Farbdarstellung bei DSLRs und Kompatktakmeras am Mikroskop

Begonnen von Peter V., März 21, 2022, 14:15:54 NACHMITTAGS

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Lupus

#15
Hallo Peter,

noch ein Vergleich zwischen einem Smartphone (Samsung S5) und einer MFT-Kamera (Panasonic Lumix GX80). Sowohl ein Farbtest als auch ein Auflösungstest, aber nicht am Mikroskop sondern mit Testtafeln.

Beim Farbtest habe ich jeweils eine Farbkarte mit identischer Beleuchtung (diffuses Tageslicht) aufgenommen, dann nur etwas Weißabgleich und Anpassung des Belichtungsumfangs. Die Farbdarstellung der Lumix ist praktisch identisch mit dem visuellen Eindruck, alle Farben ohne Farbverschiebung. Das Smartphone wirkt etwas zu hart, und ergibt etwas unreinere Farben. Das ist aber typisch für solche Kameras, da wird der Kontrast immer etwas intern angehoben weil die Konsumenten kontrastreichere Bilder bevorzugen. Das dürfte auch der Grund sein, warum Du die Smartphonefotos am Mikroskop ohne Nachbearbeitung so gut findest.

Für einen "Auflösungstest" habe ich eine Tafel mit Landolt-Ringen fotografiert, wie man sie für objektive Augenuntersuchungen verwendet. Der Aufnahmeabstand für das Smartphone entspricht den Vorgaben des Sehtests, d.h. man kann die Auflösung mit dem des Auges vergleichen. Bei der Lumix habe ich versucht, den Aufnahmeabstand etwa so zu wählen, dass der gleiche Bildwinkel wie beim Smartphone besteht. D.h. so wie man es ja auch macht wenn man die Kamera mit Relais-Optik für das gleiche Bildfeld an das Okular montiert. Natürlich sind die Kameras bezüglich der Sensorpixelzahl nicht identisch, das Ganze ist natürlich etwas ein Äpfel mit Birnen Vergleich. Die Fotos sind praktisch unbearbeitet, die Belichtung nicht ganz gleich. Man erkennt dass das Smartphone wie auch beim Farbvergleich den Kontrast intern anhebt. Obwohl die Ringe dadurch schärfer wirken sind sie es nicht, wie man an der beim Lumix-Foto fast etwas klarer lesbaren Beschriftung links auf der Testtafel erkennt. Schärfen erhöht nicht den Informationsgehalt. Insgesamt aber erscheint das Smartphone im Rahmen des "Quick and Dirty"-Tests für praktische Anwendungen vergleichbar mit der MFT-Kamera.

Hubert

Peter V.

#16
Hallo Hubert,

Smartphones liefern sicher mittlerweile überzeugende Ergbenisse und zum Teil selbst als Freihandaufnahme auf Anhieb bessere und direkt verwertbarere Ergebnisse als andere aufwändig adaptierte Kameras. Leider gibt es einige Dinge zu bedenken, die ich einfach mal stichpunktartig anführen möchte:

1) Adaption: Die Adaption über Smartphoneadapter ist nicht wirklich "handlich", viele auf dem Markt befindliche Modelle haben mechanische Schwächen, sodass man für eine nicht zu klobige und dennoch stabile Adaption auf einen Selbstbau zurückgreifen müsste.

2) Die Bedienung (Anschauen des Livebildes) und die Auslösung sind - vor allem bei Adaption an einen Trinotubus - nicht auf die Bedürfnisse des Mikroskopikers ausgelegt. Der Bildschirm ist nach "oben" gerichtet, eine Fernauslösung meines Wissens nicht möglich.

3) Mikroblitzen nicht möglich.

4) Übertragung des Bildes auf einen größeren Monitor (PC, Bildschirm) nicht möglich oder zumindest umständlich

5) Für das Fotografieren statischer Objekte ist ein Smartphone sicher eine gute Lösung, manchmal vielleicht sogar besser als eine DSLR- oder Kompaktkameraadaption. Für den Tümpler ist es meines Wissens aus diversen Gründen keine akzepatble Lösung.

Hezrliche Grüße
Peter




Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Thomas Böder

Das Anschließen an einen externen Monitor ist zumindest bei Apple extrem einfach.
Es gibt einen kleinen HDMI Adapter.
Einfach in den Lightning Port stecken und fertig.
Und bei Bedarf kann man auch das Netzteil anschließen, um das Smartphone mit Strom zu versorgen.

