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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: SIR_ESME in März 01, 2021, 14:02:13 NACHMITTAGS

Titel: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: SIR_ESME in März 01, 2021, 14:02:13 NACHMITTAGS
Hallo liebe Mitmikroskopikerin(innen),

ich habe eine Frage, deren Antwort ich zu erahnen glaub mich aber gerne vergewissern würde. Leider hat meine Suche dazu nichts ergeben...vielleicht weil sie zu trivial ist.

Ich trage mich mit dem Gedanken ein Ortho-Okular welches üblicherweise an einem System mit 170mm Tubuslänge betrieben wird (ROW) an meinem alten Zeiss-Mikroskop (160mm Tubuslänge) zu betreiben.
Meine Vermutung ist, daß die Tubuslänge dem Okular völlig wurscht ist und für die Frage höchstens interessiert, wo genau im Tubus das Zwischenbild entsteht (da mag es Unterschiede zwischen ROW und Zeiss geben), welches das Okular dann vergrößert. Da reden wir aber sicherlich nur von ein paar Millimetern, die ich durch meinen ausziehbaren Okular-Tubus korrigieren könnte.
Sprich: es spräche nichts dagegen, so ein Okular zu verwenden, richtig?

VG und vielen Dank für Bestätigung oder Korrektur  :)

Haiko
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: jochen53 in März 01, 2021, 14:25:09 NACHMITTAGS
Hallo Haiko,
wenn man den Angaben in Klaus Henkels Mikro Fibel Glauben schenken darf, dann hatte ROW bis etwa 1992 eine Okularabgleichlänge von 13,7 mm. d.h. das Zwischenbild entsteht 13,7 mm unterhalb des Tubusrands. Bei einem DIN-System entsteht es 10 mm unterhalb des Tubusrands. Die Differenz ist gering, läßt sich aber durch Rausziehen um 3,7 mm beseitigen.
Soweit spräche nichts dagegen.
Die Hersteller haben jedoch die Okulare optisch an ihre eigenen Objektive angepaßt, insbesondere was die Komppensation der chromatischen Vergrößerungsdifferenz betrifft. Das macht sich, wenn man wiederum dem Glauben schenkt, was alle schreiben, hauptsächlich bei stärkeren Objektiven ab 40 x aufwärts bemerkbar. Jedoch haben (weil sie mußten) Generationen von Forschern einfache Huygens-Okulare verwendet und manche haben trotzdem den Nobelpreis bekommen.

Viele Grüße, Jochen
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: SIR_ESME in März 01, 2021, 16:12:32 NACHMITTAGS
Hallo Jochen!

Vielen Dank für Deine Antwort. Schön, daß meine Überlegungen scheinbar nicht falsch sind. Das stärkt natürlich auch das Vertrauen in die eigenen (mutmaßlichen) physikalischen Kenntnisse ;o)

Objektivmäßig bin ich bisher bis maximal 20-fach unterwegs. Insofern hoffe ich, daß das kein Problem darstellt.

Vielen Dank und viele Grüße!

Haiko
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: jochen53 in März 01, 2021, 17:02:06 NACHMITTAGS
Hallo Haiko,

mit DIN bzw. Zeiss ist Carl Zeiss West gemeint. Carl Zeiss Jena alt und VEB Carl Zeiss Jena hatten lt. Klaus Henkel beide Okularabgleichlänge 13 mm, also praktisch kein Unterschied zu ROW.

Jochen
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: plaenerdd in März 01, 2021, 18:56:18 NACHMITTAGS
Hallo Haiko,
vielleicht kanst Du noch etwas konkreter werden, welches Ortho-Okular Du mit welchen Objektiven in einem Tubus vermählen möchtest. Interessant - unabhängig von der richtigen Tubuslänge - wäre ja noch die förderliche Vergrößerung und in diesem Zusammenhang die numerische Apertur der Objektive und auch ob Dein Mikroskoptubus evtl noch einen Tubusfaktor ungleich 1 hat.
Beste Grüße
Gerd
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: SIR_ESME in März 02, 2021, 10:12:19 VORMITTAG
Hallo Gerd!

