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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: HAPEZI in November 28, 2022, 23:12:03 NACHMITTAGS

Titel: Xylol
Beitrag von: HAPEZI in November 28, 2022, 23:12:03 NACHMITTAGS
Hallo,

habe immer Xylol zur Objektivreinigung nach der Verwendung von Immersionsöl verwendet...
Nun stelle ich fest das Xylol gar nicht mehr so einfach wie früher zu bekommen ist...

Kann man auf andere Mittel wie Isopropanol, Spiritus oder Benzin ausweichen ohne dass man sich seine Objektive kaputt macht?

LG Peter
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Jürgen Boschert in November 28, 2022, 23:15:27 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

wichtig ist immer, dass das verwendete Lösungsmittle flüchtig ist, und nicht n die Linsenverkittung eindringen kann. Wundbenzin ist hervorragend geeignet, da es diese Eigenschaft hat.
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: 3nzo in November 29, 2022, 08:10:34 VORMITTAG
Hallo Peter,
Alkohol wird viel verwendet, weil er flüchtig ist und nicht eindringen kann, aber das ist nicht der Fall, wenn Sie zu viel verwenden und die Linse nass wird. Zeiss empfiehlt keinen Alkohol, da er das Lösungsmittel für Linsenkitt ist, und empfiehlt Xylol. Bei anderen Herstellern ist es umgekehrt, da muss man sich erkundigen.
Ein Ersatz für Xylol könnte Limonen sein, aber es wird empfohlen, Xylol bei der Herstellung von biologischen Präparaten zu ersetzen, ich weiß nicht, wie es sich mit der Optik verhält.
Ich verwende demineralisiertes Wasser mit etwas Neutralseife, es darf aber keine Ammoniumsalze enthalten, die manche Antireflexbehandlungen angreifen. Außerdem kleben einige orientalische Hersteller die Kameraobjektive mit Zement, der Wasser als Lösungsmittel verwendet.
Mit freundlichen Grüßen.

Enzo
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: PolMik in November 29, 2022, 09:53:50 VORMITTAG
Hallo Peter,
bei bioform.de habe ich dieses Jahr noch Xylol bekommen. Isopropanol und Opticclean hatten sich bei mir nicht so bewährt.
LG
Michael
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Herbert Dietrich in November 29, 2022, 11:47:10 VORMITTAG
Hallo Peter,

meine Immersionsobjektive tupfe ich nach Gebrauch nur mit Toilettenpapier ab.
Es muss doch nicht das letzte Restchen Öl entfernt werden, es sei denn Du verwendest noch Zedern-Öl.
Die neuen Immersionsöle verharzen doch nicht.

Oder liege ich da falsch?

Herzliche Grüße
Herbert
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Aljoscha in November 29, 2022, 12:13:32 NACHMITTAGS
Hallo Herbert,

Was das Verharzen anbelangt, liegst Du schon richtig. Allerdings gebe ich zu Bedenken, dass die modernen Immersionsöle gar keine Öle mehr sind. Es handelt sich um Gemische von Chemikalien wie zum Beispiel Benzoesäurebenzylester, die Objektive und andere Komponenten des Mikroskops bei Dauerkontakt durchaus schädigen können.

Ich putze das Zeug nach Gebrauch lieber komplett weg.

Xylol kann man übrigens frei kaufen. Bei Aurelio kostet der Liter 10,49, beim Laboratoriumsdiscounter 9,38 Euro.

Viele Grüße

Alexander
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in November 29, 2022, 15:03:04 NACHMITTAGS
 ;) :D

Zitathttps://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=45003.msg333989#msg333989

Man kann es nicht oft genug schreiben - deshalb auch nochmal hier:

ZitatHallo,

immer wieder...... :D :D :D

In (fast) jeder Apotheke bekommt jeder WUNDBENZIN (wie schon von Jochen erwähnt). Mehr als Wundbenzin, Speichel und vielleicht etwas Prilwasser, Wattestäbchen, ggf. einem alten T-Shirt und evtl. einem "Puster" (z.B. Giotto Rocket) benötigt niemand zur (normalen) Reinigung von Optiken. Ggf. noch Optical Wonder (das aber wirklich nicht ganz preiswert ist).

Lasst doch die Finger von all dem anderen (Ethanol, Isopropanol) und teilweise schwer zu beschaffenden (Xylol, Toluol, n-Hexan...) Zeug!!! Niemand weiß genau, welche Optiken sich womit (nicht) vertragen. Wundbenzin ist aber immer unkritisch! Und bitte kein billigeres Reinigungsbenzin nehmen!

Kein normaler Mikroskoper hat so einen Verbrauch, dass er sich kein Wundbenzin leisten könnte.
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: 3nzo in November 29, 2022, 16:22:41 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
Auf welches chemische Produkt oder Gemisch beziehen Sie sich mit dem Begriff Wundbenzin? Ich habe bei Google keine Übereinstimmung gefunden.
Danke und viele Grüße.

Enzo
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in November 29, 2022, 16:40:10 NACHMITTAGS
Hallo,

https://de.wikipedia.org/wiki/Petrolether (https://de.wikipedia.org/wiki/Petrolether)

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Florian D. in November 29, 2022, 16:43:29 NACHMITTAGS
Zitat von: 3nzo in November 29, 2022, 16:22:41 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
Auf welches chemische Produkt oder Gemisch beziehen Sie sich mit dem Begriff Wundbenzin? Ich habe bei Google keine Übereinstimmung gefunden.
Danke und viele Grüße.

Enzo

Hallo Enzo, schau mal hier:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6373.0
Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Rene in November 29, 2022, 17:47:35 NACHMITTAGS
etwas weniger als 7.5 Liter, aber mit praktischer Düse: https://www.google.nl/search?q=zippo+benzin (https://www.google.nl/search?q=zippo+benzin)

René
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in November 29, 2022, 17:51:14 NACHMITTAGS
Hallo,

na gut - dann nehmt das für Zippo, meinetwegen auch Aral von der Tankstelle... :-\

Wo um alles ist denn das Problem, sich das bewährte(!!) Wundbenzin zu besorgen? Wundbenzin nach DAB muss bestimmte Reinheitskriterien erfüllen, Feuerzeugbenzin und Reinigungsbenzin nicht.

