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sterilisation mit mikrowelle

Begonnen von güntherdorn, März 22, 2024, 06:55:06 VORMITTAG

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güntherdorn

hallöchen,

sterilisation meiner petrieschalen (ohne nährboden!) in der mikrowelle.

seit vielen jahren sterilisiere ich meine petrieschalen in der mikrowelle bei 850W 5min.lang.
erst 1 (von über 100) oberteilen ging dabei zu bruck. es hatte nur einen riss.
ich wollte mir mal ein mikroskopisches bild der keim-zerstörung machen, und zeige hier
2 fotos vom gefärbten speichel nebeneinander als screenshot.
deutlich ist die zerstörung der zellkerne und der keime (rechts=nachher) sichtbar.
diese form der sterilisation funzt natürlich nur bei glas, da es sich obendrein noch deutlich
erhitzt (bis geschätzt 200°C). ich entnehme die offen-schräg-aufliegenden petrieschalen
erst nach abkühlen geschlossen aus der mikrowelle.
allein aus zeit- u. aufwandgründen bin ich auf diese "5 min.-sterilisation" gekommen!

auch meine fleischextrakt-nährböden sterilisiere ich fraktioniert (=mehrfach erhitzt)
in der mikrowelle bis kurz vorm hoch-kochen im erlmeyer-kolben mit wattestopfen.
inzwischen verwende ich auch warm-filtrierte knorr-klare fleischbrühe.
bei mir wachsen alle möglichen farblosen und bunten bak´s und pilze (je nach pH) drauf ;)

ciao,
güntherdorn
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

Michael L.

Hallo Günther,

danke für diesen Ansatz, interessante Methode. Wie lange bleibt der Nährboden frei von Mikroorganismen wenn Du einen Test ohne Beimpfung machst und sind die Glutamat-Brühwürfel wirklich ein Ersatz für echten Fleischextrakt, wäre ja genial einfach aber da habe ich echt Zweifel.

Viele Grüße

Michael

dicentra

#2
Hallo Michael,

nein, die von Günther verwendete haushaltsüblichen Brühenpulver sind kein Ersatz für Fleischextrakt.
Fleischextrakt, wie er in der Mikrobiologie verwendet wird, darf keine Kohlenhydrate enthalten (die werden bei Knorr, Maggi & Co. in Form von Zuckern sogar extra zugesetzt!) und dient vornehmlich als Stickstoff-, Vitamin-B-, und Mineralstoffquelle für die Bakterien. Man kann damit selektive Medien herstellen, auf denen nur definierte Organismengruppen wachsen.

Brühpulver wurden entwickelt um unter Gewinnmaximierung und Berücksichtigung des Kundengeschmacks aus möglichst wenig Fleisch (dem teuersten Bestandteil) maximale Produktmenge erzeugen zu können. Daher sind Brühen immer mit Geschmacksverstärkern (Glutamat oder Hefextrakt) angereichet, es ist Fett enthalten und natürlich eine unspezifizierte Menge an Gewürzen, die alle auch Nährstoffe enthalten. Fleischextrakt für die Mikrobiologie wird durch Eindampfen der filtrierten Brühe gewonnen, die entsteht, wenn man vorverdautes Muskelfleisch bei weniger als 100°C extrahiert.

Bei der Verwendung von Brühen hat man ein so nährstoffreiches Medium, dass insbesondere "Allesfresser" schnell wachsen und die meist langsamer wachsenden Spezialisten überwuchern bzw. verhindert der Nährstoffreichtum aus unterschiedlichen Gründen, dass diese überhaupt anwachsen.
Es ist also so in etwa wie bei Blumenerden: niemand käme auf die Idee Orchideen in Tomatenerde zu pflanzen, da sind auch viel zu viele Nährstoffe drin.

Für den "Hausgebrauch" ist es aber allemal geeignet. Nur sollte man sich bewusst sein, sich in einem Bereich zu bewegen, der Krankheitserregern die Möglichkeit zur Vermehrung bietet und entsprechendes Gefährdungspotential hat und dann auch noch schnell in den Regelungen des 9. Abschnitts des IfSG landet.

Grüße vom
Oli

P.S.: Günthers Methode wird auch bereits in Laboren eingesetzt. Die Mikrowellen-Sterilisation ist so effektiv, dass sie soagr zur Entsorgung infektiöser Abfälle in einer Art Riesen-Mikrowelle genutzt wird.

Peter_le

Hallo,

Mir fällt dazu ein: Hefeextrakt ist eine häufige Zutat von Nähemedien. Und: irgendwas wächst immer.

@Günther, was meinst du mit fraktioniert? Tyndallisieren oder einfach mehrmals nacheinander auf Start drücken für eine gleichmäßige Erhitzung?


