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Grasschnitt mir "Nachwehen"

Begonnen von rekuwi, Mai 29, 2009, 17:32:11 NACHMITTAGS

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rekuwi

Liebe Mikroskopiker/innen,

ich bekam kürzlich ein kleines (von einem älteren Herrn selbst angefertigtes) Handschnittgerät geschenkt und wollte es natürlich einweihen. Meine Wahl fiel auf einen Grashalm, Glatthafer (Arrhenátherum elátius). Die kleinen Schnittchen legte ich in eine rote Brühe aus aufgeweichtem Kopierstift. Fand davon auch einige wieder, die kamen in dest. Wasser und danach auf den Objektträger, auch in dest. Wasser. Es waren tatsächlich diesmal keine Luftblasen vorhanden und ich fotografierte die zart angefärbten Schnittchen:



Nun, ich fand mein Werk garnicht so schlecht und wollte nun das Kanadabalsam, das ich ebenfalls geschenkt bekommen hatte ausprobieren.

Ich habe die Schnittchen trockengelegt und ließ dann einen Tropfen Kanadabalsam drauffallen, habe dann das Deckglas aufgelegt. Der Tropfen war viel zu groß, überall quoll das Einschlußmittel hervor. Ich versuchte das mit Löschpapier aufzusaugen - aber da bekam ich Hustenreiz und verstaute das Ganze schleunigst auf meinem Laubengang. Obwohl ich die Wohnungstür vorher weit geöffnet hatte waren mir die Dämpfe des Lösungsmittels derart in den Hals gekommen, daß mir der Mund brannte und auch die Bronchien sich bemerkbar machten.
Ich telefonierte gleich mit dem Spender und erfuhr, daß es sich um Terpentinöl handelt. Um das Kratzen wieder loszubekommen spazierte ich an die frische Luft und nach dem Abendbrot bemerkte ich eigentlich nichts mehr von dem Ungeschick. Doch dann, nach vier Stunden ging es los: Schweißausbruch, Herzjagen, hoher Blutdruck, dicker Kopf, totales Unwohlsein etc. Ich wollte den Giftnotruf befragen, da machte mein Telefon Zicken und brachte nur noch das Besetztzeichen. Mit dem Telefon einer Nachbarin konnte ich dann nach 20maligen! Durchklingeln den Giftnotruf erreichen. Nun, der nette Herr konnte mich beruhigen, außer den genannten Beschwerden (Halluzinationen hatte ich gottseidank nicht bekommen) würde nichts passieren. Ich solle mich ruhig verhalten und frische Luft würde helfen. So war es auch, am nächsten Morgen war der Spuk verschwunden. Aber eine Lehre habe ich gezogen: nie mehr Terpentinöl! >:(

Heute habe ich mir, nachdem das "Gift" verflogen ist, den eingedeckten Schnitt mal betrachtet. Ist auch gut geworden, aber die Farben sind doch sehr verblaßt.

Liebe Grüße
Regi





Ernst Hippe

Liebe Regi,

den schönen Schnitt hast Du ja recht teuer erkauft, das war wirklich erschreckend! Eine Warnung also für Nachahmer...
Bleib nun von weiteren Nachwirkungen verschont!
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

Günther Langer

Hallo Regi,

ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Terpentinöl solche Folgen hat. Ich habe das Zeug auch. Ich hatte aber nie auch nur die geringsten Probleme. Könnte das eine allergische Reaktion gewesen sein?

Viele Grüße

GL
Zeiss Standard WL, 14 und Phomi II
Zeiss DRC und SV 8
Leitz Laborlux 12
Makro-Setup: Leitz Aristophot mit Balgen u. StackShot
Nikon D90, D700, Canon EOS 600D, EOS 5D Mark III
Suche: Leitz Photar 12,5 mm

Fahrenheit

#3
Hallo Regi,

erst mal gut, dass Du den Kontakt mit dem Terpentinöl einigermaßen glimpflich überstanden hast.

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hast Du Deinen Schnitt aus Wasser direkt ins Kanadabalsam überführt. Hier hättest Du zunächst Entwässern müssen, z.B. durch ein Bad in Isopropanol (3 * wechseln, nach 30 Sekunden, nach einer Minute und dann nochmal mindestens 3 Minuten).
Anschließen wäre noch ein Aufenthalt in Terpentinöl notwendig gewesen, dem Lösungsmittel deines Einschlußmittels.

