Bericht über den Versuch der Selbstherstellung eines Achsenbild-Präparates

Begonnen von Dünnschliffbohrer, Oktober 08, 2017, 21:32:01 NACHMITTAGS

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Dünnschliffbohrer

Liebe Mikroskopiker,

vor kurzem hatte ich endlich die Muße gefunden, den schon lange gehegten Plan umzusetzen, ein Achsenbildpräparat selbst herzustellen. Entsprechende historische Präparate sind ja wahrscheinlich unerschwinglich. Inwieweit der Versuch missraten oder gelungen ist, möge jeder selbst entscheiden.

Aus einem Kalzit-Rasen (von dem ich den Fundort längst vergessen hatte, und der ohnehin nicht recht sammelungswürdig war) brach ich einige wenige mm große Kristalle am Rand heraus. Der schönste wurde mit Malinol so gut es ging senkrecht stehend auf einem Objektträger aufgeklebt. Der Kristall ist hier allseits in Malinol eingeschlossen:



Sehr vorsichtig wurde nun die Spitze des Kristalles freihändig abgeschliffen.



Trotz aller Vorsicht brach der Kristall  zweimal ab und musste wieder aufgeklebt werden. Nachdem die Spitze plan geschliffen war, konnte der Kristall umgedreht, d.h. mit der plangeschliffenen Fläche auf dem Objekträger aufgeklebt werden. Durch die plane Auflagefläche war das Ganze jetzt schon etwas stabiler. Das andere Ende des sulig-prismatischen Kristalles wurde jetzt ebenfalls abgeschliffen.

Nach mehmaligem Umdrehen und abschleifen nahm das Ganze zunehmend die Form einer planparallelen Platte an.




Meine Hoffnung war, unter dem Stemi (Technival 2) mit Polausrüstung die Platte soweit in dem geschmolzenen Malinol kippen zu können, bis eine völlige Auslöschung in allen Stellungen des Drehtisches erreicht wäre. Dann würde die kristallographische C-Achse genau senkrecht zur Oberfläche des Objektträgers stehen. Es gelang mir aber nicht eine Aulöschung zu erreichen. Inhomogenitäten im Kristall und leider sogar Zwillingslamellen, sowie Brechungserscheinungen im umgebenden Einbettungsmittel hellten das Bild zu sehr auf.

Zuvor hatte ich aus dem gleichen Grund schon den Versuch aufgegeben, einen auf die Ecke gestellten Kalzit-Rhomboeder zu schleifen. Auch der zeigte Verwilligungen, die ich bei dem auf einer Kluftfläche frei gewachsenen Kristallrasen nicht erwartet hatte. Um einen dritten Versuch zu vermeiden, schliff ich weiter.

Letztendlich steht die C-Achse nicht genau senkrecht auf der Ebene des Objektträgers. In gewöhnlichen Schliffen findet man nach entsprechendem Suchen meist mindestens ebenso gut getroffene Körner. Aber weil ich den Schliff mit Absicht etwas dicker gelassen habe, sind mehr Isochromaten erfasst, und wenn ich mal ein Achsenbildpräparat zu Demonstrations- oder Testzwecken benötige, muss ich icht mehr lange nach einem schönen Korn suchen.

Hier ist der Kristall bereits beidseitig weit heruntergeschliffen und man sieht unter dem Stemi die Verzwilligung.







Hier das Achsenbild, wie es fast sein sollte. Es fehlt nur, dass das Zentrum des Isogyrenkreuzes nicht gena in der Mitte liegt.



Hier ist das "zweiachsige" Achsenbild aus dem Bereich der Verwilligung. Ich hätte eher erwartet, dass sich die beiden Kristallindividuen gegeseitig optisch stören würden, als das so ein klares zweiachsiges Bild erscheint.



"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Ulrich S

Moin,
ZitatEs fehlt nur, dass das Zentrum des Isogyrenkreuzes nicht gena in der Mitte liegt.
leider nein, es fehlen alle Bilder  :(
wie gehabt halt bei PB
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

Dünnschliffbohrer

Was könnt ihr mir dann empfehlen? directupload hat mich auch schon fast zum Wahnsinn getrieben, bei dem Fotoeimerbekomme ich sie zumindest in der Vorschau angezeigt. Es verdirbt einem wirklich die Lust darauf, hier etwas zu zeigen....
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Ulrich S

Zitat von: Dünnschliffbohrer in Oktober 08, 2017, 22:15:09 NACHMITTAGS
Was könnt ihr mir dann empfehlen? directupload hat mich auch schon fast zum Wahnsinn getrieben, bei dem Fotoeimerbekomme ich sie zumindest in der Vorschau angezeigt. Es verdirbt einem wirklich die Lust darauf, hier etwas zu zeigen....
http://picr.de/
Es kommt immer anders wenn man denkt

Dünnschliffbohrer

Hallo Ulrich,
ich konnte schließlich die Bilder bei abload.de hochladen, was allerdings auch zeitweise nur stockend vor sich ging. Werde deinen Hoster das nchste mal ausprobieren, wenn es mal wieder Probleme geben sollte - Danke!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Walter P.

Hallo Dünnschliffbohrer, oder wie dein Name lautet!

Ich empfehle Dir für die Herstellung eines zweiachsigen Achsbildpräparates Muskovit zu verwenden.
Muskovit lässt sich in einem Gneissteinbruch in größeren Plättchen finden. Ich habe schon Exemplare bis 10x10 cm gefunden.

