Noch ein Winkel-Zeiss Hufeisen-Mikroskop

Begonnen von Dirk Schlage, Juli 15, 2020, 19:54:26 NACHMITTAGS

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Dirk Schlage

Hallo Foristen,

Ich habe lange überlegt nicht zu schreiben. Für diesen Post kann man auf Lebenszeit im Forum gesperrt werden. (Andere bringen das, was gleich kommt, vermutlich zum Recyclinghof.)

Ich habe vor einigen Wochen ein Zeiss für ganz wenige Geld ersteigert. Eigentlich hatte ich gehofft etwas zu bekommen, an dem ich mal schrauben kann, um das Innenleben, die Triebe, etc. kennenzulernen. Leider hat es mir dafür viel zu gut gefallen.

Da das Stativ das gleiche ist, wie von meinem anderen, nur mit anderem Tisch und Kondensor, erübrigt es sich hier nach weiteren Informationen zu fragen. Mich würde eher interessieren, ob das noch etwas aufwerten kann durch Putzen. Oder sind Lack, bzw. Metallpolitur eher kontraproduktiv? (In einem Thread hier wurde Stahlfix erwähnt. An den meisten Stellen bringt das vermutlich nicht viel höchstens am Tubus, oder? Aber es sind einige Stellen oxidiert.

Die drei Objektive, die montiert waren sehen zeitgenössisch aus, was allerdings ist das Linke? Es ist lediglich mit 18X gekennzeichnet. Es scheint mit Schellack lackiert zu sein.

Das 42X habe ich noch einmal, etwas schöner, als das erste, mit einer modifizierten Bauform. Jenes trägt die Gravur "P.I.E. 101/48". Weiß jemand, was das bedeutet?

Gruß
    Dirk

beamish

Zitat von: Dirk Schlage in Juli 15, 2020, 19:54:26 NACHMITTAGS
Jenes trägt die Gravur "P.I.E. 101/48". Weiß jemand, was das bedeutet?
Das ist sicher eine Inventarnummer, zB. "Pathologisches Institut Erlangen 101/[19]48"

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Dirk Schlage

Gott, bin ich blöd.
Die Antwort ist sicher richtig.

Peter V.

Hallo Dirk,

Zitat(Andere bringen das, was gleich kommt, vermutlich zum Recyclinghof.)
Hier? Ausgerechnet hier ? ? Hier im Forum wird nichts, aber auch g a r  n i c h t s  zum Recyclinghof gebarcht!

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

TPL

Hallo Dirk,

das "18x" gravierte Objektiv ist untypisch (auch vom Abbildungsmaßstab) und sieht nicht nach einem Winkel-Zeiss- oder Zeiss-Winkel-Objektiv aus.
Prüfe doch mal, ob es mit den anderen Objektiven parfokal ist. Ich vermute, nicht; sondern dass es zu einem Auflicht-Kondensor mit unendlicher Tubuslänge gehört. Oder aber ein einfach nur "wild" graviertes Fremdobjektiv ist.

Viel Erfolg,
Thomas

jochen53

#5
Hallo Dirk,

auch dieses ist ein sehr schönes Gerät der Zeitgheschichte.
Man kann verschiedene Meinungen darüber haben, ob man Antiquitäten komplett wie neu restaurieren soll oder nur reinigen und den aktuellen Stand bewahren.
Das Mikroskop wurde benutzt, intensiv sogar, das hinterläßt eben Spuren und es ist, wenn die Inventarnummer auf eine Jahreszahl hindeutet, über 70 Jahre alt, auch das hinterläßt Spuren z.B. in Form von Korrosion. Ich finde, das darf man einem Gerät auch ruhig ansehen.
Manche Teile, die "silbern" aussehen, wurden verchromt, manche vernickelt. Vernickelte Teile setzen eine matte Patina an, die man mit Stahlfix wegpolieren kann, vorausgesetzt allerdings, die Schichtdicke ist dick genug, sonst kommt das Messing durch. Auch verchromte Teile kann man vorsichtig mit Stahlfix polieren. Verchromte Teile sind zwar etwas widerstandsfähiger, aber die Objektive wurden teilweise unvorsichtig verschiedensten Chemikalien ausgesetzt, unter denen die Lugolsche Lösung vielleicht eine der schlimmsten ist. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war manchmal die Qualität der Oberflächenbehandlungsverfahren noch nicht wieder auf Vorkriegsniveau (z.B. bei Leica Kameras). Der Lackierung schadet eine Reinigung mit einem Mikrofasertuch und Allzweckreiniger auf keinen Fall, mehr würde ich da nicht machen.
"Unkonventionelle" Maßstabszahlen waren damals gar nicht mal so selten, und vollständige Gravuren mit Tubuslänge, Deckglasdicke, Apertur und Korrekturklasse (Achromat, Planachromat, Apochromat usw.) kamen erst viel später auf.
Es ist auch durchaus denkbar, daß an solchen Kursmikroskopen, die ja in ganzen Sätzen zu Dutzenden gekauft wurden, im Laufe der Zeit auch noch brauchbare Teile von älteren Geräten z.T. auch anderer Hersteller angebracht und weiter verwendet wurden, um Geld zu sparen oder um Verluste und schadhafte Teile zu ersetzen.

