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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Peter V. in Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS

Titel: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Peter V. in Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS
Hallo,

da ich nicht allzu oft Ölobjektive verwende, habe ich wneig Erfahrung mit Immersionsölen. Wenn ich es mal benötige, nehme ich zumeist das, das gerade herumsteht bzw. das mal irgendwelchen Konvolutkäufen beilag.

Ich habe hier sowohl Immersionsöl Zeiss 518C in einer brauenen Tropfflasche (immerhin schon als PCB-frei gekennzeichnet) und als 100 ml mit blauem Zeiss Logo. Dieses Öl soll aber auch cancerogene Stoffe enthalten /Chlorierte Paraffine und toxische Weichmacher) und ist wohl aktuell nicht erhältlich. Weiterhin habe ich in einer weißen Tropfflasche Zeiss 518N, das wohl das derzeit übliche Öl für "Normalanwendungen" ist.
Dieses Öl ist allerdings deutlich viskoser als beispielsweise 518C, was das zu führt, dass die Adhösion zwischen Deckglas und Objektiv so hoch ist, dass sich beim Fokussieren das Deckglas bewegt und damit auch die zu mikroskopierenden Objekte. Bei etwas schnellerem Anheben des Objektivs mittels Grobtrieb kommt es sogar gelegentoich zum Anheben de ganzen Objektträgers.

Vielleicht habe aber auch nur ich diess Problem infolge unzureichender Erfahrung? Oder: Gibt es "bessere" Öle, die dieses Phänomen nicht so stark aufweisen bzw. nicht so sehr viskös sind?

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: MikroMicha in Oktober 25, 2019, 18:28:18 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

Zitat von: Peter V. in Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS
Dieses Öl ist allerdings deutlich viskoser als beispielsweise 518C, was das zu führt, dass die Adhösion zwischen Deckglas und Objektiv so hoch ist, dass sich beim Fokussieren das Deckglas bewegt und damit auch die zu mikroskopierenden Objekte. Bei etwas schnellerem Anheben des Objektivs mittels Grobtrieb kommt es sogar gelegentoich zum Anheben de ganzen Objektträgers.

genau aus diesem Grund gehe ich als Zeiss-Anwender was die Verwendung von Immersionsölen betrifft, inzwischen "fremd", da ich als Tümpler am Anfang auch das Problem mit dem zu zähen Zeiss-Original-Immersionsöl hatte.

Ich verwende schon lange Immersionsöle von Olympus, und zwar die Öle IMMOIL-8CC oder das IMMOIL-F30CC. Letzteres ist ein besonders reines Öl und eigentlich für Fluoreszenz-Anwendungen gedacht, geht aber auch für Normalanwendungen.

Diese Öle zeichnen sich beide dadurch aus, dass sie wesentlich dünnflüssiger sind, als die Zeiss-Öle.

Ich hoffe, dass ich hiermit ein wenig weiterhelfen konnte.
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Bob in Oktober 25, 2019, 18:37:09 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
meines Wissens sollte ein Immersionsöl einen Brechungsindex von 1,515 haben. Es gibt z.B. auch welches mit 1,48x, das dürfte mit leichten Einschränkungen verbunden sein. Für inverse Mikroskope gibt es wohl besonders zähe Öle, die weniger zum Weglaufen neigen. Ist Dein Zeiss 518C vielleicht so eins?
Eine aktuelle Kaufempfehlung habe ich nicht parat.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: JB in Oktober 25, 2019, 19:55:00 NACHMITTAGS
Zitat von: Peter V. in Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS
Vielleicht habe aber auch nur ich diess Problem infolge unzureichender Erfahrung? Oder: Gibt es "bessere" Öle, die dieses Phänomen nicht so stark aufweisen bzw. nicht so sehr viskös sind?

Hallo Peter,

Ja, die gibt es. Die Viskositaet von Immersionsoelen wird in meist in Centistokes angegeben, da kann man genau sehen was man kauft. Es gibt Oele fuer verschiedene Anwendungen, z.B. auch hochviskoses fuer Inversmikroskope und Kondensoren.

