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Bibliothek => Mikro-Know-How => Mikro-Rezepte => Thema gestartet von: jako_66 in Juni 15, 2020, 21:27:23 NACHMITTAGS

Titel: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in Juni 15, 2020, 21:27:23 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

hier ein neuer Thread zur eigenen Herstellung von Acridinrot 3B, sollten die Bezugsquellen für Acridinrot-Lösungen irgendwann versiegen. Nur so als Anregung zur weiteren Diskussion gedacht.

Inhaltlich schließt dies an den umfangreichen Beitrag zum Bezugsweg von Acridinrot hier an:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32434.msg239578#msg239578

Dort wurde auch der Weg vom Pyronin G (3) (Merck: 25 g für 570 €) durch Oxidation mit Permanganat zum Acridinrot (4) skizziert.

Auf der Suche nach Synthesewegen bin ich auf die Literatur von S. Han, Y. Chen / Dyes and Pigments 96 (2013) 59e62 (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0143720812001994) gestoßen. Dort wird die übliche 2-Stufensynthese (Clunas S, Strory JMD, Rickard JE, Horsley D, Harrington CR, Wischik CM. 3,6-disubstituted xanthylium salts. Patent WO2010/067078; 2010) in eine einfachere Eintopfvariante abgeändert.


In Analogie dazu könnte man das Acridinrot 3B ausgehend vom 3-Dimethylaminophenol wie folgt herstellen (Abb. 1)

Darstellung von 3,6-Dimethylamin-9H-xanthen (2)

Zu einer Lösung von 3-Dimethylaminophenol (6.86 g, 50 mmol) in 1,2-Dichlorethan (350 ml) werden Trimethylorthoformiat (10 g, 10,5 mmol) und Pyridinium-p-toluolsulfonat (PPTS) (1,25 g, 5,0 mmol) zugesetzt. Das Gemisch wird 12 h unter N2 unter Rückfluss erhitzt und dann auf Raumtemperatur abgekühlt. Nach Abdampfen des Lösungsmittels wird das Rohprodukt durch Flash-Säulenchromatographie gereinigt (Petrolether/Ethylacetat 35: 1v/v), um das 9H-Xanthen-Derivat 2 in ca. 20-25% Ausbeute zu erhalten.


Darstellung von Pyronin G (3)

2,01 g (7,5 mmol) 3,6-Dimethylamin-9H-xanthen (2) werden in Dichlormethan mit HCl in das 3,6-Dimethylamin-9H-xanthen·HCl überführt, isoliert? (hier steht nichts davon in der Literaturstelle). Anschließend wird der Ansatz in einem großen Becherglas mit 500 ml Wasser 3 h bei Raumtemperatur im Dunkeln belassen (TLC-Kontrolle). Nach Abdampfen des Wassers im Vakuum wird das Rohprodukt durch eine Flash-Säulenchromatographie (Dichlormethan/Methanol 20: 1, v/v) gereinigt, um Pyronin G (3) in ca. 70-80% Ausbeute zu erhalten.

Alternativer Weg:

Die Photokonversion zum Pyronin G (3) wird mit einer 500 W Hochdruck-Quecksilberlampe (Belichtung 39,5 mW/cm²) in einem 500 ml Becherglas durchgeführt. 2,01 g (7,5 mmol) einer Lösung vom 9H-Xanthen-Derviat (2) in EtOH-HCl (100: 2, v/v) werden unter Lichtbestrahlung gerührt, bis kein Ausgangsmaterial mehr nachweisbar ist (TLC-Kontrolle, Bestrahlungszeit ca. 1 h). Nach Abdampfen des Lösungsmittels wird das Produkt durch eine Flash-Säulenchromatographie gereinigt (Dichlormethan/Methanol 20: 1 v/v), um das Pyronin G (3) in ca. 80%iger Ausbeute zu erhalten.


Darstellung von Acridinrot 3B aus Pyronin G

Erfahrungsberichte willkommen!


