Botanik: Drachenbaum (Dracaena marginata), Spross *

Begonnen von othum, Mai 07, 2020, 14:43:13 NACHMITTAGS

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othum

Liebe Mitforisten,

häufig zeigen die Kollegen hier (mich eingeschlossen) botanische Präparate aus der riesigen Gruppe der Dikotylen, also der zweikeimblättrigen Bedecktsamer, die, ob ihrer kreisförmig angeordneten, häufig rotationssymetrischen Leitbündeln, ästhetisch sehr schön daherkommen. Außerdem bieten sie durch ihre Fähigkeit zum sekundären Dickenwachstum interessante Eigenschaften, die man mikroskopisch erforschen kann
Heute möchte ich eine monokotyle Pflanze vorstellen, die den meisten Lesenden sehr bekannt sein wird, trotzdem hier in dieser Form noch nicht vorgestellt wurde: Den Drachenbaum.
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida) - Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie:    Spargelgewächse (Asparagaceae)
Gattung: Drachenbäume
Die Gattung umfasst etwa 100 verschiedene Arten, die in tropischen und subtropischen Gebieten heimisch sind.[1] Der Namensbestandteil ,,baum" ist dabei irreführend, handelt es sich nämlich nicht um echte Bäume, da – wie eben für einkeimblättrige Pflanzen üblich - kein klassisches Dickenwachstum erfolgen kann.
Sie sind aber zusammen mit anderen baumartigen Gewächsen, z. B. einigen Yucca oder Aloe Arten, ein Lehrbuchbeispiel für eine Ausnahme, sie zeigen nämlich ein alternatives sekundäres (!) Dickenwachstum. Der Strassburger[2] schreibt, dass "als Cambium ein sekundäres Verdickungsmeristem aktiv [wird], das die gesamte Stele umfasst und vor allem nach innen Parenchym mit sekundären Leitbündeln bildet", und bildet eine Skizze des Cambiumrings ab.
Auch Schweingruber[3] beschreibt dieses Phänomen und zeigt einen Ausschnitt eines mikroskopischen Schnitts durch den Wachstumsbereich, allerdings klein und ohne weitere Erläuterung.
Konkret vorstellen möchte ich die als Zimmerpflanze beliebte Variante des Drachenbaums, bekannt als ,,Gerandeter Drachenbaum" (Dracaena marginata oder auch synonym als Dracaena reflexa var. angustifolia ). Es ist ein relativ kleiner Drachenbaum, der ursprünglich aus dem Bereich des Indischen Ozeans kommt und hier als genügsame Zimmerpflanze häufig verkauft wird. Charakteristisch sind die nur bis zu 2cm breiten Blätter, die meist einen andersfarbigen Rand aufweisen. Bei meinem Exemplar einen roten.
Bild 1 zeigt die Quelle der Probe. Ich habe einen mehrjährigen Spross gekappt und entsprechend präpariert (s.u.)
Bild 1: Der Drachenbaum
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Material & Methoden:
Proben: Die Probe wurde zunächst 5 Tage in AFE und anschließend 1 Tag in 70% Ethanol fixiert. Die Proben wurden mit einem Reichert-Jung HN40 Schlittenmikrotom mit Leica 818 Einmalklingen (Deklinationswinkel 150°, Freiwinkel 2°) frei geschnitten.
Ein Teil der Schnitte wurde 3x in Wasser gewaschen und dann direkt in Wasser eingedeckt und mikroskopiert.
Ansonsten wurden die Schnitte der fixierten Proben 3x in 30% EtOH und 3x in Wasser gewaschen. Ein Teil wurde mit Etzold blau (12 Minuten bei rt), W3A oder W3ASimI[4] gefärbt (7 Min mit einmaligem Erwärmen), mit Wasser gewaschen und in Isopropanol überführt. Diese Schnitte wurden zusammen mit einigen ungefärbten Schnitten (ebenfalls in Isopropanol überführt) in Euparal eingedeckt und im Wärmeschrank bei 50°C für 1 Woche ausgehärtet.
Mikroskope:  Zeiss Axiovert S100, DL-Halogenbeleuchtung (HAL100) mit KB15 Filter für HF, DF, Ph, bzw. HBO100 zur AL-FL mit IR Sperrfilter und Blauanregungs-Filtersatz (BP450-490; FT 510, LP515), und UV-Anregungs-Filtersatz (BP365, FT395, LP397), Trinokulartubus mit 2.5x-Projektiv zur Ausleuchtung des ,,Vollformats". Auflicht und Polarisations-Durchlicht:  Zeiss Axioskop 50 mit HAL100 AL (KB12 Filter) und 50W Halogenlampe für DL mit Blaufilter (für Polarisation zusätzlich ein B&W Polfilter auf der Halogenlampe). 2x-Projektiv am Trinotubus.
Kamera: Pentax K-1 (36MPx Vollformat), Aufnahmen im RAW Format.
Objektive: EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075; EC-Plan-Neofluar 10x/0.30; Plan Neofluar 40x/0.75, Achroplan 100x/1.25 Öl, Epiplan Neofluar HD DIC 5x/0.15.
Aufnahmen: in Lightroom CC Classic entwickelt (Weißabgleich, Belichtungskorrektur, ggf. Sensorflecken entfernt). Für Stacking/Stitching wurde auf 9MPx verkleinert und als TIFF exportiert. Gestackt wurde mit Helicon Focus Pro 7.6.1 (Methode C4), gestitcht mit PTGui Pro 11.27, interaktive (,,zoombare") Versionen der Panoramen mit krpano 1.19 erstellt. In Photoshop CC wurde ggf. freigestellt und der Maßstab eingefügt. Zurück in Lightroom wurde geschärft und fein geschliffen sowie als JPG exportiert, für das Forum hier auf 1280 Px Bildbreite weiter verkleinert.