Aber ich werde mir jetzt auch eine Halterung selber bauen.
Alles was man kaufen kann, ist einfach Mist.


Grüße, Thomas.
Hauptmikroskope: Leitz Panphot, Ortholux, Zeiss Nf u. Technival u. Citoval 2, Reichert Zetopan
Kleinmikroskope: reichlich...

Lupus

Hallo Peter,

natürlich ist eine Smartphonekamera nicht so universell nutzbar wie z.B. eine Systemkamera mit diversem Zubehör und Einstellmöglichkeiten.

Aber einige Deiner Punkte würde ich als lösbar ansehen.

Warum die Adaption eines Smartphone nicht "handlich" sein soll verstehe ich nicht. Richtig ist dass die meisten kommerziellen Adapter Schwächen haben und sich nicht sehr einfach justieren lassen. Das gilt vor allen Dingen wenn man das Smartphone immer nur kurzfristig und schnell montieren möchte. Das macht man mit einer Spiegelreflexkamera aber auch selten. Wenn man die Halterung aber am Trinotubus dauerhaft montiert ist das Problem deutlich geringer und einige schwer justierbare Halterungen lassen sich da bequemer verwenden. Das spricht aber nicht gegen Smartphones sondern nur gegen die Halterungen, und die Adaption einer Spiegelreflexkamera ist üblicherweise auch nicht komplett von der Stange erhältlich. Ich kann Dir gerne eine Beschreibung für eine Halterung machen, die sogar aus Papier und Karton für Jedermann(frau) zu basteln ist.

Am Trinotubus ist der Bildschirm sicher unbequem zu beobachten, aber eine Hauptanwendung würde ich eher am schrägen Normaltubus sehen, da ist der Einblick einschließlich Höhe optimal. Eine Fernauslösung gibt es über Bluetooth (z.B. https://www.pearl.de/a-HZ2409-1059.shtml)

Mikroblitzen sollte ebenfalls über Bluetooth mittels Studioblitzauslöser möglich sein https://nachbelichtet.com/godox-a1-guenstiger-studioblitzausloeser-fuer-smartphones/

Worin liegt das Problem für Tümpler? Natürlich sollte man das Smartphone nicht ins Wasser fallen lassen.  :D

Ich denke, keiner sagt dass ein Smartphone ein vollständiger Ersatz für speziellere Mikroskopkameras ist. Aber man kann auf jeden Fall sagen, dass ein guter Fotograf, der auch die Beleuchtung seines Mikroskops gut einstellt, bessere Fotos machen kann als jemand mit teurer Spiegelreflexkamera, der nur auf die theoretisch überlegene Technik baut und noch nie im Einstellmenü seiner Kamera war.  ;)

Hubert


Peter V.

#19
Hallo Hubert,

ZitatIch denke, keiner sagt dass ein Smartphone ein vollständiger Ersatz für speziellere Mikroskopkameras ist. Aber man kann auf jeden Fall sagen, dass ein guter Fotograf, der auch die Beleuchtung seines Mikroskops gut einstellt, bessere Fotos machen kann als jemand mit teurer Spiegelreflexkamera, der nur auf die theoretisch überlegene Technik baut und noch nie im Einstellmenü seiner Kamera war.  ;)

in dem Punkt hast Du schon einmal meine absolute Zustimmung!! Und ich würde sogar behaupten, dass ich ziemlich schnell und sicher auch ohne Halter gute Fotos von statischen Objekten anfertigen kann, da ich 1) Antialkoholiker bin  ;) und 2) über die (bei vielen nicht vorhandenen bzw. nicht trainierten) Bewegungsabläufe und Koordination, die man benötigt, um das Handy in allen Ebenen korrekt über der Austrittspupille der Okulare zu positionieren, durch jahrzehnte lange Sonografie-Tätigkeit verinnerlicht habe (da ist eine ähnliche Koordination nach einem Bildschirmbild erforderlich).
Ich fertige deshlab oft eher Handyfotos an, allerdings stelle ich fest, dass es vielen erhebliche Mühen bereitet, das Handy auch nur halbwegs plan, zentrisch und in richtiger Höhe über dem Okular zu positionieren.

Mit Problemen für den Tümpler meinte ich auch nicht die Freilandtätigkeit  ;), sondern das Erfordernis, gleichzeitig durch die Okulare zu schauen und in Sekundenschnelle "abzudrücken" - erst recht nicht, wenn an einem Stutzen der Smartphonehalter angebracht ist.

Hezrliche Grüße
Peter



Herzliche Grüße
Peter
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