Kosten:
-   3-Dimethylaminophenol 25 g Merck 92 €
-   Orthoameisensäuretrimethylester 250 ml 22 € (oder Methanol + Chloroform + Natrium)
-   p-Toluolsulfonsäure 100 g Merck 24 €
-   Pyridin PA 250 ml S3  30 €
-   Säulenchromatographie I (Petrolether : Essigester = 35 : 1)
-   Säulenchromatographie II (Dichlormethan : Methanol = 20 : 1)



Fazit: im Moment ist der Bezug fertiger Lösungen noch der bessere Weg, wenngleich auch recht teuer
(z.B. Morphisto oder Baacklab.de 250 ml für 70 €)

Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: David 15 in Juni 16, 2020, 10:29:31 VORMITTAG
Hallo Sven,

die Bezugsquellen für Acridinrot versickern leider genau so wie die Bezugsquellen für die Reagenzien dieser Synthese. Ich traue diese Synthese einem Hobbychemiker in einem gut ausgestatteten Keller zwar zu aber die Beschaffung der benötigten Chemikalien ist das Problem. Außerhalb eines Uni-Labores ist sowas nach meinem Verständnis nur schwer möglich.

Viele Grüße
David
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juni 16, 2020, 11:39:42 VORMITTAG
Hallo Sven,

schöne Recherche und Darstellung. Nun muss man nur noch vom mmol Bereich in den Mol Bereich hochrechnen, dann sind wir im Technikum. Wir hatten in der Organischen Chemie ein Technikum, weil der Prof Bredereck so nebenbei für die Industrie gekocht hat. Beeindruckende Dimensionen!

Nach meiner Erfahrung bedeutet eine Patentschrift, dass man theoretisch weiß wies geht, dann braucht man aber lange um die richtigen Bedingungen zu finden zu einigermaßen verträglichen Ausbeuten und Reinheitsgraden. Da würde ich dann doch lieber bei Morphisto kaufen, auch wenn es teuer ist. Wenn man erst das Pyronin herstellen muss wird es eh viel teurer.
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: othum in Juni 16, 2020, 12:02:26 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,

Zitat von: Klaus Herrmann in Juni 16, 2020, 11:39:42 VORMITTAG
schöne Recherche und Darstellung. Nun muss man nur noch vom mmol Bereich in den Mol Bereich hochrechnen, dann sind wir im Technikum. Wir hatten in der Organischen Chemie ein Technikum, weil der Prof Bredereck so nebenbei für die Industrie gekocht hat. Beeindruckende Dimensionen!

Nach meiner Erfahrung bedeutet eine Patentschrift, dass man theoretisch weiß wies geht, dann braucht man aber lange um die richtigen Bedingungen zu finden zu einigermaßen verträglichen Ausbeuten und Reinheitsgraden. Da würde ich dann doch lieber bei Morphisto kaufen, auch wenn es teuer ist. Wenn man erst das Pyronin herstellen muss wird es eh viel teurer.

da stimme ich Dir in beiden Punkten zu. Ich verantworte in meinem Bereich unter anderem ein Technikum für Organische Synthese; ich weiss wie hoch dort der Tagessatz ist ;)

Und ebenfalls weiss ich aus Erfahrung, dass man Patente nicht unbedingt nachkochen können muss...

Und schließlich ist das hier nix für Hobby-Chemiker im Keller, auch kostenmäßig (alleine die Kosten für Silica-Gel und Lösungsmittel übersteigen vermutlich die Morphisto-Preise...)

Beste Grüße, Oliver
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Florian D. in Juni 16, 2020, 15:22:11 NACHMITTAGS
Woher kommt eigentlich die Methylenbrücke in dem Xanthen?
Genauer gesagt, würde ich erwarten, das ein 9-Methoxy-xanthen entsteht. Da verstehe ich dann auch eher, warum das mit Salzsäure zu Pyronin reagiert. Die Chinesen scheinen das Xanthen auch nicht isoliert und characterisiert zu haben.

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: othum in Juni 16, 2020, 15:32:22 NACHMITTAGS
Zitat von: Florian D. in Juni 16, 2020, 15:22:11 NACHMITTAGS
Woher kommt eigentlich die Methylenbrücke in dem Xanthen?

Viele Grüsse
Florian

Ich denke aus dem TMOF, das ist ja ein verkappter C1-Baustein... Also im weitesten Sinne eine Variante der Friedel-Crafts Acylierung...

Beste Grüße, Oliver
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Florian D. in Juni 16, 2020, 15:41:29 NACHMITTAGS
Zitat von: othum in Juni 16, 2020, 15:32:22 NACHMITTAGS
Zitat von: Florian D. in Juni 16, 2020, 15:22:11 NACHMITTAGS
Woher kommt eigentlich die Methylenbrücke in dem Xanthen?