Hezrliche Grüße
peter
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Jürgen Boschert in November 29, 2022, 18:06:05 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

ich kann da Peter (Voigt) nur zustimmen! Medizinischer Petrolether (Wundbenzin) verdunstet rasch und vollkommen rückstandsfrei (man muss aber das Aufbewahrungsgefäß gut geschlossen halten, sonst "zieht" er sich unter Umständen Verunreinigungen bei). Feuerzeugbenzin oder Reinigungsbenzin ist dagegen die reinste Plörre. Jeder kann das einmal selbst testen: Auf eine dunkle, glänzende Fläche (lösungsmittelresistent!) jeweils einige Tropfen geben und selbst sehen!

@Peter: Nicht verzweifeln, ich hatte auf die Frage als erster geantwortet und Wundbenzin empfohlen, wurde irgendwie ignoriert.
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: HAPEZI in November 29, 2022, 18:48:34 NACHMITTAGS
Super, danke Euch allen! Dann werde ich guten Gewissens auf Wundbenzin umsteigen...

LG Peter
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: 3nzo in November 29, 2022, 20:30:38 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
danke für den link und viele grüße.
Danke auch an Florian.

Enzo
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Bob in November 29, 2022, 20:31:31 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,
bei solchen Stoffen gibt es in den internationalen Bezeichnungen auch eine schöne Vielfalt. Besonders auffallen tut das bei Brennstoffen für Campingkocher, da geht alles drunter und drüber. Ich bekam im Sommer von meinem Sohn Fotos aus einem Laden in Schweden, weil er die Tabelle nicht mitgenommen hatte....
Ich habe ihm natürlich Wundbenzin empfohlen!

https://internationalfuelnames.org/

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in November 29, 2022, 21:05:52 NACHMITTAGS
Hallo,

Zitat von: Herbert Dietrich in November 29, 2022, 11:47:10 VORMITTAG
Hallo Peter,

meine Immersionsobjektive tupfe ich nach Gebrauch nur mit Toilettenpapier ab.
Es muss doch nicht das letzte Restchen Öl entfernt werden, es sei denn Du verwendest noch Zedern-Öl.
Die neuen Immersionsöle verharzen doch nicht.

Oder liege ich da falsch?

Herzliche Grüße
Herbert

Immersionsöl hat bei mir schon für eine ordentliche Überraschung gesorgt. Ich bekam ein Leica Objektiv, dessen Frontlinse im Prinzip unauffällig, allenfalls diskret verunreinigt wirkte. Also Reinigung mit Benzin. In Gedanken tunkte ich allerdings das Wattestäbchen in ein ebenfalls offen stehendes Fläschchen mit Aceton;  noch bevor mich der Geruch warnte, wischte ich mit dem Stäbchen über die Fronstlinse, welche sich in Sekundenbruchteilen trübte. Erschrocken betrachtete ich mit großem Fragezeichen über dem Kopf dieses Phänomen. Sollte Leica jetzt tatsächlich schon Kunststofflinsen verwenden?  War es vielleicht ein seltsames Spezialobjektiv mit einer Kunststoffscheibe vor der eigentlichen Frontlinse? Nun, da das Ganze eh hoffnungslos zerstört aussah, dachte ich, ich mache mal mit Aceton weiter. Der vermeintliche Kunststoff brach rissig auf und und wurde schmierig und ließ sich letztlich mit einem Stäbchen aus Kunststoff abkratzen/abschieben. Darunter kam eine tadellose Frontlinse zum Vorschein. Wie ich später von einem erfahrenen Mikroskop-Servicetechniker erfuhr, war es schlicht angetrocknetes Immersionsöl, das tatsächlich absolut kristallklar aushärten kann, sodass man es zunächst gar nicht mehr erkennt.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Herbert Dietrich in November 29, 2022, 21:13:55 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

da habe ich wieder etwas dazu gelernt. Das mit dem Abtupfen habe ich, wenn ich recht erinnere, schon öfters im Forum gelesen.

Herzliche Grüße

Herbert
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: 3nzo in November 30, 2022, 07:34:16 VORMITTAG
Hallo Peter,
War es synthetisches Öl wie Cargille? Reinigen Sie in diesem Fall immer die Linse.
Herzliche Grüße

Enzo
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in November 30, 2022, 07:55:09 VORMITTAG
Hallo,

dazu kann ich wenig sagen. Es handelte sich um einen Gebrauchtkauf. Meist stehen solche Mikroskope ja viele Jahre unbenutzt herum, bevor sie verkauft werden und das Öl hat reichlich Zeit, um auszuhärten. Überraschend für mich war nur, dass es in diesem Fall glasklar und mit absolut glatter Oberfläche ausgehörtet war, was aber wohl durchaus so vorkommt. Welches Öl von irgendeinem.Vorbesitzer verwendet wurde, weiß ich natürlich nicht.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Flagellate in November 30, 2022, 11:12:43 VORMITTAG
Ich verstehe die Diskussion hier auch nicht so ganz, da es eigentlich doch ganz einfach ist.

Wenn möglich nur dest. Wasser nutzen.
Wenn ölig/"schmierig", dann erstmal dest. Wasser mit Spülmittel.
Wenn das nichts bringt, Wundbenzin.

Das Phänomen von Peter mit der verkrusteten Linse hatte ich auch schon bei einer Kondensorlinse. Auch hier reicht Wundbezin und gedultiges/behutsames putzen. Dauert möglicherweise nur etwas länger als mit Aceton ;D

Immersionsöl lässt sich in der Tat aber auch einfach mit (Klo-)Papier quasi rückstandslos entfernen, wenn es nicht schon zu lange auf dem Objektiv ist. Ich beseitige Immersionsöl in der Regel auch immer nur mit Papier. Allerdings gehe ich auch in unregelmäßigen Abständen hin und wieder auch mit Wundbenzin drüber, aber eben nicht immer.
Die Bedenken von Alexander, dass "Dauerkontakt" mit Immersionsöl eine schädigende Wirkung haben könnte, teile ich nicht. Das darf nicht sein, wenn ich mir überlege wie viele Stunde ich schon am Stück mit Immersionsöl gearbeitet habe. Ein Hersteller wäre in der Pflicht ich maximale "Nutzungsdauer" anzugeben. Das macht überhaupt kein Sinn, denn Objektive sind ja keine Verbrauchsmittel. Allerdings kann das natürlich von den Objektiven abhängen. Bei sehr alten Objektiven wäre ich vielleicht auch etwas vorsichtiger, da sowohl Kitt als auch Immersionsöl von heute nicht exakt das gleiche ist wie "damals".

