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Foren => Bestimmungshilfe => Thema gestartet von: PolMik in Januar 04, 2022, 14:09:03 NACHMITTAGS

Titel: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: PolMik in Januar 04, 2022, 14:09:03 NACHMITTAGS
Hallo liebe Foristen,
heute möchte ich Titanit vorstellen. Er kommt in den Präparaten zu weniger als 1% vor. Titanit ist ein Stabilmineral. Hier im Gelatinestreupräparat mit Dijodmethan als Immersionsflüssigkeit. Titanit oder Sphene gehört zu den Silikaten. Er ist optisch zweiachsig positiv. Seine Lichtbrechung ist größer 1,8. Er stammt aus sauren Magmatiten in denen er als akzessorisches Mineral vorkommt. Das nachfolgend vorgestellte Korn an sich ist unspektakulär. Das Besondere ist hier der sehr kleine Achsenwinkel.
LG
Michael
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: hugojun in Januar 04, 2022, 14:21:23 NACHMITTAGS
Hallo Michael ,

ich glaube Bild 13 und 14 zeigen nicht die Schnittlage vom Ausstich einer der optischen Achsen,

ich glaube du zeigst da die Normal-Stellung, hingegen in den anderen Bildern die Diagonal-Stellung mit den Ausstichen beider Achsen?

Frohes Neues

Jürgen
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: PolMik in Januar 04, 2022, 14:42:59 NACHMITTAGS
Hallo Jürgen,
danke für die Nachricht. Das ist das Besondere. Sieht mit 13 und 14 perfekt einachsig aus. Ist es aber nicht, wie 15a und 16a dann beweisen. Da habe ich nur den Objekttisch um 45° gedreht. Das ist genau senkrecht zu einer optischen Achse geschnitten. Mein erster Fund dieser Art.
Frohes Neues
Michael
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: hugojun in Januar 04, 2022, 16:02:19 NACHMITTAGS
Hallo Michael ,

da muss ich dich nochmal korrigieren , wie ich glaube.

Bei einem Schnitt senkrecht zu nur einer optischen Achse, liegt der Mittelpunkt einer Hyperbel in Diagonal-Stellung

auch  genau im Mittelpunkt des Objektivs, bzw. der Mikroskop - Achse.  In Bild 15a und 16 a sticht dafür aber dann die spitze Bisektrix fast mittig aus.

LG
Jürgen

Edit:

Bild 13 ist nicht scheinbar ,,einachsig" . Bei genauem Hinsehen ist der horizontale Balken deutlich schmaler und eingeschnürt, genau da, von die beiden Ausstichs-Punkte der optischen Achsen liegen.
Der Vertikale Balken viel breiter.
Die optische Achsenebene verläuft somit in W-O Richtung. 

Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: PolMik in Januar 06, 2022, 19:31:36 NACHMITTAGS
Hallo Jürgen,
danke für die Nachricht. Text korrigiert. Natürlich ist die 13k die Normalstellung und die 15ak die Diagonalstellung senkrecht zur spitzen Bisektrix und ungefähr in der Mitte zwischen den Isogyren von 15ak sieht man die spitze Bisektrix. Man kann das Bild 15ak als sehr kleinen Achsenwinkel deuten. Das wäre sogar ein Kennzeichen von Titanit. Insofern hast du Recht, dass das nicht der Ausstich einer optischen Achse ist.
LG
Michael
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: PolMik in Januar 07, 2022, 12:22:34 NACHMITTAGS
Hallo,
anbei noch einmal zur Veranschaulichung des Problems Titanit01k. Allerdings in Kanadabalsam eingebettet. In der Mitte das Korn mit sehr hoher Lichtbrechung. Höher als der benachbarte Granat. Dann in Normal- und Diagonalstellung. Beide Male ist jeweils deutlich ein Ausstich zu erkennen. Genau das sieht man oben nicht.
LG
Michael
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: hugojun in Januar 07, 2022, 12:52:53 NACHMITTAGS
Hallo Michael,

in der diagonalen Stellung ist ein Melatop fast mittig, das Andere gerade aus der Apertur heraus.
Allerdings könnte es sich um ein ,,gestörtes ,,Achsenbild handeln, vielleicht verursacht durch Zwillingsbildung?  Spannend!
Danke fürs zeigen

