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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Lupus in August 06, 2022, 17:56:27 NACHMITTAGS

Titel: Bienenstachel
Beitrag von: Lupus in August 06, 2022, 17:56:27 NACHMITTAGS
Hallo,

ich habe gerade einer Person einen Bienenstachel aus dem Fuß gezogen. Und interessehalber schnell mal unter ein Mikroskop gelegt (4x, kombiniertes Auf- und Durchlicht, Smartphone). Kann mir jemand sagen warum keine Widerhaken vorhanden sind? Ich dachte dass Bienen im Gegensatz zu Wespen immer Haken haben, oder gibt es vielleicht Wildbienenarten ohne solche?

Hubert
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Siegfried in August 06, 2022, 21:29:29 NACHMITTAGS
Hallo Hubert
Hier ist einiges zum Bienenstachel zu erfahren.

https://fleissigesbienchen.de/Der-Stachel-der-Biene

War mir auch neu.
Habe allerdings gerade noch gelesen, daß der Wespenstachel auch glatt ist
    Gruß von Siegfried
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: reblaus in August 06, 2022, 21:46:06 NACHMITTAGS
Hallo -

in dem Artikel ist das Verhalten nach einem "erfolgreichen"  Bienenstich aber etwas dürftig dargestellt! Ich habe das extra zweimal gelesen, weil ich dachte das Entfernen des Stachels, der oben erwähnt wurde, überlesen zu haben.

Viele Grüße

Rolf


Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: smashIt in August 06, 2022, 22:13:39 NACHMITTAGS
die widerhaken scheinen dem foto nach sehr klein zu sein:
https://www.bienenjournal.de/wp-content/uploads/2021/07/Bienenstachel_Stechborsten_weit1-768x576.jpg
kann es sein, dass du deinen stachel aus der falschen richtung betrachtet hast?
generell scheint deiner auch mit diversen rückständen verklebt zu sein.
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Lupus in August 07, 2022, 07:31:05 VORMITTAG
Hallo,

meine Frage richtete sich eher an jemand mit Kenntnissen in der Entomologie. Die verlinkte Seite ist ja nur etwas für den Honigbienenfreund.  ;)

Hubert
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Bob in August 07, 2022, 08:04:34 VORMITTAG
Hallo Hubert,
ich denke auch, dass Du den Stachel aus der Richtung zeigst, aus der die Zähne nur schlecht zu erkennen sind. Hier sind Bilder zu finden, die das bestätigen würden:

https://www.imkerei-merkens.de/bienen/anatomie/abdomen/

Mach den doch mal sauber und betrachte ihn aus allen Richtungen.
Der Stachel ist auch mehrteilig, es kann beim Präparieren leicht passieren, dass die Sägewerkzeuge verloren gehen, und nur die mittlere Führung erhalten bleibt.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Lupus in August 07, 2022, 15:20:54 NACHMITTAGS
Hallo,

der Stachel hat tatsächlich auf einer Seite Haken, das provisorische Ausrichten ohne Hilfsmittel war etwas umständlich. Die Rückstände auf dem Stachel scheinen eingetrocknetes Gift zu sein. Mein Eindruck ist aber, dass es nicht die übliche abgebildete Stachelform einer Honigbiene mit beidseitigen Stacheln ist.

Hubert
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: momotaro in August 07, 2022, 16:26:35 NACHMITTAGS
Der Stachelapparat unserer Honigbiene, Mikrokosmos, Zeitschrift für agewandte Mikroskopie 60 (1971) 169 -173.

LG Helmut
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Bob in August 07, 2022, 21:13:45 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,
der Stachel ist dreiteilig, bei Dir sind vielleicht nur noch die Führungsschiene und eines der beiden Sägewerkzeuge übrig. Nächstes Mal vorsichtig mit dem Skalpell rausschneiden... ;-)

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: momotaro in August 07, 2022, 21:54:58 NACHMITTAGS
Stachelapparat der Honigbiene für Entomologen.

LG Helmut
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: dicentra in August 08, 2022, 06:05:31 VORMITTAG
Hallo Helmut,


aus welchem Buch ist denn dein Scan? Endlich lese ich mal etwas über den Mechanismus bei Bienenköniginnen!  8)


Grüße! Oli
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: momotaro in August 08, 2022, 12:11:13 NACHMITTAGS
hallo Oli,

G. Seifert, Entomologisches Praktikum, Thieme 1970.

Antiquarisch bei Booklooker:
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Angebote/autor=Seifert+Gerhard&titel=Entomologisches+Praktikum. (https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Angebote/autor=Seifert+Gerhard&titel=Entomologisches+Praktikum.)

