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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Eva Fink in August 24, 2022, 11:40:38 VORMITTAG

Titel: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in August 24, 2022, 11:40:38 VORMITTAG
Hallo Liebes Forum!

Ich bin von der Taubenhilfe München, und wir helfen ehrenamtlich Tauben.
ich kaufe immer wieder mal gebrauchte mikroskope über kleinanzeigen, und gebe sie an tierschutz-menschen weiter.
letzte woche kaufte ich ein Leica BME. es war als "für bastler" zu verkaufen. 2 probleme gibt es:

1. das 40er objektiv ist mittig schärfer als am Rand (da müsste man vermutlich das objektiv tauschen?
2. der feintrieb geht fast nicht. manchmal, nach viel kurbeln, gibts ein wenig bewegung, oder es tut sich auch garnichts. das rad bleibt auch nicht stehen, sondern zieht ein wenig zurück, wie gummi. ich bin bastler, hab aber noch nie ein mikroskop zerlegt. bevor mich beim versuch 10 federn anspringen, wollte ich Euch profis um Rat bitten :)

(3. wenn jemand taugliche mikroskope günstig abzugeben hat, immer gern melden :))

Vielen Dank!!
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Fahrenheit in August 24, 2022, 11:51:13 VORMITTAG
Hallo Frau Fink,

ein sehr schönes Engagement!

die zum BME gehörenden einfachen Objektive sind keine Plan-Objektive, daher ist Ihre Beobachtung vermutlich normal. Gerne können Sie aber auch einmal eine mit dem Handy durch Okular gemachte Aufnahme hier einstellen, damit wir das Bild bewerten können.

Der Trieb ist vermutlich verharzt und muss sicherlich komplett zerlegt und gereinigt werden. Mit etwas Glück melden sich noch Kolleginnen oder Kollegen, die da helfen können.

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Florian Stellmacher in August 24, 2022, 12:22:14 NACHMITTAGS
Moin Eva,

falls der Feintrieb gängig wird, wenn man den Grobrieb mit Kraft zum Stativ hin drückt (ich habe vergessen, ob nach links oder rechts), ist ein Plastikteil zerbrochen, das sich so auch nicht wieder kleben lässt. Ich hatte das Glück, dass mir jemand das Teil in Messing nachgebaut hat. Das 5-Cent-Teil führt sonst nämlich zum wirtschaftlichen Totalschaden.
Es ist absolut erstaunlich, was Leica sich da konstruktiv geleistet hat. Da war früher wirklich vieles besser...

Viele Grüße,
Florian
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in August 24, 2022, 12:35:16 NACHMITTAGS
vielen Dank schon mal! das werde ich ausprobieren und mich wieder melden! Danke!
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Peter V. in August 24, 2022, 12:36:46 NACHMITTAGS
Hallo Eva

Interessehalber: Was macht denn die Taubenhilfe? Kümmert Ihr Euch um die Geburtenkontrolle? Was untersucht ihr mit dem Mikroskop?

Hezrliche Grüße
Peter
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in August 24, 2022, 14:22:45 NACHMITTAGS
Danke für die Frage :)

ja, wir machen alles rund um die Taube. Beratung für Menschen mit Taubenproblem, Geburtenkontrolle so gut es geht, Aufklärung, verletzte Tiere fangen, versorgen, vermitteln, ausgesetzte oder entflogene Zuchttauben einfangen, uns einsetzen für betreute Taubenschläge, Beratung für menschen die verletzte Tauben gesehen oder gefunden haben, usw..

was kann man da mikroskopieren:
Flagellaten im kropf (und auch kot)
nativ und flotations-untersuchung kot, wir finden kokzidien, wurmeier, flagellaten, hefen, malassezien, usw..
manchmal schauen wir auch krabbeltierchen aus den federn oder dem atemtrakt an. blut untersuchen wir eigentlich nicht. bakterien sehn wir natürlich nur grob, und können sie nicht bestimmen
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in August 24, 2022, 21:34:46 NACHMITTAGS
@Florian Stellmacher:
Deinen Tipp habe ich jetzt mal ausprobiert, ich weiß aber nicht ob ich es richtig gemacht habe. Der Grobbetrieb ist absolut fest, da kann man auch durch Drücken nichts am Feintrieb verändern/verbessern. Der Feintrieb hat links-rechts ungefähr 1 mm Spiel, aber dadurch ändert sich auch nichts an der Situation 🤔
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Florian Stellmacher in August 24, 2022, 21:37:08 NACHMITTAGS
Tja, Eva,

dann besteht die Hoffnung, dass der Trieb wirklich nur verharzt ist.

