Interessante Pilz- und Flechtenfunde 136 – Helm-Schwielenflechte

Begonnen von Bernd Miggel, April 05, 2024, 10:47:29 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Helm-Schwielenflechte (Physcia adscendens)

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Bei Norbert Kühnberger möchte ich mich für die Bilder 3 und 4 bedanken.

Bild 1 - Physcia adscendens_2, Liss Hoffmann, x800_b.jpeg
Bild 1 – Grünlicher Thallus von Physcia adscendens in der Astgabel einer jungen Hainbuche. Foto: Liss Hoffmann.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Die Helm-Schwielenflechte (Physcia orbicularis) ist eine kleine, sehr häufige Blattflechte, die wir außer an nährstoffreichen Rinden von Laubgehölzen auch an Kalkstein und anthropogenen Substraten, wie Mauern, verbautem Holz, Metall ... finden. Typisch sind die kuppelartig/helmartig aufgebogenen Lobenenden sowie die zahlreichen Cilien.

Bild 2 - Physcia adscendens_1, Liss Hoffmann, x800_b.jpeg
Bild 2 – Ausschnitt aus Bild 1. Man erkennt die helmartig aufgewölbten Lobenenden und die weißen Cilien. Foto: Liss Hoffmann.


Morphologische Merkmale (in Anlehnung an WIRTH & DÜLL 2000)

Die kleinen Thalli sind weißlich (Bilder 3 und 4), grau oder grünlich (Bilder 1 und 2) und wachsen rosettig, bei einem Durchmesser bis 30 mm. Oft wachsen mehrere Thalli ineinander und können so größere Flächen überziehen. Die bis 1 mm breiten Loben sind aufsteigend und enden in einer kuppelartigen/helmartigen Aufwölbung. Die Unterseite der Aufwölbung ist sorediös, weshalb man von ,,Helmsoralen" spricht. Die Lobenränder sind mit zahlreichen weißen bis schwärzlichen Cilien versehen (Bilder 2 und 4). Apothecien sind selten zu finden.

Bild 3 - physcia_adscendens_2, Norbert Kühnberger, 800x.jpg
Bild 3 – Hier ein Thallus mit weißlichen Loben. Foto: Norbert Kühnberger.

Bild 4 - physcia_adscendens_1c, Norbert Kühnberger.jpg
Bild 4 – Thallus mit weißlichen Loben und schwärzlichen Cilien in einer Astgabel. Foto: Norbert Kühnberger.

Farbreaktionen (K: Kalilauge 10-20%, C: Natrium-Hypochlorit, KC: erst K dann darauf C, P: para-Phenylendiamin):
Rinde K+ gelb, C-, KC-, P-.

Ähnliche Flechtenarten
• Die Zarte Schwielenflechte (Physcia tenella) ist sehr ähnlich. Sie besitzt flache bis aufsteigende Lobenenden mit Lippensoralen. Junge Exemplare sind von unserer Art so gut wie nicht unterscheidbar. Beide Arten wachsen oft nebeneinander oder sogar durcheinander.
• Andere graue Physcia-Arten besitzen keine Cilien.

Literatur
• DÜRHAMMER, O. (2003): Die Flechtenflora von Regensburg. – Sonderdruck aus: HOPPEA, Denkschriften der Regensburgischen Bot. Ges. Bd. 6: 266.
• KIRSCHBAUM, U. & WIRTH, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 149.
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 727, 730.
• FRAHM, J.-P., SCHUMM, F., STAPPER, N.J. (2010): Epiphytische Flechten als Umweltgütezeiger: 133-134.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 83.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.

Internet (abgerufen am 3.4.2024)
1. https://de.wikipedia.org/wiki/Physcia_adscendens
2. http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



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