REM: Possierlicher Beifang in der Flagellatenprobe

Begonnen von bernd552, Oktober 06, 2020, 21:35:58 NACHMITTAGS

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bernd552

Hallo in die Runde,


... ich weiss, schon wieder REM.

Aber der eigentliche Hintergrund der Präsentation dieses Bildes ist zu Verdeutlichung meine Frage in der anderen Rubrick https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38734.0, wie man das Einfallen der Hülle verhindern könnte, die beiden Kerle haben ja oben ein offenes Skellet.

Ich fand die beiden in Pose irgendwie witzig, leider sind sie wohl schon etwas älter, naja ein paar Falten und Dellen sollen ja einen interessanter machen ;)

Trotzdem, viel Spaß beim Schmunzeln.

LG
Bernd

Heiko

Hallo Bernd,

grandios – ein Partnerstreit: Dominanz und Subordination.  :D

Viele Grüße,
Heiko

jcs

Sind die beiden Kerle eigentlich ein und derselbe Kerl?
Jürgen

D.Mon

Glaub ich nicht. der rechte streckt das mittlere Bein vor, der linke nicht.
Mich erinnert das ganze an eine Aufforderung zum Tanz.

Jedenfalls tolle Fotos.

grüße
D.Mon
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
--
Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10, Orthoplan mit DIC
Kamera: Sony ILCE-6400

bernd552

Ob die Beiden gleich sind oder nicht, daraus könnte man fast ein Bilderrätsel machen ;)

Jürgen, du hast gut beobachtet, es ist die Vorder - und Rückseite des gleichen Objektes.

Letzt wo die Vorder - und Rückseite des Tümpeltierchens zu sehen ist, hätte jemand einen Namen für das doppelte Lottchen?


LG
Bernd

wilfried48

Zitat von: bernd552 in Oktober 07, 2020, 18:38:55 NACHMITTAGS

Letzt wo die Vorder - und Rückseite des Tümpeltierchens zu sehen ist, hätte jemand einen Namen für das doppelte Lottchen?


LG
Bernd

Hallo Bernd,

schönes Bild !

ich bin zwar kein Spezialist tippe aber auf ein Rädertier der Familie "Brachionidae " vielleicht "Brachonius calciflorus amphiceros" ?
Wassertropfen Ausgabe 1974 S. 275

Die Verformungen sind sicher Trocknungsartefakte. Wie hast du denn getrocknet ?

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Martin Kreutz

Hallo Bernd,

äusserst beeindruckende Bilder von Dir! Wie hast Du denn letztendlich den "Plasmaanteil" so sauber entfernen können? Man sieht nicht einmal Reste! Oder hast Du mit PS geputzt?

Was die Zuordnung angeht, so bin ich mir ziemlich sicher, dass hier Brachionus patulus patulus vorliegt, da 10 Dornen am Vorderrand sichtbar sich (2 dominierend) und 4 am Hinterrand. Da gibt es nicht viele Alternativen! Brachionus calyciflorus (wie es Wilfried vermutet), kann es meiner Ansicht nach nicht sein, weil diese Art nur 4 Dornen am Vorderrand hat. Da hast Du als Objekt also auch noch gleich den 12(10)ender der Gattung Brachionus erwischt! Ich persönlich glaube nicht, dass der Panzer bei der Präparation zusammengefallen ist. Dafür sind die Einbuchtungen und Buckel zu symmetrisch (also links und rechts gleich). Das kann meiner Ansicht nach kein Zufall sein, wie es bei einer unkontrollierten Schrumpfung der Fall wäre.

Meinen Glückwunsch zu gelungenen Präparation und auch zur beeindruckenden "stehenden" Darstellung!

Schönen Abend!

Martin

bernd552

#7
Vielen Dank für eure positiven Kommentare!

Hallo Wilfried, hallo Martin,

es freut mich sehr, dass sich auch "die Meister ihres Faches" äußern!

@Wilfried
nach der Standardfixierung mit Glutardi - und Formaldehyd und anschließender Entsalzung habe ich eine modifizierte Gefriertrocknung über Molekularsieb durchgeführt (diese ist nach meinen ettlichen Vergleichsserien mit unterschiedlichsten Objekten schneller, schonender und oft auch besser als die Kritisch Punkt Trocknung).
Ich versuche ständig meine REM- Präparationsmethoden auf die jeweiligen Proben optimal anzupassen, deshalb wäre ich sehr froh, wenn du in dieser Richtung dem einen oder anderen Tipp  für mich hättest!

@Martin
Danke für die detaillierte Bestimmung, den Namen habe ich mir gleich zu dem Bild abgespeichert (ich plane mir ein Fotobuch anfertigen zu lassen und wenn zu dem jeweiligen Objekt der richtige Name darunter steht, ist es stimmiger)
Ja, mit dem Plasmaanteil hast du völlig recht, der eine verschwand unsichtbar in den Schlund aber den äußeren mußte ich - um die Blicke des Betrachters nicht dorthin zu abzulenken - "chirurgisch" entfernen. Ich denke, das S/W Rohbild unten spricht für sich. ;)

EDIT: Das mit dem Schrumpf sehe ich ähnlich wie du, denn die Wand - sowie Gewebedicke im offenen Bereich des Schlundes scheint zu dünn zu sein, um eine mechanische Schrumpf-Deformation zu verursachen.
Um das zu klären wollte ich - wie bereits geschrieben - versuchen, das Rädertier vor der Trocknung mit enzymatischen oder ähnlichen Methoden auszuhöhlen.