Moechtest Du die gleiche Viskositaet wie 518C oder kann es auch weniger sein?

Laut Datenblatt ist:
518C        445 mm2/s https://www.zeiss.com/content/dam/Microscopy/Downloads/Pdf/MSDS/msds_518c_immersion_oil.pdf
518N        775 mm2/s https://www.lewisu.edu/academics/biology/pdf/immersion_oil.pdf

Alternativen sind:
Cargille Type A      150 cSt https://cargille.com/about-immersion-oils/#guide
Sigma I0765          150 cSt
Leica Type F          435 mm2/s
Motic                     keine Angabe zu finden aber ist finde das ist sehr duennfluessig, das kriecht ueberall hin (5 ml Tropfflasche; die gibt es vermutlich bei Herrn Linkenfeld zu kaufen)

Von Roth und Merck gibt es bezahlbare Oele mit 100-120 mPa.s (also nicht direkt vergleichbar aber als "low viscosity" beschrieben).

Beste Gruesse,

Jon
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Peter V. in Oktober 29, 2019, 21:33:42 NACHMITTAGS
Hallo,

ich habe noch eine alte Flasche Merck Immersionsöl, sie dürfte aus den Siebzigern stammen (Siehe Bild). Ich vermute, dass das Öl noch nicht PCB-frei ist, weshalb ich es nicht gern benutzen möchte. Vermutlich wird es einen nicht umbringen, wenn man es nicht trinkt und nicht seine Hände darin badet wie Tilly dereinst in Palmolive...aber man weiß ja nie und Kanzerogenität ist eher stochastisch. Zudem neige ich zum "Herumkleckern" - wird zumindest von bösen Zungen aus meinem Umfeld behauptet..  ;)
Ich habe jetzt mal auf Empfehlung per PN eines sehr erfahrenen "Ölers" im Forum das aktuelle Immerisonsöl von Merck bestellt.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: JB in Oktober 29, 2019, 21:55:25 NACHMITTAGS
Zitat von: Peter V. in Oktober 29, 2019, 21:33:42 NACHMITTAGS
Ich vermute, dass das Öl noch nicht PCB-frei ist,

Ja, das enthaelt 30-45 % PCB (!). Zeit fuer das Schadstoffmobil  ;)
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: d65 in Oktober 29, 2019, 22:38:04 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

ich bin mir nicht sicher, wie es früher gehandhabt wurde, aber heute wird das Immersionsöl mit seinen jeweiligen Eigenschaften von den Objektivherstellern als Teil des optischen Systems betrachtet, dessen Eigenschaften bei der Berechnung der Objektive und des restlichen Systems mit einfließen. Genauso wie beispielsweise die Deckglasdicke, die ja auch nicht irgendwas sondern 0.17 mm betragen sollte. Wenn also ein anderes als das vom Hersteller vorgesehene Öl verwendet wird und dieses andere Eigenschaften z.B. bezüglich der chromatischen Aberration hat, dann kann sich das entsprechend aufs Bild auswirken. Muss nicht, mit ein bisschen Glück wird auch ein 'fremdes' Öl vernünftige Ergebnisse liefern. Aber gerade in den Randbereichen, also blau und tiefrot wäre ich nicht überrascht wenn es Abweichungen gibt.

Das von Jon mit aufgelistete Leica Typ F wird übrigens laut Sicherheitsdatenblatt von Zeiss hergestellt, ich gehe davon aus, dass es 518F ist.

Der Standardwert von Brechungsindex 1,515 bezieht sich auf nD, also 589 nm. Bei 546 nm nD liegt er bei 1,518. Ich nehme an, dass da der Name herkommt. Es gibt auch eine Iso-Norm zum Thema (ISO 8036:2006), bisher konnte ich mich aber noch nicht dazu durchringen, die zu kaufen.