Viel Spaß mit dem Teil, Jochen

rhamvossen

Hallo,

Dieses Mikroskop habe ich auch, ein sehr schönes Gerät. Ich persönlich finde diese schwarze klassiche Hufeisenstative die schönste Mikroskopen die je gebaut wurde. Und immer noch sehr gut brauchbar. Beste Grüsse,

Rolf

Dirk Schlage

Danke euch.

Doch noch ein paar Fragen. Dieses Stativ sieht den Zeiss-Jena-Stativen um kurz vor 1945 sehr ähnlich, im Gegensatz zu denen, die noch von 1933 oder früher sind.
Weiß jemand, ob diese Winkel-Zeiss-Stative mit denen von Zeiss-Jena kompatibel sind, und welche Abgleichmaße für Objektiv und Okular gelten?

Wo kann man sich entsprechende Adapter besorgen um die Objektive an einem Standard zu verwenden?

Gruß
    Dirk

jochen53

Hallo Dirk,

die Tubuslänge des Stativs kannst Du einfach selbst messen: Objektiv rausschrauben, Okular rausnehmen und einen Zollstock durch den Tubus schieben bis zur Anschlagfläche des Objektivgewindes am Revolver (ebenes Plättchen dagegenhalten). Am Rand des Okularstutzens kannst Du dann die Tubuslänge ablesen.
Die Objektivabgleichlänge kann man näherungsweise selbst bestimmen, indem man die Länge eines Ölimmersionsobjektivs von der Frontfassung bis zur Anschlagfläche des Gewindes mißt oder die eines 40-fachen Objektivs und etwa 1-2 mm dazurechnet. Mein Leitz Achromat 45:1  A 0,65 mit 37 mm Abgleichlänge für 170 mm Tubuslänge ist z.B. 36 mm lang. Ein China-DIN-Achromat 40/0,65/160/0,17 für 160 mm Tubuslänge und 45 mm Objektivabgleichlänge ist 44 mm lang. Lt. Klaus Henkels Mikrofibel hatte Zeiss Winkel von ca. 1949 - 1957  160 mm TL, 45 mm ObjAL und 5 mm OkAL. Vor 1949 waren die Maße vermutlich andere.

Viele Grüße, Jochen

rhamvossen

Hallo Dirk,

Zitat[/Wo kann man sich entsprechende Adapter besorgen um die Objektive an einem Standard zu verwenden?]

Lass doch die Objektive an das originelle Hufeisenstativ sitzen. Die Objektive sind 39 mm parfokal, also einen Adapter zu finden um sie mit 45 Objektive ab zu gleichen wird nicht einfach sein. Benutze beide das Hufeisenstativ und Zeiss Standard, ist doch viel spannender  8) . Beste Grüsse,

Rolf

TPL

Zitat von: Dirk Schlage in Juli 17, 2020, 17:05:35 NACHMITTAGS(...) Dieses Stativ sieht den Zeiss-Jena-Stativen um kurz vor 1945 sehr ähnlich, im Gegensatz zu denen, die noch von 1933 oder früher sind.
Weiß jemand, ob diese Winkel-Zeiss-Stative mit denen von Zeiss-Jena kompatibel sind, und welche Abgleichmaße für Objektiv und Okular gelten?
Wo kann man sich entsprechende Adapter besorgen um die Objektive an einem Standard zu verwenden? (...)
Hallo Dirk,
meines Wissens ist die Kompatibilität auf die entsprechenden Anschluss-Maße beschränkt, während die Objektiv- und Okular-Abgleiche voneinender abweichen. Winkel-Zeiss hatte 160 mm Tubuslänge, 5 mm Okular-Abgleich und 39 mm Objektiv-Abgleich.

Wie Rolf bereits schreibt, sehe ich keinen großen Nutzen in der Verwendung von Winkel-Zeiss-Objektiven an STANDARD-Stativen. Vielleicht eher andersrum...  ;).

Viel Spaß mit dem guten Stück,
Thomas

Gruß