätzlicher Blaufilter im Strahlengang  ??? - Fragen über Fragen, aber mir fehlt die direkt einleuchtende Erklärung. Bin sehr gespannt auf die Lösung dieses Rätsels!

Herzliche Grüße,

Olaf

Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 12, 2018, 11:16:26 VORMITTAG
Lieber Olaf,

bessere Bilder möchte ich vorsichtshalber nicht versprechen, doch wird es wohl darauf hinauslaufen, sich die Kristalle noch einmal anzuschauen – und damit hast Deinen ,,Lehrauftrag" (erst einmal) ja schon erfüllt.  :)
Heute Abend noch etwas zum ,,Drumherum".

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 12, 2018, 22:49:37 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

die Achsenbilder stammen von diesem Kristall:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226870_35287174.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kupferacetatmalonat3hqsc9.jpg)

Abgebildet mit dem 50er, zeichnet auch er sich durch eine atmosphärisch-dunstige Bläue aus. Gut möglich, dass er trockengefallen war, was zur Verletzung des ersten konoskopischen Gebotes, des Immersionsgebots, geführt hätte.

Eigentlich sympathischer, jedoch vermutlich unwahrscheinlicher ist die Annahme, der Sensor sei farbempfindlicher als das Auge: Kupfer(II)-acetat-malonat erscheint farblos – ist es das auch? Dem Anscheine nach jedenfalls wohl, wie diese Übersichtsaufnahme zeigt:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/226870_44419000.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kupferacetatmalonat18zsdz.jpg)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 15, 2018, 23:04:19 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

ein neues Kristallisat, blasgrüne Kristalle (wenn etwas dicker), eingedeckt – und jetzt sowas:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227043_52727599.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kupferacetatmalonat1036swj.jpg)

Der Verursacher verhielt sich unauffällig, aber zwei dieser Burschen hier:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227043_14347911.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kupferacetatmalonat7oq4sjp.jpg)

Bin ich an einen Zwilling geraten?

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 16, 2018, 19:56:41 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

von etlichen Kristallen erhalte ich gestörte Muster:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227082_41149443.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kupferacetatmalonat130wug6.jpg)

Hier sieht's recht vernünftig aus und der Kristall ist doch schon relativ dick:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227082_39785641.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kupferacetatmalonat16ojuvg.jpg)

Rätsel gelöst, denke ich.

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 19, 2018, 22:46:16 NACHMITTAGS
Hallo,

noch einmal Saccharose. ,,Der Edle mit der feinen Süße", gespalten und geschliffen, vermutlich dilettantisch, vielleicht auch zu gestört: in Normalstellung geht nur das 16er, diagonal konnte das 50er eingesetzt werden, um vernünftige Muster zu erhalten:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227267_28756230.jpg) (http://abload.de/image.php?img=saccharoseachse18zusabfr2o.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227267_18961937.jpg) (http://abload.de/image.php?img=saccharoseachse20zusaa2pij.jpg)

Lieber Olaf, handelt es sich bei dem von Dir gezeigtem Präparat tatschlich um ordinären Kandis?

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 20, 2018, 10:21:28 VORMITTAG
Lieber Heiko,

ich denke Dein Einwand bezieht sich auf die Krümmung der Isogyre. Diese ist abhängig von der Darstellung, wie diese Bilder zeigen. Als Vorlage für die aufgeblasene Darstellung der Interferenzfigur des dicken Kristalls mit der "geraden" Isogyre diente eine Aufnahme mit dem Objektiv 16/0.45, da mit einem höheraperturigen Sytem die Isochromaten-Ringe ja noch enger und undeutlicher gewesen wären. Von diesem Bild haben wir dann noch einmal einen Ausschnitt genutzt, der etwa dem roten Kreis entspricht.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227283_42708074.jpg)

Im mittleren Bild sieht man dann die Interferenzfigur eines dünneren Kristalls mit dem gleichen Objektiv, und rechts die vertraute Darstellung mit dem 40/0.75.