LG Helmut
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Lupus in August 08, 2022, 14:39:30 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatDer Stachel ist auch mehrteilig, es kann beim Präparieren leicht passieren, dass die Sägewerkzeuge verloren gehen, und nur die mittlere Führung erhalten bleibt.
Ich habe nichts präpariert, dazu wäre mir der Aufwand zu groß.  ;)  Ich habe aber jetzt mal genauer hingesehen und den Stachel feiner orientiert, offensichtlich wurde ein Teil mit Zähnen beim Herausziehen aus der Haut weggerissen. Aus dieser Perspektive sieht man eine Art Nut im Stachel, wo wohl vorher eine Zahnreihe beweglich angeordnet war. Die sichtbaren bandförmigen Faserreste könnten z.B. vorher zur Befestigung bzw. Bewegung des Teils gedient haben.

Den vermutlichen "Schaden" erkennt man m.E. im Stereobild besser, ich habe einen kleinen Stack als Anaglyphenbild und Schielbild mit PICOLAY umgesetzt. Das Schielbild ist wegen des relativ hohen Stereowinkels und der Bildbreite nicht ganz einfach zu betrachten, da wäre ein vertikaler gedrehtes Objekt natürlich geeigneter. Und das Anaglyphenbild ist so grünlich, weil sich rötlichgelbe Objekte mit rot/cyan Anaglyphen sehr schlecht farblich darstellen lassen.

Hubert
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Nochnmikroskop in August 08, 2022, 21:37:12 NACHMITTAGS
Nabend zusammen,
eben gab es bei Servus TV wieder P.M. Wissen, ab ca. 40ster Minute wurden REM Aufnahmen der Biene gezeigt, zuerst der Stachel.
Mediathek https://www.servustv.com/wissen/v/aa-25jrjdzx92112/
Um 20:15 lief auch eine Doku zur Biene dort.

LG Frank
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Heiko in August 09, 2022, 14:27:10 NACHMITTAGS
Hallo in die stechlustige/gestochentraurige Runde,

auch mich hat ,,sie" wieder einmal erwischt, vermutlich eine Wespe, vorwarnungslos und auf meine Rückseite zielend, unterm Pflaumenbaum – denn dessen Früchte sind dieses Jahr nicht üppig gereift (anthropomorphistisch: ,,Futterneid").
Da das arme Tier mir seinen kompletten Stechapparat ,,überlassen" hat, glaubte ich zunächst an eine Biene. Weil aber der Stachel keine Widerhaken, sondern lediglich winzige Dornen aufweist, tippe ich auf eine Wespenart.

Viele Grüße,
Heiko
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Lupus in August 09, 2022, 17:59:24 NACHMITTAGS
Hallo Heiko,

ZitatDa das arme Tier mir seinen kompletten Stechapparat ,,überlassen" hat, glaubte ich zunächst an eine Biene. Weil aber der Stachel keine Widerhaken, sondern lediglich winzige Dornen aufweist, tippe ich auf eine Wespenart.
Meine frühere "Kenntnis" war, dass Wespen keine Widerhaken haben und deshalb der Stachel ohne Tod des Insekts entfernbar sei. Durch Nachlesen einiger Aufsätze zu dem Thema (die aber oft widersprüchlich sind) gehe ich jetzt davon aus, dass bei Wespen und Hornissen der Stachel lediglich kleinere Haken besitzt. Der Hauptgrund für das problemlose Herausziehen des Stachels aus der Haut sei angeblich die stärkere Muskulatur bei Wespen und Hornissen, die den Stechapparat im Körper hält.
http://www.vespa-crabro.de/stachel.htm (http://www.vespa-crabro.de/stachel.htm)
Interessant finde ich die Info über die unterschiedliche Giftdosis und -Wirkung von Wespenarten in diesem Link.

Hubert
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Nochnmikroskop in August 09, 2022, 19:02:57 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,
"Meine" Wespe hatte definitiv Stachel mit Widerhaken, diese waren aber nicht in jedem Betrachtungswinkel klar erkennbar.