Ergebnisse
Trotz der Größe der Probe (Durchmesser etwa 11mm) ließ sie sich am Mikrotom gut ohne Einbettung schneiden. Allerdings war eine eingestellte Dicke von 60µm nötig, um vollständig intakte Schnitte ohne ,,Löcher" zu erhalten. Zunächst wurden ungefärbte Schnitte in Wasser eingedeckt und mikroskopiert.
Bild 2 zeigt den ungefärbten Schnitt im Hellfeld (aufgrund des großen Durchmessers waren zur Darstellung der Übersichten bereits Panoramen aus 6-8 Einzelbildern nötig, trotz Verwendung eines 2.5x Objektivs...). Naturgemäß ist im HF nicht viel zu sehen. Allerdings lässt sich bereits die grobe Aufteilung des Spross' erahnen: Man erkennt einen inneren Bereich mit vielen Leitbündeln. Es fällt sofort auf, dass diese zu einer Ataktostele angeordnet sind

Bild 2: Übersicht des ungefärbten Schnitts im HF (EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 8 Aufnahmen)
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Hier gibt es eine höher aufgelöste (~45 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-2_gross/index.html

Sinn dieser Wassereinbettung war aber, die Primärfluoreszenz zu beobachten. Bild 3 zeigt eine Übersichtsaufnahme der Blauanregung (man verzeihe mir die Luftblasen). Nun wird der innere Aufbau sofort deutlich. Der Markbereich mit den Leitbündeln ist deutlich von einem parenchymatischen Bereich abgegrenzt. Auch das Abschlussgewebe zeigt eine starke Fluoreszenz. Schliesslich fallen im Parenchym einzelne ,,Inseln" auf, dazu unten mehr.

Bild 3: Übersicht des ungefärbten Schnitts in AL-FL (Blauanregung, EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 10 Aufnahmen)

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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~50 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-3_gross/index.html


Bild 4 und 5 zeigen einen Ausschnitt aus dem äußersten Leitbündelbereich in Blau-, bzw. UV-Anregung. Die Leitbündel werden sehr schön dargestellt. Für mich überraschend ist, dass trotz mehrtägiger AFE- und Ethanol-Fixierung doch noch viele Chloroplasten vorzufinden sind.

Bild 4: Detailaufnahme der Leitbündel in AL-FL , Einzelaufnahme (Blauanregung, EC-Plan Neofluar 10x/0.30)
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Bild 5: Detailaufnahme der Leitbündel in AL-FL , Einzelaufnahme (UV-Anregung, EC-Plan Neofluar 10x/0.30)
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Bild 6 und 7 seigen das Abschlussgewebe und den Bereich darunter. Man erkennt eine Epidermis unter der sich ein mehrlagiges Periderm gebildet hat. In diesem Bereich ein 2-lagiges (an anderen Stellen auch 3-lagiges, siehe Bild 11) Phellem gefolgt von einem chloroplastenhaltigen Rindenparenchym.