Quintessenz: es handelt sich tatsächlich um Zucker, und wenn Du noch nicht überzeugt bist, biete ich Dir gerne eine Geschmacksprobe hier im Hause an.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 20, 2018, 12:55:50 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

nie ist es mir in den Sinn gekommen, die sachgerechte Handhabung dieses Kohlenhydrats in Euerer Haushaltung anzuzweifeln.
Allerdings fällt mir auf, dass mit zunehmender Schichtdicke und großer Apertur Störstellen im Kristall problematisch werden. Deshalb will ich mit der zweiten Abbildung nicht unzufrieden sein, zeigt sie die mögliche Farbpracht auch nur unvollständig:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227296_64981649.jpg) (http://abload.de/image.php?img=saccharoseachse25zusagsub9.jpg)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 21, 2018, 18:01:10 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

Kaliumtartrat-Hemihydrat soll horizontale Dispersion zeigen, macht aber morphologisch Schwierigkeiten:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227413_6964596.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kaliumtartrat3zusammem6r8i.jpg)

Diese ,,Halbmuster", die noch von grauseligen Störungen übertroffen werden, dominieren in den Präparaten:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227413_17113003.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kaliumtartrat4gestrt7woch.jpg)

Zu sehen, was ich sehen soll, fällt nicht schwer, immer aber bleibt die Befürchtung, auf eine Störung hereinzufallen:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227413_30544512.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kaliumtartrat5zmq43.jpg)   (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227413_44365459.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kaliumtartrat6fdrd5.jpg)

Darf ich auf einen Kommentar Deinerseits hoffen?

Viele Grüße,
Heiko

Nachtrag einer Aufnahme, die mit höherer Vergrößerung/Apertur gemacht wurde:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227413_23264094.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kaliumtartrat7ivja1.jpg)

Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 23, 2018, 09:10:15 VORMITTAG
Lieber Heiko,

da scheinen mir Zwillingslammellen oder andere Störungen mitzumischen, sodass ich bei der Ferndiagnose auch nicht sicher sein kann, dass die sehr deutliche horizontale Dispersion, die man immer besonders an den Bildern in Normalstellung erkennt, real ist oder es sich um Artefakte handelt. Wie sehen die Dinger denn im orthoskopischen Strahlengang aus? Sieht man dort Lamellen?

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 23, 2018, 19:33:15 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

nicht deutlich, allenfalls andeutungsweise – und den Kristallen vermag ich keine schizophrenen Eigenschaften zu unterstellen:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227542_39785641.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kaliumtartrat10zusammy1pai.jpg)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 30, 2018, 22:10:30 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,


sehr hoffe ich, dass Du mir mein bärbeißiges Festhalten an diesem Tartrat nachsehen wirst – Altersstarrsinn eben – befeuert durch einen, fast möchte ich sagen makellosen Einkristall, der eben auch an-, ab- oder meinetwegen paranormale Muster generiert:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227865_23264094.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kaliumtartrat12n5k69.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227865_14303791.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kaliumtartrat16zusammd9kx2.jpg)



Dass das ,,berühmte" Anthrachinon Istizin kristalloptisch auch interessant und hoffentlich interpretierbar ist, merkte ich, nachdem ich eine historische Stoffprobe in die Hände bekam.
Istizin sublimiert/resublimiert und kristallisiert aus acetonischer Lösung, so hier abgebildet:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227865_49584532.jpg) (http://abload.de/image.php?img=istizin9sublimatumkriursvf.jpg)

Aus der Schmelze sind Interferenzmuster zu erhalten, denen ich horizontale Dispersion unterstellen möchte:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227865_19699911.jpg) (http://abload.de/image.php?img=istizin15zusammen1ys8w.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/227865_2389992.jpg) (http://abload.de/image.php?img=istizin14zusammen6pspr.jpg)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Januar 31, 2018, 09:19:40 VORMITTAG
Ach wie schön, lieber Heiko  :) :) :)!!!!!

