Mikro-Forum

Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: reblaus in November 29, 2021, 12:34:48 NACHMITTAGS

Titel: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: reblaus in November 29, 2021, 12:34:48 NACHMITTAGS
Hallo, liebe Auflichtstacker -

speziell wende ich mich an solche, die zum Stacken ein vollkorrigiertes Mikroskopobjektiv benützen, das an die Kamera über ein längerbrennweitiges Relaisobjektiv (in Unendlichstellung) adaptiert ist.

Frage 1:
Voll auskorrigierte Objektive sind teuer und die meisten Unendlichobjektive sind nicht auskorrigiert, sondern brauchen noch eine Tubuslinse.  Kann man eine solche nicht irgendwo im Strahlengang unterbringen? Ich hätte für derartige Experimente z.B. noch 24 mm Platz hinter meinem Macro EF 100/2.8 da dieses an einer Canon R sitzt, die ein 24 mm geringeres Auflagemaß hat als die EF-Bajonette. Aber bevor ich mit dem Basteln beginne ...

Frage 2:
Welchen Einfluss hat eine geringere Entfernungseinstellung (weniger als Unendlich) beim Relaisobjektiv auf Arbeitsabstand/Abbildungsmaßstab und Bildqualität?
Die Frage bezieht sich darauf, dass ich in letzter Zeit gerne Makroaufnahmen per "Fokus-Bracketing" mache, statt per Kurbeln an der Mikrometerschraube. Geht zwar leider nur mit autofokussierenden Objektiven (meist mit dem EF 100/2.8 macro), es wäre aber interessant, ob es prinzipiell auch funktionieren würde, wenn man es als Relaisoptik für ein Mikroskopobjektiv benutzt.

Besten Dank für alle Kommentare!

Rolf

Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: Aljoscha in November 29, 2021, 12:41:32 NACHMITTAGS
Hallo Rolf,

zu 1.) Wenn Du eine Tubuslinse einsetzen willst, muss die zwischen dem Mikroskopobjektiv und dem Kameraobjektiv sitzen. Ich würde erst einmal darauf verzichten und testen, wie die Bildqualität ist.

zu 2.) Das wird nichts. Das Kameraobjektiv muss schon auf unendlich stehen.

Viele Grüße

Alexander
Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: rhamvossen in November 29, 2021, 13:58:58 NACHMITTAGS
Hallo Rolf,

Muss es unbedingt ein Unendlichobjektiv sein? Ich nehme an, dir ist bekannt das das Bild der meisten endlich Achromaten mit niedriger Vergrösserung (≤10) kaum bis keine Restfehler enhalt? Beste Grüsse,

Rolf
Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: reblaus in November 29, 2021, 15:46:30 NACHMITTAGS
Hallo Adi -

da bin ich ja glatt einem Denkfehler aufgesessen!
Natürlich stellt in dieser Anordnung das EF 100 mm die Tubuslinse für das auskorrigierte Mikroskopobjektiv dar, und ich fürchte, eine Kombination mit einer zusätzlichen Zeiss-Tubuslinse, die eine wesentlich längere Brennweite hat würde da nichts bringen.
Den Arbeitsabstand des Zeiss-Objektivs müsste ich ja einhalten, damit die ganze Korrektur stimmt und deshalb zusätzlich noch eine Verkleinerungsoptik (mindestens x3) davorsetzen um das Format auszunützen.

Zusatzfrage:
Ist der Arbeitsabstand für die auskorrigierten Mikroskopobjektive weniger kritisch?

Vielen Dank für die Infos!

Rolf


Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: reblaus in November 29, 2021, 16:12:32 NACHMITTAGS
Hallo Rolf -

mit Endlichoptiken habe ich mich während meines früheren Lebens lange befasst und auch mit kleinen Vergrößerungen am Balgengerät fotografiert - die optische Leistung war für mich immer völlig ausreichend.
Auf Unendlich bin ich eigentlich nur umgestiegen, weil ich mit dem Axioskop ohne nennenswerten Umbau zwischen den meisten Kontrastverfahren wechseln kann, was mit steigendem Lebensalter immer wichtiger wird, wenn Platz und Ausrüstung schrumpfen sollen.
Für Makros hatte ich mir ein schweres Stativ konstruiert, das ich bei Bedarf mit einer Canon EOS R6 und den Objektiven EF 100 Makro bzw. dem MP-E 65 mm benutze. Meistens für Routine-Dokumentationen. Das Stacken ist vor allem per  "Focus Bracketing" mit dem EF 100 sehr angenehm und ich hatte die Hoffnung das irgendwie auch für stärkere Vergrößerungen ausnutzen zu können, was ja wohl doch nicht sinnvoll ist. Da werde ich für >1x bis 5x wohl weiter mit dem MP-E 65 und Mikrometerschraube hantieren, auch wenn das nicht so viel leistet wie eine Mikroskopoptik.