Grüße,
Tobias
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Herbert Dietrich in November 30, 2022, 13:31:37 NACHMITTAGS
Hallo Tobias,

Du hast mein seelisches Gleichgewicht wieder hergestellt :)
Ganz so richtig habe ich die Xylol, Wundbenzin und sonstige Reinigung nicht geglaubt.
Gelegentlich reinige ich mit Optical Wonder.

Herzliche Grüße
Herbert
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Lupus in November 30, 2022, 13:46:13 NACHMITTAGS
Hallo,

die Diskussion über das Entfernen von Immersionsöl gab es hier schon regelmäßig. Hier eine Beschreibung von jemand der vom Fach ist ;):
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=31198.msg331273#msg331273 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=31198.msg331273#msg331273)

Hubert
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Fahrenheit in Dezember 01, 2022, 09:08:06 VORMITTAG
Liebe Putzteufel,

zu meiner Überraschung empfiehlt Leica aktuell tatsächlich Ethanol (PA) und Aceton (PA) zum Reinigen nicht wasserlöslicher Verschmutzungen:
https://downloads.leica-microsystems.com/DM1000/Brochure%20or%20Flyer/Cleaning_of_Microscope_Optics-Flyer_en_11914709.pdf

Ich meine mich dumpf zu erinnern, dass es früher Wundbenzin war. Aber die erste Stufe ist auch bei mir immer noch anhauchen und vorsichtig mit einem Kosmetiktuch abwischen.

Der Vollständigkeit halber: Das saubere Mikroskop von Zeiss:
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwiA-t_R-9f7AhXGzqQKHUq6CpsQFnoECAcQAQ&url=https%3A%2F%2Fasset-downloads.zeiss.com%2Fcatalogs%2Fdownload%2Fmic%2F4bba9a7d-5807-426e-8b54-8f206df967d5%2FDE_clean-microscope.pdf&usg=AOvVaw3bcBI2qE0mTMMzzlV048_2

Hier ist es Aqua dest. mit wenig Spülmittel und nHexan (PA) - also Wundbenzin (Seite 10):

Herzliche Grüße
Jörg 
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in Dezember 01, 2022, 09:40:22 VORMITTAG
Hallo Jörg,

das Problem ist, dass wir Hobbyisten es ja mit verschiedenen Herstellern und Optiken über einem Produktionszeitraum von teilweise 100 Jahren zu tun haben. Was für die eine Optik gut ist, kann für die andere schädlich sein. Ethanol ist zum Beispiel definitiv nicht mit Zeiss Jena-Optiken kompatibel.
Wundbenzin hingegen ist quasi das Universalmittel, das (soweit bekannt) keiner Optik schadet. Deshalb stets der allgemeine Hinweis auf Wundbenzin. Wer weiß, dass er es nur mit bestimmten Optiken zu tun hat und defintiv weiß, dass diese Ethanol oder Xylol oder Aceton vertragen, kann selbige natürlich auch damit reinigen.

Hezrliche Grüße
Peter
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Bob in Dezember 01, 2022, 10:19:32 VORMITTAG
Hallo zusammen,
bei den Herstellerempfehlungen sollte man im Blick behalten, dass deren Kundschaft ganz andere Anforderungen hat als der Amateur: Zeit ist Geld und Instrumente werden gekauft weil sie gerade wirklich gebraucht werden. Wenn eine schnelle Methode zur intensiven Linsenreinigung jedes Mal etwas Linsenkitt abträgt dann ist das kein Problem in der vorgesehenen Nutzungszeit. Ich wäre daher auf der Seite der Vorsichtigen und würde vor allem um Aceton einen weiten Bogen machen.
Ein Bisschen aufpassen muss man mit Immersionsöl wenn man Wechselkondensoren nutzt. Legt man so einen über Kopf hin, können Ölreste schon mal in Richtung der Federung laufen und dort eindringen.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Fahrenheit in Dezember 02, 2022, 06:58:24 VORMITTAG
Lieber Peter,

da bin ich völlig bei Dir. Es hat mich nur gewundert, dass Leica nun so etwas aggresives wie Aceton empfiehlt.
Vielleicht hat Bob da mit seiner Kosten - Nutzen - Betrachtung recht und dem Lehrstuhl tut es ja auch nicht wirklich weh, wenn der Herr Professor nach 5 Jahren ein neues HCX Plan Apo braucht.
Bei den Kursmikroskopen - so sie denn überhaupt ein Immersionsobjektiv tragen - ist das Problem wohl eher, dass sie im Zweifel garnicht gereinigt werden. ;D

Privat nutze ich für meine Objektive auch Wundbenzin, wenn es denn mal notwendig ist.

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in Dezember 02, 2022, 09:40:36 VORMITTAG
Lieber Jörg,

das ist ein weites Feld: In der mittelständischen Industrie zum Beispiel wird doch extrem aufs Geld geschaut und dort findet man auch noch viele "Methusalixe" im Einsatz, die bis ultimo am Leben erhalten werden. Sogar auf ein im Ensatz befindliches und bis vor 5 Jahren regelmäßig durch Leica gewartetes Panphot bin ich einmal gestoßen.
Bei öffentlichen Instituten ist oft die Ersatzbeschaffung mit erxterm nervigen bürokratischen Hürden versehen (vorherige Einholen von Angeboten, Vergleichsangeboten, Lieferant muss zertifiziert sein...). Andererseits wird auch nicht selten das Geld selbst im 100.000 -EUR-Bereich für nie benutzte Geräte "rausgehauen", weil der Herr Professor einfach die Möglichkeit hat, es zu bekommen.

Putzen ist - außer bei Inversmikroskopen - eigentlich nur beim Neuwerwerb eines gebrauchten Objektivs bzw. (versehentlicher) Ölverschmutzung erforderlich. Nicht besudelte Trockenobjektive an aufrechten Mikroskopen müssen im Prinzip NIE geputzt werden, wenn man nicht regelmäßig in der Küche mikroskopiert und Mutti nebenbei Reibekuchen backt  ;)

Hezrliche Grüße
Peter


Titel: Re: Xylol
Beitrag von: rhamvossen in Dezember 02, 2022, 13:34:38 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatWenn möglich nur dest. Wasser nutzen.
Wenn ölig/"schmierig", dann erstmal dest. Wasser mit Spülmittel.
Wenn das nichts bringt, Wundbenzin.