Dein Anthrachinon Istizin mit der horizontalen Dispersion ist einfach lehrbuchreif und gefällt mir außerordentlich gut. Ist diese Substanz mit vertretbarem Aufwand darstellbar oder hast Du selbst evtl. genügend vorrätig? Du bemerkst unmittelbar die Intension: der Wunsch nach einem eigenen Präparat davon ist bei mir groß!

Dein Tartrat-Interferenzmuster ist mir jedoch noch nicht klar genug interpretierbar. Dieser Kristall schreit förmlich nach einem Spindeltisch, damit man ihn von allen Seiten auf Baufehler (z.B. Zwillingslamellen) untersuchen kann und zudem das Interferenzbild gut zentrieren kann. Wie groß ist denn dieses Individuum?

Jedenfalls bin ich glücklich, dass mein Virus bei Dir auf sehr fruchbaren Boden gefallen ist. Nun sind wir immerhin schon zwei infizierte in diesem Forum, die große Freude an den psychodelischen Mustern empfinden.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Januar 31, 2018, 18:43:31 NACHMITTAGS
Ha, lieber Olaf, quengeln hilft eben doch!

Schön, dass Du das Tartrat zur Chefsache erhebst. Du wirst Deinen ,,Spaß" haben mit dem Zeuch, denn zumindest im Mikrobereich zeigt es unangenehme Kristallisationseigenschaften.

Das Istizin wurde von Bayer offenbar gestreckt, da ist ,,Sand" beigemischt, wie mir bei meinen Schmelzversuchen auffiel.

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Februar 09, 2018, 22:22:35 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

das Kalium-Natrium-Tartrat-Tetrahydrat scheint dem Kaliumtartrat-Hemihydrat zunächst verwandt, kristallisiert aber rhombisch mit deutlicher Dispersion der Winkel r > v.
Zwar schmilzt die Substanz leicht im eigenen Kristallwasser, doch wie aus der Lösung erhielt ich keine Kristall-Lagen, die Achsaustritte zeigten. Fündig wurde ich dann im Streupräparat mit den daraus resultierenden Unzulänglichkeiten:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228346_64923656.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kalium-natrium-tartrag3s9x.jpg)

Übrigens könnte Klaus, wenn er denn wollte, ein viel eindrucksvolleres Muster dieser Art präsentieren.  ;)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Klaus Herrmann in Februar 09, 2018, 22:41:47 NACHMITTAGS
Lieber Achsenkünstler Heiko,

ZitatÜbrigens könnte Klaus, wenn er denn wollte, ein viel eindrucksvolleres Muster dieser Art präsentieren.  ;)

meinst du den Cerussit-Einkristall? Wenn ja, dann mach ich das natürlich gerne. Von guten Präparaten ordentliche Bilder machen, kann ja jedes blinde Huhn. Die schwierigen Fälle überlass ich lieber dir! ;)
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Februar 09, 2018, 22:48:26 NACHMITTAGS
Lieber Heiko,

Unzulänglichkeiten erkennt nur ein extremer Pingel in Deinen wunderschönen Achsenbildern, welche die Dispersion hervorragend zeigen. Natürlich wäre ein Bild mit beiden Achsenausstichpunkten noch besser, aber das wird bei diesem Achsenwinkel kaum gelingen.

Ich muss aber einmal klar und deutlich konstatieren, dass ich von Deiner Entwicklung vom blutigen Laien in Kristalloptik (Du entschuldigst bitte diese Klassifizierung   ;D ) zum wirklichen Könner in so kurzer Zeit höchst beeindruckt bin - und die Qualität Deiner Bilder ist nun auch so wie man es sich wünscht.

Wenn ich einen bescheidenen Anteil an dieser Entwicklung hatte, macht mich das sehr stolz!