Liebe Grüße
Steffen
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Stephan Hiller in Oktober 29, 2019, 23:33:09 NACHMITTAGS
Hier die Übersicht der bei Zeiss im Hilfsstoffkatalog aufgeführten Immersionsöle. Die Viskositäten sind leider in dieser Zusammenstellung nicht aufgelistet, ich kann sie aber bei Bedarf gerne aus den MSDS ermitteln. Dafür enthält diese Zusammenstellung die Brechungsindices bei kürzeren Wellenlängen (350 - 450 nm) und Angaben zur Eigenfluoreszens.
Das zuvor genannte 518C wird im aktuellen Hilfsstoffkatalog nicht mehr aufgeführt. Das von Jon verlinkte Datenblatt ist übrigens aus dem Jahr 1995 also fast 25 Jahre alt. Ich gehe davon aus dass das 518C wegen seiner Cancerogenität und potentiellen Fruchtschädigung aus dem Programm genommen wurde. Die in diesem MSDS angegebene Viskosität ist übrigens 435 mm2/sec und nicht 445 mm2/sec.
Ich habe auch das Datenblatt zu dem von Michael augeführten Olympus Immersionsöl IMMOIL 8CC und Immoil500CC ergoogelt und angehängt. Leider enthält es keinerlei Angaben zur Viskosität. Ebenso enthält das MSDS zum Olympus Immersionsöl F30-CC keine Angaben zur Viskosität.

Grüße

Stephan Hiller
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Peter V. in Oktober 30, 2019, 20:50:58 NACHMITTAGS
Hallo Jon,

wo hast die Information zu dem "alten" Merck-Öl gefunden?

Hezrliche Grüße
Peter
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: JB in Oktober 30, 2019, 23:43:23 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

In diesem Artikel aus den 70ern: PCB's in Microscope Immersion Oil. By H. Stanley Bennett, Phillip W. Albro. Science 14 Sep 1973 : 990
Der Link ist vermutlich nicht frei zugaenglich? https://science.sciencemag.org/content/181/4104/990.1

Er ist aber ganz kurz und hier ist die Passage daraus:
"Nine samples of microscope immersion oil marketed in Europe, North America, and Japan under the brand names of Cargille, Crown, Nikon, Zeiss, Fisher, Harelco, and Carolina Biological Supply Co. all contained 30 to 45 percent PCB's, averaging about 5 to 6.3 chlorines per biphenyl residue, in hydrocarbon vehicles, but their labels carried no indication of PCB content or hazard."

Beste Gruesse,

Jon
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Bob in Oktober 31, 2019, 08:20:01 VORMITTAG
Hallo zusammen,
die PCB-haltigkeit von Immersionsölen war mit gar nicht bekannt - danke für den Hinweis. Wenn es vermeidbar ist, muss man solche Stoffe ja nicht verwenden oder in die Umwelt entlassen. Mein Immersionsöl ist vielleicht 12 Jahre alt und dürfte kein PCD mehr enthalten. Ich habe aber noch 1,5 Flaschen russisches Immersionsöl, bei dem ich mir da nicht so sicher wäre. Ich wollte davon gerade etwas zur Benutzung verschenken, aber das lasse ich mal lieber. Ich muss dann noch mal den Bestand in unserem MIKRO-Hamburg Labor ansehen, ob da noch kritischer Altbestand zu finden ist. Wie arbeiten bei den Treffen selten mit Ölimmersion, aber gerade im September (Blutuntersuchungen) war das notwendig.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Peter V. in Oktober 31, 2019, 08:26:43 VORMITTAG
Hallo,

man muss realistischerweise sagen, dass das Öl sicher keinen Schaden anrichtet, wenn man damit nicht herumkleckert und einfach nicht damit in Berührung kommt - also weder Hautkontakt hat, noch es in irgendeiner Weise oral aufnimmt.
Ich würde allerdings solche PCB-verächtigen Öle auch nicht "allgemein" weitergeben, schon gar nicht an Jugendliche. Wenn aber jemand weiß, was er tut, wird er sicher nicht sterben, wenn er auch noch ein solches Öl mit entsprechender Vorsicht benutzt.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: jochen53 in Oktober 31, 2019, 09:09:16 VORMITTAG
Hallo,