Viele Grüsse
Florian

Ich denke aus dem TMOF, das ist ja ein verkappter C1-Baustein...

Beste Grüße, Oliver
Hallo Oliver, ich habe das gerade nochmal aktualisiert.
Gruss
Florian
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: othum in Juni 16, 2020, 15:45:36 NACHMITTAGS
Zitat von: Florian D. in Juni 16, 2020, 15:41:29 NACHMITTAGS

Hallo Oliver, ich habe das gerade nochmal aktualisiert.
Gruss
Florian

Ja, vermutlich ist da ein Fehler, und in Molekül 2 fehlt eine Hydroxy-/Methoxygruppe, die dann sauer eliminiert wird und in Molekül 3 die Doppelbindung liefert. Passt das?

Beste Grüße, Oliver
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Florian D. in Juni 16, 2020, 16:06:19 NACHMITTAGS
Hab gerade in den Artikel geschaut, die haben das Xanthen doch isoliert und charakterisiert. Ich vermute, die letzte Methoxygruppe fliegt bei dem Nukleophilen Ringschluss über den Sauerstoff raus. Hab schon lang keine Retrosynthese mehr gemacht.
Gruss
Florian
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: othum in Juni 16, 2020, 16:21:33 NACHMITTAGS
Zitat von: Florian D. in Juni 16, 2020, 16:06:19 NACHMITTAGS
Hab gerade in den Artikel geschaut, die haben das Xanthen doch isoliert und charakterisiert. Ich vermute, die letzte Methoxygruppe fliegt bei dem Nukleophilen Ringschluss über den Sauerstoff raus. Hab schon lang keine Retrosynthese mehr gemacht.
Gruss
Florian

Der Ringschluss über den Sauerstoff ist doch nur eine Etherkondensation. Also ich denke, da fehlt was in Molekül 2 (vermutlich Methoxy), sonst macht ja auch die Umwandlung in 3 nicht so richtig viel Sinn...

Beste Grüße, Oliver
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Florian D. in Juni 16, 2020, 22:50:06 NACHMITTAGS
Zitat von: othum in Juni 16, 2020, 16:21:33 NACHMITTAGS
Der Ringschluss über den Sauerstoff ist doch nur eine Etherkondensation.

Aber Hallo!  Das ist keine normale Etherkondensation. Das Phenolat macht einen nukleophilen Angriff am aromatischen Ring. Sowas geht normalerweise sehr schlecht, weil dann ein H- austreten muss. Hier passiert aber etwas Anderes: Nach dem Angriff wird ein Methoxyanion abgespalten. Dann tautomerisiert das Produkt. Nette Reaktion.

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: othum in Juni 17, 2020, 11:02:59 VORMITTAG
Hallo Florian,

Zitat von: Florian D. in Juni 16, 2020, 22:50:06 NACHMITTAGS
Aber Hallo!  Das ist keine normale Etherkondensation. Das Phenolat macht einen nukleophilen Angriff am aromatischen Ring. Sowas geht normalerweise sehr schlecht, weil dann ein H- austreten muss. Hier passiert aber etwas Anderes: Nach dem Angriff wird ein Methoxyanion abgespalten. Dann tautomerisiert das Produkt. Nette Reaktion.


wenn wir mal die genauen Mechanismen weglassen, was passiert?
Formal verknüpfen wir zwei Phenole unter Wasserabspaltung (wo kommt denn da ein Methoxyanion her?), ohne Veränderung der Ringe, ohne Redoxreaktionen.
Dann reagiert TMOF, also ein Ameisensäureäquivalent, zwei mal in einer Acylierung (also vielleicht ähnlich einer Friedel-Craft Acylierung); dabei wird das C zwei malreduziert, so dass ein Alkohol (oder Methylether) übrig bleiben muss. Um da eine CH2-Gruppe hinzukriegen, müsste man irgendwo noch ein Reduktionsmittel einpacken. Sehe ich aber nicht.

Von 2 nach 3 wird dann sauer Wasser abgespalten, dadurch entsteht die Doppelbindung und diese Chinon-artige Struktur.