Herzlichen Dank,

Olaf

.... ach ja, ohne Klaus, dessen Begeisteung in dieser Sache ich auch sehr schätze, zu nahe treten zu wollen: er hatte ja das fertige historische Präparat und brauchte nur zu fotografieren  ;D ;D ;D
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Februar 10, 2018, 00:37:19 VORMITTAG
Lieber Olaf,

Deinen Optimismus kann ich nur sehr bedingt teilen, gestehe Deinem didaktisch geschickten, ausdauerndem Engagement aber gerne zu, eine Art ,,mechanischer Intelligenz" – noch sehr labil, wie sehr, ist frustrierend genug – installiert zu haben, die sich im Vergleichen bekannter und neuer Muster versucht. Weitere Begleitung ist sehr erwünscht.


Lieber Klaus,

gerne zeigst Du Deinen Cerussit-Einkristall, sind es doch gerade diese prachtvollen Muster, die dem Einsteiger die Augen weiten. Speziell an dieser Stelle verhülfe der Cerussit dem Herrn Seignette stilgerecht zur Vollendung.

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Klaus Herrmann in Februar 10, 2018, 09:45:25 VORMITTAG
Lieber Heiko,

nachdem es mit abload inzwischen wieder Freude macht schnell ein Bild hochzuladen komme ich deinem Wunsch gerne nach.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228356_44624228.jpg) (http://abload.de/image.php?img=k1024_cerussitvzpxs.jpg)
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Februar 10, 2018, 10:03:30 VORMITTAG
Wunderbar, lieber Klaus, des Staunens würdig ...

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Klaus Herrmann in Februar 10, 2018, 12:56:15 NACHMITTAGS
Danke Heiko,

natürlich etwas geschönt durch Kontrastanhebung und leichte Nachschärfung. Ist ein altes Präparat wie von Steeg und Reuter in Kork gefasst aber ohne Firmenschild Nr 135 Bezeichnung: "dick"; die Kristallplatte ist sicher 2 mm dick. Der Staub ist sicher auch alt! Wie die das weiche sehr spröde Material bearbeitet haben ist mir ein Rätsel.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228368_51393439.jpg) (http://abload.de/image.php?img=k1024_img_02315aue7.jpg)


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228368_26756241.jpg) (http://abload.de/image.php?img=k1024_img_0230p4uwm.jpg)
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Februar 10, 2018, 23:09:27 NACHMITTAGS
Ein musealer Schatz, lieber Klaus, Staub gehört dazu wie der Wurm in der Kommode ...

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Klaus Herrmann in Februar 11, 2018, 09:52:10 VORMITTAG
So ein wenig stört mich der Staub schon - noch mehr die ungeschützte Oberfläche der polierten Kristallplatte. Ich frag mich, warum die nicht eingedeckt ist. Die Glimmer- und die Gipspräparate sind es doch auch. Mir ist neulich ein altes Glimmer Präparat runter gefallen. das Präparat hat sich glatt vom  - oh Wunder - unbeschädigten OT abgelöst und hat sich nach langem Suchen auch wieder unbeschädigt gefunden. Ich habs mir vor dem Aufkitten angeschaut und dabei gesehen, dass die Glimmerschicht relativ dünn gegenüber dem Deckglas ist. Ist wieder aufgekittet und sieht neu-alt aus!
Also: darf man oder darf man nicht? Und wenn man darf, warum wurde es selten gemacht? Die Präparate waren ja damals schon teuer, da wäre das bissel Arbeit doch nicht ins Gewicht gefallen.
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Februar 11, 2018, 11:14:54 VORMITTAG
Lieber Klaus,

Olaf hat mir schon etliche schöne Stücke überantwortet – sämtlich die ,,Sparvariante" ;) ohne Eindeckung. Woll'n seh'n, wie er sich herausredet.  ;D
Mir war aufgefallen, dass bei dicken Präparaten das Deckglas die konoskopisch förderliche Annäherung an den Kristall begrenzt.