Es handelt sich konkret um ein ROW Ortho-Okular 25x welches ich wohl üblicherweise zusammen mit einem Carl Zeiss 8/0.20 Objektiv verwenden werden. Sprich förderliche Vergrößerung 200x, was  ja gerade noch zur Apertur passen sollte.
Das andere Objektiv ist ein 20/0,4. In Verbindung mit dem o.g. Okular käme ich damit wohl schon in den Bereich der leeren Vergrößerung.

In Sachen Tubusfaktor musste ich gerade nochmal schauen: da es keine weiteren optischen Elemente im Tubus gibt müsste der, nach meinem Verständnis, bei 1 liegen.

VG Haiko
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: rhamvossen in März 02, 2021, 10:26:55 VORMITTAG
Hallo Haiko,

Vergiss das ROW Okular. Für normale Beobachtungen ist eine Okularvergrösserung von 25x ziemlich Quatsch. Offenbar hast du CZJ Objektive mit Abgleichlänge 33.7 mm. Also für das 8/0.20 brauchst du ein einfaches Huygens Okular oder ein anderes nicht kompensierendes Okular 10x-15x,  zum Beispiel ein Fernost (WF) Okular. Das 20/0.4 braucht warscheinlich ein kompensierendes Okular. Für die höhere Objektive (ab 40/0.65) macht es Sinn um ein Okular <10x ein zu setzen. Du brauchst also: CZJ Huygens Okular / nicht kompensierendes Okular eines anderen Hersteller und ein CZJ K-Okular (kompensierendes Okular). Beste Grüsse,

Rolf
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: SIR_ESME in März 02, 2021, 11:20:26 VORMITTAG
Hallo Rolf!

Tatsächliche habe ich bereits ein 10x und ein 15x Okular. Allerdings gab es Situationen, wo ich mir teilweise eine noch höhere Vergrößerung gewünscht hätte, die ich aber aufgrund des benötigten Arbeitsabstandes nicht über das Objektiv erreichen konnte.
Ich würde mich freuen, wenn Du erklären könntest, warum die Verwendung des 25x Okular mit dem 8/0.20 Deiner Meinung nach Quatsch ist.

Viele Grüße und besten Dank!

Haiko
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: Soki in März 02, 2021, 11:44:33 VORMITTAG
Hallo Haiko,

bei einem Maßstab von 8:1 werden selbst die 3.7mm vermutlich wenig stören, ansonsten eben rausziehen. Auch eine fehlende bzw. falsche Kompensation wird nicht weiter stören, sofern man nicht sehr lange mikroskopiert oder gute Fotos anfertigen will. Obwohl ich gerade überwiegend auskorrigierte Nikon Objektive mit Okularen ohne Kompensation verwende, ist auch noch ein Zeiss Planapo 25 am Revolver, dessen Nutzung auch mit diesen Okularen gut funktioniert (natürlich schlechter als mit entsprechenden Zeiss Okularen).
Hast du schonmal über eine Stereolupe gedacht? Da hast du deutlich mehr Arbeitsabstand, dafür ist allerdings die Auflösung geringer.

beste Grüße,
Simon
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: jochen53 in März 02, 2021, 11:50:52 VORMITTAG
Hallo Haiko,

die Auflösung feinster Details geschieht nur durch das Objektiv. Je größer dessen Apertur, desto höher ist das Auflösungsvermögen. Es ist immer günstiger eine Kombination aus einem stärker vergrößernden Objektiv und einem schwächer vergrößernden Okular zu wählen, als ein schwach vergrößerndes Objektiv mit einem stark vergrößernden Okular. Ein Fotonegativ, auf dem die Blätter eines Baumes nicht aufgelöst sind, kann man noch so stark nachvergrößern, man wird die Blätter trotzdem nie sehen.
Wenn natürlich ein großer Arbeitsabstand wichtig ist, mußt Du bei Deiner Kombination Abstriche bei der Auflösung machen. Zusätzliche Objektive zu Deinem Mikroskop günstig zu bekommen, ist hier im Form sicherlich kein Problem.