Beste Grüße, Oliver
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juni 17, 2020, 11:03:48 VORMITTAG
Das bedeutet bei Molekül 2 steht in 9 eine Hydroxigruppe und dann wird sauer Wasser abgespalten.
Wenn das so ist wäre es toll, wenn Sven das Formelbild 2 korrigieren würde.
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Florian D. in Juni 17, 2020, 11:40:38 VORMITTAG
Hallo Klaus,

also ich verstehe den Mechanismus auch nicht, deshalb habe ich ja gefragt. Irgendwo müsste da eigentlich eine Reduktion stattfinden, aber ich sehe auch nicht, wo.
Das Xanthen ist aber sowohl mit NMR als auch mit MS characterisiert worden, daher würde ich nichts an den Formeln ändern.

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: othum in Juni 17, 2020, 11:55:41 VORMITTAG
Hallo Florian,

Zitat von: Florian D. in Juni 17, 2020, 11:40:38 VORMITTAG
Hallo Klaus,

also ich verstehe den Mechanismus auch nicht, deshalb habe ich ja gefragt. Irgendwo müsste da eigentlich eine Reduktion stattfinden, aber ich sehe auch nicht, wo.
Das Xanthen ist aber sowohl mit NMR als auch mit MS characterisiert worden, daher würde ich nichts an den Formeln ändern.

Viele Grüsse
Florian

ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und sage: Die Chinesen haben Unsinn geschrieben! Zumindest das angegebene MS des finalen Produkts macht auch keinen Sinn, wieso soll da ein Cl im EI-MS drin sein? Und da das NMR zur angegebenen Struktur des Intermediats tatsächlich passt, würde ich sagen: Fake!

In dem Patent geht die Zweistufensynthese ja auch anders, da wird Formaldehyd (oder andere Aldehyde) eingesetzt, dadurch erhält man die gewünschte Methylenbrücke, in der zweiten Stufe wird beim Ringschluss auch oxidiert (meist NaNO2) um die Doppelbindung zu bekommen. Wenn die Chinesen die Oxidation sparen wollen und direkt mit der Säure starten, ist das prinzipiell ok, liefert dann aber den Alkohol als Zwischenprodukt.

Beste Grüße, Oliver
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juni 17, 2020, 12:12:53 NACHMITTAGS
Hallo Florian,

also ich bin auch ratlos, bei mir ist es schon ewig her und mein Prof ist auch schon lange im Chemiker-Himmel. Der hätte es sicher gewußt.
Sein Spruch war übrigens immer: Ausgangssubstanzen kauft man, die stellt man nicht selbst her, wir brauchen unsere Zeit zum Forschen!
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Florian D. in Juni 17, 2020, 13:24:59 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,

mit Erstaunen habe ich in diesem Artikel gelesen, dass diese Substanzklasse als Alzheimermittel beforscht wird.
Also, Mikroskopieren schützt dann vor Alzheimer.

Formal kann diese Methoxygruppe durch eine Deformylierung abgebaut werden.

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in Juni 17, 2020, 22:45:52 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

auch mir kam es beim Zeichnen komisch vor, dass formal H- an der Position 9 des 9-H-Xanthens abgespalten werden soll (wie Florian schon geschrieben hat), aber unter den angegebenen Bedingungen??? Dann haben sie ein HCl-Addukt von 2 in Dichlormethan hergestellt, aber nicht weiter beschrieben, ob es isoliert wurde. Das HCl-Addukt vom 9-H-Xanthen-Derivat 2 wird dann in Wasser zum Pyronin G 3 überführt.

Parallel haben sie die photochemische Umwandlung von 2 nach 3 in EtOH/HCl (100: 2, v/v) beschrieben. Da das Endprodukt 3 für beide Wege gleich ist, sind es auch die Spektren. Ein Schelm, wer hier Böses denkt...

Den Reaktionsweg ändere ich gleich entsprechend ab.

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Florian D. in Juni 17, 2020, 23:29:07 NACHMITTAGS
Noch eine praktische Frage:

Nehmen wir an, man hat das Xanthen. Kann man das dann nicht gleich in Permanganat kochen? Wozu sollte man das erst schonend zum Pyronin G oxidieren, wenn man dann ohnehin mit dem Holzhammer draufhaut?

