Kunststoffe einbetten und schneiden

Begonnen von aund, Mai 03, 2018, 09:56:41 VORMITTAG

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aund

Hallo zusammen,

ich bin gerade am versuchen meine Probenvorbereitung zu verbessern. Betrachtet werden hauptsächlich Querschnitte von Kunststofffolien. Einerseits habe ich dazu ein Rotationsmikrotom mit Wegwerfklingen von Leica und ein Schleifgerät für metallographische Proben aber es fehlt am know how das richtig einzusetzen:

Derzeit spanne ich Folien mit einer Dicke von ca. 12-150 µm zwischen zwei ABS Platten ins Mikrotom um sie überhaupt schneiden zu können und trage so viel ab, bis ein planer Schnitt möglich ist. Dann klebe ich eine (relativ) blasenfreie Klebefolie auf die abzuschneidende Probe und mache einen Schnitt. Den klebe ich dann auf einen Probenträger und untersuche ihn mit dem Olympus BX60, das ich habe. Jetzt wird schon jeder seine Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sagen, da kann ja gar nichts vernünftiges rauskommen. Ist auch richtig so, wurde aber bisher so gemacht. Die Tiefenschärfe ist auf den hohen Vergrößerungen furchtbar. Ich möchte das ändern.

Bisher habe ich versucht Proben in Paraplast einzubetten, bin aber daran gescheitert dass die Proben teilweise zu hart sind und beim Schneiden aus dem Paraplast ausbrechen. Dann bin ich den anderen Weg gegangen und habe sie in Acrylharz eingebettet, wie bei einem metallografischen Schliff. Dann bricht es nicht mehr aus, muss aber mit einem Schleifgerät von Struers plan geschliffen werden bis es zu betrachten ist. Das Problem dabei ist dann: Es schmiert, da Kunststoffe es einfach ungern zu warm haben. Irgendwie muss ich die Proben aber einbetten, da sie sich sonst beim Schneiden einkringeln. Eine weitere Voraussetzung ist, dass ich die Proben danach in der Dicke vermessen können soll, darum kann ich es nicht positionsmäßig irgendwie einbetten. Darum ist das Klebeband ok, da ich hier keine Schräglage hätte und beim Einbetten in Acrylharz habe ich Probenspangen, mit denen ich das fixieren kann beim Eingießen.

Hättet ihr da Vorschläge wie man solche Proben unters Mikroskop bringt?
schöne Grüße,

Andreas

Klaus Herrmann

Hallo Andreas,


ZitatDerzeit spanne ich Folien mit einer Dicke von ca. 12-150 µm zwischen zwei ABS Platten ins Mikrotom um sie überhaupt schneiden zu können und trage so viel ab, bis ein planer Schnitt möglich ist.

an dieser Stelle würde ich abbrechen und mit der eingeklemmten Probe unters Mikroskop gehen und dann die plane Schnittfläche untersuchen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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anne

Hallo Aund,
auch ich habe das, ähnlich wie Klaus, schon mal in meiner beruflicehn Praxis schon gemacht.
Wir hatten eine Halterung in die wir z.B. Abschnitte von lackierten Kunststoffteilen einspannen konnten,diese Halterung passte dann ans Mikrotom und man konnte damit direkt unters Mikroskop.
Der Schnitt lag dann plan unterm Objektiv.
Ich musste auch oft abgelösten Lackfilme schneiden.
Diese habe ich zwischen 2 Teflonplättchen geklemmt, dann in die Halterung und dann s.o.
Somit hatte ich immer einen planen Schnitt erhalten, ohne dass ich einbetten musste.
Eingebettet habe ich Metalle oder andere extreme Proben.
Technovit 4000, soweit ich mich erinnere und eine Variante davon mit Füllstoff für sehr harte Proben.

Ich denke mit der Halterung die ins Mikrotm passt und unters Mikroskop und dann plan liegt, könnte Dir sehr geholfen werden.
In etwa sowas:
https://www.pfmmedical.com/de/produktkatalog/zubehoer_mikrotome/folienklammer_nicht_orientierbar/index.html

lg
anne

Stuessi

Zitat von: Klaus Herrmann in Mai 03, 2018, 15:27:42 NACHMITTAGS
... mit der eingeklemmten Probe unters Mikroskop gehen und dann die plane Schnittfläche untersuchen.

Hallo Andreas,

so ähnlich habe ich das auch gemacht.

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=31361.0

Gruß
Rolf

Klaus Herrmann

Diese Folienspannklammer hatte ich damals dem Labor der Firma in der Anne gearbeitet hat empfohlen zu dem Rotationsmikroskop, das sie dann auch gekauft haben. Sie arbeitet ganz konventionell wie ein Schraubstock, wodurch man den Anpressdruck beliebig einstellen; kann diese Federlösung aus dem Link würde ich nicht empfehlen.

Der besondere Vorteil ist - wie Anne schon erwähnte - dass man nach dem Schnitt die ganze Einheit unters Mikroskop legen kann und wenn nötig auch wieder im Mikrotom weiterschneiden kann. Dabei muss man nur darauf achten, dass das Messer (Schnittebene) exakt parallel zur Auflageebene der kleinen Spannvorrichtung orientiert ist.

