Brauche Hilfe: Astblättchen von Sphanum querschneiden

Begonnen von Bernd Miggel, August 21, 2020, 08:01:52 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Hallo zusammen,

wer kann mir helfen?
Zur Zeit beschäftige ich mich mit der Bestimmung von Sphagnen. Ein für mich ziemlich großes Problem sind exakt rechtwinklige Querschnitte der Astblättchen (Anhang). Ich habe schon einiges ausprobiert, aber nur mit mäßigem Erfolg: z.B. gezwirbeltes Pflänzchen unter dem Zeigefingernagel manuell mit Rasierklinge schneiden, oder Pflänzchen in Styrodur-Blöckchen mit dem Mikrotom schneiden. Es ist reiner Zufall, dass mal ein guten Querschnitt dabei ist.
Wer kennt sich aus und kann mir einen guten Tipp geben?  :)

Viele Grüße - Bernd



Klaus Herrmann

Lieber Bernd,

das ist nicht tivial, weil die Blättchen ja im Winkel vom Ästchen abstehen.

Idee: Karotte mit feiner Bohrung in die das Ästchen gesteckt wird. In dem "Korsett" würden die Blätter eher anliegen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

A. Büschlen

Hallo Bernd,

verstehe ich richtig: es geht um Bestimmungsarbeit und nicht darum die Schnitte zu fotografieren?

Wenn ja, Astblättchen vom Aststämmchen lösen und mehrere stapeln, diese feucht auf einem OT ausrichten und mit einem Deckglas  zur Hälfte abdecken, so, dass die eine Hälfte bei der Deckglaskante vorsteht. Das vorstehende Material am Stereomikroskop mit einer NEUEN Rasierklinge quer schneiden. Alle Schnitte in Wasser eindecken und in diesem Präparat ein geeigneter Querschnitt suchen bei dem die Lage der Chlorocyten gut sichtbar ist. ---> schneiden, schneiden, schneiden...

@Klaus: Wenn schon am Mikrotom geschnitten werden soll, dann muss das zu schneidende Material geklemmt werden. Da hilft nur bestes Holundermark das längs in 2 Hälften auf geschnitten wird und damit das Schneidegut eingeklemmt werden kann. Aber auch da ist das Ergebnis mässig.

Gruss Arnold

Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.

Dünnschliffbohrer

Zitat@Klaus: Wenn schon am Mikrotom geschnitten werden soll, dann muss das zu schneidende Material geklemmt werden. Da hilft nur bestes Holundermark das längs in 2 Hälften auf geschnitten wird und damit das Schneidegut eingeklemmt werden kann. Aber auch da ist das Ergebnis mässig.

Das Ergebnis kann man aber ganz einfach dadurch erheblich verbessern, in dem man das Holundermark nicht wie üblich  nur einschneidet, sondern ganz durchschneidet, und dann die beiden Hälften -- mit dem unter dem Stemi ausgerichteten Pflanzenmaterial dazwischen -- mit etwas geschmolzenem PEG wieder zusammenklebt. Hab ich mir so ausgedacht, als ich mit meinen Schneidergebnissen am Leica-Gemüseschneider nicht zufrieden war, und funktioniert bei zarten Pflanzenteilen wie Moosen wirklich sehr gut!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Bernd Miggel

Danke für eure Vorschläge, werde ich morgen gleich ausprobieren und vom Ergebnis berichten. :)
L.G. - Bernd

Bernd Miggel

#5
Hallo zusammen,

hier ein erstes Ergebnis.
Verfahren:
Styrodurklötzchen längs halbieren, Stapel von 8 Astblättchen am Ende der einen Styrodurhälfte aufeinander ablegen, andere Styrodurhälfte mit etwas wässriger PEG-Lösung aufsetzen.
Nach einer Stunde mit Mikrotom schneiden, Schnittdicke 50 µm.
Die Ausbeute ist (bis jetzt noch) sehr gering. Beim ersten Anlauf war nur ein halbwegs gelungener Schnitt dabei, siehe unten.

