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Kotprobe Huhn

Begonnen von s20, Februar 08, 2022, 21:32:53 NACHMITTAGS

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s20

Liebe Mikrogemeinde,

ich bitte um Eure Hilfe.

Es handelt sich um die Kotprobe eines Huhnes, in Salzlösung flotiert. Die Salzlösung habe ich noch 2 Tage offen stehen gehabt, um später "noch mal zu gucken". Ich fand dann u. a. diese 2 Objekte, die ich noch nie gesehen habe und würde nun gern wissen, was das ist.
Gruß Stefan

plaenerdd

#1
Hallo Stefan,
ich kann Dir nicht direkt weiterhelfen, da das nicht mein Gebiet ist, aber ganz sicher wären Größenangaben hilfreich.
Das erste Bild erinnert mich an eine Kieselalge. Wurden die Hühner eventuell gegen Milben behandelt? Dafür nutzt man Kieselgur, die aus den Schalen fossiler Kieselalgen besteht. Deshalb wäre an dieser Stelle für mich die Vergrößerung und das Auflösungsvermögen Deiner verwendeten Objektive schon mal interessant.
Anbei ein Foto einer Diatomeenschale aus der Kieselgur von Klieken, wo von der Firma Röder u.a. ein Mittel gegen Geflügelmilben hergestellt wird.
Beste Grüße
Gerd
EDIT: Dieses Objekt ist etwa 40µm lang. Diatomeen der gleichen Art können sehr unterschiedlich groß sein.
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

s20

#2
Hallo Gerd!

Ja, Kieselgur ist überall. Die Form habe ich irgendwo irgendwann beim Betrachten (fremder) Bilder schon gesehen, aber mir scheint es ein Ei zu sein, die Stöpsel (denke ich) an den Enden waren ziemlich gut zu erkennen. Im Inneren konnte ich kein "Skelett" erkennen, nur Schatten. Man kann es in der Aufnahme erahnen.
Ich bin ganz unglücklich ob meiner schlechten Fotografiererei, in der Beobachtung war es besser zu erkennen...

Ich habe schon mal Kieselgur mikroskopisch betrachtet, aber nur Trümmer und Schutt vorgefunden.
Gruß Stefan

s20

Zitat von: plaenerdd in Februar 08, 2022, 21:46:54 NACHMITTAGS
Diatomeenschale aus der Kieselgur von Klieken, wo von der Firma Röder u.a. ein Mittel gegen Geflügelmilben
Ist ja interessant, Klieken ist ja noch mein Dunstkreis.
Gruß Stefan

plaenerdd

Hallo Stefan,
aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass das von Dir gezeigte Objekt eine Kieselalge ist. Da fehlt jede innere Struktur, es sei denn das ist mit einem 10er Objektiv fotografiert, das die nicht auflöst. Manchmal ist es aber schon hilfreich, ein wenig um die Ecke zu denken (nicht zu verwechseln mit "querdenken").
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Florian Stellmacher

Moin Stefan,

soweit man die Form der Objekte auf Deinen Bildern erkennen kann, könnten es tatsächlich auch Helmintheneier sein.

Wenn es mit dem Fotografieren nicht so hinhaut - meinst Du, Du könntest diese Dinger einfach mit den wesentlichen Merkmalen zeichnen?

Viele Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

s20

Ich habe mir nochmal einen Tropfen geholt, mehrere Funde waren drin, habe sie abgemalt. Eine Skelettstruktur sehe ich da nicht.

Die Lineardenker sind das Problem.
Gruß Stefan

Alfons Renz

Hallo Stefan,

Die beidseitig gezipfelten Gebilde sind sehr wahrscheinlich Eier von Nematoden.

In Farge käme Capillaria annulata, sofern die Länge ca. 60-62 µm beträgt, bei einem Duchmesser von 24-27 µm.

Diese Nematoden sind weitverbreitet bei Freilandhühnern, da die Entwicklung der Würmer über einen Zwischenwirt (Regenwurm) verläuft.

p.s.: Es zeigt sich auch hier, dass Zeichnungen viel besser die Tatsachen wiedergeben - sofern sie so gut sind wie die hier Gezeigten - als (schlechte) Mikrofotografien. Es fehlt nur die Größenangabe!