Klare Grüße von mir und meinem Nährboden für mich
Peter



Am Rande: die Alnatura Rinderbrühe enthält auch wenig Fleisch, ich habe es noch nicht ausgerechnet, aber mir kommt es so vor als wäre sie vom Preis/Fleisch-Verhältnis günstig.

güntherdorn

#4
interessant, dass alle antworten sich auf die nebensache der nährböden stürzen!
diese nährböden beruhen eigentlich auf dem aufwändigen verfahren, fleisch auszukochen usw...
jeder verwendet seinen nährboden, ggf. auch selektive, klar.
es gibt auch anhänger "chemischer" die aus 50 verschiedenen substanzen gemischt werden.
ich liege mit meinen bei etwa neutralem ph, das reicht mir als einfachen "standard".
wenn ich den wert verändern will, nehme ich soda, was ich mal einer fachteitschrift
entnommen habe.
fraktionieren ist übrigens 3 tage hintereinander bis zum kochen erhitzen. erst beim letzten mal
auf ca.40-50°C abgekühlt, in petrieschalen ausgiessen. lt. "mikroskopie im alltag" glaub´ ich.
ich mache zur sicherheit gelegentlich eine schale ohne beimpfung...noch nie ist was gewachsen.
im erlmeyerkolben kann ich den nährboden 1-2 monate im kühlschrank aufbewahren, doch zur
sicherheit koche ich ihn (auch zum ausgiessen) noch 1x auf. ich gebe zuvor noch etwas wasser zu.

nährboden-spezialisten: habt ihr das hauptthema überhaupt gelesen?  ;)

ciao,
güntherdorn
- gerne per du -
günther dorn
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Tommmy

Die Sterilisation mit Mikrowellen hat zu keinem Zeitpunkt in der Praxis eine Rolle gespielt und es ist fraglich, was hier den "nicht sicher nachgewiesenen" Effekt der Sterilisation ausgeführt hat, wahrscheinlich nur die sekundäre Erhitzung Eine sichere Sterilisation lässt sich in jedem Haushalt mittels Hitzesterilisation im Backofen bei 180°C bei einer Dauer von 2 Stunden durchführen, geeignet für alle hitzestabilen Materialien. Auch ein Schnellkochtopf ist in fast jedem Haushalt vorhanden, mit dem man sicher dampfsterilisieren kann, hier auch alle hitzeempfindlichen Materialien sowie auch einmalig die Nährlösungen. Die Betonung liegt hier auf SICHER, eine Tyndallisierung ist keine Sterilisation!
In der Industrie wird noch die Sterilisation mit dem hochgiftigen Etylenoxyd, kurz EO durchgeführt, möglich ist auch der Einsatz von Formaldehyd. Auch die Strahlensterilisation ist einfach und sicher.

Die Frage ist für mich: Warum nicht gleich sichere und erprobte Methoden der Sterilisation verwenden?
Ebay bietet hier wirklich günstige Autoklaven an, zB. von Melag.

Zum Thema "Nachweis der Sterilität": Besser als der Pseudonachweis des zerstörten Zellkerns ist ein Test mit Sporenpaketen. Diese kann man käuflich erwerben oder noch einfacher und praktisch das Selbe in Grün ist ein kleines gepacktes Paket mit Gartenerde. Dieses sterilisiert man dann einfach zum Test mit und bringt es auf Nähragarplatten aus.

Zum Thema Nährböden: Es gibt wirklich ein Vielzahl von alter Literatur, in dem die Herstellung von NAP beschrieben wird. Oft ist die Grundlage eine aus magerem Pferdefleisch bereitete Abkochung, der dann noch verschiedene Zusatzstoffe beigegeben werden. Diese Methode ist ausgesprochen billig und einfach. Die käuflichen Fleischextrakte der Biochemielieferanten sind schweineteuer, wenn auch sehr einfach in der Anwendung. Die für den menschlichen Genuss vertriebenen Fleischextraktswürfel sind definitiv für die Bakteriologie völlig ungeeignet.

ChristianS

Ich hätte eine Frage zu Glutamat oder besser Glutaminsäure?

In Chemie kenne ich mich kaum aus, weiß aber dass Glutaminsäure Salze und Carbonsäureesther bildet, die wir eben Glutamat nennen.

Was passiert denn eigentlich wenn ich Glutamat in Wasser löse? Bildet sich wieder eine Säure? Oder doch eher ein Salz? Ich bin etwas verwirrt...
Verwendete Geräte:

Leitz Orthoplan

Kameras:

Canon Eos 650d
Nikon Z5

K. B.

Hallo Güntherdorn,

für Petrischalen nutze ich die Mikrowelle zwar nicht direkt, aber wenn ich Nährböden zum direktgebrauch ausgieße, dann nehme ich das Nährpulver mit Destwasser und koche den Nährboden nur 2x in der Mikrowelle bis zum schäumen auf und gieße dann direkt die Platten.
Ich hatte dabei noch nie Probleme mit Kontis und selbst wenn ich die Nährböden nicht direkt verbrauche halten die sich bei 8°C noch einige Monate.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP