Prismen reinigen - Rost

Begonnen von Ortholuxianer, Juli 18, 2010, 20:17:39 NACHMITTAGS

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Ortholuxianer

Liebe Mikroskopiker,

ich bin gerade dabei, ein altes Ortholux von 1956 zu reanimieren - leider wurde es vorher recht wenig sachgemäß behandelt, so dass einige Teile arg verrostet sind, u.a. ist auch rostige Flüssigkeit auf die Prismen im Trinotubus gelangt. Die Prismen habe ich jetzt ausgebaut und möchte sie gerne reinigen - mit Xylol bekommt man schon einiges ab, überlege aber, ob ein Ultraschall-Bad nicht besser wäre. Sind die Prismen vergütet, würde die ggf. durch eine Ultraschall-Reinigung beschädigt?

Vielen Dank & beste Grüße,

Axel

ManK

Hallo Axel,
ich glaub Du hast jetzt noch ein ganz anderes Problem: und das ist die Prismen jemals wieder justiert zu kriegen....
Ich hoffe Du hast trotzdem Erfolg
ManK

Ortholuxianer

Hallo ManK,

die Justage wird sicher noch schwierig - aber in dem Zustand wie es war ist es absolut unbrauchbar und auf einen Versuch kommt es an, bevor das Ding in die Tonne wandert. Vielleicht klappt es ja, ich werde berichten...

Axel

Werner Jülich

Wir hatten vor ein paar Wochen ein ähnliches Problem, da ist eine vollständige Reinung nicht gelungen, die Prismen bleiben leicht "gebräunt" zurück. Es sah so aus, als wäre der Rost regelrecht eingedrungen.
Werner Jülich

Oliver S.

Hallo,
ohne Gewähr aber Rost lässt sich eigentlich sehr gut mit konzentrierter Salzsäure lösen, die Glas normalerweise nicht angreift. Wie das ggf. mit einer Oberflächenvergütung wäre, weiß ich allerdings nicht.
Bevor ich das Ding in die Tonne treten würde, würde ich das aber noch versuchen.
Gruß, Oliver
(gern per "Du" )

Klaus Herrmann

Also dass der Rost mit konzentrierter Salzäure weg gelöst werden kann - keine Frage.

Aber ich würde milder dran gehen: mit Oxalsäurelösung!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Werner

Zur Reinigung:
Keinesfalls Salzsäure! Optisch "gutes" Glas ist gegen Salzsäure chemisch nicht beständig, es kann trüb werden.
Die Entspiegelungsschicht MgF2 wird von Salzsäure auch angegriffen, außerdem enthält sie Poren.
Die gasförmige Salzsäure schädigt auch die unmittelbare Umgebung (Chlorionen - Salzsprühtest).
Oxalsäure ist eine gute Wahl, reine Zitronensäure geht aber auch. "Entkalker" sind ungeeignet, sie enthalten neben Zitronensäure auch noch die aggressive Amidosulfonsäure. Nachdem die Braunfärbung verschwunden ist, sofort mit destilliertem Wasser gut nachspülen und trocknen. Ionenaustauscher- oder Osmose-Wasser kann organische Substanzen enthalten, die einen Belag hinterlassen.

Zur Prismenjustage - Die Justage mit einem Laser ist einfacher als deren Beschreibung:

