Forschung Mikrolebewesen

Begonnen von Lutz Hartmann, Oktober 06, 2016, 12:12:00 NACHMITTAGS

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Lutz Hartmann

Mich beschäftigt zunehmend die Frage, warum man kaum etwas Näheres aus der wissenschaftlichen Forschung über Mikrolebewesen erfährt.
Dabei empfinde ich es als ungeheure Leistung, wenn eine Euglene Hindernissen ausweichen kann oder aber auch Fressbares erkennen kann und das nur mit einem karotinhaltigen Punkt (Auge).
Wenn ich das Web durchforste, gewinne ich den Eindruck, dass man zwar Protozooen genau beschreibt und fotografiert, nichts jedoch über deren Wahrnehmung erfährt oder allgemeine Hintergründen.
Als Menschen empfinde wir uns oft als Krone der Schöpfung, wenn man dann jedoch Leistungen von Mikrolebewesen betrachtet, die sich in ihrem Lebensraum Wasser mit Geschwindigkeiten im Verhältnis zu ihrer Körpergröße fortbewegen, die kein größeres Lebewesen erreichen kann (6.000 km/h), wird das kaum beachtet und weiter erforscht.

Rene

Lutz, first things first: a Beschreibung. The fundort is obligatory for a Beschreibung, which gives you a lead to the characteristics of the habitat. How a protist finds it's food is a question that is not easy to answer (for sure an 'eye' of a protist is seldom used to hunt). But chemical attraction is common, keyword: allellopathy. But where to start? Research time is costly, so generally only things with big impact are 'worth' the investment.

But. There really is room for the serious amateur who does know his or her stuff and has the time to collect data, in order to pair up with academia for publishing.

Hope that makes sense,
René

Klaus Henkel

Zitat von: Lutz Hartmann in Oktober 06, 2016, 12:12:00 NACHMITTAGS

Guten Tag Lutz Hartmann!
Zitate ihres Textes im Folgenden in Kursiv

Mich beschäftigt zunehmend die Frage, warum man kaum etwas Näheres aus der wissenschaftlichen Forschung über Mikrolebewesen erfährt.


Wer ist "man"? Sie selbst? Und wer noch? - Information ist immer Holschuld, keine Bringschuld. Welche Erfahrung haben Sie im Suchen und Auffinden wissenschaftlicher Information in der Biologie? Alles was Sie wissen möchten, ist in jetzt 150 Jahren hinreichend erforscht und auch beschrieben worden. Sowohl von beamteten oder freien Forschern, als auch von Amateuren.

Dabei empfinde ich es als ungeheure Leistung, wenn eine Euglene Hindernissen ausweichen kann oder aber auch Fressbares erkennen kann und das nur mit einem karotinhaltigen Punkt (Auge).

Der karotinhaltige Punkt ist übrigens kein "Auge".

Wenn ich das Web durchforste, gewinne ich den Eindruck, dass man zwar Protozooen genau beschreibt und fotografiert, nichts jedoch über deren Wahrnehmung erfährt oder allgemeine Hintergründen.

Sie müssen dazu die wissenschafliche Fachliteratur studieren. Aber auch manche Amateure haben in populärwissenschaftlichen Werken ihre Erkenntnisse veröffentlicht.

Als Menschen empfinde wir uns oft als Krone der Schöpfung, wenn man dann jedoch Leistungen von Mikrolebewesen betrachtet, die sich in ihrem Lebensraum Wasser mit Geschwindigkeiten im Verhältnis zu ihrer Körpergröße fortbewegen, die kein größeres Lebewesen erreichen kann (6.000 km/h), wird das kaum beachtet und weiter erforscht.

Bitte glauben Sie mir. Das ist alles erforscht.

Die heutige Wissenschaft beschäftigt sich kaum noch mit solchen Fragen, denn Wissenschaftler müssen von irgendwem bezahlt werden, man muß Anträge schreiben und exakt begründen, warum ein solches Forschungsgebiet so ungeheuer wichtig ist, daß dafür den Forschern Geld bezahlt werden sollte. - Manchmal klappt es ja.
Die Literatur zu solchen Fragen, wie die von Ihnen, ist umfangreich und erschöpfend. Selbstverständlich gibt es da auch noch Lücken, aber profunde Information findet man nicht durch googeln im Internet. Oder in der Anleitungen für Mikroskopie-Anfänger.

