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REM-Rätsel

Begonnen von reblaus, November 11, 2021, 12:23:34 NACHMITTAGS

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reblaus

Hallo -

die REM-Bilder von Gerardeo Meiro in Annes thread haben mich gefühlte 100 (de facto 50 ) Jahre zurückversetzt und da habe ich eine interessante Rätselaufgabe gefunden.
Was ist das?



Fragende Grüße -

Rolf

Michael K.

Hallo Rolf,

Ich denke es hat mit Wein zu tun. Mehr will ich noch nicht sagen. 8)


Gruss
Michael

reblaus

Hallo Michael -

hier zwar tatsächlich vom Wein, kommt aber unspezifisch auch bei anderen Blütenpflanzen vor.

Viele Grüße

Rolf

Gerd Schmahl

Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

reblaus

Hallo -

um die Richtung zu weisen will ich eine solche Struktur mal von der Oberseite zeigen:


Die untere Bildhälfte zeigt den weiß eingerahmten Ausschnitt der oberen Hälfte stärker vergrößert.

Viele Grüße

Rolf

Gerd Schmahl

Hallo Rolf,
eine Insektengalle mit der Einstichstelle auf der Blattunterseite?
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

reblaus

Hallo Gerd -

Du kommst der Sache schon richtig nahe! Aber es ist kein "Stich" von einem Tier und der Durchmesser ist nur knapp 1 um.

Viele Grüße

Rolf

Heiko

Hallo Rolf.

Hydathoden?

Gruß, Heiko

reblaus

Hallo -

bevor wir ganz in die Irre gehen - es handelt sich um die Überreste von mit Mehltau befallenen Rebblättern. Nach Säurebehandlung bleiben davon Zellnester aus Kieselsäure übrig, die irgendwie an Diatomeen erinnern.
(Ich weiß nicht, warum meine sehr kleinen JPG-Dateien hier so groß widergegeben werden )

Wenn die Mehltauhyphe ein Appressorium bildet und mittels einer Penetrationshyphe in eine Epidermiszelle eindringt, werden die Zellen der Nachbarschaft aktiv und lagern Silikat in die Zellwände ein, das nach Säureverdauung vom Blatt übrig bleibt. Hier waren z.B. eine Schließzelle und die Zelle daneben attackiert worden:


Eine keimende Mehltauspore beginnt schon im frühen Kindesalter mit der Bildung eines Appressoriums um an Nahrung zu gelangen - das folgende Bild zeigt eine REM-Aufnahme einer solchen auf einem Rebenblatt (hässlich weil einfach gefriergetrocknet), und darunter die zugehörige EDX-Analyse auf Si.


Für andere Elemente wie Ca oder K (Foto) zeigt EDX keine ähnliche Akkumulation (Balken = 10 um)


Das ist nicht nur beim Mehltau der Rebe der Fall, sondern auch bei anderen Pflanzen - hier bei Hopfen. Auf den Innenseiten der Zelle sieht man auch die Ablagerungen um die Penetrationshyphe deutlich:



Übrigens sind keine so teuren Methoden notwendig um diese Si-Strukturen zu zeigen - man kann ein etwas gebleichtes Blatt mit Methylenblau färben, dann sieht man sie auch! Hier sieht man die Spuren von Mehltauhyphen, die in kurzen Abständen per Appressorium die Epidermiszellen attackiert haben und daneben eine der Stellen vergrößert:


Viele Grüße

Rolf

Heiko

Hallo Rolf,

danke für die interessante Geschichte.
Und hier ein möglicher ,,Problemlöser" – ob praktikabel oder nicht, da bist Du der Fachmann:


Viele Grüße,
Heiko

reblaus

Hallo Heiko -

na ja, solche biologischen Abwehrmethoden haben meist irgendwann einen Pferdefuß gezeigt und sind halt immer teuer. Resistenzzüchtung war da wesentlich erfolgreicher, aber neue Sorten haben neue Namen und das lieben viele Weintrinker halt nicht.

Wir hatten damals in Hydrokultur (Fließrinnensystem) ausprobiert ob eine Überversorgung der Pflanze mit Si vielleicht deren Mehlrtauresistenz stärkt. Da hat sich gezeigt, dass ein Si-Mangel zwar die Anfälligkeit erhöht, aber eine Überversorgung über das in normaler Erde verfügbare Maß leider nichts bringt! Das einzige Resultat war, dass die Si-Zellwände der Abwehrstrukturen dann zusätzlich mit amorphem SiOx gefüllt waren:



Viele Grüße

Rolf