Frage zu Zeiss Jena Hufeisen-Auflicht-Stativ

Begonnen von nixo2, Januar 04, 2024, 16:10:38 NACHMITTAGS

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nixo2

Hallo zusammen!

Ein älteres Stativ von Zeiss Jena hat sich zu mir verlaufen. Mit den älteren Hufeisenstativen aus Jena kenne ich mich bislang nicht gut aus, finde auch keine Quelle zu diesem Instrument. Kann mich jemand über Hintergründe zu diesem Stativ aufklären? Ab wann wurde dieses Modell angeboten?
Leider besitze ich keine Lampe für die Auflicht-Beleuchtung und der Stutzen für den Anschluss der Lampe ist beschädigt. Trotzdem bin ich guter Dinge, dies mit einem Fräs- / Drehteil beheben zu können. Diese integrierten Auflicht-Kondensoren/Revolver werden ja sicher nicht mehr massenweise irgendwo als Ersatzteile rumliegen. Ein Lampengehäuse würde mich zum Vervollständigen trotzdem sehr interessieren, falls ein überzähliges Exemplar irgendwo ein tristes Dasein fristet und ein neues Zuhause sucht.
Freuen würde ich mich auch über eine bemaßte Fotografie des Lampenanschlusses, falls jemand dies beisteuern könnte. Welcher Gewindedurchmesser / Steigung wird da verwendet?
Gibt es zu diesem Instrument auch Wechselrevolver für Durchlicht-Objektive?
Fragen über Fragen 😁

Vielen Dank für Euer Interesse!
Viele Grüße
Olli

Mikroman

Hallo Olli,

ein hübsches Teil und noch dazu relativ selten. Glückwunsch zum Erwerb. Um es mal zu testen, bräuchstest Du eine schmale LED-Taschenlampe, wo Du allerdings (vermutlich) die Linse abschrauben müsstest. In ähnlichen Fällen hat es bei mir funktioniert. Es ist natürlich nur eine Übergangslösung.

Ich drück' die Daumen.
Viele Grüße
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

Gerd Schmahl

#2
Hallo Olli,
schau mal hier in diesem Katalog von 1937 auf Seite 30 (S. 32 des PDF-Dokumentes). Offensichtlich gab es den Auflichtkondensor einzeln zu kaufen und Dein Stativ hat ja auch einen Durchlichttisch und ist sicher nicht von Haus aus als Auflichtmikroskop gedacht gewesen.
Im Katalog von 1940 tauchen zwar noch Hufeisenstative auf, aber nicht mehr der EPI-Beleuchter, nur einer für die L-Stative.

An dem runden Tisch fehlt wahrscheinlich noch eine Einlegeplatte. Diese Tische (und damit auch die Einlegeplatten) gab es auch später noch für die Lg-Stative.

LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

nixo2

Danke für Eure Rückmeldungen! Mit externer Beleuchtung habe ich es schon probiert und das Mik. gab sogar auf Anhieb ein recht passables Bild. Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass das Stück so ausgeliefert wurde. Der Kondensor besitzt einen Schwalbenschwanz mit eingesetzter Tubuslinse als Aufnahme, einen gewöhnlichen Revolver könnte man gar nicht montieren (ich habe aber auch keine ausreichenden Kenntnisse in diesem Bereich CZJ). Daher ja meine Frage nach einem Wechselrevolver. Die Objektive sind unendlich korrigiert und ich habe ein kleines Durchlicht Objektiv liegen, dass ich dieser Art Mikroskop zurechnen würde. Dafür bräuchte man aber einen Wechselrevolver. Er ist tauschbar, wenn man die zentrale Schraube löst.
Viele Grüße
Olli

Werner

Anmerkung zur Beleuchtung:
Die Taschenlampenlinse sollte montiert und auf oo gestellt sein.
Praktisch alle externen Leuchten sollen Parallelstrahlen aussenden, weil dann der Abstand vom Mikroskop unkritisch wird. Besonders bei Epibeleuchtung wichtig, sonst wird es knifflig einzustellen.