Vielleicht wäre es gut, wenn Sie ganz konkrete Fragen hier im Forum stellten, vielleicht kann Ihnen dann jemand den Weg zu geeigneter Literatur empfehlen oder gar Ihre Frage beantworten.

Viel Erfolg
KH

Lutz Hartmann

#3
Danke Herr Henkel für Ihre ausführliche Antwort.
Sicher bezieht sich mein Statement auf mich allein, denn ich kenne nicht hinreichend die Überlegungen von anderen hierzu.
Mir fiel beim Studium von zahlreichen Büchern die Mikroskopie betreffend auf, auch hinsichtlich der Literatur die dort zum Weiterstudium empfohlen wird, dass dort nicht auf die doch recht vielfältigen Prozesse in Einzellern eingegangen wird. Es geht eher um die Taxonomie bzw. um technische Details der Mikroskopie.
Was mich am meisten im Bereich Protisten interessiert, ist die Differenziertheit der Leistungen von Ein-oder Wenigzellern, sei es durch Rezeptoren, wie dem Photorezeptor bei Euglenen, beeinflusst durch das Stigma oder auch die chemische Sensorik. Und leider wird darauf recht wenig bis gar nicht in der für Mikroskopiker mir vorliegenden und angebotenen Literatur eingegangen.
Natürlich gibt es sicher auch spezialisierte Fachliteratur aus der Forschung mit der Implizierung einer "Holschuld", doch dies sprengt zumindest meinen naturwissenschaftlichen Horizont. Seien Sie bitte versichert, dass ich mich als mehrjähriger Autor in der Zeitschrift "Mikrokosmos", in der ich eine ständige Rubrik hatte, durchaus ausführlich mit der Gesamtthematik beschäftigte, doch habe ich auf eine eher dem interessierten Amateur entsprechende Darstellung gehofft.
Trotz der finanziellen Sparzwänge und der Verknüpfung mit Aufträgen aus der Industrie halte ich die Grundlagenforschung an den Universitäten für essentiell.
Ich habe es mir abgewöhnt zu glauben, dass wir zu einem bestimmten Zeitpunkt der Forschung an einem finalen Punkt angelangt sind.
Hierbei möchte ich meinen Beitrag auch als Anregung verstanden wissen, mal das eine oder andere zu dieser Thematik zu ergänzen, losgelöst von spezialisierter Fachliteratur.
Angeregt durch Ihren Hinweis auf bestehende Fragen, würde es mich interessieren, ob es dennoch aktuelle Forschung zu dem genannten Thema gibt?

reblaus

Lieber Herr Henkel  et al. -

auch wenn ich der Aussage, dass auf diesem Gebiet "schon alles erforscht" sei keineswegs zustimmen kann - eines halte ich für absolut richtig:

Sehr oft fallen mir in den einschlägigen Sparten von Fernsehen und Druckmedien Berichte über tolle Neuentdeckungen auf, welche sogar mir noch aus der alten Literatur längst bekannt waren.
Ich sage "sogar mir", weil auch ich im Laufe meines Lebens schon solche Entdeckungen gemacht und publiziert habe  ;D.
Das passiert um so öfter, je weniger "wichtig" diese Sachen schienen, weil ansonsten die Konkurrenz längst darauf hingewiesen hätte. Wobei sich die Wichtigkeit im Laufe der Zeit ja ändern kann - insbesondere im Hinblick auf die zu Recht erwähnte Finanzierungsproblematik und die Formulierungskünste des Antragstellers.

Man möge sich trösten: Irgendwann kommt auch der Karotinfleck von Euglena wieder ins Gespräch - vermutlich als Bestandteil eines Biosensors einer Augenprothese - während es sich bei dem Antragsteller eigentlich um einen sehr engagierten Algensystematiker handelt, dessen Lebensziel die Sammlung und Beschreibung aller lichtempfindlichen Flagellaten der Welt ist.

Viele Grüße

Rolf Blaich


Lutz Hartmann

Der Vorteil der Grundlagenforschung ist der, dass man nicht wissen muss, wozu etwas dient. Gehen wir getrost davon aus, dass die meisten Forschungsergebnisse im Bereich der Grundlagenforschung auch für die Wissenschaftler selbst oft recht erstaunlich waren und dann zu Dingen führten, deren Entstehung nicht geplant oder beabsichtigt waren.
Meine Meinung ist, dass der Blick der Öffentlichkeit im Bereich der Forschung eher auf das Gebiet des Makrokosmos gerichtet ist. Dies allzu leicht verständlich, denn der abendliche Blick in den Himmel lässt Neugier aufkommen.
Mikroskopiker schauen auf das, was man nicht sieht und deshalb nicht offensichtlich ist, um damit die Neugier anzustacheln.


the_playstation

Hallo Lutz.