Aufgrund der vollkommenen Spaltbarkeit rechtwinkelig zur optischen Achse lässt sich ein Präparat ganz einfach herstellen, ohne Schleifarbeit, mit einer Pinzette.

Schönen Gruss
Walter

Heiko

Hallo Dünnschliffbohrer,

ein ,,hemdsärmeliges Vorgehen" mit tollem Ergebnis!

Was machten aber die Altvorderen, wenn bei den zu vermessenen Substanzen keine natürlichen Kristalle existierten und mikrokristallin Hindernisse auftraten? Da mussten die Klunkerchen wohl sogar im Makrobereich erst selbst gezüchtet werden.

Staunende Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

#7
Hallo Dsb,

das ist doch ein schönes ergebnis diener Versuche mit einem wie die Mineraliensammler sagen würden "Wegschmeißit"
Blöd vom Calcit, dass es so schön, aber falsch spaltet, genauso der Gips. Dafür ist der Muskowit wie Walter schon erwähnte traumhaft schön. Und man kann leicht ayrische Achsenbildstrukturen machen. Gut geeignet ist der Aragonit der schöne Drillinge gibt.

Korrigiert!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Dünnschliffbohrer

Hallo Klaus,
danke für deine lobenden Worte. Ich wollte mit dem Beitrag anderen Mut machen, sich mal an solchen Präparaten zu versuchen. Perfekt ist es zwar nicht geworden, erfüllt aber im wesentlichen seinen Zweck. Enttäuschend war nur, dass es mit der genauen Ausrichtung unter dem Stemi nicht so geklappt hatte, wie ich mir erhofft hatte.

Da ist das mit dem Muskowit natürlich viel einfacher - nur hab ich keinen! Ich war froh, wenigstens einen Zweiglimmergranit am Strand zu finden, in dem irgendwo bestimmt geeignete Körner im Verband zu finden sind. Ich werde den Schliff darauf hin mal durchsehen (nach dem er im Sommer fertig war, hab ich ihn mir (wie so oft) noch gar nicht in Ruhe angesehen.

Dann gibt es noch den Topas (aus der Bucht, vom Schneckenstein). Der spaltet sehr günstig, ist aber sehr hart. Den entsprechenden bereits angefangenen Schliff werde ich als nächstes weiter verarbeiten, wenn er mir wieder in die Hände fällt.

Ansonsten habe ich kaum Mineralien. Quarz würde ich auch gerne orientiert schleifen, um die Ayrischen Spiralen mal selbst zu sehen. Aber soll der dafür nicht unverzwillingt sein, und sind nicht fast alle natürlichen Quarze verzwillingt? Eine Quarz-Uhr zum Schlachten hab ich leider nicht. Der Schwingquarz sollte m.W. unverzwillingt sein?
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Bernhard Lebeda

Hallo DSB

also so ganz hab ich Deine Vorgehensweise nicht verstanden. Womit hast Du denn geschliffen und wieso hast Du den Kristall dauernd umgedreht? Wie hast Du den überhaupt wieder aus dem Malinol gelöst? Warum nimmst Du nicht lieber einen UV Kleber, der hält garantiert.

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Dünnschliffbohrer

Hallo Bernhard,

- wiederholt umgedreht, um Korrekturen der Planparallelität und der Ausrichtung der Schliffebene möglichst senkrecht zur optischen Achse des Kristalles zu erreichen.
- grob vorgeschliffen auf einem Diamant-Schleifklotz zum schnellen Abtrag, sonst in einem Tropfen Wasser mit 1000er oder 2000er Schleifpulver und einem anderen Objektträger als "Schleifschale".
- Malinol (es geht auch geschmolzener Kanadabalsam oder Lakeside, sofern die noch Reste von Lösungsmittel enthalten und nicht glashart geworden sind), weil man es für Korrekturen einfach schnell auf einem kleinen Reisebügeleisen wieder schmelzen kann. UV-Kleber lässt sich nicht wieder erweichen oder schmelzen. Außerdem verdirbt das teuere Zeugs so schnell.
- Es handelt sich bei meinem Vorgehen im Prinzip um nichts anderes, als die in der Mikropaläontologie seit Generationen angewandte Vorgehensweise bei der Herstellung von orientierten Dünnschliffen durch zuvor aus dem Gestein isolierten Mikrofossilien. Nur eben hier auf einen aus dem Gesteinsverband herausgelösten Einkristall.

Viele Mikrogrüße zurück!


"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

olaf.med

Lieber Klaus,

mit dem Muskovit bekommt DSB garantiert keine Airyschen Spiralen, da er nicht optisch aktiv ist, aber man kann wunderbar damit spielen: "vierachsige" Kristalle erzeugen etc. ...

Lieber DSB,

ich schicke Dir genügend Muskovit für Basteleien für die nächsten Jahre - im Steinbruch habe ich nur selten geeignetes Material gefunden. Topas ist auch perfekt - Du mußt garnicht schleifen, die Spaltstücke sind schon perfekt! Auch davon schicke ich Dir Material.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Klaus Herrmann

#12
ZitatDa ist das mit dem Muskowit natürlich viel einfacher - nur hab ich keinen!

Da kann ich sicher helfen! Ist deine Adresse noch die selbe?
Olaf war schneller und er hat auch meinen Fehler entdeckt. Die Ergebnisse der verdreht aufeinander liegenden Platten von Muskovit sind aber schon schön, nur nicht airysch!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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