Bild 6: Detailaufnahme des Abschlussgewebes in AL-FL , Einzelaufnahme (Blauanregung, EC-Plan Neofluar 10x/0.30)
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Bild 7: Detailaufnahme des Abschlussgewebes in AL-FL , Einzelaufnahme (UV-Anregung, EC-Plan Neofluar 10x/0.30)
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Sehr interessant ist der Übergang zwischen den Bereichen. Bild 8 zeigt schön den ,,Grenzverlauf". Im Aussenbereich breit gestreute, fluoreszierende Zellen mit unregelmäßigem Bau, die schon in den Bildern 6 und 7 auffielen. Im Innenbereich die Fluoreszenz der Leitbündel inmitten nicht-fluoreszierender, relativ runder Zellen, sowie eine der o. a. ,,Inseln".

Bild 8: Detailaufnahme des Übergangsbereichs in AL-FL , Einzelaufnahme (UV-Anregung, EC-Plan Neofluar 10x/0.30)
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Nach Waschen der Schnitte mit verdünntem Ethanol und Isopropanol sind die nunmehr in Euparal eingedeckten Schnitte fast vollständig von Chloroplasten befreit. Die Übersicht in UV-Anregung (Bild 9, leider ist wohl ein Tropfen Farbstoff in der Mitte gelandet...) zeigt aber das gewohnte Bild.

Bild 9: Übersicht des ungefärbten, in Euparal eingedeckten Schnitts in AL-FL (UV-Anregung, EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 10 Aufnahmen)

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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~40 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-9_gross/index.html


Weitere Vergrößerungen (Bild 10 und 11) zeigen nochmal das Abschlussgewebe 

Bild 10: Primärfluoreszenz des Abschlussgewebes in UV-Anregung (Plan Neofluar 40x/0.75)
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Bild 11: Primärfluoreszenz des Abschlussgewebes in Blauanregung (Plan Neofluar 40x/0.75)
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Zum Abschluss der ,,frischen" Schnitte, hier noch eine Übersichtsaufnahme in gekreuztem Pol-Licht (Bild 12). Man erkennt im Außenbereich einige ,,weiße Klumpen". Auf Basis älterer Threads in diesem Forum tippe ich auf Aggregate von Oxalsäure/Oxalaten.
Bild 12: Übersicht wassereingedeckter, ungefärbter Schnitt, gekreuztes Pol-DL, Panorama aus 20 Aufnahmen (Epiplan Neofluar HD DIC 5x/0.15)
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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~110 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-12_gross/index.html



Weiter geht es mit gefärbten Schnitten. Zunächst ein mit W3A gefärbter Schnitt. Bild 13 zeigt die Panoübersicht, die mit dem 2.5er gemacht wurde. Bild 14 den gleichen Schnitt mit dem 10er. Für mich erstaunlich die unterschiedliche Farbwiedergabe mit den beiden Objektiven, obwohl aus der gleichen ,,Klasse".

Bild 13: Übersicht des W3A-gefärbten Schnitts im HF (EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 8 Aufnahmen)
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Bild 14: Übersicht des W3A-gefärbten Schnitts im HF (EC-Plan Neofluar 10x/0.30, Panostack aus 98 Stapeln á 5 Aufnahmen, Abstand 3 µm)
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Letzteres ist das Herzstück dieser Vorstellung, das ich Euch besonders ans Herz lege. Ein Panostack aus 98 Stapeln á 5 Aufnahmen im Abstand von 3 µm (Ich habe absichtlich nicht weiter ,,nach unten" gestackt, da das Ergebnis meiner Meinung nach den optischen Eindruck zu sehr verfälscht). Hier ist zu erwähnen, dass – obwohl ich die Ursprungsbilder für die Weiterverarbeitung auf halbe Kantenlänge, also auf ein Viertel Pixelfläche, verkleinere, um die Überabtastung nicht zu einer dauerhaften Leervergrößerung werden zu lassen - das Ergebnis immer noch eine 600 (!) Megapixeldatei ist, die man mit 300 dpi auf 2x2m Größe drucken könnte.
Für die Freunde der hohen Auflösung hier die 600MPx-Version:

http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-14_gross/index.html


Was sieht man: Nun sieht man, zumindest in der Betrachtung der Totalen, auch einen blauen ,,Ring" rund um den Bereich der Leitbündel. Dies ist der oben beschriebene Wachstumsbereich, das Cambium. Ansonsten zunächst wenig Überraschendes. Eine rot gefärbte Epidermis, ein kaum gefärbtes Phellem, viele Leitbündel.