Viele Grüße und Gesundheit!

Rolf
Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: reblaus in November 30, 2021, 12:38:44 NACHMITTAGS
Hallo Adi  -

dank deiner ermutigenden Kommentare will ich dann doch nochmal drangehen, zumal ja zu Rumprobieren nur noch leichte Bastelarbeiten nötig sind, weil eine Basisvorrichtung vorhanden ist - hier mehr Info:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/313721_41962596.jpg)
Das wiegt 9 kg ohne Kamera. Fußplatte ist ein Stück Zeiss Beleuchtungskürbis. Darauf sitzt eine Alu-Stativstange (22 mm D) mit einem Stemitrieb und einem 5 kg Kreuztisch mit Mikrometereinstellung (Dank an Peter. G.!). Darauf wiederum eine Menge Arca-Swiss kompatible Schienen und Platten, welche Kamera, Beleuchtungs- und Objekthalter tragen, die mit großer Freiheit gegeneinander verschoben werden können. Auf dem Foto ist Canon R mit EF 100 angeklemmt. Am Beleuchtungshalter (der Aluring) sitzt gerade ein Ringlicht mit Magnethalterchen.
Falls ich das davor stehende MP-E 65 mm benutzen will/muss, wird meist ein Ringblitz angeklemmt - schön wäre es, wenn ich stattdessen ein schwaches Mikroobjektiv an das EF 100 anschrauben und Focus Bracketing nutzen könnte.
Diese Anordnung ist trotz des hohen Gewichts bei Platzmangel noch leicht beiseite zu räumen ohne was demontieren zu müssen.

Ergänzend doch noch eine Frage. Zwar hat diese schon jemand zu deinem Facebook-Foto gestellt, aber um an deine Antwort zu kommen müsste ich mich erst da anmelden. Hast du Infos über die Qualitätsunterschiede zwischen Makrofotos im Bereich 1x - 5x mit dem MP-E 65 mm bzw. mit deiner Anordnung?

Viele Grüße, frohes Stacken und Gesundheit!

Rolf


Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: reblaus in November 30, 2021, 13:54:50 NACHMITTAGS
Hallo Adi -

ja ich drehe noch und habe keinen Bock auf Schrittmotoren etc. Deshalb meine Sehnsucht nach Focus Br., nachdem ich meine geschätzte R in den Mikromark gesetzt und mich für eine R6 in Unkosten gestürzt habe, die das so schön macht. Mit meinen gelegentlichen Stackaktionen will ich ja nicht mit Dir in Konkurrenz treten! Adapterringe liegen auch genügend hier herum. Solang ich mir noch merken kann: Rechts rum rein, links rum raus und rechts ist auf der Fensterseite ...

Danke nochmals für die Tips!

Rolf
Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: Rawfoto in November 30, 2021, 15:14:40 NACHMITTAGS
Hallo

Einem Punkt in der obigen Beschreibung muss ich widersprechen, das ist "muss das Objektiv / Makroobjektiv auf unendlich gestellt werden" ==> meine Erfahrung ist da eindeutig NEIN

Das ist für mich auch logisch, Makroobjektive werden ja nicht auf unendlich korrigiert ...

Jetzt kommt natürlich die Brennweite der Tubuslinse mit in das Spiel, bei den Mitus soll die 210mm sein. Ich verwende daher ein 200mm Makro (Nikon F), das ergibt im Nahbereich bei 1 zu 1 ca. 135mm (da Innenfokussierung). Ich bekomme die beste Qualität bei 1:2 & den Vorteil der geringsten Vignettierung im Vollformat  :D


Liebe Grüße

Gerhard

PS: wenn ich die Mius gegen die Aktuellen Oly oder Nikons (CFi-60) tausche ändert sich das Ergebnis nicht
Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: Lupus in November 30, 2021, 17:11:13 NACHMITTAGS
Hallo,

ich sehe nicht, dass die Tubuslinse bei Unendlich-Objektiven die gleiche Brennweite wie beim zugehörigen Mikroskop haben muss. Voraussetzung für die Verwendung einer alternativen Optik außerhalb des Mikroskop-Systems ist natürlich, dass keine zusätzliche Bildkorrektur durch die Tubuslinse erfolgt, das Objektiv also auskorrigiert ist.