Volle Zustimmung. Spülmittel hat jeder. Und es wirkt sehr gut. Beste Güsse,

Rolf
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: lsolbach in Dezember 02, 2022, 16:37:39 NACHMITTAGS
Hallo Jörg,

wird von Leica evtl. auch Nagellack zur Immersion empfohlen? ;)

Gruß,
Ludger
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: ManK in Dezember 02, 2022, 21:27:59 NACHMITTAGS
Liebe Mikroskopiker,
zum Thema Wundbenzin hab ich noch ein abschreckendes Beispiel:
dieses hier ist ungeeignet, es hinterlässt nach dem auftrocknen einen hässlichen Grauschleier.
Hatte ich kürzlich in einer Drogerie erworben...
Grüße
Manfred
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Jakob_Wittmann in Dezember 02, 2022, 22:56:00 NACHMITTAGS
Guten Abend liebe Gemeinschaft,

auch die als Wundbenzin nach Apothekennorm deklarierte Variante hinterlässt Reste:

Die beigefügten Bilder sind gewissermaßen selbsterklärend. 10 × Achromat, minimale Bearbeitung ...

Beste Grüße

Jakob
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in Dezember 03, 2022, 07:28:01 VORMITTAG
Hallo Jakob,

was zeigt denn das Bild? Hast Du einen Tropfen Wundbenzin auf einem Objektträger verdunsten lassen? Bist Du sicher, dass die Rückstände im Wundbenzin selbst waren? Es gibt ja verschiednene Möglichkeiten der Kontamination. Zunächst einmal muss der Objektträger, auf dem Du den Versuch durchführst, selbst sicher tadellos sauber sein. Wie hast Du das Benzin aufgebracht? Mit einem Wattestäbchen? Mit einer Pipette? Kam das Benzin aus einem Originalbehältnis des Herstellers oder wurde es in der Apotheke umgefüllt? Was letztlich die Anwendung betrifft, muss man dazu sagen, dass man ja üblicherweise das Benzin nicht auf der Linse verdunsten lässt, sondern damit die bestehende Verschmutzung nur anlöst. Die Entfernung erfolgt ja durch das Wischen - das letztlich ein Aufsaugen des Benzin mitsamt dem gelösten Schmutz darstellt - durch den Putzlappen oder die Watte.

Herzliche Grüße
Peter

PS: Was ich durch diesen Thread gelernt habe, ist die Tatsache, dass Wundbenzin wegen des hohen Gehaltes an neurotoxischem Hexan nicht für die Anwendung an der Haut geeignet ist. Das erstaunt mich insofern, als sogar auf dem aus der Apotheke bezogenen Wundbenzin, das ich kaufe, explizit steht ,,Zum Entfetten der Haut und zur Entfernung von Pflasterresten", wozu ich es bislang auch immer benutzt habe. Das werde ich nun nicht mehr dazu verwenden. Als Sicherheitshinweis liest man nur ,,Reizt die Haut bei großflächiger und häufiger Anwendung". Irgendwie besteht in diesem Fall eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Deklaration von Wundbenzin auf den Etiketten und der Warnung in der Wikipedia. Für mich eine tatsächlich sehr erstaunliche und irritierende Erkenntnis im sonst vor Überreaktion, Warnhinweisen und Verboten reichen Europa bzw. Deutschland. Ich habe mir bislang nie Gedanken um Neurotoxizität gemacht und Wundbenzin selbstverständlich stets zur Entfernung von Pflasterkleber verwendet.
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jochen53 in Dezember 03, 2022, 10:23:09 VORMITTAG
Hallo Peter,

da hast Du aber irgendwas falsch verstanden. Wundbenzin enthält keinen hohen Anteil an n-Hexan, ebenso wie die anderen im Handel befindlichen Benzinqualitäten in diesem Siedebereich auch (n-Hexan siedet bei 68,8° C). Der Gehalt an n-Hexan ist meistens < 2%. Nur das unverzweigte, lineare n-Hexan ist neurotoxisch, das um nur ein C-Atom längere n-Heptan schon nicht mehr.
Trotzdem sollten alle fettlösende Lösemittel nicht über längere Zeit mit der Haut in Kontakt kommen.
Während des Studiums bekam die TUM n-Hexan von Shell kostenlos fässerweise als kostenlose Industriespende. Wir haben damit ohne Gummihandschuhe mit der Spritzflasche unsere Normschliffe vom Schliffett befreit und dabei literweise n-Hexan verbraucht. Ein älterer Kollege hat als Vorlesungsassistent bei Prof. Wiberg an der LMU zu diesem Zweck noch Benzol verwendet (er ist heute 85).
Bei den angeblichen Rückständen von Wundbenzin auf dem Objektträger bin ich mir nicht ganz sicher, ob es sich nicht einfach nur um Kondenswasser-Tröpfchen aufgrund der Verdunstungskälte handelt.
Mein Klax Wasch- und Reinigungsbenzin mit Siedebereich 80 - 110° C aus dem DM (asu einer 1 Liter HDPE-Flasche) und mein Wundbenzin 40/60 aus der Apotheke (aus einer Original 1-Liter Weißblech-Blechdose) hinterlassen jedenfalls keine solchen Erscheinungen. Wenn ich ganz genau hinsehe, kann ich beim Wundbenzin ganz schwach erkennen, wo der Rand des verdunsteten Tropfens war. Wenn ich mal Zeit habe, werde ich davon mal ein paar ml destillieren.

Viele Grüße, Jochen.
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in Dezember 03, 2022, 12:09:29 NACHMITTAGS
Hallo Jochen,

also, ich finde in der Wikipedia Folgendes:

ZitatDa n-Hexan, einer der Hauptbestandteile des Wundbenzins, im Körper zu neurotoxischen Stoffen metabolisiert wird,[4] und möglicherweise die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt,[3] sollte Wundbenzin nicht mehr an Lebewesen angewandt werden.

Ich selbst kaufe Wundbezin seit Jahren in 5 Listern-Kanistern von Hedinger oder Fischar und benutze es für die Entfernung von Pflasterresten und auch für diverse andere Reinigungsarbeiten und hatte es bislang immer für unkritisch gehalten.

Was die Rückstände, die in vorherigen Therads angesprochen werden, betrifft, kann ich mir auch kaum vorstellen, dass diese wirklich diekt aus dem Wundbenzin stammen sollen. Jedenfalls reinigen ja nun sicher 90 Prozent der Mikroskopiker hier seit Jahren ihre Optiken mit Wundbenzin und haben damit keine Probleme. Wie gesagt: Ein objektiver Test auf Rückstände setzt eine bereits zuvor tadellos saubere Oberfläche voraus und dann muss sichergestellt sein, dass das Benzin nicht durch andere Substanzen (z.B. aus dem Kleber von Wattestäbchen, Kontamination einer Pipette oder des Behältnisses, statt.

