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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: ammererlutz in Oktober 28, 2019, 15:23:03 NACHMITTAGS

Titel: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: ammererlutz in Oktober 28, 2019, 15:23:03 NACHMITTAGS
als zweiten Teil von histopathologischen Beispielen hier die zweite Form des "weißen Hautkrebses", das Plattenepithelcarzinom.

Vermehrte Sonneneinstrahlung im Laufe des Lebens gilt als entscheidender Risikofaktor, jedoch kann das Carzinom auch an nicht exponierten Körperstellen auftreten (auch an Schleimhäuten oder in der Lunge)

Am Beginn stehen kleine schuppende Herde, typischerweise im Gesicht oder an den Unterarmen, sog. "aktinische Keratosen", diese Vorstufen können mit Salben oder oberflächlichen Abtragungen entfernt werden, allerdings besteht - vor allem im Gesicht- das Problem , dass meist große Hautareale UV Licht geschädigt sind und weitere aktinische Keratosen in unmittelbarer Nachbarschaft entstehen.

Unbehandelt kann sich dauraus ein Plattenepithelcarzinom entwickeln, wie hier dargestellt, das auch in ein invasives Wachstum übergehen kann mit Lymphknotenmetastasen und auch tödlichem Ausgang.

Immunhistlogische Identifizierungen sind verfügbar, bei eindeutigen Fällen aber nicht unbedingt erforderlich.

Bild 1 klinisches Bild eines exulzerierten Tumors am Oberschenkel ( Differentialdiagnostisch kommen primär ein PE Carzinom, ein Basaliom oder ein amelanotisches Melanom in Betracht)

Bild 2,3  in der HE Färbung gut erkennbar die pathologisch veränderten Zellkerne des Carzinoms ( "Kernunruhe": große Kerne, grobscholliges Chromatin, große Nucleolen, Mitosen) 100 und 200 fach vergr. 

Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarcinom
Beitrag von: ammererlutz in Oktober 28, 2019, 15:52:28 NACHMITTAGS
hier noch bei 100x der Vergleich mit Azan: während HE bei der Beurteilung der Kerne wesentlich besser geegnet ist, erkennt man bei Azan gut das Vordringen der Tumorzellen in das verdrängte, blau gefärbte kollagene Bindegewebe.
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarcinom
Beitrag von: ammererlutz in Oktober 28, 2019, 19:45:23 NACHMITTAGS
für eher farbenfrohe Genießer (Mikroskop als Spielzeug statt als Arbeitswerkzeug)....  8)  ( da Beiträge wie z.B. Dunkelfeld- Blutbeobachtungen die meisten Interessenten genießen, dieses Bildchen zur Auflockerung der medizinischen Prosa ....)
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarcinom
Beitrag von: Fahrenheit in Oktober 29, 2019, 11:38:32 VORMITTAG
Lieber Lutz,

vielen Dank für die interessante Darstellung! Mit der Vorstufe ärgere ich mich auch schon seit einer Weile rum: in den 70ern hat man noch nicht so penibel auf Sonnenschutz geachtet, wenn man an der Costa Brava war ...

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarcinom
Beitrag von: ammererlutz in Oktober 29, 2019, 15:44:20 NACHMITTAGS
ja, das ist leider ein Problem, denn die Haut "vergißt" leider nicht und Männer sind bei eher schütterer Scheitelbehaarung eindeutig im Nachteil , früher nannte man das ja auch "Seemannshaut" oder " Landmannshaut"
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: konsonant in November 27, 2019, 23:02:41 NACHMITTAGS
hallo ,
Die Hämatoxilin-färbung lagert sich also an Säureionen an , zb Desoxribonukleinsäure . Fein ! Wieso ist es aber beim Krebs soviel ausgeprägter als bei anderen Zellkernen . Und was bedeutet Kernunruhe ? ich dachte ein unruhiges Gewebebild aber so anders sieht es mir nicht aus , aaaaber ich habe auch überhaupt keine Ahnung von Histologie (sonst auch nicht viel) . Das Eosin lagert sich an Baseionen an , rot .
gruß konsonant
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: ammererlutz in November 28, 2019, 10:28:21 VORMITTAG
Zitat von: konsonant in November 27, 2019, 23:02:41 NACHMITTAGS
hallo ,
Die Hämatoxilin-färbung lagert sich also an Säureionen an , zb Desoxribonukleinsäure . Fein ! Wieso ist es aber beim Krebs soviel ausgeprägter als bei anderen Zellkernen . Und was bedeutet Kernunruhe ? ich dachte ein unruhiges Gewebebild aber so anders sieht es mir nicht aus , aaaaber ich habe auch überhaupt keine Ahnung von Histologie (sonst auch nicht viel) . Das Eosin lagert sich an Baseionen an , rot .
gruß konsonant

bösartige Zellen teilen sich viel häufiger als normale Gewebszellen, das "sieht man den Kernen an", durch die ständigen Teilungen sieht das Chromatingerüst der Kerne viel gröber aus, die Kerne selbst werden größer, die Kernkörperchen werden dicker, man sieht ein buntes Nebeneinander von größeren und kleineren  Kernen, daneben (im Bild mit 200x Vergr schön zu sehen) Mitosen, das alles bezeichnet man dann als "Kernunruhe",

Man kann an Hand des Kernes aber nicht sagen, ob eine Zelle nun bösartig ist, oder nicht ! Das entscheidet die Struktur, das Wachstum und das Verhalten all der Zellen.

