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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Peter V. in März 19, 2019, 08:22:26 VORMITTAG

Titel: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Peter V. in März 19, 2019, 08:22:26 VORMITTAG
Hallo,

Vorstellung einer 80-jährigen Patientin nach mehrfacher erfolgloser Behandlung einer Harnwegsinfektion. Nachdem die Patientin dann auch über "pfeifende Geräusche" beim Wasserlassen berichtet, erfolgt die Überweisung zum Facharzt.

Hier der mikroskopische Harnbefund des nicht zentrifugierten Urins (Handyfoto durchs Okular*, Phasenkontrast, 40er-Objektiv). Wer hat eine Idee? (Ärzte sind natürlich von der Teilnahme ausgeschlossen  ;))

Herzliche Grüße
Peter

*wobei man sich wieder fragt, wieso man eigentlich noch umständlich eine Kamera an ein Mikroskop adaptieren sollte....
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Tilman in März 19, 2019, 09:22:45 VORMITTAG
Candida albicans?
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: reblaus in März 19, 2019, 09:43:33 VORMITTAG
Sieht aus wie mazerierte Blattepiderms - kann ja wohl nich sein ...

Gruß

Rolf
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Diana1982 in März 19, 2019, 10:31:08 VORMITTAG
Da war wohl was drin, was da nicht dauerhaft reingehört...
Irgendwelche Kräuter? möglicherweise als Selbstmedikationsversuch (oder so ähnlich).
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Wolf3000 in März 19, 2019, 11:44:36 VORMITTAG
Hallo,ich tippe auf eine massive Clamydien-Infection......?
Grüße,Wolfgang
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: derda in März 19, 2019, 12:57:13 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

vielleicht ist es Petersilie?

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Rene in März 19, 2019, 13:14:53 NACHMITTAGS
Petersilie oder silly   ???

René
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Peter V. in März 19, 2019, 14:07:49 NACHMITTAGS
Hallo,

Zitat von: Rene in März 19, 2019, 13:14:53 NACHMITTAGS
Petersilie oder silly   ???

René

die Frechheit will ich mal gnädig überlesen haben.. ;)

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: beamish in März 19, 2019, 16:07:41 NACHMITTAGS
Ist es dieses Plüschtier?
https://www.riesenmikroben.de/products/trichomoniasis (https://www.riesenmikroben.de/products/trichomoniasis)

Grüße
Martin
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Dünnschliffbohrer in März 19, 2019, 18:01:00 NACHMITTAGS
Käme das hier infrage das hier (https://www.riesenmikroben.de/products/chlamydia) infrage?
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Fahrenheit in März 19, 2019, 18:09:19 NACHMITTAGS
Lieber peter, liebe Rätselfreunde,

also im zweiten Bild erkenne ich eindeutig Stomata. Sieht nach der oben schon vorgeschlagenen Selbstmedikation aus ...

Petersilie? Mag sein .. obwohl sich die Gallier die immer in die Ohren gesteckt haben ... also weiter oben ... oder so ...  ;D

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Heiko in März 19, 2019, 18:31:26 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

Herrschaften mit Lebenserfahrung wissen doch sehr oft, was zu tun ist. Kann es eine Selbstmedikation mit Kamille sein?

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Peter V. in März 19, 2019, 18:54:06 NACHMITTAGS
Hallo,

Ihr lagt fast alle richtig. Man könnte wohl in jeder Beziehung sagen: "Da haben wir den Salat!" Tatsächlich handelt es sich - wie von Rolf zuerst richtig erkannt - um eine mazerierte Blattoberfläche.
Das erste Bild zeigt eine massive Anhäufng von Leukozyten (Entzündungszellen) und Bakterien.
Ich verzichte darauf, den Urin zu zeigen - er ist dunkelbraun mit ausgeprägtem "fäkulentem Fötor". Tatsächlich handelt es sich um massive Stuhlbeimengungen im Urin (Fäkalurie), ursächlich hierfür ist eine Verbindung (Fistel) zwischen Darm und Harnblase. Da auch meteoristische Gase in die Harnblase gelangen, kommt es fernerhin zum Luftabgang mit dem Harn (Pneumaturie), was die Patientin als pfeifendes Geräusch am Ende des Wasserlassens beschrieb.
Eine solche Fistel kann entweder durch massive entzündliche Prozesse des Darms (M. Crohn, Colitis ulcerosa sowie eine vor sich hinschwelende Divertikultis) oder tumoröse Prozesse im Bereich des Darms, der Harnblase oder weiblichen Geschlechtsorgane entstehen. Im Ultraschall war hier keine klare Diagnose zu stellen, sodass weitere Untersuchungen (CT, Endoskopie) im Krankenhaus veranlasst wurden.

