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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Reinhard in September 03, 2020, 16:00:17 NACHMITTAGS

Titel: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 03, 2020, 16:00:17 NACHMITTAGS
Hallo Freunde,

ich hätte zwei Fragen zur Optik:

1. nehmen wir an, ich möchte mit einem hochaperturigen Objektiv (1,4) an meinem Phomi eine vertretbar hohe
    Gesamtvergrößerung erzielen und hätte dazu die Auswahl, dies entweder mit einem 16er Okular bei Optovareinstellung
    1,0 oder aber mit einem 10er Okular und der Optovareinstellung 1,6 zu bewerkstelligen.
    Was wäre vorzuziehen; oder anders gefragt: sind die Linsen des Optovars denen eines Okulars ebenbürtig (oder sogar besser)?

2. da ich sowieso nur durch ein Okular schaue, wäre es dann besser, durch eines der Okulare eines BinoTubus zu schauen oder besser,
    gleich einen Monotubus anzubringen. Hier sind ja weniger Grenzflächen vorhanden; wirkt sich das sichtbar auf die Bildqualität aus?

Danke für Antworten
Reinhard
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: jochen53 in September 03, 2020, 16:17:56 NACHMITTAGS
Hallo Reinhard,

Hier eine Beobachtung von mir: Ich habe ein altes Leitz Laborlux 1 mit Binokulartubus, so ähnlich aufgebaut, wie der des Ortholux. Er hat den Tubusfaktor 1,25x.
Die Bildfeldwölbung der Achromaten (10x bis 45x) tritt bei meinem Binokulartubus mit einfachen 10x-Periplan- und Huygens-Okularen viel stärker in Erscheinung als bei einem einfachen Monokulartubus. Man kann in den äußersten Randzonen die Unschärfe der Bildfeldwölbung durch Nachfokussieren nicht ganz beseitigen. Die Randunschärfe ist m.M.n. bei den einfachen Periplanen sogar noch stärker ausgeprägt als bei den Huygens. Meiner Meinung nach ist dieser alte Bino-Tubus nicht in der Lage, qualitativ akzeptable größere Bieldfelder wiederzugeben, als es die SFZ dieser alten Okulare (manche nennen sie "Schlüsselloch-Okulare") bieten. Periplan GF 12,5x ist z.B. völlig indiskutabel.
Das optische Tubus-System des Binokulartubus ist in meinem Fall deutlich qualitätsmindernd, die beiden Teilbilder sind (wie bei den meisten Bino-Tuben) auch nicht gleich hell.
Sicher werden jetzt die Leitz-Fans über mich herfallen, aber wir sprechen hier über optische Oldtimer. Jede zusätzliche Linse, Glas-Luft-Fläche oder Prisma im Strahlengang ist qualitätsmindernd (meine Meinung).

Viele Grüße, Jochen.
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: reblaus in September 03, 2020, 17:19:55 NACHMITTAGS
Hallo -

auch ich gehöre zu den Einäugigen und habe die binokulare Komplettausrüstung an den meisten Mikroskopen nur aus sammlungsästhetischen Gründen bzw. für binokuläre Besucher.

Ich hatte schon zu Zeiss-Endlichzeiten das Gefühl, dass eine möglichst hohe Primärvergrößerung die bessere Auflösung bringt und da war ja das PlanApo 40/1,40 sozusagen das Ende der Fahnenstange, den mein 100er PlanApo hatte eine geringere num. Apertur, war also nicht direkt zu vergleichen
Heute kann ich das beim Axioskop besser: Theoretisch sollte das PlanApo 63x/1,40 mit 1,6x Nachvergrößerung per Optovar die gleiche Auflösung bringen wie ein 100x/1,40 ohne. Ich habe an meinem Axiovert einen wirklich edeln, dicken Optovar der eigentlich ein 100er überflüssig machen sollte, wobei ja das 63er bei Bedarf bequemerweise auf ein größeres Gesichtsfeld heruntergeschaltet werden könnte.
Tatsächlich habe ich jetzt neben dem PA 40x/0,95 nur noch das PA 100x/1,40 in meinem Objektivsatz und der Optovar dient mir nur noch zur leeren Nachvergrößerung wegen altersbedingter Minderung der Scharfsichtigkeit.

