Foraminiferen et al aus Sternberg - heute in unernst

Begonnen von LuckyWerner, Januar 24, 2016, 21:33:36 NACHMITTAGS

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LuckyWerner

Die Koryphäen der populärwissenschaftlichen Paläontologie erzählen ja immer, dass Fossilien sprechen können – man muss nur ihre Sprache lernen.

Na, da schauen wir doch mal, was die Sternberger so von sich geben:



Hauptmann Seigel (HS): Was ist das denn hier wieder für ein *@§77& Sternberger Sauhaufen. Leutnant Klengehei-Zahn (LKZ), antreten lassen!




Bild Haizahn

LKZ: Sauhaufen aantreten. Auuusrichten:



HS: Mann, das ist ja fast noch schlimmer als vorher.
LKZ: Wage untertänigst darauf hinzuweisen, dass die Dentalina und auch die Tri- und Quinqueloculina extrem rollig sind.
HS: Früher gab es sowas nicht. Ahh, mein Agglutinierer, tolle Tarnung, gefällt mir. Weitermachen und erfolgreiches agglutinieren wünsche ich.


HS: Fähnrich Otto Lieth (FOL), na, einige in ihrer Truppe sehen ja recht kaputt aus, wohl gestern den Brand bekämpft und dann zu tief ins Glas geschaut.


FOL: Fast exakt Herr Hauptmann, gestern in der Übung die Brandung bekämpft und dann zu tief ins Sediment geschaut.
HS: Ähh, ah ja, na gut, weitermachen.

Wir klinken uns jetzt mal lieber aus.

In diesem Unsinne
guts Nächtle

Werner
Orthoplaner, der aber immer mehr mit dem Stemi fremdgeht

cuwohler

Hallo Werner,

super Bilder, da hast Du dir ja richtig Mühe gegeben!
Hast Du von dem Sand aus Sternberg noch etwas über?
Wir könnten auch tauschen.

Viele Grüße
Cai-Uso
http://www.sandphoto.de
Viele Grüße
Cai-Uso
mail@cuwohler.de

LuckyWerner

Moin Cai-Uso,

starke Homepage, super fotografiert.

Sternberg ist aus, bei mir, aber der Verein hat noch einiges, da kann ich mittelfristig was abzweigen, wenn Dir ein paar Gramm reichen?
Ist aber kein Sand, sondern eher Schutt.

Ich kann Dir in der Größenordnung ein paar Gramm aus meinem Bestand noch anderes was anbieten, siehe PM dazu.

Viele Grüße
Werner

P.S. Na ja, einige meiner Bilder hier sind ein bißchen schlampert, wie der Bayer sagt, z.B. die Agglutinierer.
Orthoplaner, der aber immer mehr mit dem Stemi fremdgeht

Ulrich S

Hallo Werner,
mich würde der Aufschluß der Proben interessieren. Sternberger Gestein ist ja ziemlich hart verbacken, reicht da der übliche Sodaaufschluß aus oder bist Du härter rangegangen?
Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

Dünnschliffbohrer

#4
Hallo Werner,

da bist mir etwas zuvorgekommen. Diesen Seigel aus deiner Abb. 1 wollte ich nämlich auch mal im Forum zeigen - allerdings aus dem Kasseler Meeressand des Ahnatales im Habichtswald. Es handelt sich bei meinem - und so vermute ich auch bei deinem - um Echinocyamus ovatus MÜNSTER. Ansonsten ist ja auch eine schöne Anzahl Otolithen (häufig sollen Gadiden - Schellfische sein). Hier kann ich dir so aus dem Stegreif erstmal nicht weiterhelfen, könnte die lediglich Literatur nennen, die ich aber selbst nicht habe. Bei dem Haizahn könnte eine suche in Richtung Hexanchus zielführend sein -dazu hätte ich ggf. sogar neuere Literatur. Weiterhin sehe ich auch auf dem zweiten Bild Scaphopoden, die bei Kassel auch vorkommen. Es sollen im Sternberger Gestein wohl mehrere Hundert verschieden Molluskenarten vorkommen. Mit solchen protozoischen Primitivlingen wie den Foraminferen gebe ich mich erstmal nicht ab.
Das Sternberger Gestein stammt aus dem oberen Oligozän und ist damit meines Wissens gleichalt wie der Kasseler Meeressand.

Viel Erfolg bei der weiteren Suche!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

LuckyWerner

#5
Hallo Ulrich,

sicher bin ich nicht, da dieses Material während der Mineralienmesse an unserem Stand abgegeben wurde, loser Schutt. Er kam - gab ab - und verschwand.
Aber von der "Konsistenz" her, bin ich ziemlich sicher, dass es sich um den Abfall von Sternberger Kuchen handelt, der mit dem Sandstrahler gereinigt wurde. Das Material, dass wir nach dem Strahlen kleinerer Kuchen hatten, sah genauso aus.

Muss mal suchen, irgendwo hatte ich neulich mal was gelesen zum Thema Sternberger Kuchen auflösen, weiss aber nicht mehr wo.