Nur als Beispiel: Hier ist ein typisches Rezept für ein Immersionsöl ohne PCB und Dibutylphthalat, das ich vor Jahren selbst hergestellt und vermessen habe:

42 Vol.-% Cereclor 60 L       (das ist ein sog. Chlorparaffin mit 60 % Chlorgehalt, Ersatz für PCB)
58 Vol.-% Dimethylphthalat (ein Phthalsäureester, Ersatz für das häufig verwendete Di-n-butylphthalat, selbst synthetisiert)

n20D: 1,5160
Mittl. Dispersion: 0,0130
Abbé-Zahl: 39,7

Leider habe ich damals die Viskosität nicht gemessen. Mittlerweile sind die Chlorparaffine auch fast vollständig vom Markt verschwunden. Messungen der Brechzahl bei anderen Wellenlängen als 589 nm (Na-D-Linie) sind mit normalen Laborgeräten nicht möglich.

Viele Grüße, Jochen.
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Bob in Oktober 31, 2019, 09:28:19 VORMITTAG
Zitat von: Peter V. in Oktober 31, 2019, 08:26:43 VORMITTAGwenn man damit nicht herumkleckert und einfach nicht damit in Berührung kommt

Hallo Peter,
gerade bei Immersionsöl finde ich das nicht so einfach. Ich wische Objektiv, Präparat und Kondensor mit Waschbenzin und Papiertuch ab. Dabei dringt natürlich Öl ins Papiertuch ein. Ich komme damit also viel mehr in Kontakt, als mit Farbstoffen oder Eindeckmitteln und anderen Stoffen bei der Präparation.
Man muss da sicherlich kein Drama draus machen, aber wenn es weniger gesundheitsschädliche Substanzen gibt, dann her damit.
Bei den Mikrotreffen geht es auch immer etwas turbulent zu und man muss zudem mit recht ungeschickten Teilnehmern rechnen.
Da spart man sich viele Sicherheitshinweise und -vorkehrungen, wenn die Stoffe von vorneherein nicht so kritisch sind.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Peter V. in Oktober 31, 2019, 10:24:38 VORMITTAG
Hallo Bob,

ok - daran hatte ich nicht gedacht.  :-[ Ich gebe zu, dass ich nur an die Tümpler dachte und selbst sowohl Objektträger als auch Deckgläser unberührt entsorge. Stimmt - das macht ja nicht jeder!
Und zu den "Spießern", die Kondesoren ölen, gehöre ich schon gar nicht!   ;
Objektive muss man aber nicht zwingend vom Öl befreien.

Fazit: Jeder muss halt überlegen, ob und wie er mit dem Öl ggf. in Berühung kommt und danach überlegen, ob er ein solches Öl einsetzt. In der Mineralogie wird ja noch heute mit recht toxischen Immersionsölen gearbeitet. Man muss eben wissen, womit man es zu tun hat und wa sman damit tut.
Deshlab schrieb ich ja: Ein solches belasteets Öl würde ich nicht j e d e m geben.

Hezrliche Grüße
Peter
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Stephan Hiller in Oktober 31, 2019, 10:45:19 VORMITTAG
Hallo Peter

"Objektive muss man aber nicht zwingend vom Öl befreien".

Da bin ich ganz anderer Meinung seit ich mehrere 100ter mit innerlich verölten Linsen gesehen habe. Manche kann man retten, wenn sich das Objektiv ordentlich zerlegen lässt. Bei einigen habe ich es aber erlebt, daß sich sogar der Frontlinsenkitt angelöst hat und das war's dann wenn die Frontlinse herauskommt. Die Schwarzen 100er von Zeiss aus der jüngeren Endlich Serie scheinen hier besonders empfindlich zu sein. Ich entferne prinzipiell das Öl an der Frontlinse nach Gebrauch. Öle haben die Eigenschaft duch die kleinsten Spalten zu "kriechen".

