Bazzania trilobata ein Moos mit Ölkörper *

Begonnen von sirdul, Dezember 06, 2011, 19:44:09 NACHMITTAGS

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sirdul

Hallo Forum,

nachdem Herr Kaiser mein unbekanntes Moos als Bazzania trilobata bestimmt hat, möchte ich zwei Fotos zeigen, auf welchen die genannten
Öltropfen-körper  zu sehen sind. Bild 1 ist in Durchlicht, Bild 2 in Schräglicht mit einem Azimutschieber entstanden. Mikroskop:  Jenamed 2.
Viel Spaß mit den Bildern.

Bild 1 Durchlicht



Bild 2 mit dem Azimutschieber




Gruß aus Kronach

Ludger Benning

Bernhard Kaiser

#1
Guten Morgen Herr Benning,

kleine Korrektur: Ölkörper nicht Öltropfen.

Dazu:

http://ölkörper
Die große Mehrzahl der Lebermoose besitzen in den Zellen der Ober – und Unterblätter, des Stengels und der Perianthien sogenannte Ölkörper. Diese sind zum Teil hell, stark lichtbrechend oder aus vielen, einzelnen, kleinen Tröpfchen zusammengesetzt mehr trübe, jedenfalls deutlich erkennbare Inhaltsstoffe der Zellen.
Anzahl, Form und Farbe der Ölkörper ergeben wichtige Merkmale für die Lebermoosbestimmung. So sind blaue Ölkörper für Calypogeia azurea signifikant. Ist nur ein Ölkörper pro Zelle vorhanden, so liegt Jungermannia caespiticia vor. Sehr viele, kleine Ölkörper hat die Gattung Porella.
Wichtig ist für die Bestimmung, dass immer frische Pflanzen mikroskopiert werden, da die Ölkörper mit der Zeit verschwinden oder sich bereits nach wenigen Tagen desorientieren. Bewahrt man Lebermoose in Plastiktüten verschlossen und nur ganz schwach angefeuchtet bei etwa 5 °C im Kühlschrank auf, sind die Ölkörper länger stabil. Die Haltbarkeit der Ölkörper bei trockenen Herbarbelegen ist sehr unterschiedlich. Bei vielen Arten sind nach einigen Tagen keine Ölkörper mehr zu finden – bei Bazzania trilobata dagegen sind sie nach 5 Jahren noch zu erkennen.
Zum Chemismus ist nur kurz anzumerken, dass die Ölkörper keine Öle im chemischen Sinne – also mit ungesättigten Fettsäuren verestertes Glycerol darstellen, sondern zum Teil in die Gruppe der alicyklischen, organischen Verbindungen gehören.
Die Ölkörper kommen im ganzen Pflanzenreich nur bei den Lebermoosen vor und die Frage nach Sinn und Zweck dieser für die Pflanze aufwendig produzierten Inhaltsstoffe ist meines Wissens noch nicht ganz geklärt. Weder handelt es sich um Reservestoffe noch um Stoffwechselendprodukte, da bereits in ganz jungen Pflanzen Ölkörper anzutreffen sind. Möglicherweise sind die Ölkörper Schutzstoffe gegen Tierfraß und den Befall von bestimmten Pilzen und Bakterien. Fungizide Eigenschaften der Moose werden derzeit an der Universität Bonn getestet FRAHM (1999).
Kaiser, B. (2001):  Beitrag zur Kenntnis der Moosflora um Velden/Mittelfranken und der angrenzenden Pegnitzalb. Teil 1: Die Horn -, Leber- und Torfmoose.
Natur und Mensch. Naturhistorische Ges. Nürnberg.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser

sirdul

Hallo Herr Kaiser,

besten Dank für Korrektur, ich habe sie im Beitrag umgesetzt, und für die interessante Erklärung der Ölkörper.
Sie nennen im letzten Abschnitt  "Kaiser, B. (2001):  Beitrag zur Kenntnis der Moosflora um Velden/Mittelfranken und der angrenzenden Pegnitzalb. Teil 1: Die Horn -, Leber- und Torfmoose.
Natur und Mensch. Naturhistorische Ges. Nürnberg." Ist dieser Beitrag in schriftlicher oder digitalter Form erhältlich ?

Gruß aus Oberfranken

Ludger Benning

Michael Plewka

hallo zusammen,
Ihnen beiden vielen Dank für den interessanten Beitrag. Mir ist allerdings nicht klar, was jetzt die Ölkörper sind und was Chloroplasten. Einige der Körnchen erscheinen farblos, andere grün. Gibt es da vielleicht noch ein Foto, das die Zellen stärker vergrößert darstellt?
beste Grüße Michael Plewka

sirdul

Hallo Herr Plewka,

anbei die höhere Vergrößerung. Die Pfeile sollen auf die Ölkörper hinweisen.
Bild 2 ist eine durch EBV erzeugte Darstellung in 1:1.

