Interessante Pilz- und Flechtenfunde 132 – Weiße Blatternflechte

Begonnen von Bernd Miggel, April 01, 2024, 11:02:37 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Weiße Blatternflechte (Phlyctis argena)

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
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Vielen Dank an Norbert Kühnberger für Bild 4.

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Bild 1Phlyctis argena am Fundort, der rissigen Rinde eines alten Birnbaums. Foto: Liss Hoffmann.


Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Die Weiße Blatternflechte (Phlyctis argena) ist eine außerordentlich häufig vorkommende, weiße, epiphytische, sterile Krustenflechte. die oft große Areale ihrer Substrate besiedelt. Das sind vorwiegend im Freien stehende Laubbäume wie Ahorn, Eiche, Esche, Linde, Birnbäume, aber auch im Waldesinneren die Hainbuche. Besonders alte Birnbäume auf Streuobstwiesen scheinen es der Art angetan zu haben, wie es auch der hier beschriebene Fund zeigt. Auffällig ist die gelbe, dann intensiv rote Tüpfelreaktion mit Kalilauge.

Bild 2 - Phlyctis argena2, original, x800.jpeg
Bild 2 – Kalilauge hinterlässt sofort einen gelben Fleck. Foto: Liss Hoffmann.

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Bild 3 – Nach einiger Zeit erfolgt Umfärbung zu einem intensiven Rot. Foto: Bernd Miggel.


Morphologische Merkmale (in Anlehnung an KIRSCHBAUM & WIRTH 2010)

Anfangs besteht der Thallus aus einem kreisrunden, weißlichem bis cremefarbenem Fleck, der sich immer weiter nach außen ausbreitet, so dass sich später mehrer Dezimeter große Areale bilden können. Der innere Bereich ist komplett sorediös, während der Außenbereich oft soredienfrei bleibt (Bild 4). Der Thallus ist dünn und liegt dem Substrat dicht an. Geschlechtliche Vermehrungsorgane wie Apothecien wurden bei der Art bisher nicht beobachtet.

Bild 4 - phlyctis_argena_1, Norbert Kühnberger, 800x.jpg
Bild 4 – Anfangs zeigt sich der Thallus als kreisrunder Fleck mit soredienfreier Randzone. Foto: Norbert Kühnberger.

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Bild 5 – Starke Vergrößerung zeigt winzige, körnige Sorale. Foto: Bernd Miggel.

Farbreaktionen (K: Kalilauge 10-20%, C: Natrium-Hypochlorit, KC: erst K dann darauf C, P: para-Phenylendiamin):
Lager und Sorale K+ gelb, dann schnell blutrot, C- KC+ rot, P+ gelb (Sorale orange).

Ähnliche Flechtenarten (in Anlehnung an KIRSCHBAUM & WIRTH 2010)
• Die Prächtige Blatternflechte (Phlyctis agelaea) sieht täuschend ähnlich aus, besitzt aber immer schwarze Apothecien, die allerdings nicht direkt sichtbar, sondern in soralähnlichen Aufbrüchen verborgen sind. Echte Sorale sind nicht vorhanden.
• Die hellgraue Kugelkopfige Porenflechte (Pertusaria coccodes) sieht ähnlich aus, besitzt jedoch Isidien.

Literatur
• KIRSCHBAUM, U. & WIRTH, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 148.
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 721-723.
• FRAHM, J.-P., SCHUMM, F., STAPPER, N.J. (2010): Epiphytische Flechten als Umweltgütezeiger: 86.
• SCHUMM, F. (2010): Epiphytische Krustenflechten. Hilfsbuch zum Bestimmen der häufigsten Arten: 54.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 170.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.

Internet (abgerufen am 31.3.2024)
1. https://de.wikipedia.org/wiki/Phlyctis_argena
2. https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=1713
3. http://www.norbert-kuehnberger.de/pilzbildergalerie/D_Flechten-Lichenes_-_226_Arten/index.htm


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



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