Das Ausbleichen der Farben kann wohl mit dem wasserfeuchten Schnitt erklärt werden.

Bleib beim Euparal, da brauchst Du nur bis zum Isopropanol zu gehen. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du darauf nicht auch allergisch reagierst.

Das Einschlußmittel tropfst Du am besten mit einem Glasstab aus geringer Höhe auf. Mit etwas Übung hat der Tropfen gleich die richtige Größe (*) und wenn er sanft auf den Schnitt gleitet, fängst Du Dir auch keine neuen Blasen ein.

Schöne Grüße
Jörg

(*) den Stab ca. 2 cm weit eintauchen und abtropfen lassen. Meistens ist der 4. Tropfen OK. Das musst Du ausprobieren.
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

***

Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht

Peter V.

Hallo Regi,

schöner Schnitt, wenn auch im wahrsten Sinne des Wortes unter Einsatz von Leib und Leben erkauft.

Deine Symptome sprechen ziemlich sicher für eine allergische Reaktion als eine anderweitige toxische Wirkung des an sich nicht gerade sehr gefährlichen Terpentinöls. Aber in der Tat solltest Du weitere Expositionen streng meiden.

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Segu

Hallo zusammen

Wenn man das Datenblatt vorher liest, so wies man meist, was man erwarten sollte  ;D

http://www.carlroth.ch/jsp/de-ch/sdpdf/T139.PDF


mfg Michel
mit freundlichen Grüssen

Michel Siegrist

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Je mehr Menschen du in deinem Leben begegnest,
desto mehr Meinungen wirst du hören.

rekuwi

Hallo, herzlichen Dank für die Anteilnahme!

wenn man das Datenblatt zu Terpentinöl liest gehen einem die Augen auf. Danke Michel für den Link.
Aber eigentlich hätte ich es wissen müssen, habe mein Leben lang nicht mit Ölfarbe arbeiten können, die ging mir immer auf die Atmung. Doch bei dem Kanadabalsam (das mir der Spender extra schön verdünnte damit es nicht so schnell fest wird) habe ich mir nichts gedacht. Es war mir garnicht aufgefallen, daß dafür Terpentinöl verwendet wurde.

Aber da mir Jörg jetzt Euparal und Etzold FCA zugeschickt hat werde ich künftig von solchem Malheur hoffentlich verschont bleiben. Danke nochmal lieber Jörg für die Verarbeitungstipps, da hatte ich sowieso Fragen an Dich - nun sind sie beantwortet.

Nun noch zu dem Bild: Mike, Du findest es zu dunkel. Ich fand es im Original zu hell und habe es mit Photoshop "automatisch" bearbeiten lassen, mir gefiel es dann besser. Ist das nun Geschmackssache oder wie hell oder dunkel sollte so ein Schnitt sein?

fragt
Regi

Hugo Halfmann

Hallo Regi,

wegen eben dieser saugefährlichen allergischen Reaktion verwendet jeder Restaurator statt echtem Terpentinöl den Terpentinersatz (= Testbenzin) . Der Liter kostet ca. 6€. Vielleicht kannst du das ja austauschen. Ansonsten ab in den Müll damit ! Das gilt i.Ü. auch für Orangenöl u.a.; diese Öle sind tatsächlich natürlichen Ursprungs, dennoch ist mit ihnen nicht zu spaßen. :-\
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

rekuwi

Hallo Hugo Halfmann,

dieses mit Terpentinöl verdünnte Kanadabalsam werde ich bestimmt nicht mehr benutzen - ich gebe es dem Spender zurück. In den Müll darf das Öl nicht geworfen werden, es sollte bei der Sondermüllsammelstelle abgegeben werden. Denn in die Umwelt gehört sowas auch nicht - gerade für die Gewässer ist es enorm schädlich. Ist im Link von Segu sehr gut nachzulesen!
Habe ja jetzt Euparal zur Verfügung. Das Lösungsmittel dafür ist Isopropanol (also Alkohol). Von den Düften werde ich hoffentlich nicht "betrunken" werden  ;).

Liebe Grüße
Regi