UMO-1: Ein unbekanntes ZEISS-Messmikroskop / Bitte um Bestimmungshilfe

Begonnen von Alfons Renz, Februar 21, 2021, 18:55:12 NACHMITTAGS

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Alfons Renz

Liebe Foristen,

UMOs -Unidentifizierte Mikroskopische Objekte/Geräte - gibt es tatsächlich!

In meinem Fundus wirft ein Flohmarktfund (Tübingen) einige Fragen auf:

Wer hat so etwas schon gesehen? Wozu mag es gedient haben?

Zur Beschreibung (Bilder siehe unten)

Das in einem Linden(?)holzkasten verwahrte Gerät (ZEISS Jena, Nr. 4717) ist offenbar Teil eines zweiten, größeren Instrumens, an welchem es mittels einer recht einfachen Flügelschraube angeflanscht wird. Der Kasten ist gekennzeichnet mit 'M.S.M. J.121' - Für was steht diese Abkürzung?

Die beiden Objektive - ein Satz vergrößert ca. 10x, ein Zweiter ca. 20x, sehr grob geschätzt!) lassen sich auf zwei Schenkeln in Winkeln von 110 - 360° nach Lösen des Messinghebels schnell und nach Arretieren sehr fein über das Schneckengetriebe drehen. Maximale Distanz der zwei Beobachtungsorte beträgt 20 cm, minimal 2,5 cm (mit den exzentrisch drehbaren 20x Objektiven beträgt der Minimalabstand sogar nur ca. 1,5 cm).

Die Beleuchtung der Beobachtungsfläche erfolgt horizontal über halbverspiegelte 45° Reflektore (beim 10x Objektiv) und vollverspiegelten Fächen mit zentraler Öffnung bei den 20x Objektiven. Es ist also eine reine AUFLICHT-Beobachtung!

Beide Strahlengänge werden übereinander stehend kombiniert und auf einer Messebene durch das Okular beobachtet. Dazu gibt es zwei Okulare, Eines für den senkrechten Einblick von oben und ein Horizontales für die seitliche Beobachtung. Diese Okulare lassen sich mit der rechten (großen) Messschraube horizontal um ein paar mm verschieben, die linke, kleinere Schraube bewegt zwei parallele Messfäden in der Bildebene.

Jetzt bleibt nur noch die Frage: Was wurde damit ge/vermessen? Welchen Zweck hatte das Gerät und an welcher Anlage wurde es angeflanscht?

Eine Anfrage beim Zeiss-Archiv verstärkte das Rätsel nur.

Für sachdienliche Hinweise wäre ich sehr dankbar!

Einen schönen Sonntag noch, mit herzlichen Grüßen,

und dem Vorschlag, für UMOs eine eigene Rubrik einzuführen. Wenn deren Herkunft und ihr Verwendungszweck geklärt ist, können die UMOs in die jeweils passenden Rubriken verschoben werden.

Alfons


Florian Stellmacher

Moin Alfons,

wenn man etwas googelt, findet man z.B. eine ähnlich deklarierte Gasmaske (vgl. https://www.ebay.de/itm/117901-Wehrmacht-Heer-Gasmaske-Modell-1930-in-Buechse-Trommel-MSM-N-1937-/133120318788). Diese wird hier der Wehrmacht Heer zugeschrieben.

Aber auch eine Inventarisierung der Marineschule Mürwig ist denkbar (vgl. z.B. https://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Pressemitteilungen/IgfG20190901Lueth-Anstoss.pdf).

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Alfons Renz

Vielen Dank, lieber Florian,

für diesen sicher zutreffenden Hinweis: Marineschule Mürwig.

Eine Verwendung im militärischen Bereich der Vermessung liegt ja nahe. Bei der Art der Beobachtung (=> Nur Auflichtbeobachtung!) bleibt ja nur die Option "Luftbild" (als Papierabzug).

Die fummelige Einstellung und der langwierige Wechsel zu höherer Vergrößerung lassen den Einsatz an einem Geschütz kaum zu. Eher zur Navigation auf sehr detaillierten Seekarten.

Oder eben die Auswertung von Luftbildern: Größe und Position von Objekten. Wobei nur ein einziges Luftbild verwendet wurde, auf dem die Positionen mehrerer Objekte und deren Größe (Länge) sehr genau vermessen wurde, etwa von feindlichen Kriegsschiffen.

Ein paar weitere Bilder zur Veranschaulichung,

Mit herzlichen Grüßen,

Alfons