Mikro-Forum

Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Miner in November 09, 2010, 20:51:36 NACHMITTAGS

Titel: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Miner in November 09, 2010, 20:51:36 NACHMITTAGS
Da ja zumindest einige hier noch immer im Polfieber sind (hoffe ich zumindest), will ich die Gelegenheit nutzen und diesen Zustand noch ein wenig verlängern.
Hier nochmal so eine hexagonale Pyramide, einmal zwischen gekreuzten Polarisatoren und sonst nichts:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/50230_5270802.jpg)
Und einmal zwischen gekreuzten Polfiltern mit Quarz Rot I. Der Workshopteilnehmer erkennt sofort die Verschiebung der Interferenzfarben von der Spitze weg und zur Basis hin, und wie sich ein schwarzer Streifen knapp unterhalb der Spitze durch den Kristall zieht.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/50230_14776311.jpg)
Das kleine Ding rechts nahe der Spitze ist ein angewachsener Zwilling, der ziemlich genau in Auslöschungsstellung ist.
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 09, 2010, 20:57:51 NACHMITTAGS
Hallo Ole,

schön, sieht aus wie Sojus 1 kurz vor dem Verglühen! :D

Was ist es denn für eine Substanz?
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Miner in November 09, 2010, 21:04:21 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,
(NH4)2[GeF6].
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Nomarski in November 10, 2010, 18:32:22 NACHMITTAGS
Hallo Ole,

wie es aussieht können sich mit der Zeit noch mehrere Zwillinge bilden. Oder sind das schon Tochterkristalle?

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/50313_26928833.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/50313_30340357.jpg)
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: olaf.med in November 10, 2010, 19:59:58 NACHMITTAGS
... herrlich hemimorphe Kristalle - nur um noch ein Fremdwort in die Diskussion zu werfen. Woher hast Du die denn, Bernd?

Gruß, Olaf
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Nomarski in November 10, 2010, 20:08:34 NACHMITTAGS
Hallo Olaf,

der Ole war so nett und hatte mir welche mitgebracht. Ich habe sie nur auf den Objektträger geschmissen, weiter nichts. Aufgenommen mit einem Plan 2,5 (1. Aufnahme) und einem Planapo 4 )2.Aufnahme) und aus mehreren Fokusebenen gestackt.

Viele Grüße
Bernd
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Miner in November 10, 2010, 22:02:52 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,
wenn du "mit der Zeit" die Zeit meinst, seit sie in deinem Besitz sind: nein. Einmal aus der Lösung wächst da gar nichts mehr. Alle Kristalle sind Viellinge, auch wenn manche wohl nicht so gut genährt sind wie andere.
Toll wie du mit DIK die (positive) Energie sichtbar gemacht hast, die aus der einen Pyramidenspitze strömt!
Ole
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: cicindela in November 11, 2010, 09:15:36 VORMITTAG
Hallo,
Zitat von: Miner in November 10, 2010, 22:02:52 NACHMITTAGS
Toll wie du mit DIK die (positive) Energie sichtbar gemacht hast, die aus der einen Pyramidenspitze strömt!
nein, nein, das sind die Handystrahlen, die angesaugt werden!

strahlende Gruesse
Franz
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Horst Isele in November 11, 2010, 10:03:38 VORMITTAG
Zitat von: Miner in November 09, 2010, 21:04:21 NACHMITTAGS
(NH4)2[GeF6].

Hallo Miner

Hier fehlt noch eine kleine Erklärung für Laien wie mich.
Was ist das und  wo kriege ich es her?

Gruss  Horst
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 11, 2010, 10:17:03 VORMITTAG
Hallo Horst,

ZitatWas ist das und  wo kriege ich es her?

die Antworten findet man im Thread:  ;)

Zitat(NH4)2[GeF6].
Auf gut deutsch: Di-Ammonium Germanium-Hexafluorid bekommt man aber nicht bei Mila :'(

Zitatder Ole war so nett und hatte mir welche mitgebracht
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Hugo Halfmann in November 11, 2010, 10:53:50 VORMITTAG
Zitat von: Klaus Herrmann in November 11, 2010, 10:17:03 VORMITTAG
(NH4)2[GeF6].
Auf gut deutsch: Di-Ammonium Germanium-Hexafluorid bekommt man aber nicht bei Mila :'(
[/quote]

Hallo Klaus und alle anderen Polarisierten!