Viele Grüße
Rolf

PS. Schließlich ist es ja auch bei Fotoobjektiven so, dass selbst die edelsten Zooms bei vertretbarem Konstruktionsaufwand nicht die gleiche Bildqualität bringen wie entsprechende Festobjektive und bei einem Optovar wird die gleiche Nachvergrößerungslinse für ein ganzes Objektivspektrum benutzt.
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 03, 2020, 17:50:33 NACHMITTAGS
Hallo Jochen, hallo Rolf,

es geht mir darum, sagen wir für ein Diatomeenpräparat eine hohe Vergrößerung zu bekommen.
Ich rechne also: maximale, brauchbare Vergrößerung: das (500-) 1000-fache der Apertur.
Bei meinem PlanApo 63/1,4 (Ph3) wäre also eine Vergrößerung von theoretisch 1400 denkbar.
Ich habe also als Vergrößerungsfaktor noch 1400/63 (= 22,2) zur "Verfügung.

Ich könnte also jetzt folgendes tun:
den Optovar auf "1" stehen lassen und ein (fiktives) 20er Okular nehmen
den Optovar auf "1,6" stellen und das 12,5er Okular nehmen
den Optovar auf "2" stellen und ein 10er Okular nehmen.

Was wäre die optisch beste Lösung, sofern das überhaupt beatwortbar ist.

Viele Grüße
Reinhard
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 03, 2020, 17:55:42 NACHMITTAGS
Nachtrag:

Es sind ja bei Einschaltung des Optovars mindestens 2 Grenzflächen zur Luft da, die wahrscheinlich nicht wirklich förderlich für die Bildqualität sind.
Nehmen wir also besser ein Standard und lassen den Optovar für die Einstellung "1" ganz weg, sodaß ich vermuten würde, die Kombination:
Standard ohne Optovar--PlanApo 63/1,4--"25"er Okular müsste allen Kombinationen mit Optovar weitaus überlegen sein.
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: JB in September 03, 2020, 18:35:01 NACHMITTAGS
Zitat von: Reinhard in September 03, 2020, 16:00:17 NACHMITTAGS
1. nehmen wir an, ich möchte mit einem hochaperturigen Objektiv (1,4) an meinem Phomi eine vertretbar hohe
    Gesamtvergrößerung erzielen und hätte dazu die Auswahl, dies entweder mit einem 16er Okular bei Optovareinstellung
    1,0 oder aber mit einem 10er Okular und der Optovareinstellung 1,6 zu bewerkstelligen.
    Was wäre vorzuziehen; oder anders gefragt: sind die Linsen des Optovars denen eines Okulars ebenbürtig (oder sogar besser)?

Hallo Reinhard,

Die Optovarstellung 1,0 gibt es doch mein Phomi gar nicht? Nur die 1,25x.

Der Vorteil der Kombination geringer Tubusfaktor + hohe Okularvergroesserung ist ggf. der hohe Sehwinkel des Okulars. Z.B. Okular 10x/18: 41 Grad; Okular 16x/16: 55 Grad.

Bei gleicher Vergroesserung in Kombination mit dem Optivar bekommen Sie also ein weiteres Bild durchs Okular. Wobei man als Brillentraeger nicht immer in den Genuss des vollen Bildes kommt.

Beste Gruesse,

Jon
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: JB in September 03, 2020, 18:43:03 NACHMITTAGS
Zitat von: Reinhard in September 03, 2020, 17:55:42 NACHMITTAGS
sodaß ich vermuten würde, die Kombination:
Standard ohne Optovar--PlanApo 63/1,4--"25"er Okular müsste allen Kombinationen mit Optovar weitaus überlegen sein.

