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Bibliothek => Mikro-Know-How => Thema gestartet von: Johnnyiy in August 20, 2020, 16:50:36 NACHMITTAGS

Titel: Focus Stacking mit Stereomikroskop?
Beitrag von: Johnnyiy in August 20, 2020, 16:50:36 NACHMITTAGS
Hi, Ich habe eine Frage zur Fotografie mit einem Trinokularen Stereomikroskop. Speziell Focus stacking.

Im Internet habe ich mehrfach gelesen das bei stacking Aufnahmen mit Stereo Mikroskopen Verzerrungen entstehen. Je nachdem in welcher Bauform es gebaut ist. Gilt das auch wenn man durch das dritte Okular an einem Stereo Trinokular fotografiert, bzw. stackt? Eignen sich Stereo Mikroskope generell zum stacken?
Hat jemand Beispielbilder?

Gruß Johannes🌴
Titel: Re: Focus Stacking mit Stereomikroskop?
Beitrag von: Jürgen Boschert in August 20, 2020, 17:14:02 NACHMITTAGS
Hallo Johannes,

frei nach Radio Eriwan: Im Prinzip ja.

Beim Stacken über ein Stemi gibt es einmal das Problem, dass die Strahlengänge relativ zur Fokusachse um einige Grad geneigt sind; das bedeutet, dass die Bildmitte beim Umfokussieren zwischen je zwei Aufnahmen auswandert. Abhilfe: Neigen des Präparates, sodass die Bildmitte erhalten bleibt. Von Leitz gab es für das Großfeldstereomikroskop ein Stativ, an dem der Stemikopf um einige Grad gekippt werden konnte, um dies zu erzielen.

Zum zweiten gibt es bei den Stemis mit Teleskopbauweise zusätzlich das Problem, dass beide Strahlengänge am Rand durch das Hauptobjektiv verlaufen, also optisch nicht optimal. Abhilfe hier: Eine Verschiebevorrichtung für das Hauptobjektiv, mit der dieses zentrisch unter einen der beiden Strahlengänge gebracht werden kann. Dann fällt sowohl die schlechtere optische Korrektion als auch die Verkippung weg.

Von Olympus gab es ein Photo-Stemi mit Schaltwalze für den Vergrößerungswechsel mit einem dritten (!), mittigen Strahlengang, sodass diese Probleme von vorneherein ausgeschalten waren.

Als im Prinzip geht Stacken am Stemi, bei Erfüllen der Voraussetzungen auch recht gut. Nur wird man -mit Ausnahme der sündhaft teuren, neuen Stemis der großen Hersteller- die Auflösung, allgemein Bildqualität der hier schon oft vorgestellten Stacking-Einrichtungen mit Makro-Objektiv oder an die Kamera adaptierten Mikroskop-Objektiven nicht erreichen.
Titel: Re: Focus Stacking mit Stereomikroskop?
Beitrag von: JB in August 20, 2020, 19:24:49 NACHMITTAGS
Hallo Johannes,

Hier wurde mal darueber diskutiert, wie man einen zentralen Strahlengang am Stereomikroskop erzeugen kann: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=37618.0

Der Kauf eines teuren Stereomikroskops nur zum Stacken lohnt sich letztlich nicht, es sei denn der weite Arbeitsabstand des Stereomikroskops ist unverzichtbar. Ein umgebautes Mikroskop (preiswerte Loesung), Kameras mit Fokus-Bracketing oder automatisierte Stackingsysteme (Stackshot etc; teuer aber komfortabel) sind die bessere Wahl. https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38124.0

Beste Gruesse,

Jon
Titel: Re: Focus Stacking mit Stereomikroskop?
Beitrag von: JB in August 20, 2020, 19:32:26 NACHMITTAGS
Zitat von: Jürgen Boschert in August 20, 2020, 17:14:02 NACHMITTAGS
Von Olympus gab es ein Photo-Stemi mit Schaltwalze für den Vergrößerungswechsel mit einem dritten (!), mittigen Strahlengang, sodass diese Probleme von vorneherein ausgeschalten waren.

Kleine Korrektur, denn dieses Geruecht ist nicht totzukriegen. ;) Der 3. Strahlengang des Olympus X-Tr ist ebenfalls geneigt (Seite 6: http://www.alanwood.net/downloads/olympus-x-tr-brochure-1985.pdf) und das X-Tr hat deshalb extra eine geneigte Basis fuer die Photographie. Ich weiss es genau - auf den Hinweis im Forum hin habe ich mir ein X-Tr besorgt und wurde enttaeuscht. Olympus hat da mit viel Aufwand einen dritten geneigten Strahlengang eingebaut!
Titel: Re: Focus Stacking mit Stereomikroskop?
Beitrag von: Johnnyiy in August 20, 2020, 20:08:03 NACHMITTAGS
Danke für die schnellen Antworten:)

Re Jürgen; theoretisch lässt dich die Verschiebung also ausgleichen, die Abbildungsqualität ist aber nicht so gut wie bei Methoden ohne Mikroskop. Preislich denke ich gibt sich das ganze aber nicht viel, ein teures Stereomikroskop oder ein  teurer makroschlitten mit Beleuchtung, Objektiven, evtl noch balgen uvm.