Viele Grüße,
Florian
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Florian Stellmacher in August 24, 2022, 21:44:08 NACHMITTAGS
Jetzt habe ich den Thead von damals gefunden: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10289.0 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10289.0)

Ich war davon ausgegangen, dass beim CME auch der Trieb des DME verbaut wurde und nur die Knöpfe wertiger sind, weil man den Fokussiermechanismus klöteriger eigentlich nicht mehr bauen kann...
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Diana1982 in August 27, 2022, 01:17:11 VORMITTAG
Hallo Eva,

Funktionert denn der Grobtrieb wirklich tadellos?
Schau bitte mal von hinten mit einer Taschenlampe durch die Lüftungsschlitze. Da hast Du Sicht auf alle verbauten Zahnräder und Zahnstangen. Kontrolliere diese bitte zunächst jeweils im gesamten Umfang auf Zahnschäden!

Die Feintriebknöpfe bekommst Du ohne Probleme ab, es gibt dafür Inbusschrauben über die man durch die Löcher der Knöpfe gelangt. Die Welle lässt sich dann nach Demontage eines Knopfes mit etwas Kraft herausziehen. Bitte vorsichtig sein, sie könnte leicht verbiegen. Geht die Welle nach Demontage des einen Knopfes nicht raus, probiere die andere Seite.

Des weiteren gibt es diverse sehr kleine Scheibchen, die auf der Welle jeweils hinter den Knöpfen liegen, achte darauf, dass sie nicht verloren gehen und merke Dir die Reihenfolge.
Die Grobtriebknöpfe sind zwar nur mit Muttern auf ihrer Welle gekontert und können nach Lösen der Mutter abgeschraubt werden, gib aber dennoch Acht, denn unter dem linken Grobtriebknopf befindet sich ein Mechanismus aus vielen kleinen Scheibchen mit "Nippeln dran". Er ist für die Fokusbegrenzung des Tisches zuständig.
Man bekommt ihn leicht kaputt, sprich die Nippelchen abgebrochen, wenn man hier auch nur etwas zu viel Kraft drauf bringt. Am besten Du löst diesen Knopf bzw. die Mutter nur, wenn der Tisch nicht ganz oben oder unten ist, sonst drückst Du ggf. gegen den falschen Widerstand.

Nach Demontage des gesamten Tischschlittens inkl. der seitlichen Kugellager kommt man ggf. an das große schmale Zahnrad, das Du auch von hinten durch die Schlitzen siehst.
Ich denke, das muss man ausbauen, sonst bekommt man den Triebblock (Grob-/Feintrieb) nicht raus, weil man immerzu an diesem großen Zahnrad hängen bliebe.
Hat man das ausgebaut, kann man den Grobtrieb nach rechts herausnehmen, wenn man die richtigen Schrauben (3 Inbusschrauben) löst. Löst man die 2 Schlitzschrauben, kann es passieren, dass sich alles mögliche blöd verkantet. Hier kommt die gefürchtete (starke) Feder ins Spiel, sie aber weiter innen sitzt und nicht rausspringt.

Auf der Feintriebwelle befinden sich übrigens keine eigenen Plastikzahnräder, überraschenderweise scheint hier überhaupt alles wichtige aus Messing. Genauer gesagt, befinden sich auf der FT-Welle gar keine Zahnräder. Der Feintrieb nimmt über Reibung an einem Kugellager, welches sich an der "gefährlichen Stelle" unterhalb des rechten Grobtriebknopfes befindet, den Grobtrieb mit. Wenn wirklich nur der Feintrieb nicht geht, könnte Dein Problem also am Fett hier liegen.

Ich hoffe, Du kannst mit meinen Hinweisen etwas anfangen und kommst weiter  :)

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR UND BITTE AUF EIGENE GEFAHR!!!

(Ich habe ein Leica CME hier, es sollte den gleichen Fokus-Trieb haben wie Dein BME. Ich habe diesen Trieb bisher nicht vollständig zerlegt, Dir aber das geschrieben, was ich sicher weiß und teilweise aber nur (obwohl ich ziemlich sicher bin, dass alles so ist, wie ich geschrieben habe) vermute. Sei also bitte mit allen Arbeiten vorsichtig und bedenke, dass so ein Mikroskop ggf. schneller zerlegt als wieder zusammengebaut ist ;) )

Viele Grüße
Diana

Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: olaf.med in August 27, 2022, 12:58:55 NACHMITTAGS
Hallo Eva,

ich maße mir an in technischen Dingen nicht ganz unerfahren zu sein, aber eine Reparatur eines modernen Mikroskoptriebs würde ich ohne genaue Kenntnisse niemals selbst durchführen. Dafür haben wir Fachleute, wie zum Beispiel Diana.