Ganz deiner Meinung. Wenn ich z.B. bei Verwandten erzähle, was ich im Plankton gesehen habe. Z.B. Pflanzen, die sich bewegen. Lebewesen halb Pflanze halb Tier?, "herumkullernde Bälle" (Synura), auf drei "Beinen laufende" Schalenamöben oder einen großen Wassersack (Asplanchna), dann halten die das öfter mal für verrückt. Aber die Natur ist halt nicht immer so, wie Wir Sie vom Makrokosmos kennen.

Viele können sich das nicht einmal vorstellen.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Eckhard

Hallo Lutz,

In Zeiten meist mit Drittmitteln finanzierter Forschung ist Grundlagenforschung in der Protozoologie nicht so populär. Aber es wird trotzdem fleißig geforscht und publiziert. Nur sind Mikroskopiker eben keine große Zielgruppe (siehe Schicksal Mikrokosmos) und gewöhnliche Sterbliche interessieren sich für Protisten eher weniger. Deswegen gibt es  selten populärwissenschaftliche Artikel in Printmedien wie Spiegel, Stern, etc.

ZitatMikrolebewesen, die sich in ihrem Lebensraum Wasser mit Geschwindigkeiten im Verhältnis zu ihrer Körpergröße fortbewegen, die kein größeres Lebewesen erreichen kann (6.000 km/h)

Auch dieses Thema ist erforscht. Aufgrund der kleinen Reynolds-Zahl spielt Trägheit/Gravitation praktisch keine Rolle und unsere Alltagserfahrungen Newtonscher Physik sind nicht in die kleine Dimension übertragbar.

http://jilawww.colorado.edu/perkinsgroup/Purcell_life_at_low_reynolds_number.pdf

Herzliche Grüße zum Sontag,
Eckhard

Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
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treinisch

Hallo Lutz,

vielleicht noch ein anderer Blick auf das bereits Gesagte.

Damit etwas in einem normalen Nachrichtenmedium erwähnt wird muss es sog. Nachrichtenwert haben. Was genau Nachrichtenwert ausmacht ist eine Wissenschaft für sich, aber im Fall der Berichterstattung über wissenschaftliche Ereignisse / Entdeckungen ist das recht simpel, denke ich.

Der Autor von ,,Public Opinion", einer bahnbrechenden Veröffentlichung auf diesem Gebiet, Walter Lippmann, nennt als wichtigsten Faktor ,,oddity", der taucht mehr oder weniger irgendwie immer auf.

Quantenmechanik ist immer ,,odd", klar, deswegen auch immer ein heißes Thema in Nachrichten. Atome sehen können und wenn auch nur auf bunten Bildern ebenso. Teilchenbeschleuniger so groß wie eine Stadt, kaputt wegen einer fehlenden Schraube: odd. Die Sortierung hat sich allerdings verschoben, würde ich sagen. Heute, wo auch Frauen offiziell als Menschen gelten und auch Männer warm duschen dürfen haben Emotionen natürlich einen ganz hohen Stellenwert. Ein Koala mit Schmetterling: Odd und emotional bis zum Anschlag, Faultiere ebenso. Aussterbende Arten, jedenfalls wenn sie süß, essbar oder groß sind genauso.

Gefühlt würde ich sagen, damit sind 90% der öffentlichen Wissenschafts-Berichterstattung abgegrast.

Für Protisten sieht es echt übel aus! Voraussetzung für Überraschung ist natürlich eine Erwartung, die enttäuscht werden kann, zu Emotionen gehört Nähe. Der normale Mensch hat natürlich keinerlei Nähe zu Protisten und auch keine Erwartungshaltung? Morphologisch eher mit Einrichtungsgegenständen verwandt, als mit erlebbaren Lebewesen und ein Verhaltensrepertoire wie eine Aufziehente. Du musstest ja selbst schon hochrechnen um auf eine überraschende Geschwindigkeit zu kommen. Bei der selben Betrachtung würden normale Moleküle wie N2 oder O2 wahrscheinlich noch deutlich bessere Leistungen zeigen. Aber: Wer rechnet verliert. Wenn Du erst vorrechnen musst, dass etwas verrückt ist – das ist wie ein Witz, bei dem man die Pointe erklären muss. Öde.