Das laesst sich theoretisch nicht so einfach sagen. Das Okular 25x ist auch komplizierter aufgebaut als ein Okular 10x. Was beim Optovar eingespar wurde kommt dann beim Okular wieder dazu.
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: JB in September 03, 2020, 18:43:42 NACHMITTAGS
-
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Peter Reil in September 03, 2020, 19:00:20 NACHMITTAGS
Hallo Reinhard,

warum probierst du es nicht einfach aus?

Freundliche Grüße
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 03, 2020, 19:07:41 NACHMITTAGS
Hallo Jon,

die Vergrößerung "1" beim Phomi gibt es beim "Großfeld-Optovar", das fest am Tubuskopf des Phomi verbaut ist. (ich hoffe, der Name ist zutreffend)
Dieses hat einen Tubusfaktor von 0,63, sodaß hier das 1,6 ungef. einem "1" entspricht !
Aber Sie haben Recht; das Ding liegt bei mir irgendwo 'rum; arbeiten tue ich schon mit dem regulären Optovar, sodaß meine Zahlen so nicht passen.
Es bleibt also schwierig, die optimale Kombination für starke Vergrößerungen auszusuchen.
Der Optovar bleibt aber m.E ein relativer Schwachpunkt wegen der Grenzflächen.

Viele grüße
Reinhard
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 03, 2020, 19:13:28 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

ich fürchte, daß das so einfach nicht geht.
Bis man das ganze "ensemble" wieder in der neuen Anordnung fixiert hat, ist der jeweils erzielte "Eindruck" in der "Sehrinde" des Gehirns längst verblasst.
Man müsste schon zwei identische Mikroskope nebeneinanderstehen haben.
Ohne Messungen wird das wahrscheinlich nicht gehen.

Viele Grüße
Reinhard
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: rhamvossen in September 04, 2020, 13:46:53 NACHMITTAGS
Hallo Reinhard,

Zitatich fürchte, daß das so einfach nicht geht.

Du gehörst doch nicht zu die "Theoretiker" die zuviel Angst haben ein bischen zu experimentieren?   ;). Einfach abbauen, und viele Kombinationen von Okularen und Objektive ausprobieren und alles fotografieren. Das einzige das du brauchst ist etwas Zeit. Beste Grüsse,

Rolf
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: peter-h in September 04, 2020, 16:28:39 NACHMITTAGS
Liebe Auflöser,

auch mein Senf dazu. Wenn ich an die Auflösungsgrenze gehe, so nehme ich mein altes Leitz Apo 90/1,4 Öl, dazu einen Kondensor mit NA 1,4 natürlich auch immergiert und werfe alle nicht benötigten Hilfslinsen ( Optovar u.a. ) aus dem Strahlengang. Danach 1,5x bis 2,0x Nachvergrößerung des Zwischenbildes und so die Anpassung auf eine Kamera mit einem Pixelpitch von 2,2 µm. Somit habe ich durch oversampling in jedem Fall keine Auflösungsverluste.
All meine Amphipleura p. Aufnahmen entstehen/entstanden so.

Feine Grüße
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 04, 2020, 17:49:45 NACHMITTAGS
Hallo Rolf,

"alles photographieren";  schön und gut. Das müsste ja dann alles per Hand über das Okular gehen und wäre
eine ziemlich wacklige Angelegenheit.

Hallo Peter,

sehe ich richtig, daß Du mit Leitz-Objektiv und Zeiss-Mikroskop arbeitest?
Was heißt: "1,5x bzw. 2x Nachvergrößerung des Zwischenbildes in Deinem Fall?

Meine ursprüngliche Frage ging darum:
Sind die Linsen des Optovar denen von Objektiv und Okular gleichwertig und wie muss der Einfluss der dann neu
auftretenden Grenzflächen zur Luft gewertet werden?
Hat jemand evtl. Bilder von "aufgeschnittenen" Optovaren?