LG Frank
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Herbert Dietrich in August 09, 2022, 19:27:09 NACHMITTAGS
Ob Wespe oder Biene,

das ist für heutige Mittel-Europäer kaum noch zu unterscheiden.
Für den Imnker ist es sonnenklar, aber für den gestochenen? Da kann man einen Ligustika schon mit einer Wespe verwechseln.
In Schmerz und Panik

Mit imkerlichen Grüßen

Herbert

Bild 1  Carnica-Biene
Bild 2  Ligustica-Biene
Bild 3  Wespe
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: HDD in August 10, 2022, 06:43:40 VORMITTAG
Hallo Stachelforscher

Einen weiteren hochinteressanten Stachelmechanismus besitzt die Hornisse. Ich habe vor ein paar Jahren für den Wespen Spezialisten Peter Tauchert  (Webseite : Aktion Wespenschutz) mehrere Porträts unserer 9 heimischen Wespenarten gemacht. Dabei hat er mir auch eine tiefgekühlte Hornisse zugeschickt, die an einem Käfer erstickt ist. Die Hornisse wurde seziert und der Stachelapparat freigelegt.
Der ganze Bericht ist zu lang um ihn Euch hier präsentieren zu können. Ich habe aber alles auf meiner Webseite eingestellt.

Wen es interessiert, kann sich ja mal ein wenig in das Thema Wespen einlesen. Der Hornissenstachel wurde im Web immer wie ein Wespenstachel beschrieben. Das ist aber grundlegend falsch. Nach der Veröffentlichung durch Peters Seite und durch Infos die wir verbreitet haben, sind so ganz allmählich alle Skizzen und Grafiken über die Funktion des Hornissenstachels aus dem Netz herausgenommen worden.  :)

Bisher hat sich dazu Niemand mehr geäußert oder ist mit uns in Kontakt getreten.

Hier der Link:

http://www.hdds-mikrowelten.de/Insekten/Wespen%20und%20Hornissen.html (http://www.hdds-mikrowelten.de/Insekten/Wespen%20und%20Hornissen.html)

Hier findet ihr auch den Link zu Peter Tauchert's Seite "Aktion Wespenschutz"

Herzliche Grüße
Horst-Dieter
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Lupus in August 10, 2022, 09:02:47 VORMITTAG
Hallo Horst-Dieter,

abgesehen von dem Giftrohr scheint aber der grundsätzliche Aufbau bei Biene, Wespe und Hornisse gleich zu sein: Zwei jeweils mit Zähnen versehene Teile, die an einem zentralen Stachel anliegen und parallel dazu beweglich sind?

Hubert
Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: HDD in August 10, 2022, 15:48:37 NACHMITTAGS
Hallo Hubert

Das ist bei Bienen, Wespen und Hummeln genau so, wie Du es beschreibst. Eine Hornisse hat aber keinerlei Widerhaken, weder an dem dickeren Außenstachel noch an dem Innenstachel. Die Hornisse stößt mit dem Außenstachel blitzartig zu und schiebt den Gift führenden Innenstachel noch fast 4mm tief in den Stichkanal.
Deshalb ist der Stich einer Hornisse auch so schmerzhaft.
Die Hornisse kann nach dem Stich beide Stachel teleskopartig und blitzschnell wieder einziehen ohne dass sie sich verhakt. Deshalb ist sie auch sehr wehrhaft, weil sie ihren Stachelapparat regelrecht als Waffe benutzen kann.

Viele Grüße
Horst-Dieter

Titel: Re: Bienenstachel
Beitrag von: Lupus in August 11, 2022, 10:45:06 VORMITTAG
Hallo,

Bienen verteidigen sich wohl nur, Hornissen nutzen ihren Stachel auch zum Angriff:
Hornisse gegen Maus
https://www.youtube.com/watch?v=2ded3hKhbSU (https://www.youtube.com/watch?v=2ded3hKhbSU)
Hornisse gegen Gottesanbeterin (letztere ist eigentlich auch nicht zimperlich wenn es um Beutefang geht)
https://www.youtube.com/watch?v=nW8We1qmRxE (https://www.youtube.com/watch?v=nW8We1qmRxE)
https://www.youtube.com/watch?v=vuEbCLGitnM (https://www.youtube.com/watch?v=vuEbCLGitnM)

Hubert