Das Gleiche gilt für Kondensoren. Vor ein paar Tagen hatte ich das Vergnügen einen völlig "abgesoffenen" Kondensorlinsenstack eines Junior Phasenkontrastkondensors zu zerlegen und vom Öl zu befreien. Eigentlich ist dieser gar nicht für's Ölen vorgesehen, aber manche Leute meinen halt es würde was bringen ....

Grüße Stephan
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Werner in Oktober 31, 2019, 10:58:23 VORMITTAG
Ich empfehle zum PCB-Test die "Beilsteinprobe".
Ist hochempfindlich und eindeutig für Halogene.
Blanker Kupferdraht aus einem Netzlitzenkabel und Spiritusbrenner genügt, es muß kein Kupferblech sein.
Ohne grünen Flammensaum ist auch kein PCB enthalten.

Gruß - Werner
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Florian D. in Oktober 31, 2019, 12:10:09 NACHMITTAGS
Zitat von: Werner in Oktober 31, 2019, 10:58:23 VORMITTAG
Ich empfehle zum PCB-Test die "Beilsteinprobe".
Ist hochempfindlich und eindeutig für Halogene.
Blanker Kupferdraht aus einem Netzlitzenkabel und Spiritusbrenner genügt, es muß kein Kupferblech sein.
Ohne grünen Flammensaum ist auch kein PCB enthalten.

Gruß - Werner

Die würde auch auf die Chlornaphthaline ansprechen. Macht man die Beilsteinprobe in Innenräumen, kann man sich danach aber wenigstens sicher sein, dass diese mit Dioxinen belastet sind.

Gruss
Florian
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: JB in Oktober 31, 2019, 12:18:36 NACHMITTAGS
Hallo,

An die moegliche Gesundheitsgefaehrdung haette ich gar nicht mal gedacht, weil ich mit Immersionsoel sowieso immer mit Handschuhen arbeite.

Das Problem ist die Umweltgefaehrdung. PCBs reichern sich unausweichlich in der Nahrungskette an: https://www.theguardian.com/environment/2017/may/02/uk-killer-whale-died-extreme-levels-toxic-pollutants

Das Zeug gehoert wirklich nicht in den Hausmuell, auch nach der Nutzung nicht. Bitte die Immersionsoele aus den 60-70ern beim Schadstoffmobil entsorgen - dann sind sie endlich aus der Umwelt raus.

Beste Gruesse,

Jon
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Peter V. in Oktober 31, 2019, 17:58:03 NACHMITTAGS
Hallo Jon,

bist Du Dir denn sicher, dass das Merck-Öl aus den Siebzigern auch PCB-haltig ist? (Gut, es ist natürlich stark zu vermuten, wieso sollte es ausgerechnet bei Merck anders sein als bei anderen Ölen?)

Ob ein paar Objektträger im Hausmüll schaden, wage ich zu bezweifeln. Restmüll wird in Deutschland ausnahmslos bei meines Wissens ausreichend hohen Temperaturen verbrannt, die Anlagen verfügen über effiziente Filter. Die in die Anlage eingebrachten PCB-Mengen durch Immersonöl dürften in der Tat mikroskopisch gering gegenüber anderen Quellen (auch im Hausmüll) sein. Ich möchte nicht wissen, was alles durch Fehlentsorgung im Hausmüll landet - sicherlich auch reichlich Alt-Elektrogeräte mit PCB in Kondensatoren etc.

Aber grundsätzlich hast Du natürlich Recht, dass Substanzen des "dreckigen Dutzend" so schnell und umfassend wie möglich aus der Umwelt verschwinden sollten.

Heute hat mich ein 100 ml Gläschchen aktuellen Merck-Öls erreicht - ich wede es nachher bezüglich der Viskosität einmal gegenüber anderen Ölen testen.