Gruß - Werner

nixo2

Dieses Objektiv meinte ich, das konnte ich bislang keinem Mik. zuordnen. Das muss natürlich nichts heißen, ich könnte mir aber vorstellen, dass es an diesem Gerät mit entsprechendem Revolver passen könnte.
Viele Grüße
Olli

Gerd Schmahl

#6
Hallo Olli,
bei Zeiss-Jena waren die Auflichtobjektive "schon immer" unendlich konstruiert, hatten aber auch ein anderes Gewinde (M19) - zumindest nach dem WW II. Hast Du mal probiert, ob das abgebildete Objektiv RMS oder M19 hat?

Sind die Objektive an dem Hufeisenstativ aus einem Stück oder lassen sich die Spiegelkondensoren abschrauben? Stecken darin solche Objektive, wie das zuletzt abgebildete?
 
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

nixo2

Hallo Gerd,

das Gewinde des abgebildeten Objektivs hat einen Außendurchmesser von 19,4mm und eine Steigung von 0,7mm. In einen 19mm Revolver der Mikroval-Serie passt es nicht. Etwas älteres habe ich nicht in 19mm.

Und ja, die Spiegelkondensoren lassen sich abschrauben, das jew. Objektiv darunter ebenfalls.

Das abgebildete Objektiv kann man auch auseinanderschrauben, es kommt ein ähnlicher Objektiveinsatz heraus wie in den Spiegelkondensoren. Die habe ich aber noch nicht vermessen und verglichen und jetzt muss ich mich auch erst mal in die Waagerechte begeben. 😉
Viele Grüße
Olli

nixo2

Was mir noch aufgefallen ist, ich war davon ausgegangen, dass das Stativ aus Guss besteht. Wenn man nach blanken Stellen sucht sieht man aber dass es anscheinend komplett aus Messing gefertigt ist. Das hat zumindest mich überrascht.
Viele Grüße
Olli

Gerd Schmahl

Hallo Olli,
danke für das Aufschrauben und zeigen! Sehr interessant!
Messing war noch sehr lange das Lieblingsmetall der Mikroskopbauer. Auch die Lg-Stative sind noch zu Nachkriegszeiten überwiegend aus Messing gebaut worden, außer der eigentliche Fuß.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

nixo2

#10
Zu dem unbekannten Objektiv habe ich folgendes im Zeiss-Archiv gefunden:

 Gerätename:
Epi-Objektiv 18x/0.30 Trockensystem Tubus unendlich, 1940
Beschreibung:
Objektive für unbedeckte Präparate sind meist zugleich für eine Tubuslänge unendlich bestimmt. Das reelle Zwischenbild wird in großer Entfernung entworfen, wo es nicht ohne weiteres zugänglich ist. Um das Bild in eine endliche Entfernung zu rücken, ist am unteren Ende des Mikroskoptubus ein Korrektionssystem eingeschaltet, das die Strahlen zur Konvergenz bringt. Wir stellen drei Gruppen solcher Objektive her. Die Epiobjektive sind für den Epikondensor W, den Auflichtkondensor WK und für das Metallmikroskop Met Mi IX bestimmt. Die Objektive wurden überarbeitet und neu bezeichnet. Die alte Bezeichnung ist nicht mit den in der gleichen Reihe aufgeführten neuen Objektiven identisch, bezeichnet nur diejenigen älteren Objektive die den jetzigen am nächsten stehen. Diese Trockensysteme sind auch für Deckglaspräparate geeignet. Das Trockensystem 18x/0.30 (alte Bezeichnung 9.7 Epi, 18 Met) hat eine Brennweite von 13.8 mm, eine numerische Apertur von 0.30 und eine Lupenvergrößerung von 18x.
Vorgänger:
Epi-Objektiv 9.7/0.30 Trockensystem Tubus unendlich, 1937
Obergruppe:
Epi-Objektive Trockensysteme Tubus unendlich, 1940
Viele Grüße
Olli

nixo2

#11
Zu den Epi-Objektiven am oben gezeigten Mik. gibt es auch eine Beschreibung:

Gerätename:
Epi-Objektiv 5.7/0.17 Trockensystem Tubus unendlich, 1937
Beschreibung:
Die Epi-Objektive sind Objektive für bestimmte Zwecke, für den Tubus unendlich, und zum Gebrauch mit dem Epikondensor W und dem Auflichtkondensor WK bei Tubuslänge 160 mm (mit Fernrohrobjektiv im Tubus) zu verwenden. Die Objektive haben enges Spezialgewinde. Sie sind aber mit dem Zwischenring mit Korrektionslinse auch am normalen Stativ brauchbar. Sie eignen sich auch für die Betrachtung von Deckglaspräparaten. Epi-Objektive sind auch für das Metallmikroskop "Metalliput" bestimmt. Sie werden dort mit der Tubuslänge 250 mm benutzt und geben dabei also einen fast doppelt so großen Abbildungsmaßstab. Dieser Wert ist den Objektiven aufgraviert. Bei den Auflichtkondensoren gehen aber die Hohlspiegel zum Teil unter die Objektive, so dass der freie Objektabstand nicht ausgenutzt werden kann. Dieses Objektiv ist bei dem Epi-Kondensor für Hellfeld nicht zu empfehlen. Das Trockensystem 5.7/0.17 hat eine Brennweite von 23 mm, eine numerische Apertur von 0.17 und einen Abbildungsmaßstab von 5.7.
Nachfolger:
Epi-Objektiv 11x/0.17 Trockensystem Tubus unendlich, 1940
Obergruppe:
Epi-Objektive Trockensysteme Tubus unendlich, 1937
Viele Grüße
Olli

nixo2

#12
Zum Epikondensor W, auf den hattest Du auch im Katalog v. 1937 verwiesen, Gerd:

Gerätename:
Epikondensor W, 1934
Beschreibung:
Der Epikondensor W zur allseitigen Dunkelfeldbeleuchtung beliebig großer Objekte, besteht aus einer Lampe mit Kollektor und Wechselschieber zur Hellfeldbeleuchtung, einem Gehäuse mit einem unter 45° geneigten, ringförmigen Planspiegel und einem dreifachen Revolver für schnellen und bequemen Wechsel der Objektive mit den sie umschließenden Kondensoren (Hohlspiegel). Er ist nur mit Sonderobjektiven zu benutzen.
Viele Grüße
Olli

nixo2

Hallo zusammen,

mittlerweile hat sich ein weiteres Stativ bei mir eingefunden. Da ich bislang keine anderslautende Quelle gefunden habe die besagt, dass es werksseitig mit Epikondensor ausgestattete Stative gab, gehe ich davon aus, dass man sie nachträglich damit ausgerüstet hat. Dieses Stativ ist etwas jüngeren Datums und kam mit der zugehörigen Lampe.


IMG_7206.JPG

IMG_7207.JPG

Es handelt sich vermutlich um das Stativ EOG, es ist im Katalog der Ausgabe von 1939 enthalten.

Hier ist auch der entsprechende 4x Wechselrevolver mit RMS-Gewinde dabei.
An Stelle der Tubuslinse, die im Schlittenstück des Epikondensors eingesetzt ist, befindet sich dort ein Planglas.

IMG_7221.JPG

IMG_7220.JPG

Leider fehlt mir zu diesem Stück nun der zugehörige Kondensor. Wer einen passenden zeitgenössischen Kondensor abgeben möchte, kann mir gerne eine Nachricht senden. Ich würde mich freuen, das Stativ vervollständigen zu können.

Bei dem zuerst gezeigten Stativ handelt es sich m.E. um das Stativ ESA, gefunden im Mikro 405 von 1929

IMG_7208.JPG

Soviel bislang zu meiner Recherche. ;)
Viele Grüße
Olli