Stacken mit deckglas-korrigig. Mikroskop-Objektiven mit NA>0.25 ohne Deckglas

Begonnen von Adalbert, Februar 17, 2016, 16:44:25 NACHMITTAGS

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JB

Hallo Wolfgang,

Im Artikel Spinell, B. M. and Loveland, R. P. (1959), OPTICS OF THE OBJECT SPACE IN MICROSCOPY*. Journal of the Royal Microscopical Society, 79: 59–80. doi:10.1111/j.1365-2818.1959.tb04454.x 
wurde das systematisch ausprobiert.

Die Deckglasstaerkentoleranz hing bei den verwendeten Objektiven (trocken) nur von der NA ab.

Fuer eine Abweichung von 170 μm erhaelt man in etwa:

NA = 0.3 (gerade noch nachweissbarer Effekt beim Fehlen des Deckglases; Sterntest)
NA = 0.35 (gerade noch nachweissbarer Effekt beim Fehlen des Deckglases; Photographie)
NA = 0.47 (gerade noch hinnehmbare Verschlechterung beim Fehlen des Deckglases; Photographie)

Die empirisch ermittelten Werte folgen dieser Formel (Werte gerundet):

T(Δl)/k = (NA)-4

Kriterium                                                               k
Sterntest                                                                 1.5
noch nachweissbarer Effekt, Photographie                    2.5
noch hinnehmbare Verschlechterung, Photographie         8

T(Δl): Abweichung der Deckglasdicke; in μm
v: Konstante; siehe Tabelle

Beste Gruesse,

Jon

JB

Zitat von: Adalbert in März 01, 2016, 23:01:29 NACHMITTAGS
Hallo Jon,
ist das Kriterium für die Fotografie für eine Einzelaufnahme oder auch ein Stack gemeint?
Danke und Gruß,
Adi


1959!  ;D Gemeint sind Einzelaufnahmen.

Ich hoffe aber es hilft Ihnen trotzdem. Die Eingangfrage war ja "NA 0.25". Mindestens bis NA = 0.3 gibt es demnach keine Einschraenkungen (gern benutzt wird das Nikon CFN 10/0.30), bis 0.35 sollte OK sein.

Beste Gruesse,

Jon

l'œil armé

#17
Zitat von: JB in März 01, 2016, 22:45:12 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

Im Artikel Spinell, B. M. and Loveland, R. P. (1959), OPTICS OF THE OBJECT SPACE IN MICROSCOPY*. Journal of the Royal Microscopical Society, 79: 59–80. doi:10.1111/j.1365-2818.1959.tb04454.x  
wurde das systematisch ausprobiert.

Die Deckglasstaerkentoleranz hing bei den verwendeten Objektiven (trocken) nur von der NA ab.

Fuer eine Abweichung von 170 μm erhaelt man in etwa:

NA = 0.3 (gerade noch nachweissbarer Effekt beim Fehlen des Deckglases; Sterntest)
NA = 0.35 (gerade noch nachweissbarer Effekt beim Fehlen des Deckglases; Photographie)
NA = 0.47 (gerade noch hinnehmbare Verschlechterung beim Fehlen des Deckglases; Photographie)

Die empirisch ermittelten Werte folgen dieser Formel (Werte gerundet):

T(Δl)/k = (NA)-4

Kriterium                                                               k
Sterntest                                                                 1.5
noch nachweissbarer Effekt, Photographie                    2.5
noch hinnehmbare Verschlechterung, Photographie         8

T(Δl): Abweichung der Deckglasdicke; in μm
v: Konstante; siehe Tabelle

Beste Gruesse,

Jon

Danke, Jon, für die Literaturquelle. Jedoch sieht man auch hier, wie "ungefähr" die Angaben sind. Was ist als Mangel vom jeweiligen Betrachter "gerade noch hinnehmbar"? Dazu kommt, das sich unsere Ansprüche an das Bild und unsere Sehgewohnheiten im Laufe der rund 60 inzwischen vergangenen Jahre sicher geändert haben. Ich selbst verzichte nämlich bei einer n.A. von 0,45 ganz bestimmt nicht mehr aufs Deckglas, wenn das Objektiv dafür ausgelegt ist und ich den entstehenden Fehler nicht auf andere Weise beheben kann. Bleibt in der Konsequenz, dass doch der Anwender letztlich nicht um den eigenen Versuch herumkommt, wenn er nicht den Angaben Dritter blind vertrauen will. Aber zumindest sind die Angaben ein guter Anhaltspunkt dafür.

Nochmals Danke!

Freundliche Grüße

Wolfgang

p.s.: ich muss allerdings zugeben, in diesem Punkt anscheinend etwas pedantisch zu sein. Gar zu oft erlebe ich, das 10 000,-€ -Objektive mit aufwendigen, notwendigerweise auch die Temperatur kompensierenden Korrekturfassungen restlos schräg eingestellt von Wissenschaftlern benutzt werden, die von ihren eigenen Ergebnissen anschließend maßlos beeindruckt sind.

Auf das Angebot einer kurzen Erklärung und Einweisung in die korrekte Benutzung habe ich beispielsweise - wörtlich! - zu hören bekommen:"Och, wissen Sie, meinen Fernseher benutze ich doch auch und da ist es auch nicht nötig dass ich weiß wie er funktioniert. Interessiert mich auch nicht!" Sprach 's, drehte sich um und produzierte lustig weiter "publikationsfähige" Bilder an einem 350 000,-€ Mikroskop
"Du" fänd' ich absolut in Ordnung

das schönste: Zeiss Lumipan
das liebste: Leitz Ortholux/Panphot
das beste: Zeiss Axiomat

Ich bin übrigens keineswegs mit meinem Umfang an Intelligenz zufrieden; ich bin lediglich froh, mit meiner Dummheit so weit gekommen zu sein.