...Und NEIN, ich bekomme keine Provision für vermittelte Aufträge  ;D.

Herzliche Grüße, Olaf
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Diana1982 in August 28, 2022, 09:44:28 VORMITTAG
Lieber Olaf,

Zitat...Und NEIN, ich bekomme keine Provision für vermittelte Aufträge  ;D.

Im Gegenteil  ;) :-* ... Du armer!

Bevor ich dieses Mikroskop als Auftrag annehmen würde, müsste ich aber zunächst mein CME weiter zerlegen und auch wieder geschmeidig laufend zusammenbekommen.
Der Trieb ist zwar an sich eher simpel aufgebaut, aber diverse Finessen, wie die Tischanschlagsbegrenzung und dieses starke Feder, die sich bei mir nun zunächst unlöslich verkantet hat, machen es einem nicht leicht. Bei Gelegenheit mache ich es aber weiter auf und dann wird sich eine hoffentlich nicht allzu langwierige Lösung finden - bisher habe ich noch alles klein gekriegt  ::)

Eva wollte aber die Reparatur als Bastler zum Glück ohnehin selbst versuchen  ;)

@Eva: Melde Dich doch mal, ob Du erfolgreich warst!

LG Diana
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in August 29, 2022, 11:39:09 VORMITTAG
oh, wow !!!

DANKE für diese ausführliche Beschreibung und Tipps!

natürlich melde ich mich gern, sobald ich es schaffe zu basteln.

:)
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in September 06, 2022, 21:17:44 NACHMITTAGS
Liebe Diana und alle anderen,

ich habe jetzt mal Zeit gefunden es etwas zu zerlegen. Um es besser zu beschreiben, habe ich ein kurzes Video gemacht, es wäre lieb wenn du oder ihr mir noch mal helfen könntet.

Vielen Dank!

und hier nun das Video:

https://youtu.be/H64RaLwX9yU

Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in September 08, 2022, 09:05:14 VORMITTAG
ergänzung zur vorherigen nachricht: die beiden "zweilochmuttern" habe ich abdrehen können. nun weiß ich allerdings nicht weiter
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Diana1982 in September 08, 2022, 10:25:19 VORMITTAG
Hallo Eva,

Diesen Trieb kenne ich nicht und müsste mich da auch vortasten. Ich dachte, der BME- und CME-Trieb wären wenigstes ungefähr gleich, sind sie überhaupt nicht.

Die beiden Inbusschrauben innen halten nur diese (Mitnehmer)-Scheibe auf der Achse. Vermutlich muss die ganze Grobtrieb-Achse NICHT raus. denn die Scheibe sieht ja gut aus. Wenn die Achse aber doch raus muss, dann geht das nur, indem man die beiden Inbusschrauben löst und halt später wieder alles, was an der Scheibe hängt, richtig einfädelt.
Stell doch mal ein Foto ein, wie es unter den Stirnlochmuttern aussieht (die Scheiben mit den Löchern, die Du abgemacht hast). Darunter sollte es irgenwie weitergehen. Denn rein theoretisch müsste man ja an diese "Mitnehmerscheibe" rankommen können und dazu auch die Grobtriebknöpfe demontieren können.
Und irgendwo vermute ich halt ein Kugellager, über das der Feintrieb wirkt. Wenn Du Glück hast, kommst Du da halbwegs von außen hin und kannst das alte Fett - wenns denn tatsächlich daran liegt - wieder gängig machen, austauschen, was auch immer.

Kannst Du mit dem Feintrieb generell nicht herunterdrehen oder nur nicht, wenn er ganz oben ist?
Würde das Herunterdrehen denn gehen, wenn Du den Tisch montiert hast, sprich Gewicht auf dem Trieb hast? Du kannst das ja mal testen, indem Du mit der Hand auf den Tischträger drückst.