Und der Preis, den ich auf der Fischar-Flasche sehe, sollte für jeden Mikroskopiker finanzierbar sein (3.60 EUR für 150 ml, die für den normal microscopist wohl ein halbes leben lang reichen  ;) ).

Was die Toxizität betrifft, ist es immer eine problematische Sache, da es sich ja oft und zufällige (statistische) Schäden handelt und nicht immer um klare "lineare" Zusammenhänge. (Typisch hierfür die Ausrede aller Raucher: "Helmut und Loki Schmidt (Loki und Smoky  ;) ) sind beide als  Extremraucher 90 geworden....).
Natürlich sind auch nicht alle Chemiker an Krebs verstorben, die früher die Hände in Benzol gebadet haben. Als Studenten haben wir in den Achtzigern in Essen die Präparation im Sezierkurs ein Semester lang an formalinfixierten Körperspendern ohne Handschuhe durchgeführt und die Luft war so formalingeschwängert, dass es schon in der Nase kribbelte. Beim Entfernen der klatschnassen formalingtränkten Tücher musste man oft zurückweichen, so beißend war der Geruch. Erstunlicherweise fand ich kürzlich Videos der Uni Innsbruck, auf denen man sieht, dass dort aktuell auch noch von einigen Dozenten ohne Handschuhe im Präparierkurs gearbeitet wird.
Meine Angst vor Formalin, Xylol und auch n-Hexan hält sich eher in Grenzen. Aber natürlich sollte man Expositionen immer vermeiden und sich das aus dem Strahlenschutz bekannte ALARA-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable) zu eigen machen.

Hezrliche Grüße
Peter




Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jochen53 in Dezember 03, 2022, 12:44:35 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
man darf nicht alles glauben, was in Wikipedia steht. Der Eintrag unter dem Suchbegriff "Petrolether", den Du meinst, ist definitiv falsch.
n-Hexan ist heute kein Hauptbestandteil von Wundbenzin bzw. Petrolether mehr. Sonst dürfte es gar nicht mehr an Endverbraucher abgegeben werden. Laut Sicherheitsdatenblatt des Händlers Fischar ist der Gehalt an n-Hexan in Wundbenzin (Benzinum) < 5 %, in der Praxis wahrscheinlich deutlich darunter.
https://cdn02.plentymarkets.com/2u9i8o23y17d/frontend/SDB/Benzinum.pdf
Viele Grüße, Jochen
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in Dezember 03, 2022, 13:04:44 NACHMITTAGS
Hallo Jochen,

Wie sagen die Juristen? "Wenn man juristisch nicht weiter weiß, hilft ein Blick ins Gesetz".  ;)

In diesem Falle hätte ich natürlich auch einmal ins Sicherheitsdatenblatt schauen können, bei Hedinger wird sogar ein n-Hexan-Gehalt von unter 2 Vol.% angegeben. Da sieht man mal, wie unkritisch man leider mittlerweile der Wikipedia vertraut. Ich war mir sicher, dass  solche Fehler relativ schnell in der Wikipedia ausgemerzt werden. Offenbar nicht.

Vielleicht ist ja jemand aus dem Forum dort aktiv und kann es einmal richtigstellen?

Wobei...

ZitatDa n-Hexan, einer der Hauptbestandteile des Wundbenzins, im Körper zu neurotoxischen Stoffen metabolisiert wird,[4] und möglicherweise die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt,[3] sollte Wundbenzin nicht mehr an Lebewesen angewandt werden.

..ab wieviel Prozent kann man von "einem der Hauptbestandteile" reden?  ;)

Herzliche Grüße
Peter






Titel: Re: Xylol
Beitrag von: treinisch in Dezember 03, 2022, 13:41:58 NACHMITTAGS
Hallo,

Zitat von: Peter V. in Dezember 03, 2022, 13:04:44 NACHMITTAGS

Vielleicht ist ja jemand aus dem Forum dort aktiv und kann es einmal richtigstellen?


erledigt.

Viele liebe Grüße!
Timm
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jochen53 in Dezember 03, 2022, 13:46:22 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
Du hast Recht und Wikipedia auch.
Im Römpp-Chemie Lexikon steht unter Stichwort "Konzentration":
"In der analytischen Chemie hat sich für die Angabe des Gehalts einer Substanz in einer anderen die Benutzung der Begriffe
Hauptbestandteil (1 % bis 100%)
Nebenbestandteil (0,01 bis 1 %)
Spur (< 0,01 %)
als sehr zweckmäßig erwiesen......"
Somit wären 2 % und 5 % n-Hexan Hauptbestandteile.
Ich nehme an, meine Schusseligkeit ist vermutlich eine Spätfolge des exzessiven Gebrauchs von n-Hexan.
Viele Grüße, Jochen
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in Dezember 03, 2022, 13:57:56 NACHMITTAGS
Hallo Timm,

das hast Du doch jetzt sehr treffend und fast schon "diplomatisch"  formuliert.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: 3nzo in Dezember 03, 2022, 15:17:41 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,
Wenn es für Diskussionen oder aus Neugier nützlich sein kann, sind dies die Schlussfolgerungen, zu denen ich gekommen bin.
Ich habe mit Xylol angefangen, das eigentlich sehr effektiv ist, aber dann habe ich versucht, es zu vermeiden, weil es im Verdacht stand, den Kitt russischer Linsen anzugreifen und weil es im Verdacht stand, krebserregend zu sein. Ich habe auf Isopropylalkohol umgestellt, aber er verdunstet zu schnell und hinterlässt manchmal Rückstände auf der Linse.
Bei den Zeiss-Linsen, die ich jetzt verwende, scheint das Lösungsmittel Alkohol zu sein, und jetzt reinige ich sie mit Wasser und einer minimalen Menge Spülmittel, während ich in den schwierigsten Fällen Xylol nach dem ALARA-Prinzip verwende  :)
Beste Grüße an alle.

Enzo
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Jakob_Wittmann in Dezember 03, 2022, 15:41:12 NACHMITTAGS
Hallo zusammen!