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Tilman in Juni 18, 2020, 10:36:37 VORMITTAG
Nehmen wir mal an, jemand findet eine Flasche Acridinrot. Da ist sicher noch eine ganze Menge drin. Wo mag die denn sein?
Liebe Grüße an das Forum der Färber 
Tilman
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in Februar 05, 2021, 18:24:03 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

bei Morphisto kommt Acridinrot wieder ins Programm (Stand 5.2.21). Die testen gerade eine neue Charge, ob die Qualität für Färbungen gut ist. Verfügbar ca. ab April/Mai 2021.
# Update 3.5.21: das Acridinrot von Morphisto ist das Rhodamin 6G (siehe unten Abb. 2)!

Baacklab ist auch stock-out, aber sie fragen deren Lieferanten gerade an (Feststoff als auch Lösung). Schreibe hier wenn ich Nachricht von den Firmen habe.

9.2.21: von Baacklab kam heute die Rückmeldung, dass Acridinrot als Lösung bald wieder verfügbar ist. Allerdings erfolgt keine Abgabe an Privatpersonen, nur an Firmen mit Gewerbeschein.

Bedarf und Technik für Labor und Medizin
Tel.: +49 385 3000866
Fax: +49 385 3000868
info@baacklab.de   
www.baacklab.de

Wie an anderer Stelle hier beschrieben gibt es einen Hersteller in Indien (https://www.biomall.in/product/acridine-red-3b-hi-certtm-rm4001-5g-rm4001-5g). In D übernimmt HiMedia Laboratories GmbH (Tel. +49 6251 989 24 26) den Vertrieb. Vom Endpreis her ist es wahrscheinlich egal, was man kauft, teuer ist es eh. Aber auch hier kein Verkauf an Privatpersonen.


Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in April 06, 2021, 21:20:28 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

vielleicht klappt die Acridinrot-Synthese doch einmal irgendwann. Daher und auch zur Qualitätskontrolle käuflich erworbener Acridinrot-Farbstoffe anbei die Rf-Werte (auch von der Vorstufe Pyronin G).

Das Rhodamin B ist etwas dicker aufgetragen und hat fast den gleichen Farbton wie das Acridinrot. Auch die Färbungen nach Robin Wacker verhalten sich ähnlich. Nur haben Farbstoffe, die knapp sind, schon ihren besonderen Reiz.

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Bob in April 06, 2021, 21:30:30 NACHMITTAGS
Hallo Sven,
interessanter und anschaulicher Vergleich! Kann es sein, dass die Substanzen in der Wacker W3A Sim-Lösung miteinander reagieren? Ich wäre mir auch nicht sicher dass da nur die drei Farbstoffe enthalten sind und sonst nur Wasser.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in April 06, 2021, 21:56:14 NACHMITTAGS
Hallo Bob,

gerade die 3er Kombination der Simultanlösung sieht exzellent aus! 3 Spots, 3 Farbstoffe, sauber und schön voneinander getrennt! Das Zeugs von Klaus Herrmann hält also!

Das Acridinrot ist als 1% ige Lösung in 50% Ethanol gelöst. Wie Klaus das mit der 3er Kombi gemacht hat, weiß ich nicht. Aus diesem Grunde färbe ich mit dem Acridinrot vorweg immer einzeln. Blöderweise ist da jetzt so ein komisches Orange drin. Bin gespannt ob das andere auch haben?

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in Mai 03, 2021, 21:20:21 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

wen es interessiert hier ein DC vom "Acridinrot ethanolisch" von Morphisto im Vergleich zu anderen Acridinrot-Farbstoffen. Mit Wasser verdünnt bekommt man eine rote Lösung hin. In ca. 45% Ethanol mit 2% Eisessig ist es eine undurchsichtige braun-grün-rote opaleszierende Lösung. Das DC zeigt die Abwesenheit vom Acridinrot 3B CI 45000. Dafür gibt es ein anderes stark fluoreszierendes Produkt (rot eingekreist).

Zuerst war die Freude groß, eine 10%ige Lösung Acridinrot von Morphisto zu besitzen, nachdem sie wieder lieferbar sind!

Doch - selbst Schuld, wer nur die Überschriften liest: im Sicherheitsdatenbaltt steht "9-[2-(Ethoxycarbonyl)phenyl]-3,6-bis(ethylamin)-2,7-dimethylxanthyliumchlorid". Es dürfte also das Rhodamin 6G CI 45160 sein. Auf der Flasche steht CI 45000 und Acridinrot, das sollte Morphisto ändern!