Zunächst den gleichen Schnitt noch  im DF und im gekreuzten Pol-Licht.
Bild 15: Übersicht des W3A-gefärbten Schnitts im DF (EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 8 Aufnahmen)
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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~40 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-15_gross/index.html

Bild 16: Übersicht des W3A-gefärbten Schnitts im gekreuzten Pol-DL, Panorama aus 20 Aufnahmen (Epiplan Neofluar HD DIC 5x/0.15). Auch hier sieht man wieder die ,,Klumpen" im Parenchym, vermutlich aus Oxalat.
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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~110 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-16_gross/index.html

Schauen wir uns die Leitbündel etwas im Detail an. Bild 17 und 18 zeigen  innere, primäre Leitbündel. Im Vergleich mit anderen Monokotylen (z. B. Zea mais) würde ich sagen, haben wir hier ein geschlossen-kollaterales Leitbündel, umgeben von Sklerenchymzellen mit relativ dünnen Zellwänden. Gut zu erkennen sind auf jeden Fall die Tracheen und das Phloem sowie das Xylem.

Bild 17: Primäres Leitbündel, W3A-gefärbt im HF (Plan Neofluar 40x/0.75, Stack aus 10 Aufnahmen, Abstand ~ 1µm)
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EDIT, EINGEFUEGT: Bild 17a: Wie oben, nur diesmal mit Beschriftung:


Bild 18: Primäres Leitbündel, W3A-gefärbt im HF (Achroplan 100x/1.25Öl, Stack aus 10 Aufnahmen, Abstand ~ 0,5µm)
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Bild 19 zeigt nun ,,frische" sekundäre Leitbündel im Cambium. Diese sind definitiv geschlossen kollateral, die Xylemzellen sind noch nicht so stark lignifiziert, dass sie deutlich rot angefärbt werden, wobei erste Tracheen und erste rote Stellen sichtbar sind.

Bild 19: Sekundäres Leitbündel, W3A-gefärbt im HF (Plan Neofluar 40x/0.75, Stack aus 10 Aufnahmen, Anstand ~ 1µm)
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Bild 20 und 21 widmen sich noch einmal dem Abschlussgewebe.

Bild 20: Abschlussgwebe, W3A-gefärbt im HF (Plan Neofluar 40x/0.70, Stack aus 18 Aufnahmen, Abstand ~ 1µm)
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Bild 21: Abschlussgwebe, W3A-gefärbt im HF (Achroplan 100x/1.25Öl, Stack aus 22 Aufnahmen, Abstand ~ 0,5µm)
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Bleibt die Frage nach den ,,Inseln" im Parenchym. Es handelt sich dabei nicht um klassische Leitbündel, trotzdem sieht man sowohl in der Primärfluoreszenz als auch beim Färben deutliche Hinweise auf verholztes Gewebe. Bilder 22 und 23 zeigen, dass die Aufnahme des Acridinrots aber nicht an ganzen Zellwänden erfolgt, sondern in unregelmäßigen Strukturen zwischen den Zellwänden. Ich denke hierbei handelt es sich um Fasern! Das ergibt Sinn, wenn man sich die Verteilung dieser Elemente in der Übersicht anschaut: hier ist die Stützende Funktion sehr gut zu erkennen. Eine kurze Literaturrecherche bestätigt meine Theorie [5,6]: Drachenbäume werden durchaus in dieser Hinsicht wissenschaftlich untersucht und auf ihre Eignung als Lieferant für Faserverbundstoffe.

Bild 22: ,,Insel" mit Fasereinlagerung, W3A-gefärbt im HF (Achroplan 100x/1.25Öl, Stack aus 25 Aufnahmen, Abstand ~ 0,5µm)
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Bild 23: ,,Insel" mit Fasereinlagerung, W3A-gefärbt im HF (Achroplan 100x/1.25Öl, Stack aus 30 Aufnahmen, Abstand ~ 0,5µm)
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Die W3A-gefärbten Schnitte bieten sich natürlich auch für die Untersuchung der Sekundärfluoreszenz an. Bild 24 und 25 zeigen zunächst die Übersichten in Blau-, bzw. UV-Anregung.