Herzliche Grüße
Peter


Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Carlos in Oktober 31, 2019, 23:55:05 NACHMITTAGS
Hallo Florian,
ZitatDie würde auch auf die Chlornaphthaline ansprechen. Macht man die Beilsteinprobe in Innenräumen, kann man sich danach aber wenigstens sicher sein, dass diese mit Dioxinen belastet sind.
PCB sind polychlorierte Biphenyle. Das ist mehrfach chloriertes Biphenyl.
Das sind die Stoffe, die in Immersionsölen enthalten sein können. Diese Stoffe wurden sehr vielfältig in technischen Produkten in großen Mengen eingesetzt. (Druckerfarben, Trafo-Öle etc.) Aus diesen entsteht bei der ,,Beilsteinprobe" kein Dioxin. Übrigens:  Alle ,,recyclierten Papiere (von Toiletten-, Brief-, Reinigungstuch- Papiere wie auch alle recyclierten Kunstoffe enthalten PCB in m.E.  nicht vertretbaren Mengen. (,,Verbrennen"  wäre besser als ,,Recyclen") Aus gutem Grund dürfen weder Arzneimittel noch Lebensmittel mit recycliertem Kunststoff oder Papier in Kontakt kommen. 
Mit Dioxinen meint man im allgemeinen Sprachgebrauch (fälschlich) die extrem toxischen, mehrfach chlorierten Dioxine TCDD (Seveso-Unfall, Tetra-Chlor-) und HCDD (,,Hühnchen"-  und ,,Fisch"-sterben durch Futter mit Rest-Fetten aus der Ledergerbung, Hexa-Chlor-). Auch diese Stoffe überstehen eine Beilsteinprobe nicht. Zudem ist die für die Probe benötigte Menge selbst bei unsachgemäßer Durchführung  viel zu gering, um eine Gefährdung durch die Innenraumluft zu bewirken.
Gruß  Carlos
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: smashIt in November 01, 2019, 00:03:19 VORMITTAG
Zitat von: Carlos in Oktober 31, 2019, 23:55:05 NACHMITTAGS
Übrigens:  Alle ,,recyclierten Papiere (von Toiletten-, Brief-, Reinigungstuch- Papiere wie auch alle recyclierten Kunstoffe enthalten PCB in m.E.  nicht vertretbaren Mengen. (,,Verbrennen"  wäre besser als ,,Recyclen") Aus gutem Grund dürfen weder Arzneimittel noch Lebensmittel mit recycliertem Kunststoff oder Papier in Kontakt kommen.

ganz so schlimm ist die lage nicht ;)
http://www.pet2pet.at/
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Carsten Wieczorrek in November 01, 2019, 00:14:00 VORMITTAG
Hallo,

wo ich das alles so lese:

in meinem erworbenem Interphako-Set befindet sich eine 10 ml Flasche "Immersionsöl fluoreszenzfrei". Alleine das Alter dürfte auch für PCB sprechen?
In negativer Erwartung,

Grüße
Carsten
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Carlos in November 01, 2019, 11:18:48 VORMITTAG
Hallo Chris,
Zitatganz so schlimm ist die lage nicht ;)
http://www.pet2pet.at/
Danke für den interessanten Link. Ich habe mir die darin enthaltenen Videos über den ,,PET-Kreislauf" angesehen. (Das kann ich nur jedem auch empfehlen. Danach wird man wohl keine Getränke in ,,recyclierten PET-Flaschen" mehr kaufen.)
Es ist schlimmer als ich befürchtet habe.
Es wird darin zwar von ,,PET-Flaschen–Kreislauf" gesprochen, in Wahrheit aber bestehen, wie in den Videos gezeigt, nur 25% der ,,recyclierten PET-Flaschen" aus undefiniert belastetem Recycling-Granulat und 75% neuem, unbelastetem PET-Granulat. ZU ,,Recycling-PET-Granulat" werden, wie in den Videos zusehen, farbige Aufkleber, farbige Verschlusskappen aus (vermutlich) anderen Kunststoffen  etc. verarbeitet. Offensichtlich wäre eine PET-Flasche aus 100% Recycling-Granulat nicht verkehrsfähig. Deshalb werden wohl aus dem Überschuss an Recycling-Granulat, wie auch in den Videos gezeigt, technische Produkte hergestellt, für die keine rechtlich bindenden Regeln für Verunreinigungen des verwendeten  PET-Kunststoffs bestehen. (Das nennt man ,,Einhalten der Grenzwerte durch Vermischen sauberer und kontaminierter Produkte.)
Vor diesem Hintergrund relativiert sich die Gefährdung der Umwelt und des Mikroskopierenden beim ordnungsgemäßen Umgang (Einweg-Handschuhe) mit PCB-haltigen Immersionsölen in der Mikroskopie.
Gruß Carlos
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Peter V. in November 01, 2019, 21:13:03 NACHMITTAGS
hallo,