Viele Grüße
Reinhard
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Lupus in September 04, 2020, 18:38:48 NACHMITTAGS
Hallo Reinhard,

Peter hat es schon angedeutet: Jedes nicht notwendige optische Element (anders als z.B. ein Kompensationsokular in Verbindung mit dem zugehörigen Objektiv) kann durch Kontrastverringerung und eventuell geringem zusätzlichen Bildfehler nur ein schlechteres Bild liefern. Im günstigsten Fall fällt die Verschlechterung nicht auf. Und auf jeder zusätzlichen Außenfläche kann sich Staub ablagern.

Hubert
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: peter-h in September 04, 2020, 18:48:14 NACHMITTAGS
Hallo Reinhard,

mein Arbeitspferd ist ein Olympus BH-2. Dafür gibt es auch einen Vergrößerungswechsler wie bei Zeiss der-die-das Optovar. Diese Zusatzteile brauchen Bauhöhe, also wird ohne Optik der mech. Tubusabstand von 160mm um ca. 40mm vergrößert. Das geht also garnicht! Somit benötigt man ein Telansystem mit einem negativ Achromat und danach einem positiven Achromat.  Das sind somit 4 Linsen, welche nach "Hochglanzprospekt" absolut keinen Einfluß auf die Bildqualität haben. Weiter träumen.
Beim Zeiss Optovar ist jedenfalls eine starke Vignettierung festzustellen. Messungen habe ich vor langer Zeit einmal gezeigt.
Wir benutzen Plan Apo Objektive und dann reicht ein achromatisches System um die Bildqualität nicht zu beeinträchtigen.

Zum 2. Punkt.
Wenn ich höchste Auflösung brauche, dann benutze ich auch bei einem Apochromat monochromatisches Licht. Meine Nachvergrößerung wird mit einer Barlowlinse aus der Astronomie gemacht. Das ist bei UV @365nm fast zwingend. Wenig Linsen !

Gruß
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: JB in September 04, 2020, 19:12:59 NACHMITTAGS
Zitat von: Reinhard in September 04, 2020, 17:49:45 NACHMITTAGS
Hat jemand evtl. Bilder von "aufgeschnittenen" Optovaren?

Hallo Reinhard,

Nur schematisch und beim kleinen Optovar: http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/indexmag.html?http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artjun12/fs-optovar.html

Die Telanlinsen selbst sind beim ueblichen Optovar fuer Standard RA achromatische Linsen; zusammen mit den Teleskopen also beim kleinen Standard mindestens 6 Linsen in 4 Gruppen. Beim Phomi sind es weniger vermeidbare Gruppen, weil das Optovar nicht so einfach austauschbar ist.

Beste Gruesse,

Jon
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: reblaus in September 04, 2020, 20:21:28 NACHMITTAGS
Hallo -

wenn man bedenkt wieviele Linsen- und Prismenflächen mit oder ohne Kitt das Licht beim Universal oder gar Phomi vom Objektiv zum Auge des Betrachters durchqueren muss kommt es auf die beiden Linslein im Optovar auch nicht mehr an, da hat sich nicht mal Zeiss die Mühe gemacht eine Schnittzeichnung zu publizieren, ich nehme mal diese abschreckenden Beispiele:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/282573_36038289.jpg)
Hier der Normalfall - Telan im 5er Revolver

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/282573_55909147.jpg)
Hier das 4 linsige System in einem Auflichtkondensor

... und oben geht es ja so weiter!

Viele Grüße

Rolf

Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 05, 2020, 10:47:54 VORMITTAG
Hallo zusammen,

danke für Eure weiteren Informationen und die interessanten Schnittzeichnungen.
Mein vorläufiges Resümee:

Zeiss Standard (kein Phomi/Universal)
kein Optovar
Zeiss Apo 100/1,3 Öl
Zeiss KPL 12,5 (W)
Grad-Monotubus (!)

müßte das Maximum an Bildqualität bei hohen Vergrößerungen ergeben, weil hier die Zahl der Linsen
zwischen Objekt und Auge minimal ist.
Gleichzeitig ist das Maximum mit knapp unter dem 1000-fachen der N.A. erreicht.