Außerdem gibt es theoretisch keinen grundsätzlichen Unterschied bei den entstehenden Bildfehlern zwischen Endlich- und Unendlichsystemen, wenn vom Konstruktions-Objektabstand des Mikroskopobjektives abgewichen wird. Z.B. durch Veränderung der Tubuslänge oder bei nicht auf unendlich fokussierter Tubusoptik. Die Stärke des Fehlers hängt aber in ähnlicher Weise von der NA des Objektives ab wie etwa bei falscher Deckglasdicke. D.h. dass hier gering vergrößernde Objektive (mit üblicher kleineren NA) wie z.B. ein 10x noch unproblematisch sind.

Hubert
Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: reblaus in November 30, 2021, 20:57:09 NACHMITTAGS
Hallo Hubert -

Du hast die Probleme nochmals genau zusammengefasst - die Brennweite der Tubuslinse ist bei auskorrigierten Objektiven kein Problem und kann je nach erstrebtem Abbildungsmaßstab gewählt werden, wie in vielen Beispielen dargestellt.
Eigentlich ist die Brennweite auch kein Problem, wenn die Tubuslinse noch kompensieren muss - man muss sie dann aber durch Zusatzoptik für den nötigen Abbildungsmaßstab anpassen. Beim Axio ist das mit 1.5x, 2.5x usw. leicht erledigt, wenn ich aber an meinem Makrogestell die Tubuslinse zwecks Kompensation noch zwischen Fotoobjektiv und (z.B.) Epiplan 5x setzen will, dann wirds mir beim Basteln zu aufwendig. Außerdem will ich halt (wg. Focus Bracketing) das EF 100 Makro verwenden und wahrscheinlich passt dessen Brennweite dann nicht mehr fürs Vollformat.

Du hast aber zurecht darauf hingewiesen, dass Abweichungen vom Objektabstand/Deckglasdicke bei kleinen Vergrößerungen keine Rolle spielen, vielleicht auch nicht die fehlende Kompensation. Das werde ich halt einfach mal ausprobieren - endliche und unendlich Objektive von 2,5 - 10 (x) liegen noch rum und ein Schraubadapter fürs Filtergewinde ist kein Problem.
Offensichtlich sind manche der prächtigen Makroaufnahmen von Adalbert et al. ja doch unter Missachtung der optischen Vorgaben für die verwendeten Objektive zustande gekommen und in der Endlichzeit hat Zeiss sogar "Fehler" in manche kleinen Vergrößerungen hineingerechnet, damit man alle Objektive durch die K-Okulare betrachten kann. Ich habe fast den Verdacht, dass das bei den kleineren Unendlichobjektiven auch der Fall sein könnte ...

Viele Grüße und Immunität!

Rolf

Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: rhamvossen in Dezember 01, 2021, 12:14:08 NACHMITTAGS
Hallo Rolf,

Zitatin der Endlichzeit hat Zeiss sogar "Fehler" in manche kleinen Vergrößerungen hineingerechnet, damit man alle Objektive durch die K-Okulare betrachten kann

Was die CZ Objektive aus Oberkochen angeht, nur das 3.2/0.07 liefert ein einwandfreies Bild ohne Kompensation. Auch das CZJ 3.2/0.10 Semiplan braucht kein Kompensation, dieses Objektiv wurde von Heike für Makro-Aufnahmen verwendet. Beste Grüsse,

Rolf
Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: reblaus in Dezember 02, 2021, 12:39:48 NACHMITTAGS
Liebe Helfer -

vielen Dank für die hilfreichen Kommentare!