Bild 24: Übersicht des W3A-gefärbten Schnitts in AL-FL (Blauanregung, EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 6 Aufnahmen)
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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~40 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-24_gross/index.html


Bild 25: Übersicht des W3A-gefärbten Schnitts in AL-FL (UV-Anregung, EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 6 Aufnahmen)
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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~40 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-25_gross/index.html


Bild 26-29 zeigen nun in Vergrößerung primäre Leitbündel in Aufsicht-Fluoreszenz.

Bild 26: W3A-gefärbter Schnitt, primäres Leitbündels in AL-FL (Blauanregung, Plan Neofluar 40x/0.75, Stack aus 8 Aufnahmen, Abstand ~ 1µm)
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Bild 27: W3A-gefärbter Schnitt, primäres Leitbündels in AL-FL (UV-Anregung, Plan Neofluar 40x/0.75, Stack aus 10 Aufnahmen, Abstand ~ 1µm)
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Bild 28: W3A-gefärbter Schnitt, primäres Leitbündels in AL-FL (Blauanregung, Achroplan 100x/1.25Öl, Stack aus 14 Aufnahmen, Abstand ~ 0,5µm)
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Bild 29: W3A-gefärbter Schnitt, primäres Leitbündels in AL-FL (UV-Anregung, Achroplan 100x/1.25Öl, Stack aus 12 Aufnahmen, Abstand ~ 0,5µm)
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Die Bilder 30/31 zeigen nochmal die faserhaltigen Inseln.
Bild 30: W3A-gefärbter Schnitt, ,,Faser-Insel" in AL-FL (Blauanregung, Plan Neofluar 40x/0.75, Stack aus 8 Aufnahmen, Abstand ~ 1µm)
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Bild 31: W3A-gefärbter Schnitt, Faser-Insel"in AL-FL (UV-Anregung, Plan Neofluar 40x/0.75, Stack aus 10 Aufnahmen, Abstand ~ 1µm)


FORTSETZUNG in der ersten Antwort (Limit erreicht...)
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

othum

#1
FORTSETZUNG

Zum Abschluss noch ein paar dokumentarische Aufnahmen mit einem Etzold-blau gefärbten Schnitt,
Zunächst zeigt Bild 32 die Übersicht. Im Vergleich zur W3A-Färbung erkennt man direkt eine deutliche geringere Differenzierung. Ausschnitte der Leitbündel zeigen kaum farbliche  Auflösung zwischen verholzten und unverholzten Zellen.

Bild 32: Übersicht des Etzold blau-gefärbten Schnitts im HF (EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 6 Aufnahmen)
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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~40 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-32_gross/index.html

Bild 33: Primäre Leitbündel, Etzold-blau-gefärbt im HF (EC-Plan Neofluar 10x/0.30, Stack aus 10 Aufnahmen, Abstand ~ 3µm)
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Bild 34: Primäres Leitbündel, Etzold-blau-gefärbt im HF (Plan Neofluar 40x/0.75, Stack aus 60 Aufnahmen, Abstand ~ 1µm)
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Und nochmal Übersicht und Ausschnitt im Dunkelfeld (Bild 35-36)
Bild 35: Übersicht des Etzold blau-gefärbten Schnitts im DF (EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 16 Aufnahmen)
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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~40 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-35_gross/index.html

Bild 36: Primäre Leitbündel, Etzold-blau-gefärbt im DF (EC-Plan Neofluar 10x/0.30, Stack aus 10 Aufnahmen, Abstand ~ 3µm)
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Was wir nicht so bewusst war, ist, dass Etzold-blau auch eine ansprechende Sekundärfluoreszenz bei Blauanregung liefert:

Bild 37: Übersicht des Etzold blau-gefärbten Schnitts in AL-FL (Blauanregung, EC-Plan Neofluar 2.5x/0.075, Pano aus 6 Aufnahmen)
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Auch hier gibt es eine höher aufgelöste (~40 MPx) ,,zoombare" Version:
http://www.thum.li/Mikro/Dracaena/Bild-37_gross/index.html