LG Diana
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in September 08, 2022, 14:15:49 NACHMITTAGS
danke! du kannst sehr gut erklären!
meinst du, es gibt - trotzdem dass die so unterschiedliche triebe haben - irgendwo federn?
ist diese kunststoff-schnecke die den tisch bewegt ein alternativteil zu zahnrädern?
gestern abend (es war zu spät ;) hab ich keine idee gehabt, wie es weiter gehen könnte, ausser mit hebelwirkung auf den grobtriebknopf, das hab ich aber erstmal gelassen.
spätestens am wochenende sollte ich die fehlenden infos nachliefern können.
darf ich fragen woher du dich so gut auskennst? :)
was nimmt eine mitnehmer-scheibe mit?
und wie muss fett beschaffen sein, damit es getauscht werden muss, und falls ja, gegen was?
antwort reicht auch, wenn ich dann die infos geliefert habe. vielen dank!!
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Diana1982 in September 08, 2022, 15:50:45 NACHMITTAGS
Liebe Eva,

Ich habe irgendwann selbst angefangen Mikroskope zu sammeln. Eine Wartung bleibt bei fast allen Käufen von "Keller-" und "Dachbodenfunden" aus Ebay & Co. nicht aus.
So habe ich mir irgendwann selbst beigebracht, sie wieder herzurichten - mit viel Geduld, aber auch sehr viel Frust.
Meine Sammelei bezog sich allerdings eher auf solidere Leitz-Mikroskope aus den 60er bis 90er Jahren (sprich v.a. Leitz Orthoplane, die ich für mein absolutes Steckenpferdchen halte, Diaverts, Ortholux-II-e. Irgendwann kamen auch Wartungsanfragen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis hinzu.
Inzwischen mache ich das ganze auch gewerblich. Ich verkaufe auch Geräte weiter, die ich zuvor hergerichtet habe.
Da ich in der relativ kurzen Zeitspanne ja nicht alle nur erdenklichen Mikroskope im Laden hatte, konnte ich hier halt nur mutmaßen, dass der Trieb bei Dir zumindest ähnlich dem Trieb des nächstgrößeren CMEs sein könnte. Dem ist anscheinend nicht so. Mit gewisser Erfahrung kann man sich an alle Mikroskope herantasten, so mache ich inzwischen Wartung für Leitz, Leica, Olympus, Nikon etc.
Das Ganze ist aber meist schwieriger als es aussieht, oft ist es halt mit dem reinen Zerlegen, was z.T. auch schon schwierig genug ist, nicht getan. Z.B. muss ein abgebauter Triebblock oder abgebauter Tisch nachher, damit alles wieder gerade ist, justiert werden. Dafür gibt es spezielles Werkzeug. Für den Hobbybereich oder auch in Deinem Fall wird auch eine Justage nach Gefühl taugen.
Aber gerade jetzt z.B. habe ich Kundschaft mit einem doch noch solide gebauten Laborlux 12. Das Geräte wurde irgendwann mal gewartet, vielleicht von jemandem ohne große Erfahrung, ähnlich wie bei Dir jetzt (ohne, dass das böse gemeint ist, es ist ja toll, dass Du das selbst versuchen magst. Aber es ist v.a. anfangs wie gesagt oft mit sehr viel Frust und im schlechten Fall auch Lehrgeld verbunden, weil man im schlimmsten Fall auch mal was kaputt macht.)
Jedenfalls habe ich es jetzt hier auf dem Tisch. Der Besitzer konnte nicht mehr köhlern, das Mikroskop ist völlig dejustiert. Habs ihm wieder eingestellt, jetzt passt es.

Soviel aus dem Nähkästchen und zu mir.

In dem Video sieht man doch die Scheibe, in ihr ist eine schneckenförmige Laufbahn (so erkenne ich es jedenfalls) eingelassen. Die übliche Mechanik mit div. Zahnrädern und letztendlich Zahnstange am Tischblock ist hier anders gelöst. Ja, Du hast recht, die Scheibe und dieser Baustein, der in der Bahn mitfährt (ich habe hier irgendwie das Bild Schallplatte mit Tonabnehmer-Nadel vor mir), ersetzen Zahnrad und Zahnstange. Einen Trieb, wie Du ihn vor Dir hast, habe ich so nie gesehen.
Dennoch spielt das keine Rolle, die Scheibe und der "Tonabnehmer" scheinen ja in Ordnung zu sein.