Mit besten Grüßen,

Alfons


plaenerdd

Hallo Stefan,
falls Du kein Messokular haben solltest, findest Du am Ende von diesem Beitrag zur Bestimmung von Wasserorganismen ein paar Tipps zum Schätzen der Größe.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

güntherdorn

#9
was sagst du dazu?
zwar vom schwein, doch gibts die häufig auch bei hühnern.
ich hab das ganze buch eingescannt. 112 MB
ciao,
güntherdorn
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

Fraenzel

Hallo Günther,
Nematoden-Eier sind für viele Mikroskopiker immer interessant. Kannst Du das gescannte Buch nicht auf Eurer Bodensee-Homepage zum Download ablegen.
Mikrogrüße
Peter
auch ich mag das "Du"

s20

"Es fehlt nur die Größenangabe!"
Ich habe ein Meßokular... und übe noch... Ich komme auf eine Länge von 20µm.

Eier von Fadenwürmern, evtl. sogar Trichuris suis habe ich schon bei meinen Hühnern gefunden. Allerdings gibt es sehr viele ähnlich aussehende. Und mich interessiert eigentlich nur, wie ich sie weg bekomme, wobei... wenn man als Mikroskopiker nichts findet, ist man auch nicht zufrieden.

Ganz allgemein bin ich verwundert, daß ich in dieser Suppe überhaupt noch was finde. Ich bin nämlich bisher davon ausgegangen, daß die Salzlösung den Helmintheneiern den Garaus macht, so daß man schon nach kurzer Zeit nicht mehr finden kann. Die abgestandene Flotierlösung ist sogar sehr ergiebig, werde in Kürze noch was mit Bestimmungsfrage hochladen.

Günther, dieses Buch, was ist das? Würde mich wirklich interessieren. Ich suche überhaupt nach einem Bestimmungsbuch für Helminthen, Kokzidien & Cie und habe noch nie was passendes gesehen. Selbst das Internet gibt nicht viel her, wenn´s konkret wird!
Gruß Stefan

dicentra

#12
Hallo Stefan,


also Trichuris wird es wohl nicht sein. Trichuris kommt beim Geflügel gar nicht vor (korrigiere mich, Alfons, bitte!). Insbesondere Trichuris suis hat einen sogenannten direkten Entwicklungsgang und kommt ausschließlich bei Schweinen vor. Daher "suis", vom lateinischen Wort für Schwein.
Ich würde eher Alfons unterstützen wollen, also Richtung Capillaria (Haarwürmer).

Solltest du Englisch einigermaßen verstehen könnte ein Handbuch der FAO für dich interessant sein. Es ist hier https://www.fao.org/3/x0583e/x0583e.pdf kostenlos abrufbar. Auf Seite 101 ist eine kleine Übersicht über Eier aus dem Kot.

Was die Therapie angeht ist es eigentlich egal, ob du Haar- oder Fadenwürmer (Nematoden) vorliegen hast. Die einschlägigen Medikamente helfen gegen beide.


Schöne Grüße


Oliver

plaenerdd

#13
Hallo Stefan,
ich kann das hier empfehlen: Diagnose und Therapie der Parasiten von Haus-, Nutz- und Heimtieren.

Hallo Peter,
Zitat von: FraenzelKannst Du das gescannte Buch nicht auf Eurer Bodensee-Homepage zum Download ablegen.
Damit sollte man vorsichtig sein. Das könnte die Aufforderung zu einer Straftat sein, wenn das Buch noch nicht "überaltert" ist.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

s20

Hallo Oliver, Dein Einwand ist korrekt, jedenfalls waren es solche Eier mit 2 "Stöpseln"... Und adulte Würmer, die so aussahen, wie Peitschenwürmer, hatten die Hühner auch ausgeschieden. Es ist aber nie mit Gewißheit aufgeklärt worden, welche Sorte Wurm das war, obwohl ich das der Tierarztpraxis "zur Erforschung" übergeben hatte.
Danke für den Link! Das ist ein wertvolles Buch, praktisch Material und Methoden für genau das, was mich interessiert. Einzelne Abschnitte werde ich mir sicherlich erschließen, aber es ist schon extrem frustrierend, daß, obwohl die Mikroskopie-Pioniere Deutsche waren, ich als Deutscher heutzutage von diesem Wissen ausgeschlossen bin. Ich suche nämlich dringend die Methoden zur Präparierung der Kotproben, also Flotation, Anreicherung usw.

Hallo Gerd! Das Buch habe ich direkt bestellt, für 8,59 EUR kann man nichts falsch machen, danke für den Tip!
Gruß Stefan