Bild 38: Primäre Leitbündel, Etzold blau-gefärbter Schnitts in AL-FL (Blauanregung EC-Plan Neofluar 10x/0.30, Stack aus 8 Aufnahmen, Abstand ~ 3µm)
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Bild 39: Primäres Leitbündel, Etzold-blau-gefärbt in AL-FL (Blauanregung Plan Neofluar 40x/0.75, Stack aus 7 Aufnahmen, Abstand ~ 1µm)
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Ich hoffe, Ihr habt es bis hierhin geschafft ;) und Euch gefällt dieser Beitrag.
Ich freue mich über jegliches Feedback.
Bis dahin: Viel Spaß beim Lesen!
Beste Grüße, Oliver



Literatur:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gerandeter_Drachenbaum
[2]J.W. Kadereit, C. Körner, B. Kost, U. Sonnewald ,,Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften", 2014 (37.Auflage), Springer: Heidelberg; p. 124f.
[3]F.H. Schweingruber, A. Börner ,,The Plant Stem – A Microscopic Aspect", 2018, Springer International Publishing AG/Cham, CH; doi: 10.1007/978-3-319-73524-5; p. 61
[4] http://www.mikroskopie-bonn.de/_downloads/MKB_Artikel_W3Asim_I_und_II_RDM_WSS_110619_1.pdf
[5] T. Masselter, S. Eckert, T. Speck, Beilstein J. Nanotechnol. 2011, 2, 173–185.
[6] L. Hesse, T. Masselter, J. Leupold, N. Spengler, T. Speck, J.G. Korvink, Nature Scientific Reports 2016, 6, 32685, DOI: 10.1038/srep32685
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

Fahrenheit

#2
Lieber Oliver,

ein Mammutwerk. :) Sehr gut aufbereitet, mit interessanten Details und mal eine Pflanze, die wir hier noch nicht hatten, obwohl sie sicher in vielen Haushalten zu finden ist.

Zwei kleine Anmerkungen:
Bei den Faserinseln handelt es sich m.E. um untergegangene Leitbündel, also gequetschtes, dissfunktionales Gewebe.
Das, was Du als chloroplastenhaltiges Phelloderm ansprichst (Bild 6) würde ich als Rindenparenchym bezeichnen.

(Das Periderm bestünde dann aus dem mehrlagigen Phellem, einem einlagigen Phellogen und einem ebenfalls einlagigen Phelloderm (beides nur schwer von angrenzenden Parenchym zu unterscheiden ... )
Korrektur: ich habe eben noch mal im Esau (Pflanzenanatomie, erste deutschsprachige Ausgabe 1969) nachgeschlagen und auf Seite 255 den Absatz Schutzgewebe der Monocotylen gefunden. Dort heisst es:



Die Bildung des Schutzgewebes erfolgt also auf gänzlich andere Art als beim Periderm der Dicotylen. Wir sehen Etagenkork und es verwundert nicht, dass das nicht vorhandene Phellogen und Phelloderm schwer zu erkennen war ;)

Herzliche Grüße
Jörg

p.s.
Und natürlich gelistet. :)

p.p.s.
In der gedruckten Version von The Plant Stem [3] findet sich die Abbildung 6.162 auf Seite 61
Und wer in der 36. Auflage vom Strasburger unterwegs ist, findet die angesprochene Grafik auf Seite 187 (Abb. 4-46 Sekundäres Dickenwachstum bei ... Dracaena)
Im Esau (Ausgabe wie oben) findet sich ab Seite 293 der Abschnitt Sekundäres Dickenwachstum bei Monocotylen (gut erklärt)
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Wutsdorff Peter

Hallo Oliver,
da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. Gratulation zu diesem tollen Beitrag. Interessant die verschiedenen Färbemethoden.
Gruß vom Laien und Inaschenör
Peter

othum

Hallo Jörg,

zunächst mal freut es mich, dass es Dir gefällt

Zitat von: Fahrenheit in Mai 07, 2020, 21:56:40 NACHMITTAGS
L
Das, was Du als chloroplastenhaltiges Phelloderm ansprichst (Bild 6) würde ich als Rindenparenchym bezeichnen.