Ja...wie muss Fett beschaffen sein, auch das kann völlig frustrierend sein. Ich baue so oft irgendwas auseinander, weil das benutzte Fett doch nicht schön passt, manchmal 10x hintereinander.
Ich kanns bei Dir nicht sagen. Es kann sein, dass es ein Tropfen WD40 erstmal tut (ich tausche Fett aber immer aus, sofern das möglich ist), vielleicht musst Du aber auch das Kugellager zerlegen, reinigen und halt neu fetten, welches Fett Du brauchst, kann ich jetzt auch nicht sagen. Eher ein mittelzähes bis zähes für den Fall, dass es das Kugellager gibt, schätze ich.
Ich schätze übrigens, die Feintriebwelle lässt sich trotzdem rausziehen, es geht nur gerade nicht, weil irgendwas verharzt ist. Vielleicht passt auch irgendwo die Friktion nicht. Vielleicht muss man irgendwas "enger" stellen.

Gängige Lösungsmittel sind übrigens WD40, Benzin, Aceton, Wärme.

Dein Problem liegt irgendwo zwischen Feintriebwelle und Grobtriebwelle. Entweder ist im inneren doch noch irgendein Zahnradmechanismus verborgen oder wie ich zuvor geschrieben hatte eine Übertragung über ein Kugellager, das die Feintriebwelle über Reibung mitnimmt.

Alles bitte auf eigene Gefahr! Gerade mit Hitze und Aceton kann man Schaden anrichten!

LG Diana
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Peter Reil in September 08, 2022, 16:16:18 NACHMITTAGS
Diana,

du hast es auf den Punkt gebracht.

Es braucht einiges an Erfahrung, einen defekten Trieb zu demontieren. Es braucht noch viel mehr an Erfahrung, einen Trieb nach der Reinigung neu zu fetten, korrekt zusammenzubauen und zu justieren.

Die Problematik des "richtigen Fettes" kenne ich selbst nur all zu gut. Genauso, das wiederholte reinigen und anderes Fett versuchen.   :'(


Liebe Eva,

so sehr ich deinen Wunsch nach "Selbstinstandsetzung" respektiere, so ängstlich sehe ich auf die Triebe deines Mikroskops.
Solltest du es tatsächlich hinbringen, hast du meinen vollen Respekt.
Falls es nichts werden sollte, wirst du es als "Lehrgeld" verbuchen müssen.

Gruß
Peter
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in September 08, 2022, 16:51:48 NACHMITTAGS
Danke, Diana.
Es ist sehr freundlich, daß Du mir so viel hilfst! obwohl du es eigentlich gewerblich machst, und Geld dafür bekommen solltest !
Du bist nicht zufällig im südlichen Raum Deutschlands? ;)

Daß das alles auf eigene Gefahr ist, und daß ich es ggf zerstöre, ist mir klar. natürlich nicht meine absicht, aber das risiko besteht ;) ich weiß nicht was das gerät noch wert wäre. es ist aus einer schule (?), der verkäufer sprach jdf. von schülern, und wurde dort ausgemustert. ich hab 120 Euro plus porto gezahlt. ich hab aber auch schon mal ein altes zeiss für 35 euro bekommen ;).

ich finde es spannend, wie ihr hier mit den mikroskop-marken und modellen bescheid wisst. hier herrscht überhaupt sehr großes nerd-wissen ;) ich hätte jetzt keine ahnung, was sich lohnt, und was nicht. ich dacht immer "zeiss" wäre gut. sonst: keine ahnung.

ich selbst mikroskopiere mit nem bresser trm 301, ist für mich völlig ausreichend. hätte ich aber die routine an was besserem, würde mir der unterschied wahrscheinlich negativ auffallen.

apropo justieren..
ich hab mir vor 2 jahren eine "relative" echtzeitcam (direkter anschluss an einen monitor möglich) fürs dritte okular gekauft. nutze sie aber nicht, da die feineinstellung getätigt werden müsste. denn das bild durch die okulare ist immer viel besser, als das durch die camera. natürlich ist das alles kein high end, aber mit ehrenamtlichem tierschutz ist auch kein high-end drin. auch wenn mich das thema sehr interessiert. ich glaube durch mitlesen hier im forum kann man SEHR viel lernen :)

schön, daß es euch gibt !
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Alfons Renz in September 09, 2022, 00:32:05 VORMITTAG
Hallo Eva,

Eine vertikale Schneckenscheibe für die grobe Verstellung der Tischhöhe hat auch Zeiss für ein einfaches Mikroskop der 70iger Jahre verwendet. Leider aus Plastik. Das bedeutet, dass ein kräftiger Schlag auf den Tisch den 'Tonabnehmer' (Mitnehmer des Tisches) aus der Rille springen ließ, und dieser dabei leider oft die Rille durchschlug. Das äussert sich dann dadurch, dass der Tisch beim Hochfahren plötzlich abstürzt.

