Okularkameras - wie brauchbar sind sie?

Begonnen von Gereon, Oktober 26, 2020, 17:32:10 NACHMITTAGS

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Gereon

Liebe Experten,

angeregt durch Timm Luckhardts (babutz) Frage nach der Umrüstbarkeit von "alten" Mikroskopen zu USB-Mikroskopen habe ich mir einmal USB-Okulare angeschaut. Dabei habe ich mich gefragt, wie bei solchen Okularen die Kompensation der Restfehler geschehen soll (ich gehe bei älteren Mkroskopen von Endlich-Sytemen ohne auskorrigierte Objektiv/Tubuslinsen-Kombination aus). Hat jemand hier Erfahrungen? Theoretisch müssten sie ja jeweils zu dem Mikroskopfabrikat bzw. den verwendeten Objektiven passen. Oder geschieht die Korrektur elektronisch/softwaremäßig, wie dies z. B. auch bei Fotoobjektiven möglich ist?

Herzliche Grüße
Gereon

Mikroman

Hallo Gereon,

also grundsätzlich erfolgt keine Kompensation von optischen Fehlern, da hier ja ohne Kompensationsokular gearbeitet wird; eine Kompensation der Restfehler erfolgt auch nicht via kameraeigener Software. In der Regel sind die damit entstandenen Bilder dennoch recht brauchbar - vorausgesetzt es wird ein Markenfabrikat eingesetzt und kein Noname-Chinaprodukt. Da hier der Bildkreis entsprechend klein ist (oft weniger als 50% von dem, was man durchs Okular sieht), sind Randfehler quasi nicht vorhanden. Was man bei Endlichoptiken machen kann, ist der Einsatz einer Relailinse in Kombination USB-Kamera + mikroskopeigenem Okular.

Wiewohl ich selbst zwei hochwertige USB-Kameras habe, meine ich, dass man mit einer digitalen SLR, 35-40mm Weitwinkeloptik+Originalokular zu besseren, ggf. auch günstigeren Resultaten gelangt.
Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

güntherdorn

#2
hallo gereon,

ich habe seit vielen jahren die 14m-pix toupcam (china ;)) einst für ca.150€ erworben.
zuerst hatte ich mit dem mitgelieferten, angeschraubten einsteck-okular am trino des zeiss universal (endlich-optik) immer randunschärfen.
dann empfahl mir ein forianer hier, es mal ohne diesem okular und einem (linsenlosen) c-mount-adapter zu versuchen.
ab dem zeitpunkt hatte ich alles randscharf! ich war total happy.
als ich dann auf unendlich am zeiss axioskop50 ´umstieg` hatte ich auch völlig ebenes bild.
dann war mir aber der bildausschnitt zu klein und ich kaufte einen c-mount-adapter "x0,5" hier im MF mit linse.
nun hab ich einen viel grösseren bildausschnitt UND absolute schärfe/randschärfe. sogar noch parvokal.
die software "toupview" (deutsch) ist recht gut, nur leider ist das handbuch in englisch.
mit der software kann man nach übersetzung ins deutsche noch viel, viel mehr machen als nur filmen und fotografieren.
aber auch ohne handbuch kommt man sehr gut mit der kamera selbst zurecht. alles ist verständlich.
die fast gleiche kamera (v.toupcam) haben auch noch andere bekannte und sind sehr zufrieden.
vergiss aber nicht, dass man mit einer okularkamera nicht blitzen kann.

ciao,
güntherdorn
(wenn du noch fragen hast nur mailen.)
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

Gerd Schmahl

Hallo,
ohne eigene konkrete Erfahrungen mit Okularkameras gemacht zu haben (habe schon immer ein Spiegelreflexkammera auf dem Mikroskop) möchte ich einwerfen, dass es Mikroskopkameras gibt, die man statt dem Okular einsetzt (die meisten) und solche, die man auf das Okular setzt. Im  letzteren Fall sollten die Korrektur gewährleistet sein. Ich denke die Hersteller hochwertiger moderne Kammeras gehen davon aus, dass man auch mit hochwertgen modernen (Unendlich-)Mikroskopen arbeitet, bei denen i.d.R. die Objketive schon voll auskorrigiert sind. Die billigen Kammeras kann man getrost in die gleiche Schublade legen wie die billigen Mikroskope. Auf der Schublade sollte "unbrauchbar" stehen.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Gereon

Zunächst einmal danke für die schnellen Antworten!

Wie ich diesen entnehme, sind die USB-Okulare wohl eher zu Dokumentationszwecken gedacht und nicht dafür, aus "normalen" Mikroskopen USB-Mikroskope zu machen, wie Timm das vor hat. und auch preislich wären sie für seinen Zweck eher suboptimal.
Ich selbst habe eine Canon 450D DSLR auf dem Trinotubus meines Standard RA, welches ich auf unendlich umgerüstet habe. Da reicht eine Ofenrohr-Adaption, um den Crop-Chip formatfüllend zu belichten. Der Durchmesser des Sehfeldes entspricht fast genau der Bilddiagonale und ich vermute, dass mit bezahlbaren USB-Kameras keine vergleichbare Qualität zu erreichen ist.
Ich muss allerdings sagen, dass mein neu erworbenes USB-Mikroskop für 50 Euro mir (und auch meiner Frau) jetzt schon viel Freude bereitet hat. Aber dais ist natürlich kein Vergleich zu einem richtigen Durchlicht-Mikroskop.

Nochmals Dank und einen guten Start in die neue Woche

Gereon

mikropit

Hallo, ich habe eine Toup cam mit 8 MP. Ich bin damit sehr zufrieden, weil auch die zugehörige Software recht umfangreich ist. Darauf hin hat sich Günther eine mit 14 MP angeschafft. Damit kann man auch ohne weiteres stacken. Also nicht bloß dokumentieren. Das Bild ist absolut randscharf. (Olympus BH2) Auch Videos sind möglich, entsprechende Rechenleistung vorausgesetzt. Meine Lösung ist parfokal (Ich habe ein extra "Ofenrohr" für das Trino gedreht).
Gelegentlich verwende ich die Kamera auch am Wild Stereo direkt in den Okularstutzen. Meist fotografiere ich sogar nur mit 5 MP
vG Peter -mikropit
mikropit