Halten sich Zellen überhaupt nicht an ihre normale Funktion, zusätzlich Kernunruhe, Einwachsen in Strukturen, wo sie nichts verloren haben, entzündliche Infiltrate ( der Körper wehrt sich ja gegen die Tumorzellen) dann  muss man an bösartige Neubldungen denken.

zum Vergleich, jeweils Masson Goldner gefärbt ( Kerne: Hämatoxylin, auch das Säurefuchsin färbt aber mit, Bindegewebe Orange G und Lichtgrün):
1.Bild: normale Haut, ( 400x): das Plattenepithel bildet normalerweise die oberflächlichen Hautschichten, klare regelmäßige Schichtung und typischer Aufbau
2.Bild Plattenepitelcarzinom 100x: der ganze Aufbau wirkt chaotisch, da wachsen Zellverbände in den tieferen Schichten, die da nicht hin gehören, auch die oberflächlichen Schichten wirken stark gestört
3.Bild 200x Darstellung der "Kernunruhe": bunt gemischtes Bild von Kernen verschiedenster Größe, teils sehr groß, große Nucleolen, Mitosen, Entzündungszellen
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: marcgsxfnb87 in Dezember 27, 2020, 22:52:26 NACHMITTAGS
Hallo Lutz,

wie in meinem Vorstellungsthread beschrieben, beschäftige ich mich sehr viel mit Tiermedizin.

In deinem dritten Post "für farbenfrohe Genießer" könnte ich mal Aufklärung gebrauchen... was genau hast du da gemacht und welche Methode ist es ?


Grüße

Marcus
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: Florian D. in Dezember 27, 2020, 23:02:06 NACHMITTAGS
Zitat von: ammererlutz in Oktober 28, 2019, 15:23:03 NACHMITTAGS
Am Beginn stehen kleine schuppende Herde, typischerweise im Gesicht oder an den Unterarmen, sog. "aktinische Keratosen", diese Vorstufen können mit Salben oder oberflächlichen Abtragungen entfernt werden,

Hallo Lutz,

nachdem Dein früherer Beitrag zum malignen Melanom zu mindest bei mir den erzieherischen Auftrag erfüllt hat und ich wieder zur Vorsorgeuntersuchung zum Hautarzt gegangen bin, möchte ich aus eigener Erfahrung noch die Vereisung als weitere Methode zur Enfernung aktinischer Keratosen anführen  8).

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: Wutsdorff Peter in Dezember 28, 2020, 15:38:09 NACHMITTAGS
Guten Abend  Lutz,
auch ich habe schon zwei Op´s hinter mir.
Die zweite  im November in der Hautklinik in HD. Im Januar muß noch einmal nachoperiert werden, da sie beim ersten Mal nicht alles erwischt haben.
Bei mir wuchs zweimal ein "Horn" aus der  Kopfhaut. Beim Ausziehen eines Pullovers blieb  dieser an ihm hängen. Es war ein Hornkörnchen von 2 - 3 mm Größe.
Gruß Peter
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: mlippert in Dezember 28, 2020, 15:50:02 NACHMITTAGS
Schöne Bilder und interessante Erklärung! Wenn Du noch Bilder höherer Vergrößerung postest, könnte man die auffälligen Kerne bestimmt noch besser sehen. Schneidest Du die Präparate selbst? Diagnostisch oder nur parallel an Resten?

Grüße,
Micha
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: ammererlutz in Dezember 30, 2020, 12:38:20 NACHMITTAGS
Zitat von: mlippert in Dezember 28, 2020, 15:50:02 NACHMITTAGS
Schöne Bilder und interessante Erklärung! Wenn Du noch Bilder höherer Vergrößerung postest, könnte man die auffälligen Kerne bestimmt noch besser sehen. Schneidest Du die Präparate selbst? Diagnostisch oder nur parallel an Resten?

Grüße,
Micha

Hallo Micha, Schneiden, Färben etc natürlich selber, die Befundung erfolgt selbstverständlich immer parallel durch das pathologische Institut.
Stärkere Vergrößerungen sehe ich nach den Feiertagen mal, würde mir aber keine Wunder erwarten, in der Histopathologie arbeitet man meist mit schwachen Vergrößerungen.
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: mlippert in Dezember 30, 2020, 19:13:01 NACHMITTAGS
Beeindruckend! Du bist Arzt, nehme ich an? Ist das nicht alles unglaublich zeitaufwändig, oder nimmst Du ein Gefriermikrotom? Wie anderswo schon gesagt, meine Frau ist Tierärztin, da macht sie nur die Zytologie selbst, Histo geht immer an Externe weil zu aufwendig.
Titel: Re: Histopathologie-Plattenepithelcarzinom
Beitrag von: ammererlutz in Dezember 31, 2020, 13:23:36 NACHMITTAGS
Zitat von: mlippert in Dezember 30, 2020, 19:13:01 NACHMITTAGS
Beeindruckend! Du bist Arzt, nehme ich an? Ist das nicht alles unglaublich zeitaufwändig, oder nimmst Du ein Gefriermikrotom? Wie anderswo schon gesagt, meine Frau ist Tierärztin, da macht sie nur die Zytologie selbst, Histo geht immer an Externe weil zu aufwendig.
Ja Histo manuell ist aufwändig,  in den großen Labors ist das meiste automatisiert,  das Schneiden am Mikrotom und die Herstellung der Paraffinblöcke mit richtiger Orientierung der Proben ist aber auch dort Handarbeit.
Daher mache ich nur interessante Präparate parallel zum Lab selbst.