Botanik: Humulus lupulus / gemeiner Hopfen *

Begonnen von Winfried Todt, Juli 17, 2013, 00:37:45 VORMITTAG

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Winfried Todt

Verehrtes Forum,

ich möchte Euch heute meinen ersten Schnitt mit meinem neuen Sartorius – Handzylinder-Mikrotom präsentieren.
Das Mikrotom hat einen Vorschub von 1/100 mm (10µm) pro Teilstrich auf der Skala.



In unserem Garten wuchert zwischen unserer Kirschlorbeerhecke besagter wilder Hopfen. Geblüht hat er zwar noch nie, jedenfalls habe ich es noch nicht gesehen, sonst hätte ich mir doch schon ein kleines Pfeifchen gegönnt, da er ja zu den Cannabis-Gewächsen gehört, sollte das Pfeifchen dann wohl munden.

Humulus lupulus / gemeiner Hopfen:



Eine ausführliche Dokumentation findet man bei:
Köhler's  Medizinal-Pflanzen; Verlag von Fr. Eugen Köhler; 1897, Band 1, Seite 69 und 70; Bildtafel 58a
Digitalisiert von: http://www.biodiversitylibrary.org/
Die Quelle ist ,,gemeinfrei"

Arbeitsweise:
Ich habe einen frischen Zweig / Strang mit einer Schnittstärke von ca. 50µm (laut Skala) geschnitten.
Die Schnitte habe ich dann für 24 Stunden fixiert und dann in drei verschiedenen Stufen in destilliertem Wasser ausgewaschen.
Mit Etzold-grün erfolgte die Färbung und eingedeckt wurde in Euparal.


Übersichtsaufnahme:  Leitz-Objektiv 3,5x


Aufnahme:  Leitz-Objektiv 10x



Die Beschriftung habe ich mir von dem hervorragenden Beitrag von Jörg :
Botanik: Auch ohne Malz, Gott erhalt's - Humulus lupulus, der Hopfen, vom 26. Juli 2011 abgeschaut.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9801.msg69626#msg69626
Ich hoffe, dass ich bei der Beschriftung keine Fehler eingebaut habe.
Herzliche Grüße
Winfried

Klaus Herrmann

Hallo Winfried,

gratuliere zum gelungenen Start in die Schnibbelei. Der Schnitt erscheint homogen planparallel, er hat sicher ca 30 µ, was aber für einen Schnitt mit dem Handmikrotom ok ist. Bei der Färbung kommt das Grün sehr schön intensiv. Beim Rot habe ich den Eindruck, dass beim Aufarbeiten etwas zu viel verloren ging. Wie sah denn der frisch gefärbte Schnitt in Wasser aus? Wichtig ist die Phase in der Alkohol und Wasser noch gemischt vorliegen sehr schnell zu überwinden um dann im 100% Isopropanol die vollständige Entwässerung durchzuführen vor dem Eindecken in Euparal.

Übersichtsaufnahmen von solchen Durchmessern (ca 2 mm, wenn ich richtig ablese) sind immer schwierig. Das fängt schon bei der homogenen Ausleuchtung des kompletten Gesichtsfeldes an und hört nicht auf bei zum Rand hin sichtbar werdender CVD. Bist du denn mit deiner Optik durchgängig  bei Leitz geblieben? Die Epidermis hat umlaufend einen Blauschimmer auf der Übersichtsaufnahme, das deutet auf falsch eingestellten Kondensor oder nicht zusammen passende Optik.
Aber das und die Schärfe sind Feinheiten, die man noch korrigieren kann. Erst mal zählt das gelungene Präparat, und darüber kannst du dich freuen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Winfried Todt

Hallo Klaus,

bei der Optik bin ich durchgängig bei Leitz geblieben, allerdings habe ich einen Einfach-Kondensor benutzt. Hier nun eine Aufnahme mit dem Berek-Kondensor. Der blaue Schimmer ist auch hier zu sehen.



Der gefärbte Schnitt sah recht dunkel, fast schwarz aus, und ihn habe ich direkt in 2 Stufen in 100% Isopropanol überführt und dann eingedeckt.
Herzliche Grüße
Winfried

Fahrenheit

Lieber Winfried,

ein schöner Schnitt und ich schließe mich Klaus an: ein gelungener Einstand!

Beim Entwässern kannst Du, wenn die Färbung gut aufgezogen und keine Differenzierung gewünscht ist, direkt vom letzten Spülwasser (gut absaugen) ins reine Isopropanol gehen. Eine Zwischenstufe ist nicht notwendig.

Zur Schnittfixierung reichen übrigens etwa 20 Minuten völlig aus. Ich nutze die Zeit in der Regel zum Anlegen der Dokumentation auf dem Rechner ... ;-)

Der Schnitt sieht mehr nach 50 als nach 30 my aus, aber das ist in meinen Augen weder ein Problem noch ein Makel: meine Schnitte sind alle auf dem Handzylindermikrotom gemacht und haben in der Regel auch 50 my.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Bernhard Lebeda

Zitat von: Winfried Todt in Juli 17, 2013, 19:42:27 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,

bei der Optik bin ich durchgängig bei Leitz geblieben, allerdings habe ich einen Einfach-Kondensor benutzt. Hier nun eine Aufnahme mit dem Berek-Kondensor. Der blaue Schimmer ist auch hier zu sehen.




