Wie funktioniert die Bestimmung der Auflösung mit Testdiatomeen?

Begonnen von Peter V., Februar 02, 2009, 07:33:52 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Peter V.

Hallo!

Da in den letzten Beiträgen vielfach von der Bestimmung des Auflösungsvermögens mittels Diatomeen-Testpräparaten zu lesen war:
Wie funktioniert das genau?
Gibt es sogenannte "Testpräparate"?
Ich gebe zu, davon wirklich keinerlei Ahnung zu haben, aber es würde mich einmal interessieren, wie das genau funktioniert.
Gibt es einen "Hersteller" solcher Präparate?

Herzliche Grüße
Peter



Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

CMB


Hallo Peter,

das Verfahren, das Auflösungsvermögen von Mikroskopobjektiven mittels Testpräparaten zu ermitteln, stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Als Auflösung bezeichnet man die Fähigkeit eines Objektives, zwei nebeneinander liegende Punkte als solche aufzulösen. Diatomeen haben feine Gitterstrukturen, die artspezifisch sind und deren (Gitter)Abstände bekannt sind. Man kann nun verschiedene Diatomeenarten in einem Präparat in Reihe legen und diese so auswählen, daß der Abstand der Gitterstrukturen von Diatomeen zu Diatomeen abnimmt. Löst ein Objektiv eine Gitterstruktur auf, wechselt man zur nächsten Diatomee und probiert dort weiter - bis das Gitter nicht mehr aufgelöst wird. Damit ist dann die Grenze der Auflösung für dieses Objektiv bestimmt. Eine Anleitung gibt Auskunft über die Gitterabstände der einzelnen Diatomeen.

Solche Testpräparate gibt es gelegentlich bei EBAY, im Forum hat vor einiger Zeit Herr Nötzel ein solches von ihm hergestelltes Präparat vorgestellt.

Gruss

CMB

***


Gunther Chmela

Man muss nicht unbedingt ein sog. Testpräparat haben, in dem die Schalen verschiedener Arten säuberlich gelegt sind. Man kann auch verschiedene Präparate verwenden, in denen sich jeweils eine bestimmte Art befindet (Streu- oder Legepräparate).

An eines sollte man aber immer denken: Die Gitterkonstanten sind zwar artspezifisch, können aber trotzdem innerhalb einer Art erheblich schwanken. Daher sollte man beim Vergleich zweier Objektive immer dieselbe Schale heranziehen, nicht etwa zwei verschiedene Schalen derselben Art!

Ich hatte im alten Forum einmal eine diesbezügliche Tabelle (aus Göke, Moderne Methoden...) veröffentlicht, finde den Beitrag aber momentan nicht.

Gunther Chmela

Gunther Chmela

Zitat von: Gunther Chmela in Februar 02, 2009, 09:47:07 VORMITTAG
Man muss nicht unbedingt ein sog. Testpräparat haben, in dem die Schalen verschiedener Arten säuberlich gelegt sind. Man kann auch verschiedene Präparate verwenden, in denen sich jeweils eine bestimmte Art befindet (Streu- oder Legepräparate).

An eines sollte man aber immer denken: Die Gitterkonstanten sind zwar artspezifisch, können aber trotzdem innerhalb einer Art erheblich schwanken. Daher sollte man beim Vergleich zweier Objektive immer dieselbe Schale heranziehen, nicht etwa zwei verschiedene Schalen derselben Art!

Ich hatte im alten Forum einmal eine diesbezügliche Tabelle (aus Göke, Moderne Methoden...) veröffentlicht, finde den Beitrag aber momentan nicht.

Gunther Chmela

Der oben erwähnte Beitrag findet sich hier:

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,23046,23046#msg-23046

G.Ch.

peter-h

Hallo Herr Chmela und Auflöser,

ich möchte den Ausführungen nicht unbedingt widersprechen, aber es gibt genügend Einflüss, welche das Auflösungsverhalten stark beeinflussen.

Das Beispiel mit Amphipleura pellucida in unterschiedlichen Medien und bei unterschiedlicher Beleuchtungswellenlänge soll das verdeutlichen.
Die Beispiele sind absichtlich als Link aufgeführt um nicht durch die Verkleinerung auf 800 Pixel die Auflösung zu gefährden.

Caedax n=1,56 @455nm : http://www.mikroskopie-ph.de/Amphi-01-Caedax455.jpg 
Caedax n=1,56 @365nm : http://www.mikroskopie-ph.de/Amphi-02-Caedax365.jpg
ZRAX    n=1,70 @365nm : http://www.mikroskopie-ph.de/Amphi-03-Zrax365.jpg
RG       n=1,90 @455nm : http://www.mikroskopie-ph.de/Amphi-04-RG455.jpg

Nur durch die Änderung der Wellenlänge lassen sich plötzlich Strukturen erkennen, ebenso kann durch die Wahl eines Einschlußmediums mit sehr hohem Brechwert (RG) eine kräftige Kontraststeigerung erfolgen, verbunden mit einem Gewinn an Auflösung. Leider stehen solch extreme Einschlußmedien aus bestimmten Gründen nichtmehr zur Verfügung.

Viele Grüße
Peter Höbel

Gunther Chmela

#6
Zitat von: peter-h in Februar 02, 2009, 14:53:03 NACHMITTAGS...ich möchte den Ausführungen nicht unbedingt widersprechen, aber es gibt genügend Einflüss, welche das Auflösungsverhalten stark beeinflussen.

Lieber Herr Höbel,

Sie haben völlig recht, das Problem wurde - glaube ich - schon damals diskutiert. Ich muss deswegen noch einmal betonen: Die Tabelle bezieht sich ausdrücklich auf die Beobachtung in geradem, weißem Durchlicht! Und so gesehen, bietet sie durchaus einen realistischen Anhaltspunkt zum Leistungsvergleich von Objektiven.

Was man mit besonderen Techniken - Schieflicht, niedrigere Wellenlänge usw. - erreichen kann, das haben Sie mehrfach eindrucksvoll gezeigt! Unberücksichtigt ist auch das von mir so geliebte RFB (pardon: COL) und andere Verfahren.

Ich meine, hier ging es in erster Linie darum, ein irgendwie beschädigtes oder auch minderwertiges Objektiv zu vergleichen mit einem völlig intakten, höherwertigen. Ich denke, wenn man die "Auflösungsfähigkeit" eines Objektivs beurteilen will, dann braucht man irgendwelche Standardbedingungen - und die können eigentlich nur heißen: Durchlicht, weiß, gerade!

Beste Grüße!
Gunther Chmela

Stephan Hiller

Zitat von: Mike ***** in Februar 02, 2009, 09:15:46 VORMITTAG
Wenn es so was geben sollte, möchte ich auch eines haben  ;)


Hallo Herr *****,

das Britische Pfund steht momentan günstig zum Euro. Wenn sie eine Diatomeen Testplatte kaufen möchten können sie das hier tuen:

http://www.diatoms.co.uk/

Herr Kemp bietet eine 8 species Testplatte für 15 Pfund an. Folgende Diatomeen sind darauf enthalten:

8 Form Test Plate
for testing objectives.
Contains the following species:-

Amphipleura pellucida
Frustulia rhomboides
Pleurosigma angulatum
Surirella gemma
Nitzschia sigma
Stauroneis phoenicentron
Navicula lyra
Gyrosigma balticum 

damit denke ich kommt man als Objektiv-Tester schon mal ganz schön weit!

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Hiller