Bild 1



Bild 2



Gruß aus Kronach

Ludger Benning

Michael Plewka

hallo Herr Benning,

großartig!! Auf diesen Fotos sind die Unterschiede klar zu erkennen. Die Unregelmäßigkeit der Form der Ölkörper macht auch klar, warum deren Name Sinn macht: Da die Gebilde von einer Membran begrenzt werden, sind andere Formen als Tropfen möglich.
beste Grüße Michael Plewka

Detlef Kramer

Lieber Michael,

Deine Aussage ist so nicht korrekt. Eine Membran allein ist niemals formgebend; d.h. eine, von einer Membran umschlossene Flüssigkeit wird immer die Form einer Kugel annehmen. Ich kenne mich im Chemismus dieser Ölkörper nicht aus, schließe aber aus Herrn Kaisers Ausführungen, dass es sich möglicherweise nicht um eine Flüssigkeit handelt. Dann ist natürlich alles möglich, hat aber dann nichts mit der Membran zu tun. Da die Ölkörper offenbar in der Vakuole liegen, müsste es sich bei der Membran um den Tonoplasten handeln.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Michael Plewka

#7
hallo zusammen,


@ Detlef,

ich war wohl heute morgen noch nicht so richtig wach, als ich den Text verfasst habe. In der jetzigen Form ist der Text zugegebenermaßen  nicht schlüssig. Zunächst einmal sollte  die Betonung darauf liegen, dass man aus der Nicht-Kugelform der Ölkörper darauf schließen kann, dass die Ölkörper membranbegrenzt sein müssen (was ja auch der Fall ist).  Zwar mag  eine von einer (hypothetischen) Elementarmembran (Lipid-Doppelschicht, EM) umschlossene Flüssigkeit  ebenfalls eine Kugelform annehmen, aber das ist in Zellen ja eher die Ausnahme. Zumeist sind ja u.a. Proteine und Kohlenhydrate zusätzlich in die EM eingelagert. Dictyosomen mögen hier  als ein Beispiel für ein flüssigkeitsgefülltes Membransystem dienen, das eben nicht kugelförmig ist. Damit komme ich zum nächsten Punkt: was veranlasst Dich zu der Annahme, die Ölkörper lägen in der Vakuole? Dann müssten die Chloroplasten ja auch in der Vakuole sein. Vielmehr befinden  sowohl die Chloroplasten und die Ölkörper als Zellorganelle im Cytoplasma. Im www. findet man Hinweise darauf, dass die Ölkörper vom ER oder aus  Dictyosomen (s.o.!) gebildet werden. Hat also mit dem Tonoplast nichts zu tun.
Hier noch ein schöner, wenn auch älterer Artikel (pdf) zu der Ultrastruktur der  Ölkörper in dem hier verhandelten Lebermoos bazzania trilobata:

http://www.springerlink.com/content/g67706l7t7w4v9g0/



beste Grüße Michael Plewka

Detlef Kramer

Lieber Michael,

nur ein paar kleine Anmerkungen:

1.
ZitatZwar mag  eine von einer (hypothetischen) Elementarmembran (Lipid-Doppelschicht, EM) umschlossene Flüssigkeit  ebenfalls eine Kugelform annehmen, aber das ist in Zellen ja eher die Ausnahme.

Das kann man so nicht sagen. Die verschiedenen Kompartimente (Dictyosomen, ER) liegen nicht als nackte Membranen im Cytoplasma, sondern erhalten ihre Form durch Strukurelemente, hauptsächlich Aktin. Isoliert man diese "Mikrosomen"durch fraktionierte Zentrifugation, sind sie immer kugelrund. Das kann natürlich bei den Ölkörpern auch so sein. In der von Dir zitierten Arbeit wird aber noch eine andere Erklärung gegeben, nämlich, dass die Ölkörper eine komplexe innere Struktur haben, die formgebend sein kann und das war das, was ich meinte, ohne es belegen zu können.

2.
ZitatDamit komme ich zum nächsten Punkt: was veranlasst Dich zu der Annahme, die Ölkörper lägen in der Vakuole?

Einfach, weil es auf den Fotos so aussieht. Leider sieht man im LM den Tonoplasten nicht, sonst würde man erkennen, dass die Chloroplasten im Cytoplasma zwischen Plasmalemma und Tonoplast liegen; in der Regel liegt der Tonoplast ziemlich eng an den Chloroplasten. Dagegen sieht es zumindest auf den Fotos so aus, als lägen die Ölkörper frei in der Vakuole. Aber, beweisen kann ich das so natürlich nicht. Die Entstehung der Ölkörper aus ER oder/und Dictyosomen ist dazu übrigens absolut kein Gegensatz. Der gesamte Tonoplast entsteht so!

Weiter kann ich mangels tieferem Fachwissen dazu nichts beitragen. Ich wollte Dich auch absolut nicht angreifen, sondern nur klarstellen, dass eine Membran an sich nicht für eine Form, die von der Kugelform abweicht, verantwortlich sein kann.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Bernhard Kaiser

 Hallo,

in FLORA 57. (1874) ist die Arbeit:

Pfeffer, W.: Die Oelkörper der Lebermoose.

nachzulesen. Sehr interessant!!

Über "Elektronische Zeitschriftenbibliothek" ist die Zeitschrift FLORA zugänglich.
Leider weiß ich nicht wie man den Link verlinkt, aber leicht zu finden.

Schönen Sonntag
Bernhard Kaiser