Prismenblock aus dem Gehäuse nehmen, Lage der Justierschrauben ermitteln und waagerecht befestigen. Ich nahm dazu ein Laborstativ mit Klemmen. Am besten geht ein Neonlaser mit einer Lochblende von etwa 1mm, eine Laser-Wasserwaage mit Blende tuts auch. Ein Laserpointer ist unpraktisch. Als "Leinwand" nimmt man einen Karton, geteilt durch einen waagerechten Strich und zwei weiteren senkrechten Strichen in 75 mm Entfernung (Augenabstand). In die Kreuzungspunkte und in die Mitte dazwischen werden drei Löcher von etwa 3 mm geschlagen (abgefeilter Nagel). Diesen Karton befestigt man in 2-3 m Entfernung vom Laser entfernt.
Den Laser waagerecht auf einen Holzblock oder Bücherstapel stellen und in Richtung mittleres Loch strahlen lassen. Die vorgestellte Lochblende erzeugt einen scharf begrenzten Strahl. Jetzt den Prismenblock mit der Tubusseite vor den Laser stellen. Den Laser mit Pappe oder Blech so unterlegen, daß er mittig in das Eintrittsprisma leuchtet (das ist einfacher als die Höhenverstellung des gesamten Prismenblocks). Block wieder wegschieben und den Zielkarton nachjustieren, daß der Strahl durch das mittlere Loch fällt. Prismenblock auf 75 mm Augenabstand einstellen und vor den Laser schieben.
Jetzt sind zwei leuchtende Punkte auf dem Ziel erkennbar. Schwenken und Neigen des Prismenblocks würde eine geringe Parallelverschiebung der Strahlen erzeugen. Einfacher ist es, den Zielkarton selbst so nachzujustieren, daß der der Zielmarkierung am nächsten liegende Leuchtpunkt genau durch das zugehörige Loch fällt. Mit den Prismen-Justierschrauben wird nun der andere Strahl auch genau durch das zweite Loch geschickt. Der "Volltreffer" ist auch aus größerer Entfernung daran zu erkennen, daß der blendend helle Strahl wegen des Lochs dunkler wird. Hiermit sind die Prismen genau parallel ausgerichtet.
Nach erfolgreicher Justage kann man nun auch gleich Ferngläser testen: Das Fernglas auf 75 mm Augenabstand einstellen und vor den Prismenblock halten. Zwei größere leuchtende Flecken sind auf dem Ziel zu erkennen. Sind die Flecken kreisrund und waagerecht und im Objektivabstand, ist das Fernglas tadellos. Sind die Flecken kreisrund, aber nicht waagerecht oder nicht im Objektivabstand, ist das Fernglas dejustiert und erzeugt Kopfweh. Die Nachjustage ist aber schwieriger als die des Binoaufsatzes (Linsenjustage und/oder Prismenjustage).
Sind die Flecken eiförmig oder amöbenhaft, taugt die Optik des Fernglases nichts - irreparabel - Schrott.

Viele Grüße   -   Werner

Ortholuxianer

Vielen Dank an alle schon einmal für die guten Tipps zum Reinigen und zur Justage!

Werde Oxalsäure oder Zitronensäure mal versuchen.
Haltet Ihr die Säureanwendung für weniger aggressiv als den Ultraschall?

Viele Grüße,

Axel

Werner

Nachtrag Prismenjustage

Bisher hatte ich die Paralleljustage der Prismen beschrieben, aber es gibt ja auch noch die Okulare im Binoaufsatz.
Der Zielkarton wird auf etwa 50 cm angenähert und justiert. Beide Okulare werden eingesteckt und die jetzt größeren runden Flecke begutachtet. Im Idealfall sind sie genau zentrisch um die Löcher. Da der Laser aber nicht GENAU zentrisch durch die Prismen geht (Parallelität ist wichtiger), kann eine leichte Dezentrierung der Flecken auftreten. Wichtig ist in diesem Fall aber nur der ABSTAND der Flecken, er sollte 75 mm betragen. Bei dem von mir behandelten Zeiss-West Bino waren die drei Befestigungsschrauben des Okularträgers am Schaft abgedreht, somit sind die Flansche achsial justierbar und der Fleckenabstand wäre einstellbar.
Seltsame kreis- oder wurmförmige Schatten in den Flecken kommen von Verunreinigungen der Optik oder ungleichmäßiger Vergütung und brauchen aber nicht zu beunruhigen. Im "Normalbetrieb" fallen sie nicht auf und wir haben dann ja auch keine kohärente Beleuchtung.