Da zuerst Peter nach den Details beim Erstellen der Präparate mit den Verdunstungsrückständen von Wundbenzin– vollkommen nachvollziehbar – gefragt hat: An sich habe ich die Sache von wegen Sauberkeit des Objektträgers usw. ordentlich gemacht, ABER heute noch einmal ...

Diesmal mit fast schon peniblen Maßnahmen, um Kontaminationen aller Arten (hoffentlich  :) ) zu vermeiden.

Der Objektträger wurde mit einem Wattepad, das vorher steril verpackt war, zuerst mit Xylol gereinigt und danach mit reichlich Xylol abgespült. Nach dem Trocknen habe ich ihn nochmals mit Äthanol (96 %) gespült und am Schluss noch einmal mit Xylol. Nach dem Trocknen habe ich eine Chirurgische Pinzette, die vorher auch sorgfältig gereinigt und ähnlich wie oben beim Objektträger erwähnt mit einer Abfolge von Xylol, Äthanol, Xylol behandelt und natürlich gewartet bis sie trocken ist.

Danach verwendete ich die Pinzette als Ersatz für ein Glasstäbchen und platzierte einen Tropfen Wundbenzin auf d. Objektträger:

Das Wundbenzin aus der Apotheke ist mit einem Etikett derselben Apotheke versehen. Am Aufdruck ist u.a. zu lesen ,,Benzinum ÖAB".

Mit dem 10-fach Objektiv erkennt man wieder Trocknungsreste, die nach 3 Stunden vollkommen unverändert aussehen. Daher halte ich z.B. eine Bildung von Kondenswasser für unwahrscheinlich.

Merkwürdig, entweder wurde beim Abfüllen was falsch gemacht oder die Bestandteile solcher Rückstände ,,dürfen" im Wundbenzin sein.

Liebe Grüße

Jakob
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Lupus in Dezember 03, 2022, 16:12:22 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatDas Wundbenzin aus der Apotheke ist mit einem Etikett derselben Apotheke versehen. Am Aufdruck ist u.a. zu lesen ,,Benzinum ÖAB".
.....
Merkwürdig, entweder wurde beim Abfüllen was falsch gemacht oder die Bestandteile solcher Rückstände ,,dürfen" im Wundbenzin sein.
Wundbenzin muss nicht unbedingt sehr rein sein weil es aus der Apotheke kommt. DAB heißt Deutsches Arzneibuch und regelt lediglich die Qualität von Inhaltsstoffen.
Zeiss schreibt zu den Lösungsmitteln:
"Das n-Hexan sollte analysenrein sein. Einige Fraktionen von Waschbenzin sind nicht geeignet, da sie einen unlöslichen Film auf der optischen Oberfläche zurücklassen.
Das ausschließlich zur gelegentlichen Reinigung von verölten Deckgläsern empfohlene Aceton sollte ebenfalls analysenrein sein."

Hubert
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Jakob_Wittmann in Dezember 04, 2022, 05:30:23 VORMITTAG
Zitat von: Lupus in Dezember 03, 2022, 16:12:22 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatDas Wundbenzin aus der Apotheke ist mit einem Etikett derselben Apotheke versehen. Am Aufdruck ist u.a. zu lesen ,,Benzinum ÖAB".
.....
Merkwürdig, entweder wurde beim Abfüllen was falsch gemacht oder die Bestandteile solcher Rückstände ,,dürfen" im Wundbenzin sein.
Wundbenzin muss nicht unbedingt sehr rein sein weil es aus der Apotheke kommt. DAB heißt Deutsches Arzneibuch und regelt lediglich die Qualität von Inhaltsstoffen.
Zeiss schreibt zu den Lösungsmitteln:
"Das n-Hexan sollte analysenrein sein. Einige Fraktionen von Waschbenzin sind nicht geeignet, da sie einen unlöslichen Film auf der optischen Oberfläche zurücklassen.
Das ausschließlich zur gelegentlichen Reinigung von verölten Deckgläsern empfohlene Aceton sollte ebenfalls analysenrein sein."

Hubert

Hallo Hubert,

danke, das scheint mir absolut nachvollziehbar.

Leider, wie generell bei gewissen Chemikalien, ist die Beschaffung von analysereinen Substanzen für Privatpersonen mühsam. Einen Anbieter (für ,,Normalverbraucher") https://tinyurl.com/282jeddx (https://tinyurl.com/282jeddx) für rektifiziertes Hexan habe ich zwar gefunden, es könnte vielleicht aber sein, dass der Reinheitsgrad dieses Produkts den von Wundbenzin aus der Apotheke auch nicht übertrifft. ,,rektifiziertes ..." ohne nähere Angaben ist etwas wenig Information.

Liebe Grüße

Jakob

Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Rene in Dezember 04, 2022, 09:01:25 VORMITTAG
Zitat von: Rene in November 29, 2022, 17:47:35 NACHMITTAGS
etwas weniger als 7.5 Liter, aber mit praktischer Düse: https://www.google.nl/search?q=zippo+benzin (https://www.google.nl/search?q=zippo+benzin)

René
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: ManK in Dezember 04, 2022, 09:59:04 VORMITTAG
Bei Aurelio gibt es immerhin analysenreines Iso und Aceton.
Diese (zumindest aus der Charge die ich bezogen habe) zeigen den oben von mir beschriebenen Grauschleier vom Wundbenzin nicht.
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Peter V. in Dezember 04, 2022, 11:06:18 VORMITTAG
Hallo,

ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil  ;) :-\ Unten ein Bild meines Wundbenzins aus dem Originalgebinde, DIK 20x-Objektiv. Allerdings spielt das sicher keine Rolle, da man das Wundbenzin nicht auf der Optik einfach so wegtrocknen lässt, sondern mit aufsaugenden Medien (Watte etc.) abwischt. Asonsten würde man ja auch die Verschmutzung, die man von der Optik entfernen will, eben nicht entfernen.