Ein Reparatur ist dann kaum mehr möglich, weil solche Scheiben nicht mehr gefertigt werden oder verfügbar sind.

Beim vorliegenden Leica-Mikroskop scheint die Scheibe (Bild siehe unten) noch zu funktionieren, da der Grobtrieb den Tisch korrekt hebt und senkt. Der Feintrieb wirkt wahrscheinlich, wie Diane vermutet, über ein koaxiales Planetengetriebe, das aus 3 Kugeln besteht, auf die Hauptachse, auf der das Schneckenrad sitzt.

Im Gegensatz zu den Planetengetrieben der Zeiss-Standard-Mikroskope dürfte das Zerlegen und Neufetten mit einem zähen Fett wenig Schwierigkeiten bereiten, da keine Mitnehmerscheiben zu berücksichtigen sind, die den Hub begrenzen. Diese Höhen- und Tiefen-Endpunkte des Tischhubs definiert bei der Schneckenplatte der innere Anfang und das äußere Ende der Spurrille.

Ich vermute, dass beim vorliegenden Mikroskop die Schneckenscheibe zu dicht am Mitnehmerstift ('Tonarm') sitzt und diese wahrscheinlich etwas schräg auf der Achse sitzt, also 'wobbelt', so dass die vom Feintrieb über das Planetengetriebe auf den Grobtrieb übertragene Kraft nicht ausreicht, die Spurscheibe zu drehen, wenn der Mitnehmerstift in dern äussersten Rillen läuft. Deshalb funktioniert der Feintrieb in der uinteren Position (Mitnehmerstift nahe dem Zentrum der Scheibe), aber nicht mehr in der oberen Stellung (Mitnehmer am Rand der Scheibe). Dort macht sich der Wobbel-Effekt am deutlichsten bemerkbar. Ein Fetten des Plantengetriebes hilft in diesem Fall nur wenig.

=> Beim Betätigen des Grobtriebs und Blick auf die Scheibe müsste sich deren Wobbeln erkennen lasen

Falls die Scheibe wobbelt, und/oder der Mitnehmer oben klemmt,  würde ich zunächst die beiden Imbusschrauben der Spurscheibe lockern und die Scheibe wieder senkrecht auf der Achse ausrichten oder vom Mitnehmer wegschieben (nur ganz wenig!).

Viel Erfolg - und ohne Gewähr!

Alfons
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in September 09, 2022, 10:17:52 VORMITTAG
Vielen Dank für die Wobbel-Scheiben-Theorie! Gute Idee! ich werde es mir ansehen und berichten :) Ich hab hier wirklich schon sehr viel gelernt. Danke !
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in September 19, 2022, 21:30:52 NACHMITTAGS
Hallo liebes Forum,

bitte entschuldigt die späte Antwort.

Hier erstmal wieder ein Video

https://youtu.be/MnCuE85NIG4

Und Fotos habe ich auch noch, da weiß ich nur noch nicht wie ich die hierher bekomme

fotos:

https://drive.google.com/folderview?id=1j3lBDjzCyT9XmLu7P8WVON4gfierihVC
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Diana1982 in September 20, 2022, 10:46:38 VORMITTAG
Liebe Eva,

Eigentlich sollten die Stirnlochscheiben, die Du ja abgeschraubt hast, die Grobtriebknöpfe kontern.
Ggf. kannst Du sie ja jetzt einfach abschrauben.
Dass der eine Knopf reibt, ist vermutlich reine Justagesache. Wo/wie genau man das an dem Trieb justiert weiß ich nicht, wie bereits unten geschrieben, hatte ich einen BME-Trieb noch nicht zerlegt.

LG Diana
Titel: Re: Leica BME Feintrieb selbst reparieren
Beitrag von: Eva Fink in September 21, 2022, 17:36:19 NACHMITTAGS
Danke für Deine Antwort.

Aktuell weiß ich leider tatsächlich nicht weiter, das übersteigt meinen "sachverstand". die grobtriebknöpfe schauen relativ frei aus, aber mit drehen bzw auch gegendrehen konnt ich bisher nichts erreichen. zu starke gewalt möchte ich nicht anwenden. ich bin mir fast sicher dass der grobtrieb einseitig erst schleift, seit die stirnlochmuttern ab sind.

für weitere ideen von Euch wäre ich dankebar :)