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: olaf.med in Februar 12, 2018, 10:07:24 VORMITTAG
Lieber Heiko, lieber Klaus

in diesem Falle ist das Herausreden denkbar einfach: ein Deckglas ist überhaupt nur in drei Fällen wirklich erforderlich:

Beim Cerussit und den meisten "Dickschliffen" aus der Steeg & Reuterschen Produktion gibt es daher keine Deckgläser. Sie würden, wie Heiko schon treffend bemerkte, die Präparate nur unnötig noch dicker machen und die konoskopische Betrachtung weiter einschränken.

Klaus, keine Angst, den Cerussit kannst Du ganz einfach mit Deinem Wundbenzin und einem weichen Lappen (bzw. Wattestäbchen) reinigen. Er ist zwar weich, aber das hält er schon noch aus  ;D.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Februar 13, 2018, 21:14:43 NACHMITTAGS
Liebe Freunde des Weines, seiner Säure sowie deren Salze,

vieles aufhebend, finden sich auch einige Krümel Weinstein eines Weißweins. Mit heißem Wasser ,,reanimiert" kristallisieren aus der Lösung kleine aber feine Kristall-Exemplare. Besonders diese ,,Kopf-Lagen" hatten es mir angetan, sodass mittels schiefer Beleuchtung der Versuch räumlicher Abbildung unternommen wurde:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228570_30880833.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinstein8weissweinhe2wqvf.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228570_58154627.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinstein9weiweinheie07o5k.jpg)

Zwar reichte die Größe gerade, um ein Achsenbild erhalten zu können – doch Fehlanzeige, bei allen infrage kommenden Exemplaren.

Ein weiterer Versuch mit diesem Weinstein, den ich vor einigen Jahren aus einem Rotwein fischte:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228570_35529478.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinstein1aug.2015verowkeg.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228570_47422476.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinstein2dykk4.jpg)

Die blättrigen Aggregate, da wir uns gerade mit Tartraten und deren Achsenbildern herumschlagen, zeigen tatsächlich Muster, allerdings ist der Winkel sehr groß. Mit zunehmender Dicke macht sich das eingelagerte Anthocyan des Rotweins bemerkbar:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228570_65273341.jpg) (http://abload.de/image.php?img=weinstein32fk1v.jpg)

Über die Kationen (H, K, Ca, Mg) ist bei diesem Naturprodukt wohl nur schwerlich eine Aussage zu treffen.

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Februar 18, 2018, 19:52:48 NACHMITTAGS
Hallo,
Cerussit für Arme, einem Trümmerfeld entsprungen:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/228886_64981649.jpg) (http://abload.de/image.php?img=cerussitrhombischachs1vuep.jpg)

Spätestens jetzt wird offenbar, wie toll das Muster ist, das Klaus weiter oben gezeigt hat.

Gruß, Heiko
Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Florian D. in Februar 20, 2018, 16:17:46 NACHMITTAGS
Zitat von: olaf.med in Dezember 30, 2017, 10:21:50 VORMITTAG
Lieber Heiko,

Du reibst mit Deinem Finger in einer tiefen mit Salz gefüllten Wunde. Das Thema ist so heikel, dass es in den meisten Kristalloptik-Lehrbüchern einfach unter den Teppich gekehrt wird. Normalerweise sieht man bei den optisch aktiven, zweiachsigen Kristallen ....... nichts davon!

