Frage zu dem Zeiss Universal Tubuskop - Austausch der Schiebers

Begonnen von ImperatorRex, März 19, 2016, 00:13:19 VORMITTAG

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ImperatorRex

Hallo,
wenn ich mich hier im Forum melde, dann zumeist mit der Bitte um fachkundigen Rat. Auch diesmal eine Frage an die Zeiss Spezialisten:
- wie schwierig gestaltet sich die Demontage/Montage des Prismenschiebers am Zeiss Universal Tubuskopf? Ist danach ein aufwendiges Zentrieren / Ausrichten notwendig?

Anlass meiner Frage: Ich habe einen Spar-Tubuskopf ohne Optovar in Reserve. An dem anderen Tubuskopf mit Optovar gibt es leider eine beginnende, randliche Delamination an einem der Teilerprismen des Schiebers. Sicherlich nocht nicht kritisches bzw. optisch relevantes, aber als "Perfektionist" erwäge ich einen vorbeugenden Tausch des Prismenschiebers, allerding nur, wenn das "einfach" durchführbar ist (d.h. ohne spezielle Hilfmittel zum zentrieren/ausrichten)

Vielleicht gibt es diesbezüglich Erfahrungen und Ratschläge? Wie immer bereits schon einmal vorab meinen besten Dank!

viele Grüße
Jochen

Frank D.

#1
Hallo Jochen,

da der Schieber nur an beiden Enden am Innenrohr anliegt, ist ein Verkanten des Schiebers sehr wahrscheinlich.

Weniger beim Ausbau, nachdem das vordere Ende (an dem die Stange befestigt ist) das Rohr verlassen hat, dafür aber um so häufiger beim Einbau. Das erst leichte Festsetzen erfordert einen Druck in die entgegengesetzte Richtung, was dann ein erneutes, stärkeres Verkanten auf der anderen Seite zur Folge hat. Das geht dann so weiter, bis der Schieber fest sitzt.

Ich mache es so:
Knopf von der Zugstange abdrehen / beide Verschlussdeckel abschrauben (mit der flachen Hand und ohne Ring) / Schieber ganz einfahren / Innenrohr bis zum Schieber reinigen und leicht einfetten / den Tubuskopf rutsch- und wackelfrei auf eine sichere Unterlage legen

Nun mit beiden Händen den Schieber ganz langsam und vorsichtig herausziehen. Wenn das vordere Ende das Rohr verlassen hat darauf achten, dass Du den Schieber weiterhin parallel zum Rohr herausziehst. Nach dem Ausbau des Schiebers dessen Enden sowie das Innenrohr reinigen und wirklich nur hauchdünn einfetten. Am Schieber befestigt ist ein Druckblech mit einer Kugel. Diese sollte nicht fehlen, sie ist für die Raststellungen verantwortlich.

Beim Einbau, die Position des Schiebers ungefähr an dem Führungssteg im Innenrohr anpassen und den Schieber ebenso vorsichtig und parallel wieder einführen. Sehr langsam, ruhig und mit Bedacht arbeiten. Das hört sich jetzt übertrieben vorsichtig an. Wenn der Schieber aber einmal durch mehrmaliges Verkanten fest sitzt, dann ist wirklich guter Rat teuer.

Ich habe am Freitag noch einen Phomi-Schieber demontiert. Er lässt sich nun wieder mit dem kleinen Finger herausziehen.

Wenn Du möchtest, sende ich Dir einen "Versuchs-Tubuskopf" zu.

Viele Grüße
Frank

ImperatorRex

Hallo Frank,
vielen Dank für Deine ausführliche Beschreibung und das Angebot mit dem Versuchs-Tubuskopf. Ich habe ja einen Tubuskopf in Reserve, mit dem werde ich einfach einmal die Demontage versuchen. Dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich mich an den eigentlichen Austausch des Schiebers an dem anderen Tubuskopf heranwage.

Bin mal gespannt, ob ich das ohne das Verkannten u. Festgehen des Schiebers schaffe. Werde da mal ganz besonders behutsam sein und Deine Ratschläge beachten!

Soweit ich das Deiner Beschreibung entnehmen konnte, gibt es da keine Justasche oder Ausrichtarbeiten für den eigentlichen Schieber?

Der Schieber läuft ja wirklich "satt" in der Hülsenführung, da bin gespannt inwiefern die Schieber tauschbar sind oder ob mir die Toleranzen da einen Strich durch die Rechnung machen.

Ich werde gerne von meine Erfahrungen hier berichten.

viele Grüße
Jochen


Frank D.

Zitat von: ImperatorRex in März 19, 2016, 17:28:46 NACHMITTAGS
...
Soweit ich das Deiner Beschreibung entnehmen konnte, gibt es da keine Justasche oder Ausrichtarbeiten für den eigentlichen Schieber?

...

Ja richtig Jochen, hatte ich vergessen zu erwähnen. Das Teil ist so passgenau, das benötigt keine Justage.