Habe mal einige Vorversuche gemacht: "Fliegender Aufbau" eines sehr flachen Zeiss-Winkel 2,5 Achromaten und eines PlanNeofluars 2,5x vor einem EF 100/2.8 Macro auf einer EOS R5.
Das ZW 2.5 ergab zwar vielversprechende Bilder und auch das angestrebte automatische FocusBracketing würde funktionieren, leider ist aber das Bildfeld wg. des Vollformats stark vignettiert. Das PN 2.5x zeigt bei scharfer Abbildung trotz der höheren Apertur eine noch stärkere Vignettierung und der Arbeitsabstand war fast Null. Auf APC-Format will ich natürlich nicht croppen!
Nun warte ich mal ab bis der bestellte step down Zwischenring für das Filtergewinde da ist, mit dem ich den M27/RMS-Adapter solide befestigen kann.
Offensichtlich wäre für Vollformat eine längere Brennweite für das Tubus-Objektiv nötig. Zwar hätte ich ein RF 70-200/2.8, mit dem das Focus bracketing für meine Panoramaversuche bestens funktioniert, aber das ist einerseits so wuchtig, dass es auf meinem Makroständer eher witzig wirken würde und andererseits möchte ich unnötiges Hantieren mit dem teuren Ding vermeiden.

Unterdessen studiere ich aber lebhaft die 1001 Beiträge im Amiforum und werde mich später wieder mit einer Zusammenfassung von Erkenntnissen melden.

Viele Grüße

Rolf
Titel: Re: Dumme Fragen an die Stacker (1)
Beitrag von: reblaus in Dezember 05, 2021, 18:59:57 NACHMITTAGS
Hallo -

hier Tests zum Focus-Bracketing mit meinem vorhandenen Makrostativs unter Verwendung des EF 100 2,8 Macroobjektivs (Vollformat) und einiger Zeiss-Objektive (2,5 ZW, Plan 2,5, Plan 6,3 // PlanNeo 2,5x, Fluar 5x).

Die Objektive wurden mit einem 67 mm Adapter in etwa 35 mm Entfernung von der Frontlinse fixiert. Für die oo-Objektive wurde keine kompensierende Tubuslinse verwendet.

Testobjekt:
versilberte Glasplatte mit eingeritzten Linien in 0,2 mm Abstand.

Resultate:

a) Als Vergleich dienten einige Fotos mit dem MF-E 65 mm Makroobjektiv bei 4facher Vergrößerung.
Hier Ausschnitt aus Zentrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/314172_36849274.jpg)

und linke oberer Ecke (Vollformat):
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/314172_63208015.jpg)

b) Mit allen Zusatzbjektiven trat bei Vollformat eine sehr starke Vignettierung auf, am wenigsten noch beim Zeiss-Winkel 2,5. Damit konnte man zwar APS-C auszeichnen, leider aber mit starken Randunschärfen und Bildfeldwölbung.
c) Mit dem Plan 2,5 wurde zwar ein Bild bei korrektem Arbeitsabstand (um die 5 mm) erzielt, allerdings musste dazu die Entfernung am EF 100 auf etwa 0,5 m eingestellt werden; mit dem Plan 6,3 war hingegen keine Scharfstellung bei korrektem Arbeitsabstand möglich, dazu musste dieser auf ein weniger als 1 mm reduziert werden.
d) Die Unendlichobjektive konnten bei Unendlichstellung des EF 100 bei korrektem Arbeitsabstand (9,3 bzw. 12,5 mm) scharfgestellt werden, allerdings mit sehr starker Vignettierung. Die fehlende Kompensation resultierte in starken Längsfehlern (scharfes Bild im Zentrum, aber bei Fokusänderung Überlagerung durch blauen bzw. rote Trübung). Am Bildrand auch starker Querfehler.

Hier als Beispiel das Resultat mit dem Fluar 5x (12,5 mm AA), links Bildmitte, rechts Rand:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/314172_32001227.jpg)

Ich war doch erstaunt wie stark die fehlende Kompensation bei diesen Objektiven noch zu Tage tritt!

Konsequenz für mich:

Aus reiner Neugier werde ich noch testen ob mit einem RF 70-200 mm Tubusobjektiv das Vollformat auszuzeichnen wäre.
Aber da der Qualitätsunterschied zwischen dem handbedienten MP-E 65 mm Makroobjektiv und dem automatische EF 100 mm doch recht gering scheint, werden ich keine weiteren Anstrengungen unternehmen eine kompensierende Zeiss-Tubuslinse an letzteres anzupassen um (vielleicht) auch bei Vergrößerungen über 1 x vollautomatisch stacken zu können - Schrauben hält fit.

Viele Grüße

Rolf