Botanik: Seidenbaum (Albizia julibrissin) *

[Peter T.]

Der Seidenbaum heißt auch Schlafbaum, weil er bei Trockenheit und nachts(!) seine Blätter zusammenklappt. Der Baum mit einer Wuchshöhe von 6 bis 8 Metern ist in Asien weit verbreitet. In Japan heißt er Nemunoki, was ebenfalls "Schlafender Baum" bedeutet.
Wie man sich vielleicht schon bei den schlafenden Blättern denken kann, gehört der Baum zur Familie der Mimosengewächse (Mimosoideae).
In Europa wird er als Zierbaum gehalten, mein Exemplar stammt aus Südspanien (Sevilla).

Die wunderschönen Blüten (Autor Erdokan, Wikimedia Commons) stelle ich mal voran

Bild 1


Hier erkennt man auch schon die fiedrig angelegten Blätter. Die Struktur, an der die Fiederblätter sitzen, ist ein Blattstiel (keine Sprossachse!). Die Blättchen selbst haben auch noch einen winzigen eigenen Stiel.

Ich zeige zunächst Bilder von Schnitten des Blattstiels kurz nach dem Abgang von der Sprossachse. Die Schnitte sind 40 µm dick und mit FCA (nach Etzold) gefärbt.

Bild 2


Bild 3


Bild 4


Man erkennt, dass sich hier drei Leitbündel aus der Sprossachse auf den Weg zu den Blättern gemacht haben. Im weiteren Verlauf nähern sie sich aneinander an und konfluieren schließlich, verschmelzen zunehmend zu einer einzigen Leitbündelstruktur.

Im polarisierten Licht kann man die große Anzahl Kristalle erkennen

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Die Kristalle in der Nahaufnahme (40x, Ausschnitt). Es scheinen eher Solitärkristalle zu sein als die häufig anzutreffenden Drusen.

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Jetzt noch zwei Detailbilder von den Leitbündeln

Bild 8


Bild 9


Und noch etwas näher ran ...
Die "Dynamik" der Leitbündel-Wanderschaft wird hier besonders deutlich

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Bild 11


Weiter weg von der Sprossachse sind die Leitbündel dann zu einer einzigen Struktur verschmolzen

Bild 12


Bild 13



Jetzt zum Blatt. Ich stelle hier eine Übersicht ein, um die asymmetrische Struktur des Blättchens zu zeigen (das Blatt liegt plan auf, ist also nicht gewellt). Man sieht am Ansatz, wo das Blättchen am großen Blattstiel abgezogen wurde. Die schmale Seite zeigt zum Blattstiel hin, die breite Seite zeigt nach außen.

Bild 14 (nativ in Aqua dest., Pano aus mehreren Bildern mit dem 5x)


Noch zwei Bilder des nativen Blattes, einmal eins der zahlreichen Trichome, und dann einige Spaltöffnungen. Deutlich erkennbar sind die Begleitzellen, die unregelmäßig in Form und Anzahl sind (= die Stomata sind anomozytisch)

Bild 15 (DIC)


Bild 16


Und jetzt noch die Querschnitte des Blattes (ebenfalls 40 µm, gefärbt nach Etzold mit FCA)

Bild 17


Auch hier sieht man die asymmetrische Blattstruktur, die "Mittelrippe" liegt zu einem Ende hin verschoben (siehe auch die Blattübersicht)

Dann noch zwei Detailaufnahmen (40x, Ausschnitt)

Bild 18


Der Seidenbaum verfügt über ein eindrucksvolles Palisadenparenchym als Ausdruck kräftiger Photosynthese

Bild 19


Zum Abschluss noch das Blatt im polarisierten Licht

Bild 20


Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.

[Jürgen Boschert]

Lieber Peter,

einfach großartig. Es macht einfach Spaß, Deine Beiträge zu lesen, danke!

Übrigens: Bild 2 und 5 erinnern sehr an das Konterfei der Figur Thaddäus aus der Trickfilmserie SpongeBob.

[Peter T.]

Lieber Jürgen,

ganz herzlichen Dank für Deine freundlichen Worte, das freut mich sehr!

Bei Bild 2 und 5 hatte ich selbst die Assoziation "Totenkopf". Da ist mir Dein Thaddäus lieber (obwohl der immer so griesgrämig ist). 

Beste Grüße

Peter

[Hans-Jürgen Koch]

Lieber Peter,

den Seidenbaum habe ich noch nie gesehen.
Interessanter Beitrag mit gelungenen Schnitten und Färbungen.

Gruß
Hans-Jürgen

[Peter T.]

Lieber Hans-Jürgen,

auch Dir herzlichen Dank für Dein Interesse und Dein Lob!

[anne]

Lieber Peter,
dieser Baum ist mit erst vor kurzem in Budapest direkt vor der Markthalle aufgefallen. Er stand in voller Blüte.
Danke für den tollen Beitrag.
lG
anne

[Peter T.]

Liebe Anne,

das ist wirklich ein ziemlich auffälliger Baum, irgendwie crazy.

Vielen Dank für Deine Ermunterung!