Anregungen zur Benutzung alter Mikroskope.......

Begonnen von stereofan, Dezember 02, 2015, 09:12:34 VORMITTAG

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stereofan


Hallo liebe Freunde der Mikroskopie!
Ich bin kein wirklicher Sammler von alten Mikroskopen, aber ich befinde mich diesbezgl. in einer Art "Zwischenwelt", will heißen, die alten Instrumente faszinieren mich ungemein. Immer, wenn ich ein für mich bezahlbares Stück auf einem Antikmarkt oder einer Fotobörse sehe, kann ich nicht umhin, es zu kaufen.
Ebenso habe im Laufe der Zeit einige alte Präparate gefunden und ohne mich überhaupt auszukennen, betrachte ich diese immer mal wieder, um mich an dem zu erfreuen, was ich dann durchs Mikroskop sehe.
Behelfsmäßig habe ich mir auch schon ein späteres Leitz (1934) zum "Polarisationsmikroskop" umgerüstet, indem ich eine Polbrille, die für die 3D-Betrachtung in der Stereoskopie vorgesehen ist, zerschnitten, und eine Hälfte über die Kondensorlinse geklemmt habe. Ein Stück der Folie der anderen Hälfte habe ich zurechtgeschnitten und in das Okular eingefügt. Funktioniert prima.
Warum ich mich hier melde, hat folgenden Grund: Es gibt noch so vieles, was ich nicht weiß oder verstehe, bzgl. des Aufbaus und der Benutzung alter Mikroskope, vielleicht weiß da jemand Rat.
Ich kenne in anderen Sammelgebieten andere Gleichgesinnte, mit denen man sich mal austauschen und auch treffen kann, aber ich kenne leider keinen anderen Sammler alter Mikroskope persönlich, der mich mal in die Lehre nehmen könnte.
Ich wohne im Raum Krefeld, gibt es dort eigentlich irgendwelche Fachbörsen bezgl. dieses Themas oder allgemein zum Thema "alte wissenschaftliche Instrumente"? Auch würde ich so gerne mal eine andere Sammlung sehen.....
Was zum Beispiel hat diese Einrichtung an der Beleuchtungseinheit zu bedeuten, mit der man die Irisblende vor- und zurückbewegen kann?
Dann habe ich des öfteren Probleme bei Lampenlicht eine vernünftige Streuung des Lichts hinzubekommen. Man sieht oft durch die Kondensorlinse "nach draußen" und wünscht sich dann die kleine runde Milchglasscheibe, die das Licht zerstreut.
Viele Mikroskope, obwohl topp ausgestattet, haben das aber nicht. Andere, sogar einfachere, wieder doch....
Kann jemand Tipps gegen?
Viele Grüße
Wolfgang Loos

knipser009

hallo Namensvetter

Willkommen im Forum

Mehr als erschöpfende Antworten findest Du in der Mikrofibel von unserem Forumsmitglied Klaus Henkel. Du kannst sie in der Kopfleiste zu diesem Forum abladen . Selbstverständlich kannst Du auch direkt fragen, aber ich glaube, die wesentlichen Fragen rund um das Mikroskop werden in der Mikrofibel angesprochen.
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

stereofan


Die Mikrofibel,....hatte ich noch gar nicht gesehen....
Habe mich gerade mal ein bißchen durchgescrollt und muß sagen, wenn man laut Angaben des Verfassers, sämtliche Kapitel gut studieren und verstehen muß, so bin ich wohl nicht geeignet, ein guter Mikroskopiker zu werden. Das erscheint mir viel zu kompliziert und vor allem zu komplex.
Auch nachdem ich das entsprechende Kapitel durchgelesen habe, weiß ich immer noch nicht, wozu es gut ist, die Irisblende unten hin und herrollen zu können....
Vielleicht lerne ich ja mal jemanden kennen, der mir "live und in Farbe" zeigen kann, wie man die Basis des Mikroskopierens bewältigt.
Außerdem wird direkt zu Beginn der Mikrofibel klar und deutlich gesagt: "Messingveteranen sind etwas für Sammler und nicht für Mikroskopiker". Punkt Ende Aus.
Da fühle ich mich nicht willkommen geheißen....
Ich möchte ja gar nicht wissen, was heutzutage so alles möglich ist mit modernen Mikroskopen, sondern wie man die Messingveteranen ihren Möglichkeiten entsprechend optimal bedient.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein großes Forschungsmikroskop von Zeiss oder Leitz aus den 20er Jahren so derart veraltet sein soll, dass er nur noch als Sammlerstück gesehen werden darf.
Sind mit genau solchen Mikroskopen nicht bahnbrechende Entdeckungen gemacht worden?
So schlecht können die doch auch gegenüber dem heutigen Standard nicht sein, oder?
Gruß
Wolfgang

Herbert Dietrich

#3
Hallo Wolfgang,

freue Dich, wenn Du bei Deinem Mikroskop die Irisblende hin- und herrollen kannst. So einen Kondensor hätte ich auch gerne.
Ich zitiere aus Heinz Appelt: Einführung in die mikroskopischen Untersuchungsmethoden "Unterhalb des Kondensors oder zwischen den einzelnen Kondensorlinsen liegt die Aperturirisblende, die beim großen Abbeschen Beleuchtungsapparat exzentriert werden kann"
Damit kannst Du wunderbar "schiefe Beleuchtung" realisieren. Beobachte das mikroskopische Bild beim verstellen der Irisblende (die sollte natürlich entsprechend geschlossen sein.
Mit diesen alten Mikroskopen wurden tatsächlich bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Hut ab vor den damaligen Konstrukteuren und Anwendern.
Schon die Tatsache, dass Du Dich mit diesen alten "Schinken" beschäftigst zeigt, dass Du das Zeug zum guten Mikroskopiker hast. Nur mach Dich davon frei: reinschauen, nix besonderes sehen -das wars! Mit Geduld und Spucke fängt man manche Mucke.