Re Jon; laut deinem Link muss man das Objekt um 7,5° neigen. Ein Aufbau aus Kamera mit Makroobjektiv und vorgebautem Mikroskop objektiv auf einem Schlitten und externer Beleuchtung bringt die Beste Qualität, günstig ists aber nicht gerade.

Gruß Johannes.
Titel: Re: Focus Stacking mit Stereomikroskop?
Beitrag von: ds0511 in August 20, 2020, 21:16:08 NACHMITTAGS
Hallo Johannes,

Zitat von: Johnnyiy in August 20, 2020, 20:08:03 NACHMITTAGS
Re Jürgen; theoretisch lässt dich die Verschiebung also ausgleichen, die Abbildungsqualität ist aber nicht so gut wie bei Methoden ohne Mikroskop. Preislich denke ich gibt sich das ganze aber nicht viel, ein teures Stereomikroskop oder ein  teurer makroschlitten mit Beleuchtung, Objektiven, evtl noch balgen uvm.

So ganz stimmt Dein Vergleich m.E. nicht. Wenn Du einen Extrem-Makro-Stacking-Aufbau mit einem Stereomikroskip vergleichst so ist das SteMi nur ein kleiner Teil des Aufbaus. Das Stemi ersetzt nur den Tubus und das Objektiv und eventuell die Beleuchtung. Vernachlässigen wir den schrägen Strahlengang musst Du ein teures Stemi immer noch um Stackingtisch und Kameraadaption sowie ggfs. Beleuchtung erweitern. Und ich behaupte das wird teurer, unflexibler und qualitativ nicht so befriedigend.

Ich habe einerseits ein Stereomikroskop (allerdings nur ein Olympus Sz6045 mit Ringbeleuchtung) mit selbstgebautem geneigtem StackingTisch und Kameraadaption für DSLR. Zum anderen einen Stonemaster inkl. Supernova (8-LED-Ring) mit StackMaster inkl. Software inkl. Tubus und Kameraadaption mit gebrauchten Nikon und Mitutoyo Objektiven. Stonemaster muss nicht sein. Da gibt es viele, viele Beispiele (super selbstgebaut) auch hier im Forum. Die dedizierten Makro-Lösungen sind m.E. bei weitem besser.

Stereomikroskope sind dafür gebaut einen guten Stereoeindruck für das Auge zu erzeugen. Vorteil ist der große Arbeitsabstand, der das hantieren unter dem Mikroskop je nach Anwendung  teilweise erst ermöglicht. Sie sind nicht für die Stacking-Fotografie entwickelt.

@Jon: 1985 hat Olympus bei der Entwicklung des X-Tr bestimmt nicht an Stacking gedacht und der dritte Strahlengang war nur entwickelt um gleichzeitig schauen und forografieren zu können.

Viele Grüße,
Detlef



Titel: Re: Focus Stacking mit Stereomikroskop?
Beitrag von: Jürgen Boschert in August 20, 2020, 21:36:00 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

@Jon: Du hattest das gerade geschrieben, als ich auch einen Korrekturpost setzen wollte. Lt den Abbildungen in der Olympus-Broschüre ist der Photo-Kanal nicht seitlich, wohl aber in sagittaler Richtung geneigt; das hängt natürlich sicher mit dem Umstand zusammen -wie Detlef ja schon geschrieben hat-, dass man zu Zeiten der Einführung dieses Stemis noch nichts mit Stacking am Hut hatte.

@Johannes: Der Korrekturwinkel ist letztlich systemabhängig, da gibt es zwischen den einzelnen Herstellern leichte Unterschiede. Bei Olympus und Zeiss sind meines Wissens die beiden Strahlengänge in einem Winkel von 12° gegeneinander geneigt, sodass Du zur Korrektur hier 6° brauchst.
Die Stereomikroskope der neuen Generation, die abbildungsqualitativ an die "Billig"lösungen mit Makro- oder Mikro-Objektiven heranreichen,  kosten mehrere 10 k€ ! Selbst die dafür nötigen Plan APO-Hauptobjektive liegen da bei mehreren k€.

Eine weitere Alternative wären Makroskope, die ja nur mit einem zentrischen Strahlengang arbeiten, aber auch vergleichsweise teuer sind (4´000.- bis 10´000.- €, nach oben offen).
Titel: Re: Focus Stacking mit Stereomikroskop?
Beitrag von: Johnnyiy in August 23, 2020, 11:34:43 VORMITTAG
Hi, Danke für die vielen Antworten,

die Lösung von ADi klingt sehr gut, allerdings überlege ich vorher auf die eos m6 mk2 aufzurüsten, ich warte aber bis die Gebrauchtpreise noch etwas sinken.
Picolay läuft übrigens auch unter linux.

Gruß
Johannes :)