zurück zum Öl  ;) :

Ich habe jetzt mal einige mir vorliegende Öle verglichen. Etwa gleich große Tropfen auf einen OT gebracht und gekippt. Dem Ergebnis nach ist das aktuelle Merck-Öl das mit der niedrigsten Viskosität.

1) Zeiss 518N (also wohl das "aktuelle" Zeiss Öl f. normale Anwendungen)
2) Merck Immersionsöl (aktuell, frisch geliefert, 100 ml ca. 30 - 40 EUR)
3) Zeiss 518C in alter Tropfflasche, "PCB-frei" gelabelt (nicht mehr erhältlich)
4) Zeiss 518C 100 ml Flasche (nicht mehr erhältlich)
5) Merck Immersionsöl (mindestens(!) 40 Jahre alt, vermutlich aus den Siebzigern)

Vielleicht hilft das bei der Kaufentscheidung....

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: MikroMicha in November 02, 2019, 11:43:58 VORMITTAG
Liebes Forum, liebe Tümpler,

Zitat von: Peter V. in Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS
Vielleicht habe aber auch nur ich diess Problem infolge unzureichender Erfahrung? Oder: Gibt es "bessere" Öle, die dieses Phänomen nicht so stark aufweisen bzw. nicht so sehr viskös sind?

wenn ich der deutschen Sprache einigermaßen mächtig bin, war doch das Peters Kernfrage???!!!!

Was sich aus dieser Frage hier im Forum entwickelt hat, finde ich aber durchaus interessant, teilweise aber kann ich es nicht so ganz nachvollziehen ;-)).

Hat denn jetzt jemand mal Erfahrungen mit den Olympus-Ölen gemacht? Meiner Meinung  nach haben die eine sehr geringe Viskosität (und das ist meine Präxiserfahrung) und Tümpler haben damit dann keine Probleme mehr, soforn dass Deckgläschen nicht "aufschwimmt" und das wässrige Präprarat noch eine zu hohe Schichtdicke aufweist.
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Peter V. in November 02, 2019, 12:40:33 NACHMITTAGS
Hallo Micha,

87 EUR für 30 ml sind mir dann doch etwas zu teuer für ein paar Tropfen, die ich alle paar Wochen mal benötige. (Zum Vergleich: Die gleiche Menge Öl von Merck kostet umgerechnet etwa 10 EUR).
Und absolute Fluoreszenzfreiheit brauche ich nicht - die braucht wohl kaum ein Tümpler.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Florian D. in November 02, 2019, 16:43:28 NACHMITTAGS
The Beilstein Test: An Unintentional Dioxin Source in Analytical and Research Laboratories.
B. M. Scholz-Böttcher, M. Bahadir, H. Hopf
Angew. Chem. 104 (1992) 477-478; Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 31 (1992) 443-444

Does the Beilstein Test Generate Dioxins? Yes!
B. M. Scholz-Böttcher, M. Bahadir, H. Hopf
Fresenius Envir. Bull. 1 (1992) 221-225
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Werner in November 02, 2019, 17:26:27 NACHMITTAGS
Yes, it does.
Da beim Test Mengen im Nanogrammbereich vielleicht entstehen, verzichte ich auf Bedenken und werde ihn weiterhin trotzdem durchführen.