Du hast übrigens eine PN von mir

Herzliche Grüße
Herbert

Ergänzung: Die Aussage in der Mikrofibel: "Messingmikroskope sind etwas für Sammler und nicht für Mikroskopiker" verstehe ich so, dass diese Mikroskope nicht so einfach zu bedienen sind, und deshalb für einen Anfänger total ungeeignet, nicht aber für einen Liebhaber, der die Geduld und den Willen mitbringt, sich auf diese Geräte zu spezialisieren. Wenn er dann Freude am Mikroskopieren gewinnt und nicht nur die Geräte sammeln will, wird er sich doch über kurz oder lang ein modernes Gerät zu legen. Er wird dann den Bedienungskomfort des modernen genießen und über die
Leistungsfähigkeit des alten staunen.

stereofan


Vielen Dank Herbert, du machst mir Mut...;o))
Interessant, wie du die Bemerkung zu den alten Mikroskopen in der Mikrofibel verstehst....
Könnte man natürlich auch so sehen. Aber das Wort "Veteran" stört mich, denn ein Veteran hat ausgedient.....
Vielen Dank auch für die PN!!
Ich werde das berücksichtigen!
Gruß
Wolfgang

Herbert Dietrich

Hallo Wolfgang,

ich versuche solche Aussagen immer positiv zu deuten, z.B. Veteran

Veteran (v. lat.: vetus = alt, griechisch απόμαχος, απόμαχη = Veteran, wörtlich ,,aus dem Kampf") ist eine Bezeichnung für einen altgedienten, (Einsatz-)erfahrenen Soldaten.
Ich mikroskopiere seit 1958, komme also doch schon ins "Veteranen=Alter" und lerne immer noch dazu.
Viel Glück mit Deinen alten Mikroskopen, mein ältestes dürfte so um die 1930 gefertigt sein und ist immer noch TOPP.

Herzliche Grüße
Herbert

stereofan

 
Positiv ist immer besser!! Du hast Recht.
1958 gab es mich noch gar nicht.....
Ich liebe die alten Instrumente, mein Jüngstes ist ein Leitz Stereomikroskop von 1954, mein Ältestes wird um 1860 sein, ein englisches.
Aber auch da kann man schon sehr beeindruckt von der optischen Wiedergabe und auch vom Gesichtsfeld der Okulare sein, das ist schon erstaunlich groß!
Wunderbares Hobby!
Gruß

beamish

Hallo Wolfgang,

deine Beschreibung des Kondensors meint wahrscheinlich einen solchen nach Abbe, auch Abbescher Beleuchtunsapparat genannt. Dieser hatte eine per Rändelschraube verschiebbare Irisblende, um z.B. die "schiefe Beleuchtung" zu ermöglichen, wie Herbert schon anmerkte.
Damit wir aber wissen, wovon wir sprechen, würde ich ein paar Bilder deiner Schätzchen einstellen. Du wirst dich wundern, wieviele Antworten dann auf deinen Beitrag kommen.

Herzlich
Martin

PS: Bilder einstellen so: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=653.0
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Tausendblatt

#8
Moin,

so pauschal würde ich die alten Instrumente nicht als unbrauchbar bezeichnen.

Statt vieler Worte hier zwei Videos, die ich mit einem 1929er Zeiss FCE gemacht habe:
https://www.youtube.com/watch?v=WBfWvLKM_Ic
https://www.youtube.com/watch?v=qQEwMI16sqA

Und noch das Mikroskop selbst:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13573.msg103052#msg103052

Beste Grüße

Jens

Zitat von: stereofan in Dezember 02, 2015, 17:36:57 NACHMITTAGS
Außerdem wird direkt zu Beginn der Mikrofibel klar und deutlich gesagt: "Messingveteranen sind etwas für Sammler und nicht für Mikroskopiker". Punkt Ende Aus.
Da fühle ich mich nicht willkommen geheißen....
Ich möchte ja gar nicht wissen, was heutzutage so alles möglich ist mit modernen Mikroskopen, sondern wie man die Messingveteranen ihren Möglichkeiten entsprechend optimal bedient.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein großes Forschungsmikroskop von Zeiss oder Leitz aus den 20er Jahren so derart veraltet sein soll, dass er nur noch als Sammlerstück gesehen werden darf.
Sind mit genau solchen Mikroskopen nicht bahnbrechende Entdeckungen gemacht worden?
So schlecht können die doch auch gegenüber dem heutigen Standard nicht sein, oder?
Gruß
Wolfgang[/b]

rhamvossen

#9
Hallo Wolfgang,

Mit die Messingveteranen kan man immer noch sehr gut mikroskopieren und fotografieren wenn die Linsen und Mechanik noch in Ordnung sind, bitte ignorieren sie die Bemerkungen in die Mikrofibel, die sind einfach Falsch.

Zitatund wünscht sich dann die kleine runde Milchglasscheibe

Für die Hufeisenstative kan man in der Tat am besten eine (oder sogar zwei) Mattscheiben einsetzen. Sehr gut funktioniert Transparentpapier. Eine Mattierter Sparlampe funktioniert auch gut, am besten eine Birne. Beste Grüsse,

Rolf


ortholux

Lieber Wolfgang,

wenn Du Dich hier mal durchklickst, dann wirst Du sehen, Du bist mit Deiner "Andersartigkeit" gar nich so anders:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9900.0

Viele Grüße
Wolfgang