Den höchsten Nachrichtenwert erzielt man bei den mikroskopischen Lebewesen deswegen mit deren Ästhetik: Bilder kucken. Aber da liefert die Forschung ja eher selten was neues?

So oder so ähnlich ...

Herzliche Grüße
Timm


Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Klaus Henkel

Zitat von: Lutz Hartmann in Oktober 08, 2016, 10:13:14 VORMITTAG
Danke Herr Henkel für Ihre ausführliche Antwort.

Lieber Herr Hartmann!
Meine Antwort war ein wenig "hingehauen".
Ich hatte nicht hinreichend beachtet, daß Sie ja kein Neuling in diesem Fach sind. Ihre Artikel, die sich auch besonders mit mikroskopischem Schultag befassen, wenn ich mich recht erinnere, sind mir in guter Erinnerung.

Inzwischen haben auch andere noch geantwortet, so daß ein Pingpongspiel nicht notwendig ist. Sehr geschmunzelt habe ich über die Antwort Timm Reinisch. Er versteht es gut, die Sache auf den Punkt zu bringen, wobei auch der Humor nicht zu kurz kommt.

Alsdann - auf ein Neues!
Ihr
KH

TPL

#11
Zitat von: Klaus Henkel in Oktober 11, 2016, 20:37:34 NACHMITTAGS(...) Sehr geschmunzelt habe ich über die Antwort Timm Reinisch. Er versteht es gut, die Sache auf den Punkt zu bringen, wobei auch der Humor nicht zu kurz kommt. (...)

Danke, Herr Henkel, ich ebenfalls!

Ich habe darin eine brilliante Zusammenfassung gelesen, die bedauerlicherweise – aber nun mal auch realistisch – gültig ist. Grundlagenforschung ist selten "sexy". Ich halte es für die Verantwortung der Forscher, dies ihren Steuerzahlern zu vermitteln. Nicht im Stakkato der Newsfeeds, aber aktuell genug, dass "Tante Helga" oder meine Tochter eine Idee bekommen, wozu es so etwas wie Forschung gibt.

Wo ich aktuell arbeite, richtet sich alle Forschung auf das Makroskopische; insbesondere die Menschenaffen. Das ist verständlich, weil es unmittelbare Wirkung erzielt, aber auch traurig, weil sicher gigantische Zahlen von unendeckten Arten und Gattungen im kleineren Masstab hier Iher Entdeckung und/oder Beschreibung harren. Die Zahl der Projekte im mikroskopischen Bereich ist unglaublich klein, angesichts der schier unermesslichen Zahl bisher unbearbeiteter Proben (u.a in gut gepflegten Herbarien aus der Zeit vor 1960.

Wer mag, darf es gerne ein bisschen verbreiten:
Collègues scientifiques, contactez-moi à cet égard / fellow scientist: please contact me concerning these issues.... Dafür aber gibt es wenig oder gar kein Geld. Gar kein Geld heißt tatsächlich: gar kein Geld! Zumindest nicht von mir oder meiner "Stelle".

Wer hier forschen will, muss ALLES mitbringen und daran denken, dass JEDE Aktivität richtig Geld kostet (sogar das, wovon vertraglich ausgemacht war, dass es die Partnerseite trägt!). Es ist ein klein bisschen übertrieben, aber es hilft, sich vor Augen zu halten, dasss Atmen hier Geld kostet (und sei es auch nur über eine phantastische, aber hartnäckig angemahnte Steuer).

Ein Witz? Nein. Realität. Mikroskopie ist hier (wie auch zuhause) weitgehend uninteressant, solange dadurch keine Epedemie ausgelöscht wird, die auch Europa oder Nordamerika betreffen würde... Ich hoffe sehr, dafür ein paar Gegenargumente zu implantieren....

Schönen Gruß in's heimelige Europa
Thomas

MikroTux

Seitedem  ich das Buch gekaufte Forschung gelesen habe, mache ich mir keine Illusionen mehr, wie es dank der Reformen um die Fianzierung von Grundlagenforschung im derzeitigen Wissenschaftsbetrieb steht.
Wobei meist Themen die als "alles erforscht" gelten, dann oft genug doch noch für überraschende Erkentnisse gut sind. So wurde Max-Plank im Studium von der bereits erforschten Physik dringendst abgeraten. Bis zu der Überraschung, daß bei den Flechten 2 versch. Pilze beteiligt sind galten diese auch als wissenschaftlich abgegrast.