Viele Grüße
Reinhard
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: vvbasti in September 05, 2020, 10:51:51 VORMITTAG
Hallo die Schnittbilder sind sehr interessant.
Aus welchem Dokument sind diese denn ?

Ich bin seit längerem schon auf der suche nach derartigem, um einen einheitlichen Workflow zu finden.

Ziel dessen ist alle meine 4 unis auf eine einheitliche optische Achse zu bringen. So dass man nicht immer alles neu ausrichten muss wenn man ein Teil tauscht (revolver) (tisch) (epi) (rs)

Falls es eine Art werkstatthanbuch gibt wäre ich sehr interessiert daran.

Was mir auch aufgefallen ist, die telansysteme in den Revolvern unterscheiden sich auch je nach Zeitachse Ihres entstehens.

Erkennt man auch an der hochglanz chrom RMS Aufnahme, oder der mattierten version. Auch bei den pol habe ich leichte bauliche Unterschiede.

Ob das linsensystem auf der gleichen berechnung bassiert ?

Und dann natürlich noch das 0,63er telan

Sicher dass das Optovar in 1x und 1,25x gab, hatte die Erinnerung dass dies nur beim Uralt Phomi mit schw. Revolvern war.
Dort war glaube ich auch das ganze telan system anderst.
Und auch die Beschriftung.
Der pol schieber z.b hatte sein telan integriert.
Und ist nur im gen1 nutzbar
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: JB in September 05, 2020, 13:23:59 NACHMITTAGS
Zitat von: Reinhard in September 05, 2020, 10:47:54 VORMITTAG
Zeiss Standard (kein Phomi/Universal)
kein Optovar
Zeiss Apo 100/1,3 Öl
Zeiss KPL 12,5 (W)
Grad-Monotubus (!)

müßte das Maximum an Bildqualität bei hohen Vergrößerungen ergeben, weil hier die Zahl der Linsen
zwischen Objekt und Auge minimal ist.

Hallo Reinhard,

Meiner persoenlichen Erfahrung nach tritt das vermeindliche Problem der "zu vielen Linsen" in der Praxis nicht in Erscheinung. Die Grossmikroskope funktionieren trotz der "vielen Linsen" in der Durchlichtmikroskopie hervorragend (meine Beobachtung beruht besonders auf dem Orthoplan, ich habe kein Phomi). Meine Vermutung ist, dass der ausgekluegelte Beleuchtungsstrahlengang der Grossmikroskope fuer deren ausgezeichnete Bildqualitaet mitverantwortlich ist.

Wenn ich an einem Grossmikroskop mit guter Beleuchtung arbeite (Orthoplan, Axioplan, DMLB) arbeite, merke ich den Unterschied in der Beleuchtung zum Standard 14 sofort. Wunderbar klare und scharfe Bilder an den grossen Stativen.

Der Monotubus ist eine gute Idee wenn Sie monokular arbeiten!

Ich denke Sie haben jetzt genug Information um zwei Konfigurationen zu vergleichen (Standard gegen Phomi), z.B. mit Testdiatomeen.

Viel Erfolg,

Jon
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Jürgen Boschert in September 05, 2020, 16:40:59 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