Viele Grüße, Jochen
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: SIR_ESME in März 02, 2021, 12:11:10 NACHMITTAGS
Hallo Jochen!

Wenn ich es richtig verstehe, beschreibst Du ja gerade den Zusammenhang zwischen der förderlichen Vergrößerung und der Numerischen Apertur bzgl. dessen ich las, daß der Quotient nicht größer als 1000 sein sollte (Bereich 500-1000). Im konkreten Fall verstehe ich das so, daß eine stärkere Vergrößerung durch das Okular also schon noch ein paar weitere Details sichtbar machen sollte. Aber ich werde es wohl einfach ausprobieren..., wenn ich das Okular denn habe  ;)

@Soki: wir kennen uns von den Steinkernen  ;) Das Okular will ich als "Arbeitstier" für die erste Identifikation nutzen (Dreck oder Einschluss). Das Thema "Fotos" ist ja nochmal ein Eigenes. Dafür habe ich mir noch ein paar spezielle Okulare (die Semiplans etc.) zugelegt, die ich aber schonen und nicht immer am Revolver lassen möchte.

VG Haiko

Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: jochen53 in März 02, 2021, 12:31:31 NACHMITTAGS
Hallo Haiko,

das ist sicher die beste Lösung, einfach ausprobieren statt zu viel auf das zu geben, was alle schreiben. Ich habe sowieso den Eindruck, daß da viele Autoren immer wieder das abgeschrieben haben, was ihre Vorgänger schon geschrieben haben. Und do bildet sich dann eine allgemein anerkannte Meinung zu einem Thema, z.B. der 500 - 1000 x n.A. "Regel".

Viele Grüße, Jochen
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: Soki in März 02, 2021, 12:40:16 NACHMITTAGS
Hallo Haiko,

so liest man sich wieder:)
Da es vermutlich um Bernsteininklusen geht, kann ich dir meine Vorgehensweise darlegen:
Um meine Inklusen zu untersuchen verwende ich eine alte Stereolupe von Leitz. Wenn mir die Vergrößerung bzw. Auflösung nicht ausreicht, verwende ich ein Nikon M Plan SLWD 20 0.35 210/0, mit welchem man problemlos in Bernsteine blicken kann (trotz ,,0" bei Deckglasdicke). Der Arbeitsabstand ist dann knapp 2cm! Das Objektiv lässt sich hervorragend an 160mm Tuben verwenden. Die Vergrößerung sinkt dann auf knapp über 15:1.
Das in Kombination mit 10/15er Okulare ergibt dann deine gewünschte Vergrößerung in noch höherer Auflösung.
Das Objektiv ist allerdings recht selten und teuer.
Ich nehme a m, du verwendest bei 8:1 das CZJ 8 0.20. unterstehend habe ich einen schönen Vergleich (Stacks) mit diesem Objektiv und dem o.g. Nikon.

8:1 (CZJ)
15:1 & 20:1 (Nikon)
   
Grüße,
Simon
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: rhamvossen in März 02, 2021, 13:20:56 NACHMITTAGS
Hallo Haiko,

ZitatIch würde mich freuen, wenn Du erklären könntest, warum die Verwendung des 25x Okular mit dem 8/0.20 Deiner Meinung nach Quatsch ist.