Dieser Shop beliefert wohl auch Privatpersonen und dort ist auch n-Hexan p.a. erhältlich.


https://www.restauro-online.com/n-Hexan-99-zur-Analyse
(https://www.restauro-online.com/n-Hexan-99-zur-Analyse)

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Tilman in Dezember 04, 2022, 12:31:37 NACHMITTAGS
Hallo,
wenn es auch ein bisschen kleinlich klingt, aber n-Hexan ist toxikologisch nicht ganz so harmlos, wie anfangs gedacht. Wir haben im Labor schon vor Jahrzehnten n-Hexan durch iso-Oktan ersetzt. N-Hexan soll einen neurotoxischen Metaboliten  bilden, der im Verdacht steht Polyneuropathien zu verursachen.
Liebe Grüße
Tilman
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: lsolbach in Dezember 04, 2022, 13:12:24 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

diese beiden Aufkleber finden sich zusammen auf der Flasche Wundbenzin, die ich am Freitag aus der Apotheke abgeholt habe. Kling für mich ein bisschen inkonsistent. Wenn ich mir die Gefahrenhinweise durchlese, dann habe ich keine Lust mehr, damit Pflasterreste von der Haut zu entfernen. Besser wäre wahrscheinlich, die Optik unter Vollschutz zu reinigen. ;)

Gruß
Ludger
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Aljoscha in Dezember 04, 2022, 13:29:56 NACHMITTAGS
Hallo,

Alles halb so schlimm. Solange man das Zeug nicht säuft, sich in die Augen reibt oder darin badet, passiert absolut nichts.

Sicherheitsdatenblätter sind oftmals absurd. So steht bei NaCl zum Beispiel "Darf nicht ins Abwasser gelangen." Das macht bei großtechnischen Anlagen ja auch Sinn, aber wer bitte entsorgt denn das Kochwasser für die Spaghetti als Sondermüll? Darf ich noch auf die Toilette? Da gelangt ja NaCl ins Abwasser. Den Salzpäckchen im Supermarkt liegt kein Sicherheitsdatenblatt bei. Warum ist das eigentlich nicht gesetzlich vorgeschrieben?

In Benzin ist nicht wenig Benzol enthalten. Trotzdem habe ich noch nie jemanden in Vollschutz mit Gasmaske an der Tankstelle gesehen. Nur im Labor ist schon der Anblick eines Fläschchens Benzol angeblich lebensgefährlich.

Ähnlich geht es mit dem Xylol. Das gibt es im Baumarkt in Kanistern zu kaufen. Reinigt man ein Objektiv damit, bekommt man aber sofort einen Tumor. Entfernt man alte Anstriche damit, passiert seltsamerweise nichts. Auch die Schuhmacher, in deren Werkstätten es immer so lecker nach Xylol riecht, scheinen das recht lange zu überleben.

Viele Grüße

Alexander
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Lupus in Dezember 04, 2022, 14:43:07 NACHMITTAGS
Hallo,

Diskussionen über die vermeintliche und tatsächliche Gefährlichkeit von Mikrochemikalien hatten wir ja schon früher mehrmals. Die daraus ableitbaren, etwas grotesken Beispiele sind dann aber doch wenig sinnvoll denn die Datenblätter sind sicher nicht falsch. Es muss schon jeder Anwender mit einem Minimum an Instinkt für Probleme selbst beurteilen können, ob bei der Art der eigenen Anwendung und der verwendeten Menge eine individuelle Gefahr von der Chemikalie ausgeht.

Zitat... Allerdings spielt das sicher keine Rolle, da man das Wundbenzin nicht auf der Optik einfach so wegtrocknen lässt, sondern mit aufsaugenden Medien (Watte etc.) abwischt.
Das ist grundsätzlich vollkommen richtig. Überhaupt verstehe ich die Diskussion über Xylol u.ä. starken Lösungsmitteln bei der Frage der Entfernung von Immersionsöl auf dem Objektiv nicht so recht. Wenn ich in der Küche etwas Salatöl verschütte greife ich doch auch nicht zur Lösungsmittelflasche sondern wische es mit z.B. einen Papiertuch weg und arbeite eventuell etwas mit Spülmittel und Wasser nach um den verbleibenden Ölfilm zu entfernen. Nichts anderes muss man mit dem Immersionsobjektiv machen.

Allerdings sollte man eintrocknende Reste durch nicht ganz reine Lösungsmittel nicht unterschätzen, weil die dann eventuell einen schwerlöslichen Film hinterlassen. Gerade bei schnelltrocknenden Lösungsmitteln wie Wundbenzin mit niedrigem Siedepunkt kann man die Lösung gar nicht so schnell wegwischen wie das Mittel wegtrocknet. Für die Entfernung solcher Rückstände benötigt man dann eventuell doch wieder unnötigerweise "aggressivere" Chemie.  ;)

Hubert
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Werner in Dezember 04, 2022, 18:30:32 NACHMITTAGS
Abhilfe bei hochflüchtigen Lösungsmitteln gegen angereicherte Restflecken:
Objektiv waagerecht auf saugfähiges Papier legen und das Lsm mit einer sauberen Pipette von oben nach unten spülen. Eventuelle restliche Tropfen mit einem Klistier (Gummigebläse) wegblasen. Das funktioniert sogar bei Ethylether.
Nie aus der Flasche pipettieren, immer in ein Zwischengefäß gießen, ausgießen und dann erst für die Pipette wieder auffüllen.

Gruß - Werner
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: anne in Dezember 04, 2022, 20:03:25 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,
ich habe mir genau einmal eine Flasche Wundbenzin gekauft und habe mich aufgrund der Rückstände gewundert, warum das alle so toll finden. Dachte dann es liegt wohl an mir. Nun bin ich froh, dass es nicht so ist.
lg
Anne
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: rhamvossen in Dezember 05, 2022, 11:52:38 VORMITTAG
Hallo Anne,

Zitatich habe mir genau einmal eine Flasche Wundbenzin gekauft und habe mich aufgrund der Rückstände gewundert, warum das alle so toll finden

Vielleicht weil es Vielen gibt die blindlings die Mikrofibel folgen ;). Wundbenzin, ich mag es auch nicht. Vor allem, weil es etwas einfacheres gibt wie Wasser mit ein Paar Tropfen Spülmittel. Das ist nicht schädlich für sowohl die Optik als die Gesundheid. Beste Grüsse,

Rolf
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Aljoscha in Dezember 05, 2022, 12:50:37 NACHMITTAGS
Zitat von: rhamvossen in Dezember 05, 2022, 11:52:38 VORMITTAG
... ein Paar Tropfen Spülmittel. Das ist nicht schädlich für sowohl die Optik als die Gesundheid.

Hallo,

Wirf mal einen Blick in die Sicherheitsdatenblätter der Tenside, die man in Spülmitteln findet. Von wegen nicht gesundheitsschädlich.