dieses Thema mit den viellinsigen Systemen ploppt hier immer wieder einmal auf. Ich kann Jons Erfahrung definitiv auch an den entsprechenden Zeiss-West Großmikroskopen nachempfinden. Selbst der sehr verschachtelte Strahlengang der Phomis  lieferte zur Zeit der Kleinbildfotografie brillantere Aufnahmen als mit den meisten anderen Settings.
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Lupus in September 05, 2020, 17:16:48 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatSelbst der sehr verschachtelte Strahlengang der Phomis  lieferte zur Zeit der Kleinbildfotografie brillantere Aufnahmen als mit den meisten anderen Settings.   
das glaube ich gerne, es war damals nicht ganz so einfach eine Kamera perfekt an das Mikroskop zu adaptieren. Aber dagegen, dass die Abbildungsqualität bei einem komplexen Strahlengang sogar besser ist, spricht einfach die Physik. Und ich darf natürlich nicht ein eventuell altes Standard 14 (mit alter Optik) mit einem Mikroskop mit modernerer Optik vergleichen. Und bei der Beleuchtung darf ich bei so einem Vergleich qualitativ natürlich auch keine Unterschiede voraussetzen sonst vergleiche ich Äpfel mit Birnen.

Hubert
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: peter-h in September 05, 2020, 17:17:39 NACHMITTAGS
Zur Abrundung des Themas,

ich habe mir mein Optovar etwas näher angesehen und bin leicht erschrocken. Nicht 2 Achromate sind verbaut, sondern in den Stellungen 1,25 , 1,6 , 2 ist ein Linsengrab von7 Linsen im Strahlengang ! Trotz einfacher Vergütung der Linsen wird sicher niemand an eine bildverbessernde Funktion des Systems glauben. Die Vignettierung hatte ich schon angedeutet.

Gruß
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 05, 2020, 17:36:45 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

alles theoretisieren nützt oft nichts. Du zeigst hier den wahren chirurgischen Geist im Sinne von "Aufmachen und reinschaun" !  ;) ;D
Vielen Dank für diesen sehr interessanten Einblick in das Herz der Finsternis eines Optovar.

Der Vergleich müsste also folgendermaßen aussehen:

Zeiss WL in der von mir vorgeschlagenen Minimalausrüstung (s.o)  gegen
Zeiss Phomi mit verbautem Optovar und dem üblichen Binotubus, wobei man dann in Optovarstellung 1,25x statt des KPL 12,5 das
KPL 10 nehmen kann, um mit dem gleichen Objektiv (Apo 100/1,3 Öl) dann wieder die Endvergrößerung 1250 zu erhalten.
Die Dokumentation ist das Problem, weil ja ein Bild durch das Okular gemacht werden müßte.

Viele Grüße
Reinhard
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Peter Reil in September 05, 2020, 19:34:51 NACHMITTAGS
Zitat von: Reinhard in September 05, 2020, 17:36:45 NACHMITTAGS

Die Dokumentation ist das Problem, weil ja ein Bild durch das Okular gemacht werden müßte.


Ich verstehe das Problem jetzt noch weniger.

Eine Kamera mit Stativ so aufzubauen, dass das Objektiv genau am Okular anliegt,  das ist doch nicht schwierig. (Damit machen z. B. einige Mykologen saubere und absolut hochwertige Fotos, die in Publikationen Anwendung finden.)
Dann eben ein Testpräparat nehmen (Diatomeen oder Objektmikrometer oder ähnliches) und die Konfigurationen durchspielen und fotografieren.

Dann sind Vergleichsbilder da, deren Ergebnisse tatsächlich verglichen werden können.
Ob sich dann die Theorien (viele Linsen ergeben schlechtere Bilder) bewahrheiten , sollte sich erkennen lassen - oder auch nicht.   ;D

Freundliche Grüße
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: peter-h in September 05, 2020, 22:30:17 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

wenn ich mich am Sonntag langweile, dann mache ich einige Vergleiche.  ;D ;D ;D

Schöne Grüße
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 06, 2020, 09:15:46 VORMITTAG
Hallo zusammen,

wenn ich das auf Peter's Optovar-Bild richtig sehe, ist ja auf diesem bei "1,25" gar keine Linse zu sehen, das heißt,
hier kommt nur die "Eigenvergrößerung" des Tubuskopfes zur Wirkung.
Um aber die "schädlichen" Einflüsse der Optovar-Linsen mit zu berücksichtigen, müßte man also auf "1,6" gehen, was
dann wieder zur Folge hat, daß statt des KPL 12,5 beim WL doch ein KPL 16 eingesetzt werden müßte, damit das gleiche Objektiv
verwendet werden kann.

