Botanik: Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Dezember 03, 2016, 09:47:19 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Zu den schönsten, herbstfärbenden Gehölzen gehört der Persische Eisenholzbaum (Parrotia persica). Wegen seines dichten, schweren Holzes wird er auch als Eisenholzbaum bezeichnet.
Beheimatet ist der Eisenholzbaum in Vorderasien, wo er sich insbesondere in feuchten Niederungswäldern wohlfühlt.
Der Eisenbaum ist auf der ganzen Welt mit lediglich einer Art verbreitet.

Systematik:
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae)
Unterfamilie: Hamamelidoideae
Gattung: Parrotia
Art: Parrotia persica
Wissenschaftlicher Name der Art: Parrotia persica
Volkstümliche Bezeichnung: Parrotie, Eisenbaum
Englischer Name: Persian ironwood tree

In seiner Jugend ist der Eisenholzbaum sehr langsam wachsend. Erst nach einigen Jahren wächst der mehrstämmige Baum in die Höhe und Breite.
Er wird bis zu 10 Meter hoch.  Im kaspischen Urwald bis 30 Meter. Das Laub ist beim Austrieb dekorativ rot gerandet und wird danach im Sommer glänzend dunkelgrün. Das große Finale im Herbst kommt, wenn sich die Blätter in einer kaum zu erreichenden Vielfalt aus oft mehreren Farbtönen gemischt verfärben. Diese Palette aus Gelb, Orangerot, Scharlachrot, Violett und Rosa bleibt sehr lange am Baum und übersteht auch die ersten Nachtfröste völlig problemlos.

Bild 01 Parrotia persica, Botanischer Garten Berlin-Dahlem im Herbst 2014

Urheber: A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace)

Der Wuchs der Parrotie ist strauchförmig, mehrstämmig und vasenförmig aufrecht. Eisenholzbäume gehören zur Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae). Die Parrotie kann als ein kleiner Baum gezogen werden. Dann ist ihr Wuchs breit, kegelförmig, wobei sich mit dem Alter eine Schirmkrone bildet.

Bild 02 Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica

Foto: H.-J_Koch

Einige seiner Eigenheiten zeigt er wirklich erst an älteren Pflanzen. Im März, vor dem Laubaustrieb zeigen sich kleine, leuchtend rote Blütenköpfchen die bei näherem Hinsehen seine Verwandtschaft zur Zaubernuss (Hamamelis) offenbaren. Ältere Exemplare machen im Winter einen guten Staat, wenn die abblätternde Rinde an den Stämmen besser sichtbar wird.

Bild 03 Blüte, Eisenholzbaum Parrotia persica

Urheber:  Vojtěch Zavadil

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 2 bis 6 Millimeter lang. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 6 bis 10 Zentimeter verkehrt-eiförmig bis elliptisch mit gerundetem bis schwach herzförmigem Spreitengrund und gerundetem oberen Ende. Der Blattrand ist in der oberen Hälfte bogig gezähnt. Beide Spreitenflächen sind behaart.
Die Blütezeit reicht von Januar bis März und die Blüten entfalten sich vor den Blättern. Meist acht bis zehn Blüten stehen in endständigen, dichten, köpfchenförmigen Blütenständen. Die Köpfchen sind von ein bis 1,5 Zentimeter langen, außen tiefbraun behaarten Hochblättern (Knospenschuppen), umgeben.

Parrotia persica ist andromonözisch, das heißt, auf einem Exemplar kommen zwittrige und rein männliche Blüten vor. Die fünf bis sieben unscheinbaren Kelchblätter sind ein bis 1,5 Millimeter lang, grün und an der Spitze braun filzig. Kronblätter fehlen. Die 14 Staubblätter besitzen bis 1,5 Zentimeter lange hängende Staubfäden mit roten Staubbeuteln.
Diese Gattung stammt aus dem nördlichen Iran und dem Kaukasus und wurde nach dem deutschen Botaniker Johann Jakob Friedrich Wilhelm Parrot benannt.

Die Rinde junger Zweige ist mit Sternhaaren (Trichome) bedeckt. Trichome habe ich bei meinem Spross nicht gefunden.
Die zweisamige Kapselfrucht öffnet sich zwei- bis vierklappig. Die länglich-elliptischen Samen glänzen hellbraun.
Bei älteren Exemplaren an Stamm und Hauptästen platanenartig abblätternd, im Winter gut sichtbar, Rindenschuppe mehrfarbig. Der Eisenbaum ist ein Flachwurzler.

Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge:
Prinzipiell ist der Eisenholzbaum widerstandsfähig und robust. Es gibt jedoch drei Pflanzenkrankheiten, die dem Baum gefährlich werden können.
Die Phytophthora ist eine Pilzkrankheit, die Wurzelfäule verursacht. Sie lässt im Endstadium den gesamten Baum absterben, weil er nicht mehr mit ausreichend Nährstoffen versorgt werden kann. Bisher gibt es keine wirkungsvollen Bekämpfungsmittel gegen die Erkrankung.
Auch die Verticillium-Welke ist heimtückisch und bringt junge Bäume in kurzer Zeit zum Absterben. Ältere Bäume hingegen schaffen es teilweise aus eigener Kraft, die Krankheit zu bekämpfen. Mitunter kommt es zu chronischen Infektionen, wodurch immer wieder Äste und Triebe absterben und die Baumkrone auf lange Sicht verkahlt.
Der Dickmaulrüssler - Käfer ist ein Schädling, der sich auf dem Eisenholzbaum wohlfühlt. Er ernährt sich von den Blättern und legt an den Wurzeln seine Eier ab. Die Larven zerstören dann die Fein- und Hauptwurzeln des Gehölzes. Mit Nematoden, also kleinen Fadenwürmern, kann man die Dickmaulrüssler bekämpfen. Sie werden mit dem Gießwasser ins Erdreich gebracht. Die erwachsenen Schädlinge werden mit Nematoden-Fallen beseitigt. Sie sind mit einem Gel gefüllt und lassen die Käfer schnell absterben.
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz/merkblaetter/de/download/dickmaulruessler.pdf


Zweijähriger Spross, Querschnitt 25 µm

Bild 04 Übersicht, ungefärbter Schnitt mit blauem Hintergrund, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica


Bild 05 Vergrößerung, ungefärbter Schnitt mit blauem Hintergrund, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica


Bild 06 Rindenparenchym, Periderm, ungefärbter Schnitt mit blauem Hintergrund, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica


Bild 07 Xylem, ungefärbter Schnitt, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :
1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    15 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  2 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5500

Bild 08 Übersicht, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica


Bild 09 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica

T = Trachee, J = Jahresringgrenze, PH = Phloem, MP = Markparenchym, SK = Sklerenchym, XY = Xylem, K = Kambium, RP = Rindenparenchym, PE = Periderm

Bild 10 Jahresringgrenze, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica


Bild 11 Vergrößerung aus der Übersicht, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica


Bild 12 Vergrößerung, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica


Bild 13 Markparenchym, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica


Bild 14 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 15 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 16 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 17 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Persischer Eisenholzbaum Parrotia persica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Quellen und weiterführende Informationen:
Wikipedia; Freie Enzyklopädie
,,Botanika", ISBN: 3-8290-0868-6
Kosmos Baumführer Europa, ISBN: 978-3-440-11741-5
Lexikon der Baum- und Straucharten, ISBN: 978-3-86820-123-9
Peter A. Schmidt, ,,Taschenbuch der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7

Hans-Jürgen


Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wieder ein aussergewöhnliches Gehölz, das Du uns hier mit schönen Präparaten vorstellst!
Das Holz des Eisenbaums ist so schwer, dass es in Wasser unter geht - ein Anhaltspunkt dazu bietet der kleinzellige Xylem-Teil Deiner Schnitte.

Bitte erlaube einen Hinweis: im Bild 9 erscheinen mir die Positionen für das Phloem (PH) und das Cambium (K) etwas verrutscht: der Pfeil zum Phloem trifft meines Erachtens eher das Cambium, der des Cambiums so ziemlich die erste Reihe des ausdifferenzierten Phloems.

Dazu die folgende Beschriftung in Deinem Bild 11:


Das Cambium selbst ist ja streng genommen ein einlagiger Ring mersitematischer Zellen, von dem aus durch die Zellteilungen nach innen Xylemzellen und nach außen Phloemzellen gebildet werden. Dabei unterscheiden sich die frisch aus einer Teilung hervorgegangenen Zellen noch nicht sehr von den Cambiumzellen selbst, sie differenzieren erst nach und nach zu den typischen Zellen der Gewebe aus, zu denen sie gehören. Das führt dazu, dass sich um das Cambium ein je nach Art und Wachstumsgeschwindigkeit mehr oder weniger breiter Ring noch undifferenzierter Zellen bildet, was in DeinenAufnahmen schön zu sehen ist. Allerdings ist es nicht ganz leicht, darin die Cambiumzellen zielsicher anzusprechen. Daher das einfach in den angesprochenen Ring gestellte "Ca" für Cambium.

Natürlich habe ich Deinen Beitrag auch gelistet, er findet sich unter "Eisenbaum".

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Heiko

Hallo Hans-Jürgen,

auch betrachtenswert sind die Schuppenhaare der jungen Zweige, wenn Du diese Ergänzung Deines wie immer vorbildlichen Artikels erlaubst:



Viele Grüße,
Heiko

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

ich habe die Abkürzungen PH und K in meiner Beschriftung verwechselt. Danke für Deinen Hinweis und die Ausführungen zum Kambium.
Danke für Deine Beschriftung zum Bild 11. Du hattest mir geschrieben, die Abkürzung ,,sklIb" bedeutet sklerenschymatischer Idioblast, also ein verholzter Idioblast.

Hallo Heiko,

eine perfekte Aufnahme vom Schuppenhaar. Meine Proben waren zu alt (ca. 2 Jahre), deshalb habe ich keine Trichome gefunden.

Gruß
Hans-Jürgen
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