Viele Grüße
Bernd


Dünnschliffbohrer

Zitatmit etwas wässriger PEG-Lösung aufsetzen

Ich nehme keine PEG-Lösung, sondern schmelze eine kleine Menge auf einem Löffel über dem Spiritusbrenner, und klebe die Holundermark-Hälften damit zusammen. Wird denn eine PEG-Lösung, noch dazu in  in einem Spalt im Styropor, überhaupt fest? Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Zeug wäre hygroskopisch, weshalb man Reste davon sorgfältig vom Mikrotom entfernen solle. Abgesehen davon finde ich als Laie, dass dein Schnitt gut aussieht.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Bernd Miggel

#7
Hallo zusammen,

jetzt bin ich reumütig wieder zu meiner "alten" Methode zurückgekehrt, habe sie aber mit PEG verbessern können:

  • Ein trockenes Ästchen auf einem OT auf beiden Seiten mit PEG-Pulver umgeben, das PEG mit Feuerzeug einschmelzen.
  • OT auf dem Stemi mit Tesa festkleben.
  • Mit frischer Rasierklinge vielen feine Schnitte mit der einen Hand ausführen. Die andere Hand führt das freie Ende der Klinge und bestimmt so die Schnittdicke
  • Anschließend die Schnitte auf einen zweiten OT in viel Wasser abschieben
  • Zu dicke Schnitte entfernen
  • Zum Mikroskopieren erhält man noch ausreichend viele, dünne Ast- und Astblattschnitte, siehe Foto

Viele Grüße
Bernd

A. Büschlen

Hallo Bernd,

einen kleinen Verbesserungsvorschlag möchte ich anbringen:

Ich gehe davon aus, dass die Einlegeplatte im Fuss von deinem Stereomikroskop nicht zerkratzt ist. So kannst du anstelle von dem Tesaklebebandstreifen einen Tropfen Wasser auf die Einlegeplatte geben und den OT darauf legen und andrücken. Mit diesem Wassertropfen kannst du den OT an der Einlegeplatte festmachen und ohne Kleberspuren wiederum weglösen.

Gruss Arnold

Schwerpunkt z.Z.:
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- Ascomyceten als Bryoparasiten.

Bernd Miggel

Hallo Arnold,

das wird beim nächsten Mal unbedingt ausprobiert, danke für den Tipp! :)

Noch eine kleine Frage an alle: Wo bekomme ich eine Pinzette mit feinster Spitze her?
Mit meiner eigenen (sie ist leider mal auf die Spitze gefallen) habe ich inzwischen Mühe, die feinen Stammblättchen der Sphagnen sauber abzuziehen. :-[

L.G. - Bernd

A. Büschlen

Hallo Bernd,

ich verwende Dumont Pinzetten. Auf dem Bild siehst du meine feinste Pinzette. Daneben verwende ich als zweite eine mit einer etwas kräftigeren Spitze. Diese Spitzen sind sehr kräftig und man kann sehr gut feinste Arbeit ausführen.

Die Produktion von Dumont ist in der Schweiz. Der Vertrieb leider nicht! :( carlroth.com bietet Dumont Pinzetten an. Dumont Pinzetten haben ihren Preis der sich aber für mich gelohnt hat.

Gruss Arnold

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Bernd Miggel


A. Büschlen

Hallo Bernd,

meine Favoriten findest du hier: https://www.carlroth.com/ch/de/praezisions-feinpinzetten/praezisionspinzette-dumont-gerade-mit-feinen-spitzen-inox02/p/te68.1
Es sind gerade Pinzetten vom Typ: 3, 3c, 4, SS135 . Die Spitzen sind sehr fein und sehr präzise.

Gruss Arnold

Schwerpunkt z.Z.:
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Bernd Miggel

Hallo Arnold,

die Pinzette (Typ 3) ist gekommen: ein super Teil! Jetzt lassen sich die Astblättchen endlich gleichmäßig abgreifen.

L.G. - Bernd

A. Büschlen

Hallo Bernd,

das freut mich für dich! -

Hast du eventuell eine Bezugsquelle für einen "Hölzer" ? Ich suche: Die Torfmoose Südwestdeutschlands und der Nachbargebiete von Adam Hölzer.

Gruss Arnold
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