Viele Grüße
Reinhard
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: David 15 in September 06, 2020, 10:03:25 VORMITTAG
Hallo Reinhard,

also ich sehe eindeutig eine Reflektion von Peters Lampe in der 1,25 Stellung des Optovars => Linse vorhanden.

Viele Grüße
David
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Jürgen Boschert in September 06, 2020, 10:08:06 VORMITTAG
@David,

nein in dieser Stellung ist das ein freier Durchgang.
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: HCLange in September 06, 2020, 11:46:37 VORMITTAG
Hallo Reinhard et al. ,

die Optovarlinsensätze neuerer Art in den Stndard-Tuben und im Phomi/Universal-Tubus sind gleich - der Unterschied besteht nur in den Telanlinsen-Brennweiten davor und dahinter.
Für den sehr langen optischen Weg hinter dem Optovar im Phomi/Universal-Tubuskopf ist eine Tubuslinse mit 1,25x längerer Brennweite eingesetzt worden, daher dieser Faktor im Gesamtsystem bei freiem Durchgang.

Herzliche Grüße
Christoph
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: JB in September 06, 2020, 11:49:35 VORMITTAG
Zitat von: David 15 in September 06, 2020, 10:03:25 VORMITTAG
also ich sehe eindeutig eine Reflektion von Peters Lampe in der 1,25 Stellung des Optovars => Linse vorhanden.

Hallo David,

Peters Bild ist mit "47 30 50" beschriftet, das waere das kleine Optovar (z.B. WL). https://www.photomacrography.net/forum/userpix/904_sl1600_2.jpg

Beim kleinen Optovar ist die Position 1x ohne Teleskop (Linsen), beim Phomi-Optovar die Position 1,25x. Reinhard bezieht sich in seinem Beitrag schon auf die Position 1,25x beim Universal/Phomi, wo 1,25x dem Tubusfaktor entspricht.

Beste Gruesse,

Jon
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: peter-h in September 06, 2020, 12:27:46 NACHMITTAGS
Mein Beitrag und ein Härtetest.

Nun habe ich also an einem Standard 16 mit einem Planapo 25/0,65 einige Versuche unternommen. Um ohne wenn und aber Schwächen zu finden, nehme ich gern mein Streifentest. In einem versilberten Deckglas sind Linien eingeritzt. Damit ist sicher, dass nur die Deckglasdicke vorhanden ist und nicht wie bei Diatomeenpräparaten auch eingesunkene Diatomeen als Test genutzt werden.
Die Nachvergrößerung liegt immer bei 12,5x.

a) nur ein KPL 12,5x Okular
b) ein KPL 10x Okular + Optovar in Stellung 1,25x ( das sind 7 Linsen zusätzlich )

Der Unterschied ist sichtbar, aber weniger stark als vermutet. Mit Optovar ändert sich auch leicht die Farbe nach schwach braun und es sind selbst in der Bildmitte Farbränder sichtbar.

Somit ist meine Sonntagsbastelstunde beendet  ;D
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Reinhard in September 06, 2020, 13:16:52 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

danke für Deine Mühen und Dein interessantes Ergebnis!
Die Unterschiede sind doch m.E. schon eindrucksvoll, insbesondere, wenn man die unfreiwillige Sepia-Tonung nimmt.
Da würden ja hochwahrscheinlich durch die gefühlten hundert Spiegel, Prismen und Linsen im Phomi noch mehr Störungen
dazukommen.