Tante Gugel verrät tatsächlich auch den Inhalt der Formel, aber was zum Geier ist das für ein Zeug, und, was wohl nicht nur den Horst Isele interessiert, kann man es kaufen ? Oder ist das so giftig, daß ein Laie wie ich es nicht bekommen wird ?
Zu guter letzt: Wozu ist diese Chemikalie gut ?

Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 11, 2010, 12:56:25 NACHMITTAGS
Hallo Hugo,

man muss nur mit offenen Augen durch die Welt gehen: ;D

(NH4)4Li2(GeF6)3 [2] показало, что в данном соединении реализуется структурный мотив, не встречающийся ранее в гексафторокомплексах со смешанными катионами. ...

Bei dieser Literaturstelle findest Du sicher auf Seite 49 dann eine ausführliche Beschreibung von (NH4)2[GeF6]. - Mit Sojus 1 lag ich gar nicht so schlecht  8)


Aber vielleicht verrät ja Ole ein wenig (und das dann in deutsch :D) - ich vermute, er hat die Substanz hergestellt?

Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: cicindela in November 11, 2010, 18:00:39 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,

Zitat von: Klaus Herrmann in November 11, 2010, 12:56:25 NACHMITTAGS
(NH4)4Li2(GeF6)3 [2] показало, что в данном соединении реализуется структурный мотив, не встречающийся ранее в гексафторокомплексах со смешанными катионами. ...
[2] hat gezeigt, daß in der gegebenen Verbindung ein strukturelles Motiv realisiert wird,
das früher in Hexafluorkomplexen mit gemischten Kationen nicht angetroffen wurde.

sehr aufschlußreich ...

всего доброго,
Franz
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 11, 2010, 18:14:03 NACHMITTAGS
Hallo Franz,

danke für die Übersetzung! Ich sagte ja Seite 49... ;)

Hab gleich mal nachgeschaut ob es sich hier um Verbalinjurien handelt:

Zitatвсего доброго,
::)

Aber ich sehe, Du bist ein friedlicher höflicher Mensch! :)

Dir auch alles Gute!

Klaus
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: hinrich husemann in November 11, 2010, 18:31:31 NACHMITTAGS
Hallo Germanophile,
nur etwas "Korintenka..." zur "Benamsung" von (NH4)2[GeF6]: Es heißt meiner fernen Erinnerung nach  Diammoniumhexafluorogermanat(IV); nicht Diammonium-Germaniumhexafluorid. (Das Germanium hat hier die Oxidationsstufe +4. "Grundlage" wäre die Germanium(IV)-Säure  H2GeO3 ,ob es die real gibt, sei dahingestellt. )
Freundliche, etwas Chemie-Erninnerungs-belastete Mikrogrüsse
H. Husemann
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 11, 2010, 20:44:23 NACHMITTAGS
Ei natürlich lieber Herr Husemann,

das ist absolut korrekt!

Und für die Anglophilen: diammonium hexafluorogermanate (NH4)(2)[GeF6]

gibt es trotzdem nicht bei Mila, heute am 11. 11. schon gar nicht, da sind auch die Bonner jeck!

Aber nebenbei gesagt: die Verbindung ist heftig untersucht und es wäre schon mal interessant zu hören, warum und wo sie eingesetzt wird!
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Miner in November 11, 2010, 21:23:41 NACHMITTAGS
Schönen Abend.
Zum Namen: Diammoniumhexafluorogermanat(IV) ist soweit ich weiß in der Tat der korrekte Name, und es ist das Ammonium-Salz der Hexafluorogermanium-Säure, H2GeF6. Ob die Verbindung sooo gut untersucht ist, weiß ich nicht. Immerhin kannte man von ihr diese hexagonale kristalline Phase noch nicht, oder zumindest steht die hexagonale Phase nicht in der Inorganic Crystal Structure Database (ICSD), und das heißt für mich: nicht veröffentlicht oder in keiner gescheiten Zeitschrift veröffentlicht.
Soweit ich das beurteilen kann sind die Kristalle zu nichts praktischem gut. Ich habe sie jedenfalls nur gezüchtet, weil noch niemand die Kristallstruktur veröffentlicht hat, und ich das gerne machen wollte. Ausserdem kann man sich an ihnen erfreuen, weil sie ein eher seltenes Bespiel einer dihexagonalen Pyramide sind (wenn ich "dihexagonal pyramid" oder "dihexagonale Pyramide" google finde ich kein Foto einer gut entwickelten dihexagonalen Pyramide). Es scheint so, als möge Mutter Natur diese Kristallform nicht besonders, aber vielleicht kennt Olaf Beispiele von Mineralien, die die dihexagonale Pyramide ausbilden?
Ammoniumhexafluorogermanat kann man fix und fertig kaufen, z.B. bei Strem Chemicals Inc., aber vermutlich kann dies nicht jeder. Ich habe es von der Uni kaufen lassen. Giftig war es nach meiner Erinnerung nicht, sondern nur reizend, aber das gilt ja wohl für fast alles heutzutage. Essen würde ich es natürlich trotzdem nicht.
Viele Grüße
Ole
P.S. Ich habe dafür nicht viel Zeit geopfert, aber sollte jemand anders nun hartnäckig nach Fotos von dihexagonalen Pyramiden googlen und fündig werden, würde ich mich über den entsprechenden Link sehr freuen.
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: olaf.med in November 12, 2010, 10:41:02 VORMITTAG
Lieber Ole,