treinisch

#13
Hallo Paramecium,

Zitat von: paramecium in Oktober 12, 2016, 21:32:29 NACHMITTAGS
Nun ist es ja nicht so, dass Google nur englische Artikel zu Tage fördern würde, die zeigen, dass man sich seriös schon der Frage nähert.

http://www.zobodat.at/pdf/KATOOE_0089_0001-0070.pdf

Ok, das ist ein Artikel in Deutscher Sprache. Du sagst nun, dieser Artikel zeige, dass man sich seriös der Frage nähere. Welcher Frage denn? Die Frage dieses Fadens ist

Zitat
Mich beschäftigt zunehmend die Frage, warum man kaum etwas Näheres aus der wissenschaftlichen Forschung über Mikrolebewesen erfährt.

Was hat der Artikel damit zu tun? Und das Fass Englisch vs. Deutsch?

Zitat
Persönlich mag ich Thesen nicht, die damit beginnen, der Wissenschaft zu unterstellen, sie täte auf diesem oder jenen Gebiet nichts, ohne selbst einmal Google bedient zu haben.

Könntest Du besagte These in diesem Faden bitte einmal zitieren? Ich finde sie nicht.


Vlg

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

TPL

Liebe Mikroskopiker,

an der These (meinetwegen auch Verschwörungstheorie), "die Forschung" täte in einzelnen Gebieten nicht oder zu wenig, finde ich – ehrlich gesagt – wenig spektakulär. Was ist denn diese "Forschung"? Ein Konstrukt zur zeitgerechten Befriedigung gesellschaftlicher Befindlichkeiten?

Wie hier schon von Beflisseneren mehrfach geschrieben wurde, sind Mikrolebewesen nur zu einem gewissen Teil in der stark geförderten Forschung relevant, während ein anderer Teil der gleichen, riesigen Gruppe nur sehr wenig Forschungsmittel zugeteilt bekommt. Aber ist das verwunderlich? Oder ist es sogar eine Verschwörungstheorie wert? Ich glaube nicht.

Forschung ist zwar in vielen Aspekten speziell, aber eine Sache, die Regeln folgt, die es anderswo auch gibt. Gibt es kein gesellschaftliches Interesse, dann ist auch der Einsatz von industriellen der staatlichen Mitteln eher gering. Das finde ich unspektakulär bis hin zur Frage, warum man sich darüber überhaupt den Kopf zerbricht.

Gottseidank können wir uns in Deutschland dennoch eine echte, vom puren Erkenntnisgewinn getriebene Grundlagenforschung leisten. Das ist ein wunderbarer Luxus, den man sich hier und in ein paar wenigen anderen Ländern durch ein gut verwurzeltes Bildungssystem, die große industrielle Wertschöpfung und den allgemeinen Wohlstand erackert hat. Was für ein immenser historischer, gesamtgesellschaftlicher Vorteil!

Aber statt darüber froh zu sein, geht hier oft das Gejammer los. Böse Forschungspolitik! Das ist zynisch, angesichts anderer Länder, die genauso große intellektuelle Potenziale hätten; deren beste Köpfe sich allerdings mit dem täglichen Überleben herumschlagen müssen. Bitte nicht falsch verstehen: es gibt viel Raum für Verbesserungen (ich habe in diesem System selbst so etwas entdeckt  ;))

Aber bitte: lassen wir die Kirche im Dorf. Nur weil wir, ganz überwiegend männliche, beruflich typischerweise eher arrivierte Mikroskopie-Liebhaber auf einmal entdecken, dass unsere Tümpelbewohner und noch ausgefallenere "Schätzchen" nicht ordentlich erforscht sind, bricht doch keine Welt zusammen. Das finde ich so erträglich wie das Aussetzen der kommunalen Förderung für Männergesangsvereine ;D Ich bin nun kein großer Fan der Mikrolebewesen, aber wenn es einen Klub der einsamen Dünnschliffe gäbe, würde ich (zahlendes) Mitglied.

Also: nicht jammern und picheln, sondern Hammern (Rädertiere) und Sicheln (Closterium).

Absolut nicht ernst gemeinte, aber launige Grüße in die weit entfernte Runde
Thomas

@ Safari: Habari gani?
Keine gute Idee. Jedenfalls nicht von dieser (westlichen) Seite. Kalemie und Uvira sind selbst aus der Luft nur noch schwer zu erreichen. Da wäre es besser, über Tansania einzureisen. Sonst bist Du auch Deine Proben gleich wieder los... Lala salama.