Hallo Tümpler,
im Darmstädter "Löschbecken" fanden sich außer u.a. Phacus auch kleine farblose bewegliche Organismen (roter Pfeil):
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/65836_22801934.jpg)
Sie bewegen sich langsam etwas schlängelnd vorwärts, im Bild nach oben; die Bewegung erinnert an Bärtierchen. Eine Geißel ist nicht zu erkennen. Sie scheinen aus 3-4 Zellen zu bestehen.
Ist das ein Bacterium?
Hallo,
eventuell würde eine Gram Färbung weiterhelfen?
Gruß
Olaf
hallo Herr Hippe,
Martin Kreutz zeigt Ihr Viech (auf S.16) als Macromonas (bipunctata). Ich habe das Viech ebenfalls schon gesehen, aber noch keine gescheite Aufnahme hinbekommen. Insofern Glückwunsch! Die Geißel ist außerordentlich schwer zu sehen.
beste Grüße Michael plewka
Hallo Herr Plewka,
die Ähnlichkeit zu Martins Bildern ist schon deutlich. Allerdings sieht es bei mir eher nach glatten abgegrenzten Zellen aus als nach Calciumcarbonat-Körnern wie bei Achromatium, noch dazu alternierend angeordnet in einem gemeinsamen Gehäuse. Ich habe noch weitere Exemplare genau betrachtet und habe Zweifel. Vielleicht gibt es noch eine weitere Art, die meiner entspricht? Übrigens liegen inzwischen die meisten unbeweglich.
Eine Frage hierzu: ist Calciumcarbonat eigentlich doppelbrechend?
Inzwischen habe ich Martin Kreutz kontaktiert, und er hat Macromonas nobilis positiv bewertet. An einem nun unbeweglichen Exemplar konnte ich noch feststellen, daß sein Inhalt nicht doppelbrechend ist.
Hallo Herr Hippe,
nur eine kurze Anmerkung: Calciumcarbonat CaCO3 - die wichtigsten Modifikationen sind Calcit und Aragonit - kristalliert nicht kubisch und ist doppelbrechend.
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann
Hallo Herr Plewka und Herr Husemann,
wenn also, wie beobachtet, der Inhalt nicht doppelbrechend ist, spräche das doch gegen Macromonas, das ja CaCO3 enthalten soll!
Hallo Herr Hippe,
da "wasche ich meine Hände in Unschuld". Ich kann nur sagen, daß CaCO3-Kristalle doppelbrechend sind. Ob es auch amorphes CaCO3 (das könnte ja nicht doppelbrechend sein) gibt oder ob dieses in solchen Systemen vorkommen könnte, weiß ich nicht.
Freundliche, nur begrenzt kompetente Mikrogrüsse
H. Husemann
hallo zusammen,
der aufgezeigte -scheinbare- Widerspruch wird in diesem Artikel geklärt:
http://books.google.de/books?id=x7I7m_rdyGEC&pg=PA299&lpg=PA299&dq=achromatium+carbonate&source=bl&ots=dAYNMI4ioV&sig=HZDh3IspQE-WhRXQqMB8tGMdoX0&hl=de&ei=kfznTbS-HMyF-wavneGxAQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=5&ved=0CEYQ6AEwBA#v=onepage&q=achromatium%20carbonate&f=false
Falls der link nicht funktioniert: es ist ein Auszug aus dem Buch : Inclusions in Procaryotes.
Offenbar entstehen die Calcit - Körner in Achromatium/ Macromonas aus vielen Schichten biogenen Ursprungs, wobei diese Schichten möglicherweise durch Membranen getrennt sind. Es handelt sich also nicht um "monokristallines" Material
beste Grüße Michael Plewka
Hallo Herr Plewka,
vielen Dank für diesen interessanten Link! Einen Hinweis auf Macromonas habe ich in dem Auszug nicht gesehen. Mein Problem ist, daß mein Fund nicht die recht körnige Innenstruktur zeigt wie bei Achromatium und wie auf der Abbildung von Martin Kreutz. Es sieht eher nach glatten Zellen aus. Leider haben sich meine Objekte inzwischen verabschiedet aus der Probe, so daß ich nur auf spätere Funde hoffen kann.
Hallo Ernst,
vielleicht auch noch ein kleiner Beitrag von mir:
laut Bergey´s Manual of Systematic Bacteriology,
2. Auflage von 2005, Band 2/C, S. 723
bestehen bei Macromonas bipunctata die Einschlüsse
entweder aus Ca-Oxalat, Ca-Polyphosphat, Schwefel (0) oder
Poly-β-hydroxybutyrat je nach Milieu, es wird auch angegeben,
dass man früher glaubte, es habe sich um Carbonat gehandelt.
Dort wird zum Beispiel angegeben, dass man sie auf einem
FeS-Nährboden züchten muss um Schwefel-Einschlüsse zu erhalten
oder auf einem Succinat- oder Malat-Nährboden für Oxalat-Einschlüsse.
Ferner wird angegeben, das Oxalat wahlweise als Rohstoffreserve
oder als Ballast dienen kann und falls es Ballast ist, dass M. bipunctata
Oxalat durch Oxalat-Oxidase auch unabhängig vom Energiestoffwechsel
wieder entfernen kann.
Für mich hört sich das so an, als ob die Anwesenheit solcher Einschlüsse alles andere
als obligatorisch ist, was meinst Du?
Viele liebe Grüße
Timm
Hallo Timm,
das hört sich ja sehr interessant an und könnte die abweichende Struktur erklären. Hier kommt auch eine neue Art M.bipunctata ins Spiel. Nennen und beschreiben die Autoren noch andere Arten?
Hallo Ernst,
ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht? Es ging doch um Macromonas bipunctata,
so hatte ich den Faden jedenfalls gelesen.
Aber zur Frage:
Es wird noch eine zweite Art genannt, M. mobilis,
dessen Geschwindigkeit stark mit der Größe der Einschlüsse variiert. Hauptunterschied soll die Größe sein:
6-14 x 10-30 µm pro Zelle.
Viele liebe Grüße
Timm
Mein Fehler! M.bipunctata ist auch bei Martin Kreutz abgebildet, dazu M.nobilis (noch ein Verwirrunsgrund?). Jedenfalls leuchtet die chemische Erklärung ein.
Hallo Ernst,
habe noch mal überprüft! Im Bergeys heisst es definitiv
mobilis!
Viele Grüße
Timm
Das klingt vernünftig wegen der auch von mir beobachteten Beweglichkeit. Muß ich mal M.K. fragen.