Desto mehr man vergrössert, desto schlechter das Bild. Ein 25x Okular wird kein "knackiges" scharfes Bild mehr geben. Meiner Meinung nach bringt ein solches Okular nichts, nur Mist ;). Beste Grüsse,

Rolf
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: piu58 in März 02, 2021, 14:42:25 NACHMITTAGS
> Meiner Meinung nach bringt ein solches Okular nichts, nur Mist

Das kann man so absolut nicht sagen Es hängt eben auch stark von der Leistungsfähigkeit der eigenen Augen ab und mit der Übung, feine Einzelheiten zu erkennen. Für manchen mag es lohnend sei, das Bild trotz identischer Auflösung einfach größer dargeboten zu bekommen: Wenn die Augen nicht (mehr) mitspielen wie bei anderen.
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: rhamvossen in März 02, 2021, 15:35:08 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatDas kann man so absolut nicht sagen Es hängt eben auch stark von der Leistungsfähigkeit der eigenen Augen ab und mit der Übung, feine Einzelheiten zu erkennen. Für manchen mag es lohnend sei, das Bild trotz identischer Auflösung einfach größer dargeboten zu bekommen: Wenn die Augen nicht (mehr) mitspielen wie bei anderen.

Wenn mann feine Einzelheiten erkennen will dan sollte man ein Objektiv mit höhere Vergrosserung und Auflösung wahlen und kein super vergrösserendes Okular. Jemand der ein gutes Bild schätzt wird nie ein 25x Okular gebrauchen. Beste Grüsse,

Rolf
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: SIR_ESME in März 02, 2021, 15:40:17 NACHMITTAGS
Hi!

Das scheint ein klein wenig in eine Diskussion über die generelle Sinnhaftigkeit stark vergrößernder Okulare auszuarten. Ich schaue einfach, wie ich zurecht komme und werde dann sehen. Und wenn ich nicht zufrieden bin weiß ich zumindest, daß es nicht an einem Anwendungsfehler lag.

@Simon: bei den Vorgehensweisen unterscheiden wir uns etwas aber das ist OK  ;) Beim Schleifen habe ich in der Regel auch mein Mikroskop auf dem Tisch zu stehen womit ich mich im Zweifelsfall vergewissere. Die eingeschraubten Objektive sind insofern nichts Besonderes für mich als das ich es nicht ganz so dramatisch fände, wenn Sie etwas Schleifstaub abbekämen. Und unter Nutzung dieser Objektive würde ich gerne eine etwas höhere Vergrößerung bewerkstelligen.

Die für das spätere Fotografieren angedachten Objektive bewahre ich separat auf. Dazu zählt auch ein NIKON ELWD 40 (ein 20er müsste schon auf dem Postweg sein). Die grundsätzliche Möglichkeit mit größerem Arbeitsabstand eine ausreichende Vergrößerung mit einem nicht zu stark vergrößernden Okular herzustellen habe ich also, möchte dieses Objektiv aber möglichst nur zum Fotografieren einsetzen.

VG Haiko
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: plaenerdd in März 02, 2021, 18:09:42 NACHMITTAGS
Hallo Haiko,
in diesem spzeiellen Fall (großer Arbeitsabstand nötig, wenn Inklusen tief im Bernstein liegen) scheint es mir durchaus sinnvoll, so ein hoch vergrößerndes Okular zu verwenden, auch wenn ich selber kein Freund von solchen Teilen bin. Das Gucken macht damit nicht so richtig Freude, aber zur kurzfristigen Schleifkontrolle vielleicht brauchbar. Ganz umsonst haben diese renomierten Firmen ja diese hoch vergrößernden Okulare nicht gebaut. Sie sind für spezielle Anwendungen ja wohl schon immer sinnvoll gewesen.
An welchem Staiv hast Du die Optiken? Ein altes Hufeisenstaiv? Zeig doch mal ein Bild von Deinem Mikroskop!
Beste Grüße
Gerd
Titel: Re: Okular und Tubuslänge
Beitrag von: SIR_ESME in März 03, 2021, 16:20:32 NACHMITTAGS
Hallo Gerd!

Ein Mikroskop-Forum, in dem sich Leute für Mikroskope interessieren!? Verrückt!  :D

Ja, ich habe ein altes Hufeisen. Gebraucht von einer Dame erworben, die damit nach eigener Aussage viele Jahre gearbeitet hat und es am Ende Ihres Berufslebens als Abschiedsgeschenk mitnehmen durfte.
Anbei ein Fotos meine Exemplars.

VG Haiko