Aber das ist ja nur Spülmittel und kein kriminell gefährliches Lösungsmittel.  8)

Viele Grüße

Alexander
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: ammererlutz in Dezember 05, 2022, 13:05:46 NACHMITTAGS
also ich bin vom Wundbenzin bei Trockenobjektiven auch wenig begeistert gewesen, es hinterläßt immer, auch nach säuberlicher Reinigung mit Wattetupfer oder den sündteuren, von Zeiss empfohlenen, Whatman tüchern, nicht beseitigbare Tropfenränder. Wenn also ein Unglück passiert und ein Trockenobjektiv planscht ins Immersionsöl oder einen Wassertropfen am OT, reinige ich es mit dest.Wasser, dann Linsenreinigerspray ( gibts ja von Zeiss) oder 70 % Isopropanol und wische mit Whatman oder Wattestäbchen vorsichtig nach, bis im Auflichtmikro keine Schlieren mehr zu sehen sind.
Bei Immersionsobjektiven dürften die Wundbenzin-Rückstönde ja durch das Öl wieder gelöst werden, laut Zeiss reicht aber fast immer verdünntes Spülmittel.
Nur meine persönliche Erfahrung
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: 3nzo in Dezember 05, 2022, 17:18:15 NACHMITTAGS
Grüße,
Ich bin überrascht, dass mit den beschriebenen Problemen kein wasserlösliches Tauchprodukt auf den Markt gebracht wurde. Ich glaube nicht, dass es unmöglich ist.
Mit freundlichen Grüßen.

Enzo
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jako_66 in Dezember 05, 2022, 19:04:12 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

auch mein Wundbenzin zeigt Rückstände auf einem Objektträger. Dieser war tipp topp mit Hexan gereingt - ich bleibe daher lieber beim Hexan!

Vielleicht löst sich ja der Kunststoff-Stopfen des Deckels etwas an?

Dank`Euch für den Hinweis & die interessante Diskussion!

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jako_66 in Dezember 06, 2022, 18:22:40 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

habe vorhandenes Wundbenzin durch eine Kolonne destilliert: die erste Fraktion bis ca. 45°C verdunstet auf einem Objektträger mit einem Rückstand, der sich wegfönen lässt - also Wasser. Die letzte Fraktion bis ca. 58°C  verdunstet mit fast keinem Rückstand. Allerdings bleibt bei beiden ein sehr dünner Rand übrig, den ich so mit reinem Hexan nicht habe.

mein Fazit: destilliertes Wundbenzin ist vielleicht noch für die Objektiv-Vorreinigung zu gebrauchen...

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jochen53 in Dezember 07, 2022, 09:46:02 VORMITTAG
Hallo Sven,

damit stellt sich mir jetzt die Frage, welcher Stoff oder welche Substanzen das sein könnten, die bei ca. 50 - 58° C einen so hohen Dampfdruck besitzen, daß sie mit überdestillieren (Azeotop?), jedoch bei der Habeck-Raumtemperatur von 19° C nicht flüchtig sind.
Jochen
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: Lupus in Dezember 07, 2022, 10:44:41 VORMITTAG
Hallo,

zu dem Thema sichtbarer Rückstände bei sehr reinen Lösungsmitteln gab es auch schon mal eine Diskussion:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=19324.msg147368#msg147368 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=19324.msg147368#msg147368)
Alles nicht ganz so einfach...

Hubert
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jako_66 in Dezember 07, 2022, 10:45:59 VORMITTAG
Hallo Jochen,

wahrscheinlich die Isomere von n-Hexan wie 2- oder 3-Methylpentan, Mischung mit cyclo-Pentan etc.. Bei der Petrolether-Mischung 40/60 liegen die Siedepunkte der einzelnen Substanzen so eng beieinander, dass bekommt man nicht sauber getrennt.

Auch bei Kellertemperatur dürfte sich eine Wundbenzinflasche bemerkbar entleeren, wenn diese nicht gut verschlossen ist. Xylol ist da deutlich "träger".

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jochen53 in Dezember 07, 2022, 11:23:01 VORMITTAG
Hallo Sven,
Du bist also der Meinung, daß Kohlenwasserstoffe 2- oder 3-Methylpentan, Mischung mit cyclo-Pentan etc. bei Raumtemperatur nicht rückstandsfrei verdunsten und sichtbare feste Rückstände hinterlassen und daß n-Hexan im Gegensatz dazu ohne Rückstände zu hinterlassen, verdunstet.
Jochen
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jako_66 in Dezember 08, 2022, 16:01:04 NACHMITTAGS
Hallo Jochen,

nein! Wenn alle kurzkettigen Kohlenwasserstoffe sauber- sprich destilliert sind, sollten sie alle rückstandsfrei verdunsten. Die kürzer-kettigen Kohlenwasserstoffe dürften aber bei Verdunstung Kondensflecken hinterlassen. Ich nehme eher an, dass bei der Abfüllung von Wundbenzin Verunreinigingen mit hineingelangt sind oder aber sich vom Deckel z.B. die Weichmacher lösen.

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Xylol
Beitrag von: jochen53 in Dezember 09, 2022, 10:29:40 VORMITTAG
Hallo Sven,
ich kann mir auch nicht vorstellen, daß der Vertreiber (z.B. die Fa. Otto Fischar) ihr Wundbenzin in hochgereinigte Gebinde abfüllt. Die selben WEißbleck-Blechdosen haben wir bei meinem früheren Arbeitgeber palettenweise bezogen, in Wickelfolie eingewickelt. Wir haben darin industrielle Schmieröle abgefüllt. Die Fässer, in denen Lösemittel geliefert werden, sind auch "technische" Qualität, manchmal aus Schwarzblech, manchmal innenlackiert. Was da so alles an oberflächlichen Verunreinigungen drin sein mag?
Es gibt durchaus Lösemittel z.B. zur Rückstandsanalytik von Pestiziden usw. in höchstreiner Qualität mit garantierter max. Rückstandsbildung zu kaufen, aber das wäre wohl so, als wenn man nicht nur mit Kanonen sondern mit Raketen auf Spatzen schießen würde. Wenn man Lösemittel durch Destillation reinigen kann, kommt man dem sehr nahe, vorausgesetzt, die komplette Apparatur ist erst mal richtig "sauber destilliert" und man verwendet kein Schliffett sondern PTFE-Manschetten.
Über die Reinigung von Glasoberflächen (z.B. Objektträger) und zwar so, daß wirklich keine organischen Rückstände mehr vorhanden und nachweisbar sind, möchte ich mich gar nicht näher auslassen nur soviel: Eine der Substanzen war wunderschön orange.
Viele Grüße, Jochen