LG

Jürgen
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: olaf.med in Januar 07, 2022, 13:09:26 NACHMITTAGS
Lieber Michael,  lieber Jürgen,

das ist jetzt eindeutig ein Achsenbild von Titanit (beim ersten zweifele ich immer noch). Hier sieht man die sehr große Dispersion des Achsenwinkels, was ich bei dem ersten vermisse.

Herzliche Grüße, Olaf
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: hugojun in Januar 07, 2022, 13:18:26 NACHMITTAGS
Hallo Olaf ,

der farblose Bereich im ,,IV" Quadranten 3. Bild ist also durch die hohe Dispersion bedingt, oder wie
erkennt man Diese. Die Korndicke überschreitet ja die normale Dünnschliffdicke und die Farben

sind deshalb auch völlig unterschiedlich.

LG
Jürgen
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: PolMik in Januar 09, 2022, 11:17:31 VORMITTAG
Lieber Olaf, lieber Jürgen,
beim ersten passt allerdings die Farbe mit gekreuzten Polarisatoren 12k und die hohe Lichtbrechung (größer als Dijodmethan) zu Titanit. Das schränkt die Auswahl der "Verdächtigen" deutlich ein. Das passt recht perfekt zur Beschreibung in "Schwerminerale in Farbe" von Mange und Maurer. Sonst würde ich auch Zweifel haben. Denn, sehr kleine Achsenwinkel zeigen sich wie (leider recht verwaschen) an einem Korn aus Öreviken Fraktion 0,1 mm bis 0,063 mm. Ein Zwilling ist 15ak nicht.

Letztlich zeigte sich aber, dass die Fraktion 0,2 mm bis 0,1 mm oft gut interpretierbare konoskopische Abbilder zuließ. Wir haben gemeinsam vergleichsweise viele unterschiedliche Minerale der Strandseife identifizieren können. Immerhin Zirkon, Turmalin, Rutil und Spinell von den extrem Stabilen. Staurolith, Epidot, Monazit und Titanit von den Stabilen. Und sogar Pyroxen, Hornblende und Granat von den instabilen Schwermineralen. Aus der Pyroxen Gruppe noch den Augit und aus der Epidot-Gruppe noch Zoisit. Das ist insgesamt viel spektakulärer, als man erwarten konnte. Auch, wenn es wie bei grüner und brauner Hornblende, sowie Zoisit nur wenige Körner waren.

Wenn man das noch besser machen will, muss man die Achsenwinkel messen. Also ein Universaldrehtisch. Den muss man nebst passendem Mikroskop erst mal kaufen können. Beide passend zusammen sind schlicht nicht zu bekommen. Dann muss man den U-Tisch auch noch bedienen können. Nicht ganz einfach.

Wahrscheinlich, weil die Mineralogen bessere Methoden bevorzugen. Die Sedimentologen lassen auch lieber Automaten mit qualitativen Abstrichen zählen.
LG
Michael
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: hugojun in Januar 09, 2022, 12:03:12 NACHMITTAGS
Lieber Michael ,

in deinem Spezialgebiet mit losen Körner bietet sich die Spindeltisch -Analyse geradezu an . Zudem ist sie einfacher zu realisieren. Wenn es ,,nur" um die Achsenwinkel geht , kann man sogar mit 3 verschiedenen Programmen den Rechner einsetzen.
LG
Jürgen
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: olaf.med in Januar 09, 2022, 12:33:41 NACHMITTAGS
Lieber Michael,

Jürgen hat absolut recht: das Mittel der Wahl für Deine Körner ist der Spindeltisch. Den kann man mit geringem Einsatz selbst bauen und die Auswertung ist relativ einfach. Ein U-Tisch ist absolut ungeeignet und teuer. Wenn Du im Forum mit diesem Stichwort suchst kannst Du Dich schon ganz gut über diese Methode informieren, bei speziellen Frabgen könnte ich helfen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: derda in Januar 09, 2022, 18:39:18 NACHMITTAGS
Guten Abend Jürgen,

kannst du die drei Programme kurz nennen? Ich hab ,,neulich" mal gesucht und konnte Excalibre nicht mehr finden.