Von der Struktur her müsste Rhodamin 6G auch verholzte Regionen spezifisch wie Rhodamin B anfärben, nur gelb. Bzw. wer Fluoreszenz macht, wird vielleicht Freude an dem Zeugs haben (wem darf ich eine Probe zuschicken?). Auf der anderen Seite könnte Gelb in verholzten Regionen farblich gut zum Schwarz unverholzter Zellwände passen, wenn mit Kernschwarz gefärbt wird. Chrysoidin ist manchmal schnell wieder wech...

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Peter V. in Mai 04, 2021, 13:26:26 NACHMITTAGS
Hallo,

ich kann nicht genau sagen, warum... aber "Morphisto" kam und kommt mir immer etwas "seltsam" vor. Was ist das eigentlich für ein Unternehmen? Wer ist da der typische Kunde? Professionelle Pathologien? Bei den Chemikalien habe ich immer den Eindruck, dass man bei Morphisto nicht so recht weiß, was man eigentlich bekommt. Und dieser Beitrag bestätigt mich in meiner Einschätzung. Es ist doch ein Ding der Unmöglichkeit, eine teure Farbstofflösung falsch zu deklarieren. Oder sind die Farbbezeichnungen wie "Acridinrot" nicht mit einer exakt definierten chemischen Substanz fest verknüpft?

Herzliche Grüße
Peter


Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Florian D. in Mai 04, 2021, 15:49:46 NACHMITTAGS
Typischer Fall für die Verbraucherzentrale :-)
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Bob in Mai 04, 2021, 16:48:10 NACHMITTAGS
Hallo Sven,
ich hatte mich gerade an den Gedanken gewöhnt, dass Schwarz eine komplizierte Angelegenheit ist und jetzt das! Die Dünnschichtchromatographie ist ja wirklich eine interessante Methode für den Mikroskopiker. Wie lange hätte man mit der Lösung herumprobiert und sich über die Ergebnisse gewundert wenn man nicht wüsste, dass da etwas faul ist.
Rhodamin 6G hat in Methanol gelöst offenbar sein Anregungsmaximum bei 528 nm und das Emisionsmaximum bei 551 nm.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jcs in Mai 04, 2021, 20:25:42 NACHMITTAGS
Hallo Sven,

danke für Deine genaue Analyse dieser Farbstoffe. Das ist in meinen Augen ein schweres Foul von Morphisto und verdient sicher die (acridin)rote Karte!

LG

Jürgen
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in Mai 11, 2021, 22:03:03 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

trotz falscher Deklaration färbt es sich mit dem "Acridinrot" von Morphisto recht anständig. Erwartet hatte ich eine Gelbfärbung der verholzten Regionen, da das die Hauptkomponente im DC ist.

Dazu ein echter Fluoreszenz-Farbstoff, was will man mehr?

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in Mai 11, 2021, 22:06:00 NACHMITTAGS
- & der Ausschnitt vom Bild der vorhergehenden Seite etwas größer:
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in Mai 11, 2021, 22:17:45 NACHMITTAGS
- & der Vergleich zum echten Acridinrot 3B & dem Rhodamin B.

Alle Paraffinschnitte 10 µm, Färbezeit 8 min roter Farbstoff, 10-15 s Acriflavin gefolgt von 2 min Astrablau jeweils bei 16°C Raumtemperatur. Auch die Bildnachbearbeitung erfolgte stets gleich.

Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jcs in Mai 11, 2021, 23:42:31 NACHMITTAGS
Hallo Sven,

sehr schöne Schnitte und Färbungen! Waren das Paraffinschnitte?

LG

Jürgen
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in Mai 12, 2021, 18:15:36 NACHMITTAGS
Hallo Jürgen,

Danke für die lobenden Worte! Ja, das sind alles Paraffinschnitte 10-25 µm mit der Butanol-Methode eingebettet. Die letzten Schnitte habe ich mit DanKlorix pur um die 10 min vor der weiteren Färbung behandelt, was vielleicht doch ein bisschen lang war. Zumindest für die Schwarzfärberei war das vorteilhaft.

