Modellbau-Reiniger für Mikroskopwartung / - reparatur?

[Peter V.]

Hallo,

druch reinen Zufall bin ich auf diese beiden Videos gestoßen:

https://www.youtube.com/watch?v=ix9GYaLzDjU

und

https://www.youtube.com/watch?v=atwPrEH8wgo&t=0s

Es geht um diese Produkte:

https://www.modell-land.de/dampfflssigkeit-reinigungsl-liter-p-16414.html

im 1. Video und

Steam- and Clean-Reinigungsdestillat

im 2. Video.

Diese Substanzen scheinen tolle Eigenschaften zu haben - reinigend, Verharzungen lösend und das bei weiter Materialverträglichkeit.

Können unsere Chemiker etwas dazu sagen? Wie es aussieht, könnte das wohl auch sehr gut bei der schonenden und effektiven Reinigung (vor allem Beseitigung von Verharzungen)  von Einzelteilen bei der Mikroskopüberholung einsetzbar sein.

Kennt jemand diesen Reiniger?

Herzliche Grüße
Peter

[unkenheini]

Moin Peter,
Soweit ich mich erinnere soll es ein reines Paraffinöl sein.Gleise konnte ich damit sehr gut von Ablagerungen reinigen.Beim Modellbauland Link kommt man weiter bis zu einem Sicherheitsblatt.Da können die Chemiker hier bestimmt was mit anfangen.
Viele Grüsse Jörg

[Thomas Böder]

Das ist mein Universalheilmittel:

https://www.amazon.de/dp/B001C5APVG?psc=1&ref=ppx_yo2ov_dt_b_product_details

[Aljoscha]

Hallo Peter,

Kohlenwasserstoffe C11 - C12 passen schon recht gut auf Petroleum.

Viele Grüße

Alexander

[jochen53]

Hallo Peter,
ja, ich kann dazu etwas beitragen:
Bei diesen "Dampfdestillaten" handelt es sich um sog. entaromatisierte Kohlenwasserstoff-Schnitte mit einem Siedebereich von etwa 190 - 210° C. Es sind Gemische aus linearen, gesättigten cyclischen und verzweigten Kohlenwasserstoffen mit ca. 11 -12 Kohlenstoffatomen. Handelsnamen solcher Produkte sind z.B. Exxsol D 60 und D 70 oder Shellsol D 60 oder D 70.
Diese Lösemittel sind ziemlich geruchsneutral, verdunsten sehr langsam und sind gegenüber Kunststoffen, Lacken und vielen Dichtungsmaterialien gut verträglich. Da sie praktisch keinerlei Aromaten mehr enthalten (< 0,1 %), sind sie auch gesundheitlich unbedenklicher. Im klassischen Petroleum sind höhere Aromatenanteile enthalten, daher riecht es auch stärker und brennt mit mehr Ruß.
Für die Reinigungswirkung sind die Aromaten im Petroleum allerdings eher vorteilhaft, für die Beständigkeit von Lacken und Kunststoffen eher nachteilig. Richtig hartnäckige Verharzungen muß man darin länger einweichen oder wenn es sich um Metallteile handelt, nimmt man am besten gleich Xylol.
Wegen des niedrigen Dampfdrucks und des hohen Siedebereichs sind diese Lösemittel nicht leicht entzündlich, aber trotzdem brennbar, wenn der Flammpunkt (ca. > 60° C) oder der Brennpunkt überschritten wird.
Anstelle dieser Produkte kann man auch flüssigen Grillanzünder oder Lampenöl verwenden, die sind ähnlich aufgebaut, riechen aber etwas stärker, so ähnlich wie Flugzeug-Kerosin. Aber Vorsicht! Vor ein paar Tagen habe ich einen flüssigen Grillanzünder gesehen, bei dem es sich angeblich um Diethylenglykol handelt. Dieses Produkt ist wasserlöslich und gegenüber Lacken sehr aggressiv (ähnlich Bremsflüssigkeit).
Die o.g. Kohlenwasserstoffgemische haben eine niedrige Viskosität und müssen daher mit dem H-Satz H 304 "Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein" und dem Symbol GHS 08 "Gesundheitsgefahr" ("flammender Thorax") gekennzeichnet werden. Fälschlicherweise vermuten daher viele Laien, daß bereits das bloße Einatmen der Dämpfe gefährlich sei, was aber nicht zutrifft. Diese Kennzeichnung betrifft im Übrigen auch Benzin, Diesel, Heizöl, Kerosin, Petroleum und sogar manche niedrig viskose Paraffinöle. Das o.g. Diethylenglykol hat den H 304 nicht, aber den H 302-373, daran und an seiner Wasserlöslichkeit kann man es erkennen, vorausgesetzt, die Kennzeichnung erfolgte korrekt.
Kleine Mengen des erwähnten SR-24 bekommt man in Modelleisenbahngeschäften zu Apothekenpreisen.
Viele Grüße, Jochen