Hallo Winfried und Klaus

aber man erkennt doch in der stärkeren Vergrößerung, daß die Cutikula blau gefärbt ist. Das lasse ich nicht auf Leitz sitzen, daß das CVD sein soll!  ;)

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Winfried Todt

Hallo Jörg,

danke für Dein Lob. Ich habe die Schnitte in der Tüpfelplatte gefärbt und dann ins Isopropanol gegeben, da war nichts mit "gut absaugen". Dieses bringt mich aber auf die Idee, die Färbung und die Alkoholphase demnächst auf dem Objektträger durchzuführen, vieleicht wird dann nicht so viel rot ausgewaschen.

Hallo Bernhard,
zu dem blauen Rand kann ich noch keinen Diskussionsbeitrag leisten, da fehlt mir die Erfahrung.

Herzliche Grüße
Winfried

Winfried Todt

Hallo Bernhard,

ich habe gerade Fotos mit einem Grün-, Neutral- und Blau-Filter gemacht, die die Diskussion um den "blauen Rand" hoffentlich befruchten.
(Leitz-Objektiv-10x)



Herzliche Grüße
Winfried

Klaus Herrmann

Lieber Bernhard,

Zitataber man erkennt doch in der stärkeren Vergrößerung, daß die Cutikula blau gefärbt ist
da erscheint bei mir aber blass grün bei der Ausschnittvergrößerung! Da hab ich keinen Schimmer von einem blauen Schimmer! ;)
Es könnte auch eine falsche Kondensoreinstellung sein, man sieht ja auch die Schatten in den Ecken.

Vielleicht wäre ja ein Planapo 2 eine Lösung?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Fahrenheit

Liebe Leitzianer,

eine blaue Cuticula bei einer Etzold-Färbung? Nee, das ist es sicher nicht.

Wenn eine ausgeprägte Cuticula vorhanden ist, wird sie vom Chrysoidin im Etzold'schen Gemisch blass Gelb angefärbt. Blau ist da keine Option.
Die kleinen Vergrößerung sind beim Fotografieren halt oft etwas unglücklich.

Zum Färben: beim Färben in der Tüpfelplatte hat man natürlich den Vorteil, mit sehr wenig Farblösung aus zu kommen, besonders, wenn nur zwei oder drei Schnitte bearbeitet werden. Allerdings sind diese dann mit dem Pinsel "einzufangen" und in die nächste Stufe zu übertragen, was die Einwirkzeiten je nach Geschick immer ein wenig verschiebt.
Ich selbst färbe eigentlich nur noch im Uhrglas mit der seinerzeit von Eckhard hier vorgestellten Methode. Da bleiben die Schnitte in einem Uhrglas und die Reagenzien werden mit einer Pipette zugegeben und abgesaugt. Gerade beim entwässern hat das in meinen Augen den Vorteil, dass ungewollte Differenzierung vermieden wird.
Und auch wenn nur kurz differenziert werden muss: das geht auch mit Isopropanol. Einfach etwas Wasser vom letzten Spülgang stehen lassen und reines Isopropanol drauf (Uhrglas eventuell leicht schütteln). Der Vorgang verläuft etwas langsamer als mit z.B. Ethanol 70% und kann durch Absaugen mit anschließender Zugabe von viel Isopropanol schnell unterbrochen werden.

Ach ja, damit das Chrysoidin besser aufzieht, soll das Etzold'sche Gemisch beim Einwirken einmal kurz bis vor den Siedepunkt (aufsteigender Dampf, keine Blasen ...) erhitzt werden. Auch das geht im Uhrglas deutlich besser.  :D
Wer um seine Finger fürchtet: eine Holzwäscheklammer oder ein hölzerner Reagenzglashalter schützt (üben!).

Vielleicht noch einmal zur Beschriftung: wenn diese für "MS" (Markstrahl) genau mit der linken unteren Ecke auf die zu bezeichnende Struktur zeigt, passt es.  :)

Herzliche Grüße
Jörg
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Winfried Todt

#9
Verehrte Forenmitglieder(innen),

ich möchte heute meinen kleinen Beitrag zu Humulus lupulus zum Abschluss bringen. Mittlerweile hatte der Hopfen
Blütenstände entwickelt und was lag da nahe, man untersucht die Pollen.



Arbeitsweise: Objektträger dünn mit Euparal bestreichen und dann die Blütendolden darüber ausschütteln.
Technik: Alle Aufnehmen wurden mit dem Carl Zeiss GFL erstellt (siehe oben). Die Aufnahmen wurden mit PICOLAY
gestapelt. Eine weitere Nachbearbeitung hat nicht stattgefunden.
Bild a) zeigt eine Aufnahme mit dem 16er und Bild b) eine mit dem 40er Objektiv von Carl Zeiss.
Nur wenige Pollen sehen aus wie Kaffee-Bohnen, alle anderen Pollen sehen zerstört aus. Ich hoffe hier auf Antworten.

Mit den Pollen habe ich noch kleine Tierchen erwischt.
Die Gewittertierchen haben eine Länge von ca. 1,5mm ohne Fühler.



Bild a) und b) sind mit dem 2,5er Objektiv im Durchlicht aufgenommen worden. Die Ausschnittvergrößerung zu Bild b) wurde
mit dem 40er Objektiv erstellt. Alle Aufnahmen wurden mit PICOLAY gestapelt. Eine weitere Nachbearbeitung hat nicht
stattgefunden.
Ich freue mich über Anregungen.
Herzliche Grüße
Winfried