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: Bob in Mai 13, 2021, 07:35:49 VORMITTAG
Hallo Sven,
schöner Vergleich! Ein Unterschied zwischen den beiden Farbstoffen scheint zu sein, dass die Färbung mit Acridinrot bunter ist, sie zeigt neben blau auch grün feinere Abstufungen. Vielleicht ist Acridinrot einfach weniger spezifisch als Rhodamin 6G. Wacker hatte ja Rhodamin B als Alternative zum Acridinrot erwähnt, das aber nicht ganz so schön rot färbt.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Acridinrot wieder lieferbar
Beitrag von: jako_66 in Oktober 30, 2021, 18:52:54 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

Zitat von: Tilman in Juni 18, 2020, 10:36:37 VORMITTAG
Nehmen wir mal an, jemand findet eine Flasche Acridinrot. Da ist sicher noch eine ganze Menge drin. Wo mag die denn sein?

- die Flasche hat sich in einer Ebay-Auktion gefunden! Da keiner außer mir darauf geboten hatte konnte ich fast alle Aktionen gewinnen! D.h. ich biete Euch die Wacker-Lösungen in 30 ml Pipettenflaschen zum Selbstkostenpreis an, bis die Vorräte erschöpft sind.

Ein Dünnschichtchromatogramm (TLC) mit den verschiedenen Chargen vom Acridinrot 3B hatte ich laufen gelassen. Der eBay-Farbstoff (Spur 2 bis 5) entspricht dem Acridinrot 3B, welches ich damals von Klaus Herrmann bekommen hatte (Spur 7). Wer schon einmal Pyronin G mit Kaliumpermanganat oxdidiert hat, weiß, wie schwer es ist, Nebenprodukte zu minimieren. Das Acridinrot vom "freundlichen Inder" (ChemDyes) hat weniger vom orangefarbenen Nebenprodukt, dafür aber mehr Rumpfsequenzen im TLC, die unter dem Acridinrot laufen. Vielleicht ist das orangefarbene Nebenprodukt für die Brillianz des Acridinrots ggü. Rhodamin B verantwortlich?


Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Acridinrot 3 B Herstellung
Beitrag von: jako_66 in November 09, 2021, 18:26:25 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

aufgrund mehrerer gewonnener eBay-Aktionen kann ich Euch Färbelösungen auch mit Acridinrot 3B (Fa. Omikron) zum Selbstkostenpreis anbieten. Die Rezepturen stammen aus diesem Forum, bitte ergänzen und ggfs. korrigieren.
Klaus Herrmann hatte seinerzeit die neue Variante der Wacker-Färbung W-ASim III mit Rhodamin B als Simultanfärbung optimiert. Die funktioniert ganz gut, auch nach Jahren! Möchte jemand die mit einem Schuss Rhodamin 6 G haben? Wäre dann W-3ASim IV (wenn`s funktioniert)...

Rezepturen Wacker-Färbungen


Stammlösungen

1)   Acridinrot 3B: 1%ige Lösung in 50% Ethanol + 2% Eisessig
2)   Rhodamin B: 1%ige Lösung in 50% Ethanol + 2% Eisessig
3)   Rhodamin 6G: 1%ige Lösung in 50% Ethanol + 2% Eisessig
4)   Acriflavin: 1%ige Lösung in sterilem Wasser + 2% Eisessig + Thymol
5)   Astrablau: 2%ige Lösung in sterilem Wasser +2% Eisessig + Thymol
6)   Alcianblau: 0.2%ige Lösung in sterilem Wasser +2% Eisessig + Thymol

Simultanfärbelösungen  Quelle http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/303.html

7) Wacker simultan I = ausgehend von den Stammlösungen 1 Teil Acridinrotlösung + 1 Teil Acriflavinlösung + 4 Teile Astrablaulösung + 6 Teile dest. Wasser

8. Wacker simultan II = 2 Teile Acridinrotlösung + 2 Teile Acriflavinlösung + 6 Teile 0,1%ige Alcianblaulösung

9) W-ASim III = Dörnberg VII: 6 Teile Rhodamin B + 1 Teil Acriflavinlösung + 4 Teile 0,2%ige Alcianblaulösung+  6 Teile dest. Wasser


Eine 30 ml Pipettenbraunglasflasche (mit Inhalt) würde ohne Porto 8 € kosten. Die Simultanfärbelösungen kommen wie angegeben, verdünnen ggfs. bei der Färbung. Alle Lösungen werden filtriert, als Ethanol nehme ich die unvergällte Version. Anfragen gerne per PN (bitte genau beschreiben, welche Lösung Ihr haben wollt, Adresse vorab wäre gut).

Viele Grüße

Sven