Schönen So-Nachmittag
Reinhard
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: ImperatorRex in September 06, 2020, 13:35:48 NACHMITTAGS
Zitat von: Reinhard in September 06, 2020, 13:16:52 NACHMITTAGS
Die Unterschiede sind doch m.E. schon eindrucksvoll, insbesondere, wenn man die unfreiwillige Sepia-Tonung nimmt.
#

Vielleicht wäre es mit der Verfärbung ja umgekehrt, d.h. wenn der Weißabgleich mit Optovar gemacht würde, und dann ohne mit KPL 12,5x Okular.
"Alles ist relativ"...d.h. was nehme ich als Referenz ;-)

viele Grüße
Jochen
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Lupus in September 06, 2020, 14:44:49 NACHMITTAGS
Hallo,

ein schöner Vergleich. Die Verfärbung mit Optovar ist natürlich nicht relevant, da man den Weißabgleich auch darauf machen kann. Aber die vom Optovar erzeugten Farbsäume sind eindeutig und deutlich, die bleiben auch wenn man dieses Bild auf den gleichen Weißwert wie ohne Optovar manuell abgleicht (habe ich gerade getestet).

Hubert
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: Peter Reil in September 06, 2020, 16:46:51 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

danke für's Basteln!

Ich sehe das wie du. Ein Unterschied ist sichtbar. So wahnsinnig stark ist er nicht.

Freundliche Grüße
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: peter-h in September 06, 2020, 17:51:17 NACHMITTAGS
Liebe farbkritische Experten,

bevor die Diskussion über den Weißabgleich beginnt, ist es einfacher den Beweis rein meßtechnisch zu zeigen. Mein altes großes Zeiss Spektralfotometer ( 200 - 2500nm ) tut immer noch gute Dienste.
So habe ich unter großen Mühen und mit zitternden Händen die Telanlinsen ausgebaut und in den Strahlengang geworfen. Ich erkenne einen Transmissionsabfall zu blau und violett, was somit für einen gelb-braun Farbton steht. Oder ?

Einen schönen Restsonntag
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: junio in September 07, 2020, 12:30:50 NACHMITTAGS
Zitat von: peter-h in September 04, 2020, 18:48:14 NACHMITTAGS


Zum 2. Punkt.
Wenn ich höchste Auflösung brauche, dann benutze ich auch bei einem Apochromat monochromatisches Licht. Meine Nachvergrößerung wird mit einer Barlowlinse aus der Astronomie gemacht. Das ist bei UV @365nm fast zwingend. Wenig Linsen !

Gruß
Peter


Lieber Peter H.,
ich würde gerne etwas mehr zu dem Thema Nachvergrößerung mit der Barlowlinse erfahren. Möglicherweise bin ich der einzige in diesem Faden, der hier Lücken hat. Aber mein Interesse für optische Zusammenhänge ist eben sehr groß. Vielleicht wäre es richtiger ein neues Thema zu eröffnen. Es passt aber auch irgendwie zu ,,optimalen Linsenanordnungen".

Beste Grüße von Jürgen
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: peter-h in September 07, 2020, 12:49:10 NACHMITTAGS
Lieber Jürgen,

ich wollte das Thema nicht weiter ausbauen und habe keine Erklärung gegeben. Aber ich will Dich gerne aufklären.  ;)
Mit einer einfachen achromatischen Barlowlinse abreite ich nur
1. - bei Aufnahmen im monochromatischen Licht, vorzugsweise UV @365nm
2. - bei hohen Vergrößerungen und sehr kleinen Bildausschnitten
3. - bei Stackaufnahmen, also 10 - 100 Einzelbilder

In dieser Kombination fallen keine Farbfehler an, es gibt keine Randunschärfe und eine Bildfeldkrümmung wird herausgerechnet.
Somit nur für Diatomeenaufnahmen !

Dazu habe ich den Trinokopf meines Olympus BH-2 oben umgebaut und für die Anforderung einige Drehteile gefertigt. Die Bilder sprechen sicher für sich.

Viele Grüße
Peter
Titel: Re: optimale Linsenanordungen ?
Beitrag von: junio in September 07, 2020, 14:19:39 NACHMITTAGS
Vielen Dank, lieber Peter, für die verständlichen Erläuterungen.

Beste Grüße von Jürgen aus Hagen.