Kristalle mit einer so entwickelten Morphologie sind tatsächlich auch im Mineralreich nicht häufig. Ich kenne sie nur von Wurtzit (die hexagonale Modifikation von ZnS, kubisch als Zinkblende - Sphalerit -  bekannt), und Greenockit, die entsprechende Cadmium-Verbindung CdS. Zinkit (Rotzinkerz, ZnO) kristallisiert genauso, aber ich kenne keine guten Kristalle aus der Natur. Jedoch bilden sie sich in überragender Qualität bei manchen Hochofenprozessen und werden dann auch auf den Mineralienbörsen angeboten.

Ich persönlich finde ja die hemimorphe Entwicklung noch viel aufregender als die Tatsache, dass zwei verschiedenen hexagonale Pyramiden, also 12 Pyramidenflächen insgesamt, vorhanden sind. Für die Nichtkristallographen: Hemimorph bedeutet einfach "Halbflächner", d.h. dass zu den Flächen keine Gegenflächen auf der anderen Seite des Kristalls vohanden sind. Bei diesem hemimorphen Kristall hat man eine Basis - die glatte "Standfläche" und die Pyramidenflächen. Einen Vollflächner würde man erhalten, wenn man den Kristall auf einen Spiegel stellt, er hätte dann auf beiden Seiten spitze Flächen. (Der Spiegel dient nur der Didaktik - eigentlich hat man ein Symmetriezentrum, einen gedachten Punkt im Zentrum des Krisatlls, an dem die einzelnen Flächen gespiegelt werden).

Ole, mit Deiner Deutung als Zwilling bin ich nicht einverstanden.  Ich glaube, dass die kleinen Brüderchen an Deinem, aber auch an Bernds großem Kristall, willkürlich aufgewachsen sind. Ich kann mir jedenfalls kein Zwillingsgesetz vorstellen, das zu einer solchen Verwachsung führt.

Vollflächige Grüße,

Olaf
Titel: Re: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall
Beitrag von: Miner in November 12, 2010, 11:14:15 VORMITTAG
Hallo Olaf,
du hast Recht, den Begriff Zwilling habe ich ohne nachzudenken gebraucht, im vorliegenden Fall handelt es sich wohl einfach um eine Aufwachsung, fertig.
Mag ja sein, dass in Hochöfen wunderhübsche Zinkitkristalle und in der Natur schöne Wurtzit- oder Greenockitkristalle wachsen, aber meiner oberflächliche Google-Recherche hat halt keine schönen Fotos zutage gefördert. Ich werde später nochmal gründlicher suchen.
Zur Deutlichkeit: Es handelt sich nicht um zwei hexagonale Pyramiden, sondern um eine dihexagonale Pyramide, d.h. alle 12 Flächen sind symmetrieäquivalent. Seit gestern weiß ich auch was die Indizees der Pyramide sind: {313}.
Viele Grüße
Ole
Titel: Polmikroskopie an einem pyramidalen Kristall: kleiner Nachtrag
Beitrag von: Miner in Januar 25, 2011, 21:38:33 NACHMITTAGS
schönen Abend.
Jetzt habe ich mal erste Gehversuche mit Picolay unternommen, und zum einen mal eine Charge Ammonium-Hexafluorogermanat-Kristalle geknipst, zum anderen einen einzelnen Kristall (mit Anhang), der auf der Basisfläche steht. So kann man hübsch eine Anzahl der 12 unteren Kanten sehen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/57314_11075095.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/57314_51425739.jpg)
Ole