Viel Erfolg
Frank

ImperatorRex

ZitatDas Teil ist so passgenau, das benötigt keine Justage.

Gut das zu wissen, vielen Dank für die Bestätigung Frank.

Viele Grüße
Jochen

ImperatorRex

Hallo Frank,
ich möchte Dir heute von meinen Erfahrungen bei der Reparatur des Tubuskopfes berichten:

Der Knopf und die beiden Deckel konnte ich, wie von Dir beschrieben, mit der blosen Hand abschrauben.



Der Schieber wurde evtl. schon einmal repariert, zumindest gab es eine Gravur an der Seite des Schiebers. Oder ist das eine Kennzeichnung von der Zeiss Werksmontage?



Zuerst habe ich mich an die Demontage des Schiebers an dem "Spartubuskopf "(ohne Optovar) herangewagt. Das vorsichtige herausziehen des Tubusschiebers ging auch ganz gut...allerding hat sich der Schieber dann auf dem letzten Zentimeter dann doch noch verkantet. Habe eigenltich nicht wirklich damit gerechnet, dass der so fest sitzen kann. Letztendlich gelang es mir trotzden durch hin und her verkanten den Schieber herauszuziehen.

Habe dann überlegt, wie ich ein Verkannten besser vermeiden kann, habe dann Bücher und Post-its verwendet um Schieber und Hülse auf ein Niveaux zu bringen:

Bevor ich den 2. Tubuskopf demontiere, habe ich probehalber lieber erst einmal die Rückmontage des Schiebers versucht, dies hat dann auch ohne Problem, d.h. ohne Verkannten funktioniert.



Also dann den Schieber wieder demontiert, auch den Schieber am 2. Tubuskopf (dem mit dem Optovar) demontiert. Bei der Demontage haben sich die Schieber aber immer wieder, kurz vor dem Herausziehen aus der Innenhülse, verkanntet und saßen dann auch fest. Mit etwas hin und her gelang es aber jedesmal die Schieber doch noch herauszuziehen.

Sparsames Fetten der Innenhülse, dann konnte ich den Schieber 1 in den Tubuskopf mit Optovar rückmontieren, keine Probleme!

Damit habe ich den Zweck der ganzen Aktion erreicht :-)

Da ich den Spartubuskopf noch als "Reserve" behalten möchte, versuchte ich auch gleich die Rückmontage des Schiebers 2 in den Spartubuskopf.
Nicht besonder erfolgreich, der Schieber hat sich von Anfang an verkantet, ich habe dann versucht, diesen noch weiter in den Tubuskopf zu "treiben"...in der bislang unerfüllten Erwartung, dass dieser dann irgendwann wieder parallel läuft und gängig wird. Habe die Aktion jetzt ersteinmal "eingestellt" und lieber mikroskopiert :-)

Fazit: Habe wohl richtig Glück gehabt, dass mir die Reparatur des Tubuskopfes mit Optovar gelang - dieser bereitet mir nun viel Freude an meinem Universal. Ob der Spartubuskopf noch zu retten ist? Werde da irgendwann nochmals Hand anlegen. Ist aber keine Prio, wäre sowieso nur ein Reserveteil gewesen.

Auf jeden Fall habe ich "Respekt" vor dieser, für mich wohl etwas zu diffizilen Reparatur, da kann schon was schiefgehen!
Vielen Dank lieber Frank, Du hast mich sehr gut auf die möglichen Probleme hingewiesen. Aber letzendlich werde ich nur aus eigenem Schaden klug ;-) 

viele Grüße
Jochen




Frank D.

Hallo Jochen,

schön, dass der für Dich wichtige Schieberwechsel erfolgreich war.
Der mögliche Austausch der Tubuskomponenten zeigt auch die genauen Toleranzvorgaben für die dann kostenintensive Fertigung. Das musste bei dieser Konstruktion aber auch so sein! Denn im Falle einer Beschädigung, musste die betroffene Rohrseite durch einen Ersatz ausgetauscht werden können.

Bei meiner Beschreibung hätte ich gerne das Geschicklichkeitsspiel "Der heiße Draht" als Beispiel genommen. Es also zu versuchen, beide Enden des Schiebers nicht mit dem Innenrohr in Kontakt zu bringen. Das ist zwar nicht möglich, verdeutlicht aber, mit welcher Konzentration man an die Sache herangehen muss.

Die Gravur zeugt wahrscheinlich von einer Reparatur; von meinen vier Stativköpfen zeigt einer eine ähnliche.