Gruß
Werner

Edit: kleinere Legathenikerfeler ;-)
Orthoplaner, der aber immer mehr mit dem Stemi fremdgeht

LuckyWerner

#6
Hallo DSB,

ja der Seeigel ist E. ovatus (bestimmt nach: Die Echinodermen (Seeigel, Schlangensterne, Seelilien) des Oberoligozänen Sternberger Gesteins von Kobrow und des Unteroligozäns von Malliß
Von Herbert Moths In Geschiebekunde aktuell 16 (3):  79-85  Vom September 2000). Vom Bestimmen der Otolithen lasse ich die Finger, Forams reichen in der Komplexität. Schöner Artikel dazu im Steinkern:

http://steinkern.de/fossilien-aller-zeitalter/tertiaer-und-juenger/1064-einige-otolithen-aus-dem-oberoligozaenen-sternberger-gestein.html

@ Ulrich: Na bitte - da ist die Beschreibung zur Bearbeitung. OT: Aber du wirst doch keinen Sternberger Kuchen zerstören nur wegen ein paar Otolithen!!!! Ende OT
Der Artikel sollte beinah reichen um einen Großteil der O. zu bestimmen. Aber - keine Zeit.

Bezüglich Mollusken muss ich mich leider outen: alles was nicht mit Foram anfängt und mit iniferen aufhört, fliegt in den Mülleimer. Deal: Ich bekomme Deine Forams, Du bekommst meine Mollusken? ;-). Primitiv ja, die Forams, aber ansehnlich gebaut.

Sternberg gehe ich vom Chattium aus, irgendwo mal gelesen, von daher stimmt das mit Kassel. Wobei die Frage, ob es da einen Durchstich von der Tethys her gab noch diskutiert wird??
Auch wenn es dich wg. Primitivorganismen nicht interessiert - wir haben ein schöne Seite zu den Kasseler Forams:

http://www.foraminifera.eu/loc.php?locality=Kassel%20G

Schönen Abend
Werner

Es spricht doch nichts gegen ein weiteres Bild des Seeigels mit schönem 45° Aufblick und durchgehender Schärfe!
Orthoplaner, der aber immer mehr mit dem Stemi fremdgeht

Ulrich S

Zitat von: LuckyWerner in Januar 25, 2016, 17:48:45 NACHMITTAGS
Schöner Artikel dazu im Steinkern:

http://steinkern.de/fossilien-aller-zeitalter/tertiaer-und-juenger/1064-einige-otolithen-aus-dem-oberoligozaenen-sternberger-gestein.html

@ Ulrich: Na bitte - da ist die Beschreibung zur Bearbeitung. OT: Aber du wirst doch keinen Sternberger Kuchen zerstören nur wegen ein paar Otolithen!!!! Ende OT
Der Artikel sollte beinah reichen um einen Großteil der O. zu bestimmen. Aber - keine Zeit.

Danke
Es kommt immer anders wenn man denkt

Gerd Schmahl

Hallo,
das Sternberger Gestein (Cattium A und B) ist ursprünglich ein dunkelgrauer Feinsandstein mit mehr oder weniger kalkig-sideritisches Bindemittel, der aber in verschiedenen Verwitterungsformen vorkommt:
1)als "verrostes" rotbraunes Gestein (Siderit umgewandelt in Limonit)
2)aller Kalk ist aufgeföst (auch die kalkigen Fossis), das Gestein ist gelblich, stark sandend und die Fossis liegen nur noch als Hohlräume (Abdrücke) vor
3)fast Bindemittelfrei, leicht tonige Lagen: Fossilien sind lose und einfach heraus zu sieben. Aus diesen stammen sicher auch die zahlreichen isolierten Fossilien in den norddeutschen Kiesgruben.

Besonders die in Pinnow gefundenen "Sternberger Kuchen" zeichnen sich durch eine weitestgehend aufgelöste Bindemittellage um einen unverwitterten, ausgesprochen zähen Kern aus. Diese Stücke lassen sich ein Stück weit einfach abspühlen/bürsten, wobei viel Kleinmaterial absandet. Aus diesem Sand lassen sich die Kleinfossilien leicht auslesen.

Neben dem Sternberger Gestein kommen noch ein paar andere geringfügig ältere (Stettiner Gestein) und jüngere (Oberoligozänes Turritellengestein aus dem Cattium C, Holsteiner Gestein dem Miozän) Gesteine im norddeutschen Raum vor, die alle ähnliche Verwitterungstendenzen zeigen und auf dem ersten Blick leicht mit dem Sternberger Gestein verwechselt werden können. Ohne sicher Fundortangabe (die Gesteine sind regional begrenzt) oder die Leitfossilien ist eine sicher Zuordnung nicht so einfach.

Hier einmal die Verwitterungsformen an Hand des Oberoligozänen Turritellengesteines, das fast nur die auch im Sternberger Gestein vorkommende Turritella geinitzi enthält:




Ich hoffe ich sprenge den Beitrag damit nicht. Wenn nicht erwünscht, lösche ich ihn wieder.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

LuckyWerner

Hallo Gerd,

bitte lassen, Deine Infos sind immer willkommen.

Zur Ergänzung den Seeigel und den Haizahn in 3D:

Ein Kollege aus dem Steinkern-Forum hat den Haizahn zu "anterior antero-lateraler Zahn (vorderer Bereich des Gebisses) von Galeorhinus sp." bestimmt. Danke an ihn.








Orthoplaner, der aber immer mehr mit dem Stemi fremdgeht