Bei Pneumaturie ohne eindeutige Fäkalurie benutzt man übrigens auch heute noch eine recht primitive Methode, um eine Blasen-Darmfistel (die sich erstaunlicherweise oft dem direkten endoskopischen Nachweis entzieht) nachzuweisen: Man gibt dem Patienten Mohnkuchen und fahndet nach Mohnkörnchen im Urin.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Diana1982 in März 19, 2019, 19:17:51 NACHMITTAGS
Ohhh  :-\ ...knapp daneben gelegen, wie das Zeug da rein gekommen ist...

LG Diana
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: ammererlutz in März 22, 2019, 01:11:24 VORMITTAG
Sehr interessant, Bild 1 ist klassisch, aber Bild 2 kam mir noch nie unter, allerdings habe ich auch in stuhlproben noch nie derartig "unverdaute" Pflanzenteile gesehen .... Hat der p
Patient ausser der Fistel nicht auch ein intestinales Problem im Colon?
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Peter V. in März 22, 2019, 19:40:23 NACHMITTAGS
Hallo,

ich hatte vor einigen Jahren einen jungen Flüchtling (ca. 20 Jahre alt) mit therapieresistentem Harnwegsinfekt, dessen Urin makroskopisch "nur" trübe (ohne fäkulenten Fötor) war, mikroskopisch aber auch "Fetzen" mit deutlich erkennbaren Stomata und sogar lange mazerierte Pflanzenfasen mit hierdurch freigelegten langen Tracheen aufwies. Leider konnte ich bei dem Patienten die weitere medizinische Versorgung nicht mehr nachverfolgen und weiß insofern nicht, welche Ursache das bei ihm hatte. Bilder hatte ich damals auch hier im Forum gepostet, leider finde ich den Beitrag nicht mehr.
Jedenfalls sind offenbar derartige noch deutlich erkennbare Nahrungsbestandteile bei vesicointestinalen Fisteln nicht selten.

Kuriosum am Rande: Ich habe den hier vorgestellten Urin auch einmal an ein nach allen Regeln der Kunst DIN-EN-ISO-zerifiziertes, akkreditiertes Großlabor geschickt und bekam das Ergebnis: "Nicht messbar"  ;) Auf meine telefonische Nachfrage, was das bedeute, bekam ich als Antwort, dass dort Urin nicht mehr mikroskopiert, sondern mittels Durchflußzytometrie untersucht wird und die Probe zu viskos war! Ein weitere Beschäftigung mit dem Material hielt man wohl nicht für notwendig. Tja.....

Herzliche Grüße
Peter

Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Ralf Feller in März 22, 2019, 20:52:58 NACHMITTAGS
Lieber Peter,
bei solchen Fisteln kann man auch schon mal zur Fehldiagnose von Trichomonaden als Geschlechtskrankheit kommen, obwohl es z.B. T. hominis aus dem Darm sein kann, möglicherweise sozial Folgenschwer für die Patientin. Ich hatte das mal bei einer 80jährigen, bei einer 20jährigen hätte ich wohl nicht überlegt.

LG Ralf
Titel: Re: Medizinisch-mikroskopisches Rätsel
Beitrag von: Peter V. in März 23, 2019, 18:28:22 NACHMITTAGS
Hallo,

hier noch weitere Fotos eines anderen Falles von Fäkalurie bei einem jungen Mann (Ursache unklar, da er sich der weiteren Diagnostik entzog).

Herzliche Grüße
Peter