Viele Grüße
Frank

ImperatorRex

Hallo Frank,
ja, den Vergleich mit dem Spiel "Der heiße Draht" finde ich sehr treffend.
Bei den engen Toleranzen von Schieber und Hülse war die Fertigung mit Sicherheit sehr zeitaufwendig und kostenintensiv. Ob Zeiss da jedesmal die Passung nachbearbeitet hat?
Ich vermute einmal, dass das Klemmen des Schiebers auch damit zusammen hing, dass da ein hunderstel mehr am Schieber dran ist, als er haben sollte.
Bei dem anderen Tubuskopf ist leider auch nicht alles so gut gelaufen, wie ich änfänglich berichtet habe. Die Abbildungsleistung zeigt deutliche Mängel, es gibt jetzt eine ausgeprägte chromatische Verzeichnung in einem gossen Bereich des Sehfeldes. Da ist vermutlich etwas mit dem Schieber passiert. Nach meinem Empfinden sitzt der Schieber auch etwas lockerer in seinem Sitz als vorher. Ob das zu dem Problem beiträgt?
Es wird wohl schwierig werden, das Problem genauer zu lokalisieren und zu beheben.

viele Grüße
Jochen


Frank D.

Oh, das hört sich gar nicht gut an!
Ich hatte bisher auch nur einen Tausch vorgenommen -Phomi Schieber an Universal Tubus- und sowohl der Sitz als auch das Bild sind einwandfrei.

Ist denn der Bildausschnitt, den Du durch den oberen Fototubus erkennst, identisch mit dem Bild im Beobachtungstubus? Hier bitte, wenn vorhanden, mit einem geraden Monotubus, also von schräg unten beobachten.
Kann der Schieber im Führungsrohr leicht hin- und hergedreht werden? Verändert sich dann der Bildfehler?

Gruß
Frank


Frank D.

Noch etwas Jochen ...

wenn Du möchtest, schaue ich mir den fest sitzenden Schieber einmal an. Vielleicht bekomme ich ihn aus dem Rohr und kann die Randdelamination beheben.

Viele Grüße
Frank

ImperatorRex

Hallo Frank,
der Fehler tritt sowohl im Beobachtungstubus, als auch im Fototubus auf. Drehen kann ich den Schieber im Führungsrohr nicht, der läuft ja in so einer Führungsschiene.
Ich lasse das ganze mal ein paar Tage auf sich beruhen und habe schon mal mein Standard WL an den Platz des Universal gestellt.

Werde da wohl eher auf einen "Ersatztubuskopf" hoffen dürfen...

viele Grüße
Jochen

Mit dem festsitzenden Schieber möchte Dich nicht "behelligen", nur wenn Dir das wirklich nichts ausmacht. Hast Du da spezielle Hilfsmittel oder machst Du das dann auch nur durch das "Kippeln & Schieben"? 

Frank D.

Zitat von: ImperatorRex in März 28, 2016, 14:37:29 NACHMITTAGS
...Hast Du da spezielle Hilfsmittel oder machst Du das dann auch nur durch das "Kippeln & Schieben"? 

Nein, spezielle Hilfsmittel habe ich auch nicht, Jochen. "Kippeln und schieben" bei losen, "kloppen" ;) bei fest sitzenden Schiebern.

Zitat von: ImperatorRex in März 28, 2016, 14:37:29 NACHMITTAGS
...Drehen kann ich den Schieber im Führungsrohr nicht, der läuft ja in so einer Führungsschiene. ...


Das stimmt! Ich hatte "Nach meinem Empfinden sitzt der Schieber auch etwas lockerer in seinem Sitz als vorher." dann falsch interpretiert und eine leichte Drehbewegung vermutet.

Aber machen wir weiter:
Deine Beschreibung der identischen Bildfehler sagt, dass nicht das Prisma -es sind nämlich zwei Prismen nebeneinander verbaut-, sondern die Stellung des Schiebers die Ursache ist. Und hier kannst Du dann doch etwas justieren.
Entferne bitte die "dicke" Schraube auf der rechten Seite des Zylinders. Also die, die direkt unterhalb der Rändelschraube für die Klemmung des Fototubus sitzt. Du findest dann einen Exzentereinsatz mit einem Schlitz für den Schraubendreher vor. Drehe diesen Einsatz während Du beobachtest .....

Viel Erfolg
Frank


Frank D.

HALT Jochen!

Bitte die anderen beiden Schrauben auf de rechten Seite vorher leicht lösen! Oh mannnn, vergessen!

Gruß
Frank

ImperatorRex

Hallo Frank,
vielen Dank für Deine Hinweise. Ich hatte die Hoffnung auf eine Reperatur ja bereits aufgegeben und das Universal bereits demonitiert und eingemottet, die DIK Prismen des Kondensors habe ich bereits für das Zeiss Stanndards WL "umgepolt".

Was soll ich sagen: das war die richtige Schraube! Zum Einstellen habe ich ein Gitter-Testplatte mit 0,03 mm "Maschenweite" verwendet, damit sieht man recht deutlich, wann die Einstellung homogen u. ohne Verzeichnung ist. Das sieht jetzt wieder ganz gut aus, muss aber natürlich noch auf Herz und Nieren prüfen.

dankbare Grüße,

Jochen

ImperatorRex

Frank,
was ich noch ergänzen möchte: Der Schieber läuft jetzt auch wieder ohne "Spiel" so richtig "satt" wie ich es kannte. Das passt!

viele Grüße
Jochen