(Das Periderm bestünde dann aus dem mehrlagigen Phellem, einem einlagigen Phellogen und einem ebenfalls einlagigen Phelloderm (beides nur schwer von angrenzenden Parenchym zu unterscheiden ... )
Korrektur: ich habe eben noch mal im Esau (Pflanzenanatomie, erste deutschsprachige Ausgabe 1969) nachgeschlagen und auf Seite 255 den Absatz Schutzgewebe der Monocotylen gefunden. Dort heisst es:


Die Bildung des Schutzgewebes erfolgt also auf gänzlich andere Art als beim Periderm der Dicotylen. Wir sehen Etagenkork und es verwundert nicht, dass das nicht vorhandene Phellogen und Phelloderm schwer zu erkennen war ;)

Ich habe das mal in Rindenparenchym umbenannt. Mit der Bezeichnung "Parenchym" kann man ja nicht viel falsch machen.


Zitat von: Fahrenheit in Mai 07, 2020, 21:56:40 NACHMITTAGS

In der gedruckten Version von The Plant Stem [3] findet sich die Abbildung 6.162 auf Seite 61

Nicht nur in der gedruckten Version.. Ebenfalls korrigiert.

Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

othum

Zitat von: Wutsdorff Peter in Mai 07, 2020, 22:21:22 NACHMITTAGS
Hallo Oliver,
da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. Gratulation zu diesem tollen Beitrag. Interessant die verschiedenen Färbemethoden.
Gruß vom Laien und Inaschenör
Peter

Danke Peter!

Botanischer Laie bin ich ja auch ;)

Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

limno

Hallo Oliver,
sehr schöne Dokumentation 8) .  Dass Du einen (obligatorischen) Maßstab einfügst, gefällt mir.  :) Beschriftungen zur Pflanzenanatomie sind immer sehr lehrreich. da wissen dann auch die anderen, was Du gesehen hast und Du reifst schnell zum Experten. Aber das ist auch eine Frage der persönlichen Ästhetik.Ein kleiner Kritikpunkt: Die Art heißt Dracaena m a r g i n a t a (die "berandete" Dracaena) Bessere das bitte aus, so findet man Deinen Beitrag wieder.
Mit bestem Dank für die gelungenen Bilder und Grüße von
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

othum

Hallo Heinrich,

vielen Dank für das Lob. Der Fehler ist natürlich korrigiert...

Zitat von: limno in Mai 08, 2020, 11:35:43 VORMITTAG
Hallo Oliver,
sehr schöne Dokumentation 8) .  Dass Du einen (obligatorischen) Maßstab einfügst, gefällt mir.  :) Beschriftungen zur Pflanzenanatomie sind immer sehr lehrreich. da wissen dann auch die anderen, was Du gesehen hast und Du reifst schnell zum Experten. Aber das ist auch eine Frage der persönlichen Ästhetik.Ein kleiner Kritikpunkt: Die Art heißt Dracaena m a r g i n a t a (die "berandete" Dracaena) Bessere das bitte aus, so findet man Deinen Beitrag wieder.

Mit der Beschriftung gebe ich Dir absolut recht, habe ich in meinem letzten Beitrag zur Schleifenblume auch gemacht. Hier war ich mir aber echt unsicher beim Leitbündel. Aber ich denke, da kann ich noch eine beschriftete Version nachreichen ;)

Beste Grüße, Oliver
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Nordlicht

Hallo Oliver,

dein Beitrag gefällt mir ausgesprochen gut, auch wenn ich als Anfänger nur die Hälfte verstehe.
Wo ich mitreden kann wäre die Bildqualität, da kann man nun wirklich nicht meckern.

Ansonsten meine Hochachtung vor deiner Leistung.

Grüße Matthias

othum

Hallo zusammen,

ich addiere dann hier mal einen Vorschlag zur Beschriftung der Leitbündel. Später füge ich den dann auch ins OP ein...
Kommentare, Ergänzungen und Korrekturen sehr gerne gesehen!

Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

Fahrenheit

Guten Morgen Oliver,

aus meiner Sicht passt das.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

jako_66

Hallo Oliver,

was für ein Werk!!! Auch der Panostack aus 98 Stapeln á 5 Aufnahmen: eine Freude dies anzuschauen, Gratulation!

Viele Grüße

Sven

othum

Danke Sven,

freut mich, dass es gefällt.
Zitat von: jako_66 in Mai 15, 2020, 22:46:20 NACHMITTAGS
Hallo Oliver,

was für ein Werk!!! Auch der Panostack aus 98 Stapeln á 5 Aufnahmen: eine Freude dies anzuschauen, Gratulation!


Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1