Das Teil ist nicht billig, aber das ist für eine erfolgreiche Firma ja kein Problem.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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aund

#5
Erstmal danke für die ganzen Antworten!
Ich habe so einen Einsatz fürs Mikrotom, sonst wäre ich ja noch viel trauriger  ;D Mein "Schraubstock" hat Imbusschrauben, mit denen ich es von beiden Seiten aus feststellen kann. (Foto anbei)

@stuessi: wow, schöne Aufnahmen. Die jeweiligen Grenzen sind schön zu sehen. Und wenn das eh jeder so macht mit einspannen, kann ich auch nicht so falsch liegen.
@klaus und anne: Ich habe jetzt tatsächlich ein paar Minuten gebraucht, bis ich kapiert habe, dass ihr die Probe SAMT Halterung unters Mikroskop gebt. Fünf Minuten habe ich jetzt überlegt wie ihr die Proben aus der Halterung auf einen Probenträger bringt ... Aber auch späte Einsicht ist Einsicht. Der Nachteil ist halt, dass ich dann keine Proben vorbereiten kann sondern nur mit der jeweils eingespannten Probe unters Mikroskop kann und wenn ich die wieder mal ansehen wollen würde, müsste ich sie erneut einspannen. Aber besser als das jetzige ists wahrscheinlich trotzdem. simpel und effektiv, gefällt mir.

Ich geh dann mal vergleichsaufnahmen machen mit der Probenhalterung und schau, was mir besser gefällt ;)
schöne Grüße,

Andreas

anne

Hallo Andreas,
wir hatten uns dann für kleines Geld von den Halterungen 5 Stück nachbauen lassen. Dann konnte ich auch mehrere Proben gleichzeitig bearbeiten.
Diese Halterung ist ja kein Hexenwerk und muss ja nicht unbedingt so schön eloxiert sein.
Unsere sahen genauso aus, wie die von Klaus abgebildete, nu eben in blankem Alu.
Lg
Anne

Klaus Herrmann

Hallo Andreas,

gerade wollte ich schreiben: der Trend zum multiplen Probenhalter ist nicht mehr aufzuhalten. Natürlich braucht man ein paar davon! Und eine gut ausgerüstete Werkstatt macht die für weniger als 250.-€ ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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aund

stimmt, so kompliziert ist das nicht, das kann ich auch einfach bestellen.
Ich habe jetzt aber noch eine andere Frage: Durch die Probenlagerung im Stock ist die Probe jetzt so hoch, dass ich die Proben nicht scharf bekomme. Was mache ich denn jetzt? Denn weiter runter fahren als bis Anschlag kann ich ja nicht.
Wird auch der Grund gewesen sein, warum es auf den Probenträger transferiert wurde :x
schöne Grüße,

Andreas

Klaus Herrmann

ZitatWas mache ich denn jetzt? Denn weiter runter fahren als bis Anschlag kann ich ja nicht.

Lieber Andreas, du brauchst dringend eine Einweisung in das Mikroskop!  ;)

Gegen Flug in der First und Kost und Logis in 5-Sterne Hotel gebe ich gerne einen 1 wöchigen Kurs. ;D Ich schick dir per Mail ein Bild mit Erklärung. :)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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anne

Hallo Andreas,
das Problem hatten wir auch. Die Nachbauhalterungen waren aus diesem Grund nicht so hoch. Wir haben die in unserer Werkstatt solange am Boden abschleifen lassen bis es gepasst hat. Das lässt sich aber sicherlich auch schon vorher gut messen.
Lg
Anne

aund

es ist leider völlig richtig, dass ich eine Einweisung in das Mikroskop brauche. Es ist nämlich nicht einmal mehr das Handbuch des Geräts vorhanden, dass ich das selber machen könnte  :-\
Eine Anfrage bei einem Schulungsveranstalter hat auch ergeben, dass die dieses Jahr keinen Kurs gemacht hätten zum Einbetten und Mikroskopieren für Kunststoffe aus Mangel an Interessenten.
Wir Mikroskopierer sind ja schon ein recht kleiner Kreis, wenn sogar die Österreicher schon in die deutschen Foren gehen weil sie sagen, ein reines Österreich Forum rentiert sich nicht ;)
@Klaus: Angebote dazu gern per mail, ich sammle da tatsächlich welche für einen Kursbesuch. Warum nicht lokal  ;D
schöne Grüße,

Andreas

Werner

Wenn die Folien schon geschnitten sind, kann man auch einen niedrigeren Halter verwenden:
Einen Blech im Objektträgerformat (wegen des Führers), darauf ein Eisenstück 8x8 mm geklebt oder geschraubt.
Die Folie wird hochkant angelegt und mit kleinen Magneten festgehalten.

Gruß   -   Werner

Stuessi

#13
Hallo Andreas,

hier die Halterung zum Schneiden für Amateure, mit Fischertechnik Bausteinen (15x15x30 mm³):




Querschnitt durch eine 70 µm dicke Folie einer Eisverpackung:



Folie in Halterung auf Metalloplan-Tisch
50x Auflichtobjektiv
Stack aus 60 Bildern, 4 Bilder pro µm.

Gruß
Rolf

Rawfoto

Hallo Andreas

Für die BX Serie gibt es eigene Tischhalter für Auflicht mit welchen Du ca. 30mm freien Raum zwischen Tisch und Objektiv gewinnst.

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...