LG
Bernd

wilfried48

#8
Hallo Bernd,

die Gefriertrocknung ist, wenn man genügend schnell eingefrieren kann, also bei kleinen Probenvolumina auf jeden Fall besser als die Kritische-Punkt-Trocknung.
Bei grösseren Proben ist die erreichbare Einfriergeschwindigkeit durch die Wärmeleitfähigkeit der Probe begrenzt.
Schnelle Einfriergeschwindigkeiten erreicht man in flüssigem Propan oder im unterkühlten Stickstoff-Slush wo man den "Leidenfrost" vermeidet.
Wie hast du eingefroren und wie muss ich mir die Gefriertrocknung über Molekularsieb vorstellen ? Befindet sich die Probe auf einem gekühlten Tisch in einem Gefäss mit Molekularsieb (z.B. Exikator) und der Tisch wird unter Abpumpen erwärmt , oder wie genau hast du das technisch gelöst.
Normalerweise verbringt man die eingefrorene Probe ja direkt auf einen Kryotisch im REM und dann wird die Probe langsam im Hochvakuum durch erwärmen des Tisches getrocknet wobei darauf zu achten ist, dass die Probentemperatur ständig unter minus 80 °C gehalten wird, bis die Probe trocken ist weil sich sonst wieder Eiskristalle bilden.
Ich habe allerdings nur Erfahrung bei Zellkulturen weniger bei "Tümpelviechern", aber wenn ich mal wieder Zeit hab das REM fürs Hobby zu nutzen, werde ich versuchen mal eine Probe aus dem Baggersee über unsere Kryo- Präparationskette zu präparieren.
Zur Zeit bin ich in einem "Batterieforschungsprojekt" an der Präparation von Lithiummetall auf Festkörperelektrolyten stark eingespannt, wo wir auch die Kryo-Präparationskette unter Schutzgas oder Vakuum einsetzen, da Lithium heftig mit Wasser oder Sauerstoff reagiert.
Ich sehe aber deine REM Bilder immer sehr gern und schaue immer ein wenig neidisch auf dein "Hobby".

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

reblaus

Hallo Bernd -

vor gefühlten 100 Jahren hatten wir mal eine teure KritischPunktTrockenanlage erworben und festgestellt, dass bei unseren chitinhaltigen Pilzobjekten damit nur minderwertige Resultate erzielt wurden u.a. schrumpelten die Hyphen immer. Die von Wilfried erwähnte slush-Technik konnte sozusagen mit Bordmitteln billig durchgeführt werden und war optimal, die Pilzstrukturen blieben prall. Leider konnte ich davon nur briefmarkengroße Bilder auftreiben:

Appressorium von Rebmehltau von oben und von der Seite (bei genauem Betrachten kann im Schatten darunter die Penetrationshyphe erkannt werden). Das Appressorium liegt nicht mehr an der Zellwand an, weil bei unserer Präparation der Wachsbelag des Blattes abgelöst wurde.


Hier ein Gefrierbruch durch ein mehltaubefallenes Blatt, in der aufgebrochenen Epidermiszelle ist das Hausthorium sichtbar, das die Penetrationshyphe nach Eindringen gebildet hat.


Weiter viel Erfolg mit den tollen REM-Fotos!

Rolf



bernd552

Hallo Wilfried, hallo Rolf,

in Ermangelung von LN2 arbeite ich zum "Schockfrosten" ab und an mit Azeton/Trockeneis aber hauptsächlich mit der min. Temperatur von -45°C, die ich einfach mit Peltierelementen erreiche.

Ich glaube, dass meine Objektzielgruppe (Lebewesen mit einem Exoskelett in Größenbereich ca. 20-500µ) die Zerstörung der Zellen der Weichteile durch große Eiskristalle gar nicht so stört.
Erschwerend kommt hinzu, dass ich die (nichtaquatischen) Tierchen in natürlicher Pose brauche, was ein Benetzen/Baden mit Flüssigkeiten ausschließt (Slush, Alkoholreihe, chemisch mit HDMS entwässern usw.). 

Meine Schwierigkeiten mit dem Kolabieren der Strukturen sind eher bei größeren Vakuolen/Abdomen gegeben, die ich wegen der geringen Größe und der natürlichen Posenerhaltung der Tierchen nicht anstechen kann.
Auch beim langamsten Belüften der Trocknungskammer fallen diese durch die Druckdifferenz oft zusammen (ich beobachte die Objekte während der Gefriertrocknung per Stemi).

Das Molekularsieb in meiner modifizierten Mikro-Gefriertrocknungskammer ist ein sehr effektiver Ersatz für den Eiskondensator, es erniedrigt sehr schnell den Partialdruck des sublimierten Wassergases, was bei meinen aus den Proben zu entfernenden Wassermengen vom >30µl auch sehr schnell geht. Die Probe wird während der Gefriertrocknung permanent gekühlt.

Für Verbesserungsvorschläge bin ich stets offen!

Um die Arbeit mit Lithium vor und im REM beneide ich dich nicht aber um so mehr für den Zugang zu einem FIB ;)

LG
Bernd