Viele Grüße,

Erik
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: PolMik in Januar 10, 2022, 01:43:34 VORMITTAG
Hallo Jürgen, Olaf und Erik,
danke für die Antworten. Das Programm sollte dort
http://www.minsocam.org/msa/Monographs/
ziemlich weit unten zu finden sein.
LG
Michael
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: Heiko in Januar 14, 2022, 23:45:53 NACHMITTAGS
Hallo Michael,

Deine Titanit-Dokumentation wollte ich gerne nachvollziehen. Mit einer erworbenen Probe war dies leicht, wenn auch nur aus einem Kristall-Trümmerfeld, möglich. Die Dispersion beeindruckt sehr:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/317498_7563067.jpg) (https://abload.de/image.php?img=titanitjujlr.jpg)

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: PolMik in Januar 15, 2022, 00:16:32 VORMITTAG
Hallo Heiko,
bei den schönen Bildern kann ich nur vor Neid erblassen. So ein Kristall - Trümmerfeld hat schon was für sich. Mal sehen, vielleicht stelle ich später den Pegmatit von Boliden in der Art vor. Den habe ich auch so zerlegt. Die Qualität meiner Bilder reicht an deine nicht ansatzweise ran. Was für Objektive hast du verwendet?
LG
Michael
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: hugojun in Januar 15, 2022, 13:34:48 NACHMITTAGS
Hallo Heiko ,

sag doch bitte etwas zur Korngröße, Objektiv, Immersion am Kondensor und Objektiv
, oder sogar Spindeltisch-Aufnahme? Bildbearbeitung?

Wirklich große Klasse !

LG
Jürgen
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: Heiko in Januar 15, 2022, 17:08:50 NACHMITTAGS
Hallo Michael, hallo Jürgen,

Eueren Ausführungen entnehme ich, ein glückliches Händchen mit dem Splitter gehabt zu haben. Jedenfalls war er für das in solchen Fällen präferierte 50/0,90er-Plan-Oel schon mehr als ausreichend groß/dick, vielleicht 2x das Sehfeld ausfüllend. Eingebettet in Silicon-Öl kann man sich notfalls stundenlang mühen, bis der Rücken verspannt, diesmal reichten 10 Minuten.
Und freilich ist nachbearbeitet, mit ,,Auto-Kontrast" übernimmt das Programm die Korrektur mit einem Klick. Ebenso wichtig scheint mir der Beschnitt, wenn auch nur für's Auge, aber dieses isst ja bekanntlich mit ...

Viele Grüße und noch einmal Dank, Michael, für das spannende Thema,
Heiko
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: Florian D. in Januar 15, 2022, 19:12:58 NACHMITTAGS
Glückauf!

Zwar kein Titanit, sondern ein Brookit, daür aber hier ein kleines Video wo ich den Monochromator durchgestimmt habe:
https://imgur.com/a/5X2vk4k
Man sieht sehr schön, wie die Achsen mit der Wellenlänge wandern und der Brookit im Grünen einachsig wird.
Der Wellenlängenbereich erstreckt sich von 780 bis 420 nm, davor, bzw. danach ist die Kamera unempfindlich bzw. gefiltert.
... und ja, ich weiss, das ist jetzt quick and sehr dirty.