Das nur der Vollständigkeit halber   -   Werner

Werner

zum Ultraschall

Der "Rostbelag" ist warscheinlich basisches Eisenoxid (ist Rost normalerweise). Das ist ziemlich klebrig und haftet fest.
Wird üblicherweise auch mit der Drahtbürste mechanisch entfernt. Bei Optiken weniger empfehlenswert.
Ultraschall ist eine rein mechanische Reinigungsart. Damals waren die Antireflexschichten aber nicht so hart und festhaftend wie heutzutage, Ultraschall könnte die Schicht teilweise ablösen.
Die chemische Reinigung ist in jedem Fall vorzuziehen. Eisenoxalat ist farblos, Eisenzitronat leicht gelblich. Wenn da trotz Spülen Spuren zurückbleiben, ist das unmerklich. Abgelöste Antireflexteile sind aber als Flecken erkennbar.
Ich hatte mal nach dem Reinigen eines Oberflächenspiegels plötzlich einen Fingerabdruck auf der Spiegelfläche. Das war ein amerikanischer Abdruck, da hatte einer in USA vor dem Bedampfen der Schutzschicht auf den Spiegel getappt. Nach dem Reinigen hatte sich genau an der Stelle die Schutzschicht abgelöst und der Spiegelbelag auch. Soviel zur Haftfestigkeit von Schichten.

Gruß   -   Werner

Klaus Herrmann

Hallo Werner,

Deine Justageanleitung gehört unbedingt in das "ewige Silo" (Die Gerätetipps), damit sie nicht verloren gehen! Super!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Hugo Halfmann

Hallo Werner, guten Morgen lieber Klaus,

das sehe ich auch so !

Zumal Werners Anleitung mit "Bordmitteln" zu realisieren ist, eine Laserwasserwaage haben viele bzw. kostet nicht die Welt.

Vielleicht kann Detlef das ja in die Gerätetechnik kopieren.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Nomarski

Hallo Werner,

eine oder mehrere Skizzen zum besseren Verständnis bezüglich der Prismenjustage würde ich sehr begrüßen.
Sonst muß man es 5x lesen, bevor man es 1x richtig begriffen hat, ähnlich wie bei den Do-it-yourself-Büchern für die Autos, wenn es um haarige Aktionen geht wie Türverkleidungen ausbauen oder Zylinderkopfdichtungen wechseln.

Viele Grüße
Bernd

Werner

Ihr habt völlig recht!

Ich arbeite selbst überwiegend mit Skizzen, habe einige Hängeablagen voll. Mein Problem ist, die elegant in den Rechner zu bekommen, da könnte man sie auch besser verwalten. Mein altes "Autosketch" und "Autocad" läuft unter DOS und die alten Fileformate sind unter Windows nicht lesbar. Die Win-Version von Autosketch ist hahnebüchern und es ist extrem zeitaufwendig, auch nur eine kleine Skizze zu erzeugen! Deshalb nehme ich den Klassiker Bleistift und Papier, scheue aber leider immer eine ausführliche Textdokumentation und kann meine Klaue später auch nicht mehr lesen.
Aber Blättern in alten Skizzen macht auch Spaß und ist anregend.

Könnt Ihr mir einige Tips geben, wie man das am Besten angeht?

Wie bekommt man Skizzen am zweckmäßigsten in den Rechner?
Ich habe mal das Eingabetablett "Hyperpen" gekauft, aber das wollte nicht laufen.
Mit welchem Programm kann man in Fotos nachträglich Text einbringen, der dann auch über eine Stichwortsuche gefunden werden kann? Beim "antiken" Paintprush konnte man den Text transparent lassen, die Win-Version klotzt das Foto an der Textstelle aus und man benötigt Zeit, die günstigste Stelle zu finden. Weil das dann als Bild abgespeichert wird, versagt auch die Textsuche.

Alle Vorschläge werden dankend angenommen !

Viele Grüße   -   Werner


Nomarski

Hallo Werner,

es gibt verschiedene Grafikprogramme, um das zu bewerkstelligen. Aber die Einarbeitung lohnt nur, wenn man es auch nutzt und damit zurecht kommt. Man kann nun nicht von dir erwarten, daß du deswegen nun die Software kaufst und gar noch Kurse belegst, um sie bedienen zu können.
Das Paint von Windows taugt dafür in der Tat nicht viel, so habe ich mich in Corel Draw eingearbeitet.
Wenn es für dich schneller geht, eine Skizze zu machen, dann mach eben eine, die kann man dann einscannen. In dem Fall geht es auch nicht darum, daß sie möglichst schön aussieht, sondern daß man darauf erkennen kann, wie das Beschriebene gemeint ist, um es für die eigenen Zwecke anwenden zu können.

Viele Grüße
Bernd