Selbstgebaute Pol-Filter: wie entspiegeln?

Begonnen von JB, November 29, 2012, 15:26:16 NACHMITTAGS

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JB

Hallo Forum,

Ich wuerde gern wissen ob Sie mir mit ein paar Fragen zum Selbstbau von Polfiltern weiterhelfen koennen.

Geplant ist der Bau von Filtern auf der Abbildungsseite des Mikroskops (Analysatoren). Hochwertige Pol-Folien kann man ohne Probleme im Internet bekommen. Alle gebraeuchlichen Polfilter (fuer Mikroskope genau so wie fuer Kameras) bestehen aus solchen Polyvinylalkohol (PVA)-basierten Folien die zwischen zwei Glasscheiben eingeklebt sind. Zusaetzlich wuerde ich aber gern eine Entspiegelung auf beiden Seiten haben.

Frage 1)
Sind solche Analysatoren bei hochwertigen Mikroskopen in der Regel entspiegelt? Ich habe nur zwei Analysatoren, von PZO und Vickers (70er/80er Jahre), und bei beiden scheint keine Entspiegelung vorhanden zu sein. Ich habe auch versucht Polfilter aus der Photographie zu nehmen, aber alle drei die ich in der Hand hatte (preiswerte Hersteller) waren nicht entspiegelt (der Verkaeufer hatte das zwar behauptet, aber vom Hersteller wurde das nicht bestaetigt).

Liegt das Fehlen der Entspiegelung am Ende nicht am Preis, sondern an der Tatsache, dass die Entspiegelungen (im einfachen Fall MgF2) selbst dopelbrechend sind und somit ungeeignet fuer solche Beschichtungen?

Frage 2)
Wo kann man preiswerte mehrfach-entspiegelte (multicoated) Glasflaechen bekommen? Gibt es irgendwo zB Deckglaeschen mit Entspiegelung als Massenware?

Frage 3)
Welchen Kleber kann man benutzen um die Pol-Folie zwischen die beiden Glasflaechen zu kleben?

Die Folien selbst bestehen aus Polyvinylalkohol (PVA; nicht zu verwechseln mit Polyvinylacetat, auch PVA). Da dieses nicht mechanisch und feuchte-bestaendig ist wird es vom Hersteller auf Ober- und Unterseite mit anderen Kunststoffen beschichtet. Genaues kann ich dazu nicht finden; die wenigen vorhandenen Quellen geben cellulose triacetate (CTA) und cellulose acetate butyrate (CAB) an [ http://www.visioncareproducts.com/ME2/Audiences/dirmod.asp?nm=Insight&type=Publishing&mod=Publications%3A%3AArticle&tier=4&id=1BE50A3CEDF84543A75B17473E896B47&AudID=28EBA89F5F874675BCE10DE3DCF0D05B ]

Cellulose triacetate und cellulose acetate butyrate (beide Materialien wurden auch zur Herstellung von Negativfilm verwendet??) weichen wohl in Xylol auf, so dass ich nicht einfach Kanadabalsam als Kleber verwenden kann.

Vielen Dank fuer Hinweise!

Beste Gruesse,

Jon

olaf.med

Hallo Jon,

bei modernen hochwertigen Polarisatoren in Mikro-Qualität werden sehr wohl beschichtete Glasflächen verwandt, aber für die Standard-Anwendung bei qualitativen Arbeiten ist das sicher nicht entscheidend. Die Beschichtungen sind nicht anisotrop, stören also im polarisierten Licht nicht.

Als Kitte kamen früher niedrig schmelzende Thermoplaste zum Einsatz, danach Kunstharze, über deren Natur ich allerdings nicht weiß. Der bei Leitz benutzte Thermoplast hatte die Bezeichnung PFK-10  (Pol-Folien-Kitt) und einen Schmelzpunkt bei ca. 70°C. Grundsubstanz war ein Clophen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

mikromeister

Es gibt hochtransparente lichthärtende Epoxide, ich glaube z.B. bei Edmund Optics oder Thorlabs.
Alternativ: http://www.dymax.com/de/Produkte/Optische_Anwendungen/index.php
Ob sich das für dich lohnt weiss ich allerdings nicht.

Im Prinzip könnte man auch UHU Plus nehmen und die optische Qualität einfach ausprobieren.
Vielen Dank und freundliche Grüße

Markus


.

Herne

... oder Schell-Lack. Der ist in Ethanol gelöst, das die Folie wohl nicht angreift. Er hat aber eine Neigung, Luftblasen zu bilden und schwindet stark.

m.f.G.
Herbert
Die animalcula infusoria sind Blasen mit Neigungen.
G. Chr. Lichtenberg

BergerN

Frage 3)
Welchen Kleber kann man benutzen um die Pol-Folie zwischen die beiden Glasflaechen zu kleben?

Immersionsöl; klebt zwar nicht (man bräuchte also eine Fassung), aber hat einen guten Brechungsindex, und ist günstig...

Nick

JB

Hallo an alle,

Vielen Dank fuer die ersten Reaktionen.
Gut zu wissen, dass Entspiegelungen an Polfiltern durchaus Verwendung finden.

Ich habe mich jetzt vergewissert, dass die Folien mit CAB laminiert sind. Leider kommt CAB mit den meisten Loesungsmitteln, einschliesslich Xylol und Ethanol nicht gut klar [ http://www.goodfellow.com/E/Cellulose-Acetate-Butyrate.html ] . Letzlich bliebe mir wohl nur es einfach einmal auszuprobieren.

Nach Ihrem Hinweis habe ich bei Thorlabs auch einen passenden UV-Curing Optical Adhesive gefunden: NOA68 ist explizit fuer CAB vergesehen; darauf laeuft es wohl hinaus, obwohl der Preis gesalzen ist. [ http://www.thorlabs.de/NewGroupPage9.cfm?objectgroup_id=196 ]

Bleibt noch die Frage 2, ob jemand eine gute Quelle fuer entspiegelte Glaeser kennt, die man hier einsetzen koennte.

Beste Gruesse,

Jon

Klaus Herrmann

Hallo Jon,

ZitatNach Ihrem Hinweis habe ich bei Thorlabs auch einen passenden UV-Curing Optical Adhesive gefunden: NOA68 ist explizit fuer CAB vergesehen; darauf laeuft es wohl hinaus, obwohl der Preis gesalzen ist

Das scheint aber doch der ideale Klebstoff zu sein. Und für 100g 24.- ist doch nicht so furchtbar teuer. Man könnte das aufteilen auf ein paar Interessenten. In Relation zu einem Glas gefassten Polfilter ist das sogar preiswert. Man braucht allerdings noch eine passende UV-Quelle und ich stelle mir vor, dass das blasenferie verkleben auf der Fläche eines 32 mm Filters nicht ganz ohne ist, mal abgesehen von der Staubfreiheit.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

TPL

Hallo Jon,
abgesehen von seinem bestimmungsgemäßen Einsatz wird auch NOA68 sich als Einbettungsmedium für Schmier- und Körnerpräparate eignen. "Auch"? Such mal hier im Forum mit dem Begriff "Norland" oder "NOA". Ich habe zwar NOA61 verwendet, aber da ja Viskosität und Brechungsindex nicht stark abweichen, eignet sich NOA68 evtl. auch.
Die deutsche Vertriebsfirma hat mir auf Anfrage drei kleine Spritzen mit verschiedenen Produkten als Muster kostenfrei geschickt. Vielleicht klappt das auch anderswo...
Ansonsten habe ich noch eine abgelaufene, aber verschlossene und kühl aufbewahrte Flasche NOA61.
Viel Glück
Thomas