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: Heiko in Januar 15, 2022, 20:30:20 NACHMITTAGS
Hallo Florian,
Dein Video ist ein Augenschmaus.
Gruß, Heiko
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: PolMik in Januar 15, 2022, 20:52:16 NACHMITTAGS
Hallo Heiko und Florian,
danke für die Nachrichten. Florians Video ist eine Sensation. Damit ist nämlich auch die Frage geklärt, wie die Isogyren beim Titanit bei den ersten Bildern zu Stande kommen. Wirklich unglaublich. Toll!
LG
Michael
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: Florian D. in Januar 15, 2022, 22:19:30 NACHMITTAGS
Hallo Michael,

Dein Lob freut mich! Ich muss aber auch sagen, dass mir Deine Beschreibungen der Schwermineralbestandteile ausnehmend gut gefallen haben! So ein Schwermineralkonzentrat ist ja relativ einfach zu gewinnen und enthält viele interessante Minerale, die man sonst nur als Akzidenzien zu Gesicht bekommt. Hier im Münchener Raum gibt es sonst ja nur Kalk. Im Sommer muss ich unbedingt die Goldwaschpfanne wieder ihrer eigentlichen Bestimmung zuführen. Im Moment dient sie als Obstschale.
Wenn man diese Konzentrate in Kunstharz einbettet, kann man vielleicht Dünnschliffe herstellen und bekommt dann bessere Achsenbilder?

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: hugojun in Januar 16, 2022, 12:21:21 NACHMITTAGS
Hallo Florian,

auch von mir Glückwünsche zu dieser wirklich gelungen Animation.

Apropos Goldwaschpfanne; Wenn du nicht nur Schwermineralien einfangen willst, scheint der Oberrhein noch ziemlich ergiebig zu sein:

http://www.rauhgold.de/

https://www.huster-medaillen-news.com/rhein-gold/

LG
Jürgen
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: Geo in Januar 16, 2022, 14:11:53 NACHMITTAGS
Hallo Florian!

das Video ist wirklich toll! Mit meinem bescheidenen Gerätepool werde ich sowas nie hinbekommen.

Zum Thema Schwermineralien: Im Münchner Raum gibts zwar fast nur Kalk, aber SM-Konzentrate sollten sich auch aus der Isar gewinnen lassen. Da wurde früher auch ein bißchen Gold gefunden und wo Gold ist, sollten auch SM zu finden sein. Die stammen wohl aus aufgearbeiteten Glazialgeröllen der Zentralalpen. Wenn Du also deine Pfanne wieder aktivierst, probier es doch mal - und sag vorher Bescheid, vielleich komme ich mit. Wenn nix zu finden ist, versuch es am Inn. Der fließt nicht weit von meinem Wohnort.

Das Eingießen der SM in Kunstharz und anschließende Herstellen von Dünnschliffe geht recht gut. Ich habe es mehrfach probiert. Es stört nur, dass der von mir verwendete 2-Komponentenkleber nie ganz homogen wird und die Präparate bei xNicol deutliche Schlieren mit ungleichmäßiger Auslöschung zeigen. Demnächst werde ich mal ein paar Bilder einstellen.

Herzliche Grüße
Georg
Titel: Re: Magnetit - Granatseife Titanit
Beitrag von: PolMik in März 19, 2022, 09:34:31 VORMITTAG
Hallo liebe Schwermineralfreunde,
anbei noch von zwei Körnern konoskopische Abbilder des Titanites. Auffällig beim Titanit sind die blauen Farben in den Achsenbildern. Tatsächlich ist der Brechungsindex mit 1,84 bis 2,11 riesig. Der 2V-Winkel wird mit 17°-40° angegeben. Wenn man den mit Monazit vergleicht, der 2V-Winkel zwischen 6° und 19° hat, zeigt sich bei Titanit02 ein Achsenwinkel eher um 10°.  Der 2V-Winkel kann offenbar von den Angaben in Tabellen und Lexika im Internet abweichen. Das war mir schon bei den Glimmern aufgefallen. Sowohl die Bilder von Monazit als auch Titanit sind bei Licht der Wellenlänge 769 nm und mit dem Objektiv Fluotar 50x/0.85 Pol gemacht. Auffällig, bei den Bildern von Heiko besonders schön zu sehen, sind die blauen Farben im konoskopischen Abbild.

LG
Michael