Außerdem gilt die alte bayerische Weisheit:
A Guada vertrogts - und um de Schlechten iss ned schod.

Gruß - Werner
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: spectator in November 12, 2019, 17:29:36 NACHMITTAGS
Hallo,
nun auch noch von mir einige Ausführungen zum Thema Immersionsöle:

Wie vielleicht kaum noch bekannt ist, wurde noch bis in die Nachkriegszeit als Immersionsöl eingedicktes Zedernholzöl benutzt. Dieses Öl hatte die Tendenz, auch in den gelieferten Mini-Fläschchen noch weiter einzudicken; deshalb gab es den Hinweis, zu dickes Öl im Wasserbad zu erwärmen, damit es besser fließfähig wird. Diese Öle waren von Objektiven, Kondensoren und Präparaten gleich schlecht zu entfernen. https://www.mikroskopie-forum.de/Smileys/default/undecided.gif
Wer ein solches Fläschchen Uralt-Öl in seinem Fundus hat, muß es nicht als Sondermüll entsorgen lassen, sondern kann sich weiter an der Antiquität erfreuen - absolut PCB-frei. Verwenden würde ich es allerdings nicht mehr.https://www.mikroskopie-forum.de/Smileys/default/huh.gif
Zedernholzöl gibt es auch heute wieder zu kaufen als Duftöl (soll Motten fernhalten), aber nicht eingedickt und daher sicherlich gefährlich für Linsenkitte.

In einem aktuellen ebay-Angebot lüftet ein Anbieter das Geheimnis des LOMO-Immersionsöls:
Es soll sich um ein echtes Naturprodukt handeln, und zwar um Zirbenkiefer-Öl ( Siberiantree, Pínus sibírica), ohne synthetische Zusätze.
Für Mikroskopiker, die nur sehr gelegentlich ein Tröpchen ungiftiges Im.-Öl brauchen, sicher eine preiswerte Alternative. https://www.mikroskopie-forum.de/Smileys/default/rolleyes.gif :-\  Man muß also nicht gleich eine Instituts-Vorrats-Flasche kaufen, oder High-End-Öle zu einem ebensolchen Preis pro ml, oder eben Öle unbekannten Alters und Zusammensetzung. Zur Viskosität (um die es ja eigentlich ging) kann ich freilich nichts sagen.

Viele Grüße - Helmut

Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Florian D. in November 12, 2019, 18:31:16 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
hast du die Möglichkeit, zu messen, ob die Öle noch den angegebenen Brechungsindex haben?
Viele Grüße
Florian
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Herbert Dietrich in November 12, 2019, 18:51:53 NACHMITTAGS
Hallo Helmut,

schön beschrieben, aber Deine Links zeigen bei meinem Bildschirm alle ein Smiley

::)

auf schwarzem Grund

Herzliche Grüße

Herbert
Titel: Re: Frage zu Immersionsölen
Beitrag von: Piper in Dezember 06, 2019, 23:31:29 NACHMITTAGS
Lieber Herr Voigt,

gerade noch eine Kaufempfehlung (recht dünnflüssiges, nicht verharzendes Immersionsöl, für Routineanwendungen incl. Fluoreszenz nach eigener Erfahrung gut zu gebrauchen, auch u.a. von Fa. Hundt empfohlen):

"Resolve"
"Immersion Oil, Low Viscosity, Low fluorescence immersion"
Recorder Number M2000, 15 ml
Hersteller: Richard-Allan Scientific
Web: www.rallansci.com

Habe es zuletzt nach dem Jahrtausendwechsel gekauft, es funktioniert immer noch.
Hoffe, dass es den Hersteller noch gibt.

Herzliche Grüße
Jörg Piper