Das liegt daran, dass die Richtung der optischen Achsen in zweiachsigen Kristallen nicht wirklich isotrop sind, sondern aus unendlich vielen einzelnen linear polarisierten Einzelstrahlen bestehen - bitte frage mich nicht nach Details, da braucht man wohl Kenntnisse der theoretische Physik und ich bin nur einfacher kleiner Anwender und vor allem Phänemenologe mit ausreichenden Kenntnissen der Grundrechenarten  ;D.
Herzliche Grüße,

Olaf

Wegen der theoretischen Physik Kenntnisse habe ich die letzten Tage meinen Landau-Lifschitz "Elektrodynamik der Kontinua" Band 8 des Lehrbuchs der Theoretischen Physik von 1982 herausgeholt, um zu sehen, was sich in den hundert Jahren seit Deinen Zitaten so getan hat.
Die Russen haben sich da in den 1960gern ausgiebig damit beschäftigt und so faszinierende Dinge wie negative Refraktion vorhergesagt. Leider wurde diese erst in den 80gern von Pendry an einem Spielzeugmodell aus kleinen Spulen experimentell nachgewiesen und wird jetzt marktschreierisch unter dem Titel "Metamaterialien" angepriesen.

Um es vorweg zu nehmen, - die Zitate die Du gebracht hast beschreiben das Geschehen anscheinend immer noch korrekt.
Andererseits habe ich da zwar viele schöne Formeln aber nichts von einer hochkomplizierten Unendlichkeit linearpolarisierter Einzelstrahlen gefunden. Ganz so kompliziert ist es also auch nicht.

Zusammenfassung:
Die optische Aktivität ist relativ zur linearen Doppelbrechung ein sehr kleiner Effekt, der normalerweise nur dazu führt, dass die beiden Strahlen, die zu einer Richtung des Wellenvektors gehören, nicht mehr exakt linearpolarisiert sind, sondern eine leichte elliptische Polarisation aufweisen.
Die einzige Ausnahme von dieser Regel tritt ein, wenn man die Ausbreitung sehr nahe der optischen Achsen betrachtet, wo die beiden Polarisationen "entarten". Die optische Aktivität führt dann dazu, dass man 2 zirkularpolarisierte Lichtstrahlen beobachtet, für die die Brechungsindices leicht verschieden sind. Dies ist analog zur Situation in einem Polarimeter, wo man dann ja auch eine Drehung der Polarisationsebene beobachtet, wie Ihr sie in so wunderschönen Bildern dargestellt habt.
Im Unterschied zur optischen Aktivität in Flüssigkeiten ist die spezifische Drehung jedoch nicht mehr richtungsunabhängig, sondern anisotrop. D.h. der Drehwinkel kann (je nach Symmetrie des Kristalls) für die beiden optischen Achsen verschieden sein. In dem Artikel den Du zitiert hast, sind ja auch 2 verschiedene Drehungen für die beiden Achsen von Rohrzucker beobachtet worden.

Die Russen haben damals übrigens versucht, in tiefkalten Kristallen nahe an Absorptionslinien ein Regime zu finden, wo die optische Aktivität die Grössenordung der normalen Refraktion erreicht. Leider sind sie in natürlichen Materialien da nicht fündig geworden, siehe "Crystal Optics with Spatial Dispersion, and Excitons
von Vladimir M. Agranovich,V. Ginzburg" wo nicht nur die Theorie, sondern auch die Experimente beschrieben sind.

Viele Grüsse,
Florian

Titel: Re: optisch aktive, zweiachsige Kristalle
Beitrag von: Heiko in Februar 23, 2018, 00:02:20 VORMITTAG
Lieber Olaf,

das Kaliumtartrat-Hemihydrat betreffend https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=30440.30 bin ich verspätet und über den Umweg Bernsteinsäure zur ,,gestörten Einsicht" gekommen.
Das erste Isogyrenkreuz einer erstarrten Schmelze möchte man fast noch deuten wollen, die ,,hängenden Flügel" machen aber stutzig. Das zweite Muster spricht Bände (Aufhellungen und Verlaufsabbrüche) und laut GROTH ist nur ein Austritt zu sehen, woran sich die Kristalle, die aus der Lösung erhalten wurden, ausnahmslos halten, drittes Muster:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/229186_44624228.jpg) (http://abload.de/image.php?img=bernsteinsure3lsungzuncocg.jpg)

Viele Grüße,
Heiko